Eine Spur von Verbrechen. Блейк Пирс

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Eine Spur von Verbrechen - Блейк Пирс


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ruhig, Mrs. Rainey“, sagte sie. „Mögliche Abdrücke können immer noch sichergestellt werden und Sie können uns später zeigen, wo Sie den Rucksack und das Fahrrad gefunden haben.“

      In diesem Moment hörten sie, dass jemand die Treppe herunterkam. Keri drehte sich um und sah einen Mann mit einem Stapel Fotos auf sich zukommen. Er war schlank und hatte wirres braunes Haar und eine Brille mit einem dünnen Silberrahmen. Tim Rainey trug ein Hemd und Khakis. Er sah genauso aus, wie Keri sich einen IT-Experten vorstellte.

      „Tim“, sagte seine Frau, „das sind die Detectives, die uns helfen werden, Jessi wieder zu finden.“

      „Danke, dass Sie sofort gekommen sind“, sagte er so leise, dass es fast geflüstert war.

      Keri und Ray schüttelten ihm nacheinander die Hand und Keri bemerkte, dass die andere Hand, in der er die Fotos hielt, leicht zitterte. Seine Augen waren zwar nicht rot, aber er war unendlich blass und auf seiner Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab. Er wirkte völlig überwältigt von dem plötzlichen Stress.

      Keri wusste genau, wie er sich jetzt fühlte.

      „Vielleicht sollten wir Platz nehmen und Sie erzählen uns ganz genau, was sich heute ereignet hat“, sagte sie, als ihre Knie ebenfalls zu zittern begannen.

      Carolyn Rainey führte sie ins Wohnzimmer, wo ihr Mann die Fotos auf den Tisch legte und sich schwer auf die Couch fallen ließ. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hand auf sein Knie, das jetzt wild auf und ab wippte. Unter der Berührung beruhigte er sich sofort.

      „Ich bin losgegangen um Jessi von der Schule abzuholen“, begann Carolyn, „ich gehe ihr jeden Tag entgegen und sie fährt mit dem Fahrrad, bis wir uns treffen. Den Rest gehen wir gemeinsam nach Hause. Wir treffen uns fast immer an der gleichen Stelle, einen Block hin oder her.“

      Tim Raineys Knie begann wieder wild zu zittern und sie tätschelte es, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Sobald er sich entspannte, redete sie weiter.

      „Als ich schon weit über die Hälfte zurückgelegt hatte, habe ich mir langsam Sorgen gemacht. Es ist erst zweimal vorgekommen, dass ich  ganz zur Schule gehen musste. Einmal hatte sie ein Textbuch in ihrem Spind vergessen und musste umkehren und einmal war ihr plötzlich schlecht geworden. Beide Male hat sie mich angerufen und Bescheid gesagt.“

      „Wenn ich kurz unterbrechen darf“, sagt Ray, „geben Sie mir doch bitte ihre Handynummer. Wir können sie vielleicht tracken.“

      „Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe sie also sofort angerufen, als ich ihre Sachen gefunden habe. Ihr Handy lag im gleichen Busch. In dem ich den Rucksack gefunden habe.“

      „Haben Sie es hier?“, fragte Keri. „Vielleicht können wir noch verwertbare Daten darauf finden.“

      „Die Spurensicherung hat es.“

      „Sehr gut“, sagte Keri. „Wir werden es uns ansehen, sobald sie es freigeben. Darf ich Ihnen zunächst noch ein paar Fragen stellen?“

      „Natürlich“, sagte Carolyn.

      „Hatte Jessica in letzter Zeit mit irgendjemandem Schwierigkeiten? Vielleicht mit Freunden?“

      „Nein. Aber sie hat sich plötzlich für einen anderen Jungen interessiert. Die Winterferien gingen vor kurzem zu Ende und sie sagte, dass die Ferien einiges verändert hätten. Da ihr erster Schwarm aber nie herausgefunden hat, dass sie in ihn verliebt war, glaube ich kaum, dass ihr Verschwinden etwas damit zu tun hat.“

      „Es wäre dennoch hilfreich, wenn Sie uns die Namen der beiden Jungen aufschreiben könnten“, sagte Ray. „Hat sie ihnen je von besonderen Leuten innerhalb oder außerhalb der Schule erzählt?“

      Die Raineys schüttelten gleichzeitig den Kopf.

      „Darf ich?“, fragte Keri und deutete auf die Fotos.

      Carolyn nickte. Keri nahm den Stapel in die Hand und begann, sich die Aufnahmen anzusehen. Die zwölfjährige Jessica Rainey sah ganz normal aus. Sie zeigte ein breites Lächeln und hatte die leuchtenden Augen ihrer Mutter und die wilden braunen Haare ihres Vaters.

