Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма

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Zwanzig Jahre nachher - Александр Дюма


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Rolle bringen zu lassen- die er spielte, und ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, warf er sich in die Arme des Helvetiers, der ihn mit großer Kälte gewähren ließ.

      »Wer ist dieser Mensch?« fragte dieser.

      Die Wirthin antwortete nur mit krampfhaften Zuckungen.

      »Wer ist dieser Schweizer?« fragte D’Artagnan.

      »Der Herr will mich heirathen,« antwortete die Wirthin zwischen zwei Krämpfen.

      »Euer Gatte ist also endlich gestorben?«

      »Was geht das Euch an?« entgegnete der Schweizer.

      »Es geht mich viel an?« sprach d’Artagnan, »insofern Ihr diese Frau ohne meine Einwilligung nicht heirathen könnt, und insofern …«

      »Und insofern?« fragte der Schweizer.

      »Und insofern ich sie nicht gehe, antwortete der Musketier.«

      Der Schweizer wurde purpurroth, wie eine Gichtrose. Er trug seine schöne mit Gold besetzte Uniform; D’Artagnan war in eine Art von grauem Mantel gehüllt. Der Schweizer maß sechs Fuß; D’Artagnan kaum über fünf. Der Schweizer glaubte sich zu Hause; d’Artagnan erschien ihm als ein Eindringling.«

      »Wollt Ihr Euch wohl von hier entfernen?« sagte der Schweizer und stampfte heftig mit dem Fuße, wie ein Mensch, der im Ernste zornig zu werden anfängt.

      »Ich? Keineswegs,« sagte d’Artagnan.

      »Aber man braucht nur Wache herbeizuholen!« rief ein Kellner, der nicht begreifen konnte, wie es dieser kleine Mensch wagte, dem so großen Manne den Platz streitig zu machen.

      »Du,« sagte D’Artagnan, den der Zorn ebenfalls an den Haaren zu fassen anfing, indem er den Kellner beim Ohre nahm. »Du bleibst auf dieser Stelle, oder ich reiße Dir aus, was ich in der Hand halte. Ihr aber, erhobener Abkömmling von Wilhelm Tell, Ihr macht einen Pack aus Euren Kleidern, die in meinem Zimmer sind und mich belästigen, und sucht Euch schleunigst eine andere Herberge auf.«

      Der Schweizer brach in ein schallendes Gelächter aus.

      »Ich, gehen!« sagte er, »und warum?«

      »Ah, das ist gut,« erwiderte d’Artagnan, »ich sehe, daß Ihr das Französische versteht. Dann macht einen Gang mit mir, und ich werde Euch das Uebrige erklären.«

      Die Wirthin, welche d’Artagnan als eine feine Klinge kannte, fing an zu weinen und sich die Haare auszuraufen.«

      D’Artagnan wandte sich nach der Seite der schonen Thränenreichen um und sagte:

      »So schickt ihn fort, Madame.«

      »Bah!« versetzte der Schweizer, der einer gewissen Zeit bedurft hatte, um sich Rechenschaft von dem Vorschlage d’Artagnan‘s zu geben, »bah! Ihr seid ein Narr, daß Ihr mir zumuthet, einen Gang mit Euch zu machen.«

      »Ich bin Lieutenant bei den Musketieren Seiner Majestät,« sprach d’Artagnan, »und stehe folglich in jeder Beziehung über Euch. Nur handelt es sich hier nicht um den Grad sondern um Einquartierungsbillets, und Ihr kennt den Gebraucht holt das Eurige, und wer zuerst zurück ist, nimmt sein Zimmer wieder hier ein.«

      D’Artagnan führte den Schweizer fort, trotz der Wehklagen der Wirthin, die ihr Herz wieder zu ihrer alten Liebe sich hinneigen fühlte, aber nicht ungerne dem stolzen Musketier eine Lection gegeben haben würde, der ihr die Schmach angethan hatte, ihre Hand auszuschlagen.

      Die zwei Gegner gingen geradezu nach den Fossés Montmartre. Es war Nacht, als sie dieselben erreichten. D’Artagnan bat den Schweizer höflich, ihm das Zimmer abzutreten und nicht mehr zurückzukommen.

      Dieser weigerte sich mit einem Zeichen des Kopfes und zog seinen Degen.«

      »Dann werdet Ihr hier ruhen,« sprach d’Artagnan. »Es ist eine häßliche Lagerstätte, aber das ist nicht mein Fehler, denn Ihr habt es so gewollt.«

      Bei diesen Worten zog er ebenfalls vom Leder und kreuzte den Degen mit seinem Gegner.

      Er hatte es mit einer rauhen Faust zu thun, aber seine Geschmeidigkeit war über jede Kraft erhaben. Der Stoßdegen des Schweizers fand nie den des Musketiers. Der Schweizer erhielt zwei Degenstiche und nahm es Anfangs nicht wahr; plötzlich aber nöthigten ihn der Blutverlust und die Schwäche, welche dieser zur Folge hatte, sich zu setzen.

