Ehe Er Fühlt. Блейк ПирÑ
Читать онлайн книгу.das, was als Herz von Stateton diente.
Statetons einziges Motel war ein überraschend gut erhaltenes Gebäude, genannt das Staunton County Inn. Es hatte nur zwölf Zimmer, neun davon waren frei, als Mackenzie in die Lobby ging und ein Zimmer für die Nacht forderte. Jetzt, wo McGrath über ihre Beziehung Bescheid wusste, machten sie und Ellington sich nicht mehr länger Sorgen darum zwei Zimmer zu buchen, nur um den Schein zu wahren. Sie buchten ein Einzelzimmer mit einem Bett und nach einem stressigen Tag mit Fahrten in der Hitze, wussten sie den Moment, in dem sich die Tür hinter ihnen schloss, gut zu nutzen.
Anschließend als Mackenzie duschte, konnte sie nicht anders, als das warme Gefühl gewollt zu werden, zu schätzen. Es war mehr als das; die Tatsache, dass sie sich den Klamotten entledigt hatten, sobald sie alleine waren und Zugang zu einem Bett hatten, ließ sie sich zehn Jahre jünger fühlen. Es war ein gutes Gefühl, aber auch eins, das sie versuchte unter Kontrolle zu halten. Ja, sie genoss die Dinge mit Ellington und was immer auch zwischen ihnen passierte, es war eines der aufregendsten und vielversprechendsten Dinge, die ihr in den letzten Jahren passiert waren, aber sie wusste auch, wenn sie nicht vorsichtig genug war, könnte es ihr bei der Arbeit in die Quere kommen.
Sie spürte, dass er das auch wusste. Er riskierte dieselben Dinge wie sie: Ruf, Spott und Kummer. Obwohl sie sich neuerdings nicht sicher war, ob er sich über den Kummer Sorgen machten. Als sie ihn besser kennengelernt hatte, war sie sich sicher, dass Ellington nicht die Art von Mann war, der herumschlief oder Frauen schlecht behandelte, aber sie wusste auch, dass er gerade eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte und sehr vorsichtig mit ihrer Beziehung umging – wenn sie es so nennen konnten.
Sie bekam das Gefühl, dass Ellington nicht zu verstört wäre, wenn die Dinge zwischen ihnen endeten. Wenn es um sie ging … naja sie war sich nicht sicher, wie sie das aufnehmen würde.
Als sie aus der Dusche kam und sich abtrocknete, stand Ellington im Badezimmer. Es sah aus, als wenn er geplant hatte, mit ihr zu duschen, aber seine Chance verpasst hatte. Es schaute sie mit dem Blick an, in dem seine übliche Verschlagenheit steckte, aber auch etwas Konkretes und Stoisches – etwas, dass sie als seine “Arbeitsmiene” bezeichnete.
“Ja?”, fragte sie spielerisch.
“Morgen … Ich möchte das eigentlich nicht, aber vielleicht sollten wir uns trennen. Einer fährt nach Treston und der andere bleibt hier und arbeitet mit der einheimischen Polizei und dem Gerichtsmediziner zusammen.”
Sie lächelte, erkannte gerade, wie übereinstimmend sie manchmal sein konnten. “Ich habe gerade dasselbe gedacht.”
“Irgendwelche Vorlieben?”, fragte er.
“Nicht wirklich. Ich nehme Lynchburg und Treston. Mir macht das Fahren nichts aus.”
Sie dachte, er würde widersprechen, dass er selber fahren wollte. Sie wusste, dass er nicht so gerne fuhr, aber ihr gefiel auch der Gedanke nicht, ganz alleine zu fahren.
“Hört sich gut an”, sagte er. “Wenn wir den Tag mit neuen Informationen aus dem Heim in Treston abschließen können, mit was für Informationen auch immer wir von dem Gerichtsmediziner dort bekommen, dann können wir die Sache hier vielleicht so schnell abschließen, wie alle erwarten.”
“Hört sich gut an”, sagte sie. Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund, als sie vorbeiging.
Ein Gedanke kam ihr, als sie zurück in das Zimmer ging, einer der ihr schon fast Liebeskummer bereitete, aber nicht verleugnet werden konnte.
Was wenn er nicht dasselbe fühlt, wie ich für ihn?
Er war leicht distanziert die letzte Woche gewesen und obwohl er sein bestes getan hatte, um das vor ihr zu verstecken, hatte sie es hier und da bemerkt.
Vielleicht hatte er erkannt, wie sehr das unsere Arbeit beeinflussen konnte.
Es war ein guter Grund – ein Grund, an den sie oft genug selbst gedacht hatte. Aber sie konnte sich darüber jetzt keine Sorgen machen. Mit dem Bericht des Gerichtsmediziners, der jeden Moment kommen konnte, hatte der Fall das Potenzial recht schnell abgewickelt zu werden. Und sie wusste, wenn ihre Gedanken bei Ellington waren und was sie einander bedeuteten, dann könnte es völlig an ihr vorbeigehen.