      „Wir werden jede mögliche Spur untersuchen“, versicherte Ray ihnen. „Aber bitte ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Es ist durchaus möglich, dass es sich nur um ein Missverständnis handelt. Seit über zwei Jahren gab es in dieser Gegend keine gemeldeten Fälle von Kindesentführung, wir sollten uns mit solchen Vermutungen also vorerst zurückhalten.“

      „Das ist uns auch bewusst“, sagte Carolyn Rainey, „aber Jessi würde nicht einfach mit Freunden nach Hause gehen und ihre Sachen am Straßenrand liegen lassen. Und sie würde niemals freiwillig ihr Handy zurücklassen. Das passt einfach nicht zu ihr.“

      Ray antwortete nichts darauf. Keri wusste, dass er das Gefühl hatte, eine andere Erklärung anbieten zu müssen. Normalerweise würde er auch nicht so schnell an eine Entführung glauben wie Keri. Aber jetzt schien selbst Ray keine Gründe zu finden, warum Jessica ihre Sachen einfach auf der Straße liegengelassen hätte.

      „Können wir ein paar dieser Fotos mitnehmen?“, fragte Keri, um die unangenehme Stille zu überbrücken. „Wir würden sie gerne an ein paar Kollegen weitergeben.“

      „Natürlich. Nehmen Sie alle mit, wenn Sie wollen“, sagte Carolyn.

      „Nicht alle“, meldete Tim sich zu Wort und zog ein Foto aus dem Stapel. „Das hier würde ich gerne behalten, wenn Sie einverstanden sind.“

      Auf dem Foto war Jessica mit Wanderstiefeln und einem viel zu großen Rucksack in einem Wald zu sehen. Ihr Gesicht zeigte eine Art Kriegsbemalung und um den Kopf hatte sie ein buntes Band gewickelt. Sie grinste fröhlich. Zur Identifikation war es eher ungeeignet, und Keri spürte, dass es ihrem Vater sehr wichtig war.

      „Behalten Sie es. Wir haben, was wir brauchen“, sagte sie sanft, bevor sie wieder zur Sache kam. „Es gibt noch ein paar andere Dinge, die wir so schnell wie möglich von Ihnen brauchen. Schreiben Sie es sich besser auf. In solchen Situationen ist Zeit ein wichtiger Faktor. Leider werden wir nicht immer Rücksicht auf Ihre Gefühle nehmen können. Sind Sie bereit?“

      Beide nickten.

      „Gut“, sagte Keri. „Wir werden folgendermaßen vorgehen. Mrs. Rainey, Sie zeigen uns bitte ganz genau, welchen Weg Sie und Jessica normalerweise nehmen. Außerdem müssen wir uns in ihrem Zimmer umsehen, einschließlich Computer und Tablet, wenn Jessica solche Geräte besitzt. Wie schon erwähnt werden wir auch ihr Handy untersuchen.“

      „Okay“, sagte Mrs. Rainey und schrieb sich ein paar Stichpunkte auf.

      „Außerdem brauchen wir eine Liste von Jessicas Freunden, einschließlich Kontaktinformationen. Schreiben Sie auch alle Personen auf, mit denen sie im vergangenen Jahr Schwierigkeiten hatte. Und wir brauchen die Telefonnummer des Schuldirektors und falls Sie die Nummern des Klassenlehrers und des Vertrauenslehrers haben, geben Sie sie uns bitte auch. Das geht schneller, als mit der Schulverwaltung Kontakt aufzunehmen.“

      „Kein Problem, ich besorge Ihnen alles, was Sie brauchen“, sagte Carolyn.

      „Schreiben Sie bitte auch Namen und Telefonnummern von Sporttrainern und Tutoren auf, wenn Jessica welche hatte“, fügte Ray hinzu, „und vergessen Sie nicht die beiden Jungen, in die sie verliebt war. Detective Locke und ich werden uns aufteilen, um so schnell wie möglich voranzukommen.“

      Keri sah ihn an. Seine Stimme klang ganz normal, aber sie wusste, dass mehr dahinter steckte.

      Nimm es nicht persönlich, es ist sinnvoll sich aufzuteilen.

      „Ja“, sagte sie schließlich, „ich werde mit Mrs. Rainey den Schulweg abgehen, bevor es dunkel wird. Wir haben noch eine gute Stunde bis Sonnenuntergang. Unterwegs können wir auch an der Liste arbeiten.“

      „Sie können mir inzwischen Jessicas Zimmer zeigen, Mr. Rainey“, sagte Ray. „Danach sollten Sie Ihren Sohn abholen. Wie heißt er eigentlich?“

      „Nathaniel. Nate.“

      „Nun, bis Sie mit ihm nach Hause kommen, wird die Spurensicherung ihre Arbeit abgeschlossen haben.


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