Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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als er in Laufschritt verfiel. Um ein Haar übersah er den Kollegen Weigand, der auf dem Weg zum Patienten Körber war.

      »Um Gottes willen, Daniel. Pass doch auf! Unsere Betten sind alle belegt. Da ist kein Platz mehr für mich.«

      Doch der blieb noch nicht einmal stehen.

      »Tut mir leid!«, rief er im Weitereilen. »Kommt nicht wieder vor.«

      Matthias Weigand stand da und sah ihm aus schmalen Augen nach. Es war nicht schwierig, eins und eins zusammen zu zählen und er beschloss, gleich nach dem Besuch bei Eugen mit Fee zu sprechen. Ein Unwetter war im Anmarsch, und er wollte alles in seiner Macht stehende dafür tun, um die Schäden so gering wie möglich zu halten.

      *

      Der Mittag war vorbei, und allmählich wurde es ruhiger im Kiosk. Heimlich sah Tatjana auf die Uhr. In ihrem Café ›Schöne Aussichten? warteten der Lehrling Titus und ihre Angestellte Marla wahrscheinlich händeringend auf ihre Rückkehr.

      »Glaubst du, du schaffst es jetzt allein?«, fragte sie Oskar, als sie energische Schritte hörte, die sie sofort einordnen konnte.

      »Er muss es nicht allein schaffen. Jetzt bin ich ja da!«, erklärte Lenni und stellte demonstrativ ihre Handtasche auf den Tresen. »Seht mal, was ich mitgebracht habe.«

      Oskar und Tatjana starrten sie gleichermaßen an.

      »Aber ich hab dir doch einen Zettel geschrieben, dass du daheim bleiben und dich ausruhen sollst«, erwiderte Oskar.

      »Ausruhen? Papperlapapp.« Ungeduldig wedelte Lenni mit der Hand durch die Luft. »Jetzt schaut doch mal her!«, wiederholte sie ihre Forderung mit Nachdruck. Sie öffnete die Tasche und zauberte ein Gerät hervor, das Ähnlichkeit mit einem Standmixer hatte.

      Tatjana umfasste es und ließ ihre Hände daran hinab gleiten.

      »Wozu brauchen wir denn einen Mixer?«, fragte sie verständnislos.

      In diesem Moment fiel es Oskar wie Schuppen von den Augen.

      »Das ist ein Smoothie-Maker!« Er sah Lenni verdutzt an. »Ich dachte, das wäre dir zu viel Arbeit.« Im Gegensatz zu Tatjana bemerkte er, wie ihre Wangen flammend rot wurden.

      »Ach was. Das musst du falsch verstanden haben.«

      Schon lag Oskar ein Widerspruch auf den Lippen. Um sie vor Tatjana nicht bloßzustellen, verzichtete er aber darauf.

      Tatjanas fragender Blick wanderte von einem zum anderen.

      »Was habt ihr denn damit vor?«

      Ehe Lenni antworten konnte, übernahm Oskar das Wort.

      »Lenchen hatte die tolle Idee, frische Smoothies anzubieten. Du weißt schon, diese modernen Drinks aus püriertem Obst und Gemüse. Das wird bestimmt der Renner bei unseren Kunden.«

      »Und kommt ihrer Gesundheit zugute«, ergänzte Lenni im Brustton der Überzeugung.

      »Tolle Idee!« Tatjanas Stimme war voller Anerkennung. »Könnte glatt von mir stammen.«

      Am liebsten hätte sie die neue Maschine gleich an Ort und Stelle ausprobiert. Doch die Zeit drängte.

      »Seid mir nicht böse, aber ich muss jetzt wirklich los. Aber morgen probiere ich einen Smoothie, versprochen.« Sie umarmte die beiden und drückte jedem einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.

      Lenni und Oskar blieben allein zurück. Betreten drehte sie sich zu ihm um.

      »Danke, dass du mich nicht vorgeführt hast.« Sie streckte die Hand aus und streichelte ihm über die Wange. Angesichts dieser seltenen Zärtlichkeit ging Oskar das Herz auf.

      »Warum sollte ich das tun?«, fragte er heiser. »Ohne dich wäre mir das nie eingefallen. Du inspirierst mich. Deshalb ist die Idee genauso deine wie meine.«

      Lenni lächelte zärtlich.

