Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма

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Zwanzig Jahre nachher - Александр Дюма


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Athos fort. »Ich vollende Euren Satz, mein Freund, Ja oder nein, ich habe keine Gewissensbisse, weil jene Frau, wie ich glaube, die Strafe verdiente, die sie ausstehen mußte. Ich habe keine Gewissensbisse, denn, wenn wir sie hätten leben lassen, so würde sie ohne Zweifel ihr Zerstörungswerk fortgesetzt haben; damit ist aber nicht gesagt, mein Freund, ich hege die Ueberzeugung, wir seien berechtigt gewesen, das zu thun, was wir thaten. Vielleicht heischt jedes vergossene Blut eine Sühnung; sie hat die ihrige vollendet, möglicher Weise kommt die Reihe auch noch an uns, sie zu vollenden.«

      »Zuweilen dachte ich wie Ihr, Athos.«

      »Sie hatte einen Sohn, diese Frau?«

      »Ja.«

      »Habt Ihr von ihm sprechen hören?«

      »Nie.«

      »Er muß drei und zwanzig Jahre alt sein,« murmelte Athos. »Ich denke oft an diesen jungen Mann, d’Artagnan.«

      »Das ist sonderbar. Ich hatte ihn vergessen.«

      Athos lächelt schwermüthig.

      »Und Lord Winter, habt Ihr Nachricht von ihm?«

      »Ich weiß, daß er bei Karl I. sehr in Gunst war.«

      »Er wird seinem Glücke gefolgt sein, und dieses ist jetzt schlecht. Halt d’Artagnan,« fuhr Athos fort, »das gehört zu dem, was ich Euch so eben sagte: er ließ das Blut von Strafford vergießen; Blut heischt Blut. Und die Königin?«

      »Welche Königin?«

      »Frau Henriette von England, die Tochter von Heinrich IV.?«

      »Sie ist im Louvre, wie Ihr wißt.«

      »Ja, wo es ihr an Miene gebricht, nicht wahr? Während der großen Kälte tu diesem Winter war ihre kranke Tochter, wie man mir gesagt hat, in Ermangelung von Holz genöthigt, im Bette liegen, zu bleiben. Begreift ihr das?« fügte Athos die Achseln zuckend bei. »Die Tochter von Heinrich IV. schnatternd, weit es ihr an Holz gebricht! Warum hat sie nicht den Ersten, Besten von uns um Gastfreundschaft gebeten, statt Mazarin darum zu bitten! es würde ihr an nichts gefehlt haben.«

      ,,Kennt Ihr sie denn, Athos?«

      »Nein, meine Mutter hat sie als Kind gesehen. Habe ich Euch nie gesagt, dass meine Mutter Ehrendame von Maria von Medicis gewesen ist.«

      »Nie. Ihr sprecht von dergleichen Dingen nicht.«

      »Ah! mein Gott, doch, wie Ihr seht,« versetzte Athos, »aber es muß sich eine Gelegenheit dazu bieten.«

      »Porthos würde nicht so geduldig warten,« sagte d’Artagnan lächelnd.«

      »Jeder hat seine eigene Natur, mein lieber d’Artagnan. »Porthos besitzt trotz einiger Eitelkeit vortreffliche Eigenschaften. Habt Ihr ihn wiedergesehen?«

      »Ich verließ ihn vor fünf Tagen,« antwortete d’Artagnan.«

      Und nun erzählte er mit dem Erguß seiner gascogenischen Laune alle Herrlichkeiten von Porthos in seinem Schlosse Pierrefonds, und während er seinen Freund durchsiebte, schoß er zugleich zwei bis drei Pfeile auf die Geschicklichkeit des vortrefflichen Herrn Mouston ab.

      »Ich bewundere,« sprach Athos, lächelnd über diese Heiterkeit, die ihn an ihre schönen Tage erinnerte, »ich bewundere, daß wir durch Zufall eine Gesellschaft von Männern gebildet haben, welche trotz einer zwanzigjährigen Trennung noch so eng mit einander verbunden sind. Die Freundschaft schlägt tiefe Wurzeln in redlichen Herzen, d’Artagnan; glaubt mir, nur schlechte Menschen leugnen die Freundschaft, weil sie dieselbe nicht kennen. Und Aramis?«

      »Ich habe ihn auch gesehen,« antwortete d’Artagnan, »er ist mir sehr kalt vorgekommen.«

      »Ah! Ihr habt ihn auch gesehen,« versetzte Athos, d’Artagnan mit seinen forschenden Augen anschauend. »Aber Ihr macht eine wahre Pilgerfahrt nach dem Tempel der Freundschaft, wie die Dichter sagen würden.«

      »Allerdings,« erwiderte d’Artagnan verlegen.