      »Seht!« sprach D’Artagnan, »hab’ ich es Euch nicht vorher gesagt? Ihr seid nun weit vorgerückt, Ihr halsstarriger Mensch. Zum Glücke habt Ihr nur für vierzehn Tage. Bleibt hier und ich werde Euch Eure Kleider durch den Aufwärter schicken. Auf Wiedersehen! Doch, halt! quartiert Euch in der, Rue Montorgueil in der spielenden Katze ein. Ihr bekommt dort vortreffliche Kost, wenn es immer noch dieselbe Wirthin ist. Adieu!«

      Und hiernach kehrte er ganz heiter in die Wohnung zurück und schickte wirklich die Kleider dem Schweizer, welchen der Aufwärter auf demselben Platze sitzend, wo ihn D’Artagnan gelassen hatte, und noch ganz verblüfft über das lecke Benehmen seines Gegners fand.

      Der Aufwärter, die Wirthin und das ganze Haus legten gegen d’Artagnan die Achtung an den Tag, die man Herkules zollen würde, wenn er auf die Erde zurückkäme, um seine zwölf Arbeiten wieder zu beginnen.«

      Als er aber mit der Wirthin allein war, sagte er: »Nun schöne Madeleine, Ihr wißt, welcher Unterschied zwischen einem Schweizer und einem Edelmann stattfindet, Ihr aber habt Euch wie eine Schenkwirthin benommen. Desto schlimmer für Euch; denn unter diesen Umständen verliert Ihr meine Achtung und meine Kundschaft. Ich habe den Schweizer fortgejagt, um Euch zu demüthigen; aber ich werde nicht hier wohnen. Ich nehme mein Lager nicht da, wo ich verachte. Holla! Aufwärter! Man bringe mein Felleisen in die Liebestonne, Rue des Bourdonnais. Gott befohlen, Madame!«

      D’Artagnan war, wie es scheint, während er diese Worte sprach, zugleich majestätisch und rührend. Die Wirthin warf sich ihm zu Füßen, bat ihn um Verzeihung und hielt ihn mit süßer Gewalt zurück. Was soll ich noch mehr sagend Der Bratspieß drehte sich, der Ofen summte, die schöne Madeleine weinte: D’Artagnan fühlte, wie sich Hunger, Kälte und Liebe zu gleicher Zeit wieder in ihm regten: er vergab, und nachdem er vergeben hatte, blieb er. So kam es, daß d’Artagnan in der Rue Tiquetonne, in der Herberge zur Rehziege wohnte.«

       VII

      D’Artagnan ist in Verlegenheit, aber einer von unsern alten Bekannten kommt ihm zu Hilfe

      D’Artagnan kehrte also, ganz in Gedanken versunken, zurück; er fand ein lebhaftes Vergnügen daran, den Sack des Cardinal Mazarin zu tragen, und dachte an den schönen Diamant, der ihm gehört, und den er einen Augenblick an dem Finger des ersten Ministers hatte glänzen sehen.

      »Wenn dieser Diamant je wieder in meine Hände fiele,« sagte er,« so würde ich ihn sogleich zu Geld machen. Ich kaufte mir einige Grundstücke in der Umgebung des Schlosses meines Vaters, das ein hübsches Wohngebäude ist, als Zugehör aber nichts hat, als einen Garten, der kaum so groß ist, wie der Cimetière des Innocens, und dort würde ich in meiner Majestät warten, bis irgend eine reiche Erbin mich heirathete; dann hätte ich drei Knaben: aus dem einen würde ich einen vornehmen Herrn wie Athos, aus dem zweiten einen schönen Soldaten wie Porthos, und aus dem dritten einen leutseligen Abbé wie Aramis machen. Meiner Treue das wäre viel mehr Werth, als das Leben, das ich führe. Aber Monsignore Mazarin ist ein Filz, der sich seines Diamanten nicht zu meinen Gunsten entäußern wird.«

      Was würde D’Artagnan gesagt haben, wenn er gewußt hätte, daß dieser Diamant von der Königin Mazarin anvertraut worden war, damit er ihm denselben zurückgebe.

      Als er in die Rue Tiquetonne kam, bemerkte er daß ein großer Lärmen stattfand, und er sah eine beträchtliche Zusammenrottung in der Gegend seiner Wohnung.

      »Oh! oh!« sprach er, »sollte Feuer im Hotel zur Rehziege ausgebrochen sein, oder wäre der Mann der schönen Madeleine wirklich zurückgekommen?«

      Es war weder das Eine nach das Andere: als d’Artagnan sich näherte, sah er, daß die Zusammenrottung nicht vor seinem Gasthofe, sondern vor dem benachbarten Hause stattfand. Man stieß ein gewaltiges Geschrei aus, man lief mit Fackeln


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