Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма

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Zwanzig Jahre nachher - Александр Дюма


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Mazarin sehr schlecht genährt. Kostet dieses Ripchen, mein lieber d’Artagnan, es ist von meinen Schöpfen.«

      »Ihr habt zarte Schöpfen,« sagte d’Artagnan, »und ich beglückwünsche Euch dazu.«

      »Ja, man weidet sie auf meinen Wiesen, welche vortrefflich sind.«

      »Gebt mir noch mehr davon.«

      »Nein, nehmt lieber von diesem Hasen, den ich gestern in einem von meinen Gehegen erlegt habe.«

      »Ah, den Teufel, welch ein Geschmack! Es scheint, Ihr füttert Eure Hasen nur mit Quendel.«

      »Und was denkt Ihr von meinem Wein?« fragte Porthos. »Nicht wahr, er ist angenehm?«

      »Er ist köstlich.«

      »Es ist Wein aus der Gegend.«

      »Wirklich?«

      »Ja, ein kleiner Weingarten gegen Süden, da unten auf meinem Berge. Er trägt zwanzig Tonnen.«

      »Das ist ja eine wahre Weinlese.«

      »Porthos stieß einen fünften Seufzer aus. D’Artagnan hatte die Seufzer von Porthos gezählt.

      »Mein Freund,« sagte er, begierig das Räthsel zu ergründen, »man sollte glauben, es betrübe Euch etwas. Solltet Ihr leidend sein? … Ist diese Gesundheit … «

      »Vortrefflich, besser als je. Ich würde einen Ochsen mit einem Faustschlage tödten.«

      »Familienkummer also?«

      »Familienkummer? zum Glücke habe ich nur mich auf dieser Welt.«

      »Was wacht Euch denn seufzen?«

      »Mein Lieber,« sagte Porthos, »ich werde offenherzig gegen Euch seine ich bin nicht glücklich.«

      »Ihr nicht glücklich, Porthos? Ihr, der Ihr ein Schloß, Wiesgründe, Berge, Wälder besitzt; Ihr, der Ihr vierzigtausend Livres Renten habt, Ihr seid nicht glücklich?«

      »Mein Lieber, ich habe Alles dies, es ist wahr, aber; ich bin allein mitten unter diesen Dingen.«

      »Ah, ich begreife, Ihr seid von Schluckern umgeben, die Ihr nicht ansehen könnt, ohne daß es Euch graut.«

      Porthos erbleichte leicht und leerte ein ungeheures Glas von seinem eigenen Weinberg.

      »Nein,« sagte er, »im Gegentheil; denkt Euch, es sind Dorfjunker, welche alle Grund und Boden zu besitzen, und von Pharamond, Karl dem Großen oder wenigstens Hugo Capet abzustammen behaupten. Im Anfang war ich der zuletzt Gekommene und mußte mich folglich ihnen nähern; ich that es; aber Ihr wißt, Madame du Vallon …«

      Als Porthos diese Worte sprach, schien er mit Mühe seinen Speichel zu verschlucken.«

      »… Madame du Vallon,« fuhr er fort, »war von zweifelhaftem Adel. Sie hatte in erster Ehe (ich glaube Euch nichts Neues mitzuteilen, d’Artagnan) einen Procurator geheirathet. Sie fanden das ekelhaft. Sie haben gesagt ekelhaft. Ihr begreift, das war ein Wort, um dreißigtausend Mann umbringen zu machen. Ich habe zwei getödtet; das bewog die Andern, zu schweigen. Ich wurde dadurch aber nicht ihr Freund. Auf diese Weise habe ich keine Gesellschaft mehr, ich lebe allein, ich langweile mich, ich kümmere mich ab.«

      D’Artagnan lächeltet er sah den Fehler am Küraß und schickte sich zum Stoße an.

      »Nun aber,« sagte er, »seid Ihr für Euch allein und Eure Frau kann Euch nicht mehr Eintrag thun.«

      »Ja, aber Ihr begreift, da ich nicht von geschichtlichem Adel bin, wie die Coucy, welche sich damit begnügen, Sires zu sein, und die Rohan, die keine Herzöge sein wollten, so haben alle diese Leute, welche Vicomtes oder Grafen sind, den Vortritt vor mir in der Kirche, bei öffentlichen Feierlichkeiten überall, und ich kann nichts dagegen sagen. Wäre ich nur …«

      »Baron, nicht wahr?« sprach d’Artagnan, den Satz seines Freundes vollendend.