      »Aramis, wie Ihr wißt,« fuhr Athos fort, »ist von Natur kalt; dann ist er immer in Weiberintriguen verwickelt.«

      »Ich glaube, gerade in diesem Augenblick in eine sehr ausgedehnte,« sprach d’Artagnan.

      Athos antwortete nicht.

      »Er ist neugierig,« dachte d’Artagnan.

      Athos antwortete nicht nur nicht, sondern er gab auch dem Gespräche eine andere Richtung.«

      »Ihr seht,« sagte er, indem er d’Artagnan darauf aufmerksam machte, daß sie nach einem Spaziergang von einer Stunde zu dem Schlosse zurückgekommen waren; »wir haben die Runde auf allen meinen Besitzungen gemacht.«

      »Alles ist hier reizend, und besonders hat Alles ein adeliges Aussehen,« erwiderte d’Artagnan.

      In diesem Augenblick hätte man den Tritt eines Pferdes.

      »Raoul kehrt zurück,« sprach Athos, »wir bekommen Nachricht von der armen Kleinen.«

      Der junge Mensch erschien wirklich an dem Gitter und ritt ganz mit Staub bedeckt in den Hof ein, sprang dann von seinem Pferde, das er den Händen einen Knechtes überließ, und begrüßte den Grafen und d’Artagnan mit ehrfurchtsvoller Höflichkeit.

      »Dieser Herr,« sagte Athos, seine Hand auf die Schulter von d’Artagnan legend, dieser Herr ist d’Artagnan, von dem Du mich so oft sprechen hörtest, Raoul.«

      »Gnädiger Herr,« sprach Raoul, sich abermals und noch tiefer verbeugend, »der Herr Graf hat Euren Namen mir als Beispiel genannt, so oft er einen unerschrockenem hochherzigen Edelmann bezeichnen wollte.«

      Diesen kleine Kompliment machte einen angenehmen Eindruck auf d’Artagnan, sein Herz gerieth in eine sanfte; Bewegung; er reichte Raoul eine Hand und sprach:

      »Alle Lobeserhebungen, die man mir spenden mag, müssen auf den Herrn Grafen zurückgehen, denn er hat meine Erziehung in allen Dingen gemacht, und es ist nicht sein Fehler, wenn sie der Zögling schlecht benützte. Aber ich bin überzeugt, es wird ihm bei Euch besser gelingen. Ich liebe Euere Erscheinung, Raoul, und Euere Artigkeit hat mich gerührt.«

      Athos war unbeschreiblich entzückt; er schaute d’Artagnan dankbar an und heftete dann auf Raoul jenes seltsame Lächeln, worauf die Jünglinge stolz sind, wenn sie es erschauen.

      »Nun,« sagte d’Artagnan zu sich selbst, denn das stumme Mienenspiel war ihm nicht entgangen, »nun bin ich meiner Sache gewiß.«

      »Laßt hören,« sprach Athos, »der Unfall wird hoffentlich keine Folge haben?«

      »Man weiß es noch nicht, Herr, der Arzt konnte wegen der Geschwulst nichts sagen; er fürchtet jedoch, es werde ein Nerv verletzt sein.«

      »Ihr seid nicht länger bei Frau von Saint-Remy geblieben?«

      »Ich hatte bange, zur Stunde Euren Abendbrods nicht zurück zu sein,« erwiderte Raoul, »und Euch folglich warten zu lassen.«

      In diesem Augenblick meldete ein kleiner Junge, halb Bauer halb Lackei, das Abendbrod sei aufgetragen.

      Athos führte seinen Gast in einen sehr einfachen Speisesaal, dessen Fenster jedoch auf der einen Seite nach dem Garten, auf der andern nach einem Gewächshause gingen, in welchem herrliche Pflanzen blühten.

      D’Artagnan warf einen Blick auf den Tisch; das Geschirr war prachtvoll; man sah, es war von dem alten Silberzeug der Familie. Auf einem Schenktische stand eine wundervolle silberne Wasserkanne. d’Artagnan blieb stehen, um sie zu betrachten.

      »Oh! das ist göttlich gearbeitet,« rief er.

      »Ja,« erwiderte Athos, »es ist ein Meisterwerk von einem großen florentinischen Künstler, Namens Benvenuto Cellini.«

      »Und die Schlacht, die es vorstellt?«

      »Ist die Schlacht von Marignan. Es ist der Augenblick, wo einer meiner Ahnen sein Schwert Franz I. gibt, der das seinige zerbrochen hat. Bei dieser Gelegenheit wurde Enguerrand de la Fère, mein Ahnherr, Ritter vom Sankt Michaels-Orden. Fünfzehn Jahre später gab ihm der König, denn er hatte nicht vergessen, daß er noch drei Stunden mit dem Schwerte


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