KAPITEL SECHS
Als sie sich am folgenden Morgen trennten, war Mackenzie überrascht zu sehen, dass Ellington richtig traurig darüber zu sein schien. Er umarmte sie ein wenig länger als gewöhnlich im Motelzimmer und sah eher deprimiert aus, als sie ihn an der Stateton Polizeistation absetzte. Mit einem Winken durch die Windschutzscheibe, als er hineinging, fuhr Mackenzie zurück auf die Hauptstraße mit einer fast dreistündigen Autofahrt vor sich.
Hier in den Wäldern war das Signal auf ihrem Handy eher lau. Sie konnte keinen Anruf zu Jones zweitem potenziellen Verdächtigen, Robbie Houston machen, bis sie ca. sechzehn Kilometer außerhalb der Stateton Stadtgrenze war. Als sie endlich durchkam, antwortete er beim zweiten Klingeln.
“Hallo?”
“Spreche ich mit Robbie Huston”, fragte sie.
“Am Apparat. Wer ist da?”
“Hier ist Agentin Mackenzie White vom FBI. Ich frage mich, ob Sie Zeit für ein Gespräch heute Morgen haben.”
“Ähm … darf ich fragen, worum es geht?”
Seine Verwirrung und Überraschung war echt. Das merkte sie bereits am Handy.
“Es geht um einen Bewohner des Wakeman Blindenheims, den Sie meines Erachtens kennen. Ich kann am Telefon keine weiteren Details nennen. Wenn Sie fünf oder zehn Minuten Zeit heute Morgen hätten, dann würde ich das sehr zu schätzen wissen. Ich werde in ca. einer Stunde durch Lynchburg fahren.”
“Okay”, sagte er. “Ich arbeite von zu Hause aus, Sie dürfen also gerne bei mir vorbeikommen, wenn Sie wollen.”
Sie beendete den Anruf, nachdem sie seine Adresse bekommen hatte. Sie gab es in ihr GPS und war erleichtert, als sie sah, dass dieser Umweg sie nur weitere 20 Minuten kosten würde.
Auf dem Weg nach Lynchburg war sie viel zu abgelenkt von den ganzen Fakten des aktuellen Falls, sie war gefesselt von Hunderten von unbeantworteten Fragen, die sich um den alten Fall ihres Vaters drehten und dem neuen Mord, der ihn wieder aktuell gemacht hatte. Aus irgendwelchen Gründen hatten dieselben Menschen, die ihren Vater getötet hatten, auch jemand anderen auf ähnliche Weise getötet.
Und wieder hatten sie eine geheimnisvolle Visitenkarte hinterlassen. Aber warum?
Sie hatte Wochen damit verbracht, etwas herauszufinden. Vielleicht war der Mörder einfach nur dreist. Oder vielleicht sollten die Karten die Ermittler irgendwo anders hinführen … wie eine Art umgekehrtes Katz und Mausspiel. Sie wusste, dass Kirk Peterson noch am Fall dran war – ein bescheidener und engagierter Privatdetektiv in Nebraska, den sie nicht gut genug kannte, um ihm komplett zu vertrauen. Trotzdem war die Tatsache, dass jemand aktiv die Spur so frisch wie möglich hielt, beruhigend. Es gab ihr das Gefühl, dass das Puzzle fast fertig war, aber jemand hatte ein Puzzleteil weggenommen und gab es nicht her, sondern war entschlossen, es erst im letzten Moment hinzuzulegen.
Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so unterlegen gefühlt. Es war nicht länger eine Frage, ob sie den Mörder ihres Vaters finden würde oder nicht, sondern es ging eher darum, ein Jahrzehnte altes Mysterium zu Ende zu bringen. Während ihre Gedanken sich darum drehten, klingelte ihr Telefon. Sie sah die Nummer des Sheriffs auf dem Display, antwortete und hoffte auf eine Art Hinweis im aktuellen Fall.
“Guten Morgen, Agentin White”, sagte Sheriff Clarke am anderen Ende. “Hören Sie, Sie wissen, dass der Handyempfang hier in Stateton Mist ist. Ich habe Agent Ellington hier, der schnell mit Ihnen sprechen möchte. Sein Handy hat kein Empfang.”
Sie hörte, wie das Handy an Ellington weitergegeben wurde. “Also”, sagte er. “Bist du schon verloren ohne mich?”
“Wohl kaum”, erwiderte sie, “ich treffe mich in einer Stunde mit Robbie Huston.”
“Ah ein Fortschritt. Wo wir gerade dabei sind, ich schaue mir gerade den Bericht des Gerichtsmediziners