      »Ah!« rief Porthos, dessen Züge sich ausdehnten, »ah, wenn ich Baron wäre!«

      »Gut!« dachte d’Artagnan, »es wird mir gelingen.«

      Dann fügte er laut bei:

      »Wohl, mein lieber Freund, Ihr wünscht, ich möchte Euch heute diesen Titel bringen?«

      Porthos machte einen Sprung, der den ganzen Saal erschütterte. Mehrere Flaschen verloren das Gleichgewicht, fielen auf den Boden und zerbrachen. Mousqueton lief bei dem Geräusche herbei, und man erblickte in der Perspective Planchet mit vollem Munde und die Serviette in der Hand.

      »Monseigneur ruft mich?« fragte Mousqueton.

      Porthos machte ein Zeichen mit der Hand und Mousqueton sammelte die Scherben von den Flaschen.

      »Ich sehe mit Vergnügen,« sagte d’Artagnan, »daß Ihr diesen braven Burschen immer noch bei Euch habt.«

      »Er ist mein Intendant,« erwiderte Porthos; dann die Achseln zuckend: »Der Junge hat seine Geschäfte gemacht, man sieht es wohl; aber,« fuhr er leise fort, »er ist sehr anhänglich an mich und würde mich um keinen Preis der Welt verlassen.«

      »Und er nennt ihn Monseigneur,« dachte d’Artagnan.

      »Tretet ab, Mouston,« sagte Porthos.

      »Ihr nennt ihn Mouston? Ah, ja, zur Abkürzung: Mousqueton war zu lang zum Aussprechen.«

      »Allerdings,« sagte Porthos, und dann roch das auf eine Meile nach dem Quartiermeister. »Aber wir sprachen von Geschäften, als dieser Bursche eintrat …«

      »Ja,« erwiderte d’Artagnan, verschieben wir jedoch dieses Gespräch auf später. Eure Leute könnten etwas argwöhnen; es gibt vielleicht Spione in der Gegend, Ihr errathet, Porthos, es handelt sich um sehr wichtige Dinge.«

      »Den Teufel,« rief Porthos. Nun, so wollen wir zur Verdauung in meinem Parke spazieren gehen.«

      »Sehr gerne.«

      Und als Beide hinreichend gefrühstückt hatten, machten sie einen Gang in einen herrlichen Garten. Allen von Kastenienbäumen und Linden schlossen einen Raum von wenigstens dreißig Morgen ein. Um die dicht verwachsenen Gebüsche sah man Kaninchen laufen, welche von Zeit zu Zeit spielend unter dem hohen Grase verschwanden.

      »Meiner Treue,« rief d’Artagnan, »der Pack entspricht allem Uebrigen und wenn es so viele Fische in Eurem Teiche, als Kaninchen in Euren Gehegen gibt, so seid Ihr ein glücklicher Mann, mein lieber Porthos, vorausgesetzt, Ihr habt den Geschmack für die Jagd bewahrt und den für die Fischerei erhalten.«

      »Mein Freund,« erwiderte Porthos, »ich überlasse die Fischerei Mousqueton; das ist ein Vergnügen für gemeine Leute. Aber ich jage zuweilen, das heißt, wenn ich mich langweile, setze ich mich auf eine von diesen Marmorbänken, lasse mir meine Flinte bringen, Gredinet, meinen Lieblingshund, herbeiführen und schieße Kaninchen.«

      »Das ist sehr unterhaltend,« sprach d’Artagnan.

      »Ja,« antwortete Porthos mit einem Seufzer, »das ist sehr unterhaltend.«

      D’Artagnan zählte die Seufzer nicht mehr.

      »Dann sucht Gredinet die Kaninchen,« fügte Porthos bei, »und bringt sie dem Koch; er ist dazu dressiert.«

      »Ach, das vortreffliche Thier!« rief d’Artagnan.«

      »Lassen wir Gredinet,« versetzte Porthos, »ich schenke ihn Euch, wenn Ihr ihn haben wollt, denn ich werde desselben überdrüssig, und kehren wir zu unserer Angelegenheit zurück.«

      »Mit Vergnügen,« sprach d’Artagnan. »Nur sage ich Euch, lieber Freund, damit Ihr nicht behauptet, ich habe Euch als Verräther überfallen, Ihr müßt Euer Leben völlig verändern.«

      »Wie so?«

      »Ihr müßt den Harnisch wieder nehmen, den Degen umschnallen, Abenteuer nachlaufen, etwas Fleisch auf den Straßen lassen, wie in vergangenen Zeiten; Ihr wißt unsere Art und Weise von ehemals.«

      »Ah, Teufel!« rief Porthos.

      »Ja,« ich begreife, Ihr seid verweichlicht, Ihr habt Bauch bekommen und die Faust hat nicht mehr die


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