      »Das hast du schön gesagt.« Doch der weiche Moment verging so schnell, wie er gekommen war. »Und jetzt ab mit dir! Wir müssen die Tafel ändern. Heute haben wir Trauben-Spinat-Smoothie im Angebot.« Entschieden packte sie die Maschine wieder ein und drückte sie Oskar in die Hand. Der fügte sich klaglos in sein Schicksal. Lenni war die ultimative Herausforderung und stellte sein Durchhaltevermögen immer wieder auf die Probe. Doch eines war gewiss: Langweilig würde es nie mit ihr werden.

      *

      Felicitas saß am Schreibtisch und versuchte, Befunde zu diktieren. Doch es war wie verhext. Wieder und wieder versprach sie sich und war dankbar, als es klopfte. Selbst Lammers wäre ihr in diesem Moment gelegen gekommen. An ihm hätte sie ihre schlechte Laune abreagieren können. Doch es war der Kollege Weigand, der ihrer Aufforderung folgte und eintrat.

      »Matthias!« Ein müdes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sich zurücklehnte. »Wie geht’s unserem Sorgenkind?«, fragte sie in der Annahme, Eugen sei der Grund seines Besuchs. Seine Antwort überraschte sie.

      »Ich war nicht bei ihm. Das hat jemand anderer erledigt.«

      Fee runzelte die Stirn.

      »Ach ja? Und wer?«, fragte sie unsicher.

      Matthias sah sie mit schief gelegtem Kopf an.

      »Täusche ich mich, oder hast du ein schlechtes Gewissen?«, stellte er eine Gegenfrage, während er sich auf die Schreibtischkante setzte.

      »Wie meinst du das?«

      Matthias lächelte.

      »Wir beide kennen uns ja schon eine Weile. Mir ist aufgefallen, dass du irgendwie verändert bist, seit dieser Eugen Körber in der Klinik ist.«

      Fee schluckte, hielt seinem Blick aber tapfer stand.

      »Schon möglich. Er macht mich nervös«, gestand sie offen.

      »Offenbar nicht nur dich«, erwiderte Matthias ernst. »Es war Daniel, der ihm heute einen Besuch abgestattet hat.« Er hielt kurz inne und sah sie forschend an. »Es geht mich ja nichts an. Aber könnte es sein, dass sich dein Mann Sorgen macht?«

      Fee war sichtlich überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet.

      »Daniel? Aber warum denn? Er hat überhaupt keinen Grund dazu.«

      »Schaut ganz danach aus, als ob er das anders sieht.«

      Felicitas nahm sich Zeit, um nachzudenken. Schließlich stand sie auf, und auch Matthias rutschte von der Tischkante.

      »Ich denke, es wird Zeit, dass ich mal eine klare Ansage mache.« Ihre Augen funkelten.

      Ein gutes Zeichen, wie Weigand befand.

      »Eine hervorragende Idee.« Er reckte den Daumen der rechten Hand hoch, ehe er gemeinsam mit seiner Freundin und Kollegin das Büro verließ. An einer Ecke trennten sich ihre Wege.

      »Danke für den Tipp!« Fee lächelte den Freund und Kollegen an und winkte ihm zum Abschied. Dann eilte sie zielstrebig davon, um ihr Vorhaben umgehend in die Tat umzusetzen.

      *

      An diesem Nachmittag wurden die Kinder schon früh aus dem Kindergarten ›Alte Linde‹, abgeholt, in dem Anneka ihr Praktikum absolvierte.

      »Wunderbar! Ein paar zusätzliche freie Stunden lasse ich mir gern gefallen«, erklärte die Leiterin. »Dann sperren wir zu und genießen das schöne Wetter.« Sie nickte in die Runde ihrer Mitarbeiterinnen. »Viel Spaß beim Baden, oder was auch immer Sie mit den geschenkten Stunden vorhaben.«

      Gut gelaunt packten die Kolleginnen zusammen und machten sich lachend und plaudernd auf den Nachhauseweg. Nur Anneka war still und in sich gekehrt. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie eine schwierige Aufgabe zu lösen, die sie so schnell wie möglich angehen wollte. Noch auf dem Weg zur U-Bahnstation verabredete sie sich mit Jakob. Er hatte Dienst und bat um ein Treffen im ›Allerlei‹. Das war gefährlich. Noah hatte die Nachmittagsschicht und konnte sie jederzeit in der Klinik entdecken. Doch dieses


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