Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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dir gut?«

      »Alles bestens«, versicherte er.

      Am Ausdruck in seinen Augen bemerkte Felicitas, dass er log. Sie ließ sich nichts anmerken.

      »Anneka hat mir gestern erzählt, dass sie jetzt wieder öfter zu Hause sein wird«, plauderte sie munter weiter.

      »Von meiner Wohnung ist der Weg in ihre neue Praktikumsstelle zu weit. Da muss sie so früh aufstehen.« Es war Noah anzusehen, dass ihm nicht wohl in der Haut war.

      Bisher hatte Fee ein gutes Verhältnis zu dem langjährigen Freund ihrer Tochter gehabt, und sie hätte ihm gern ihre Hilfe angeboten. Doch im Augenblick drängte die Zeit.

      »Wenn du reden willst, kannst du dich jederzeit bei mir melden«, bot sie an, ehe sie sich verabschiedete, um sich endlich um Melanie zu kümmern.

      Als sie das Behandlungszimmer betrat, stockte ihr der Atem.

      »Lammers! Was machen Sie denn hier?«, fragte sie erbost.

      In aller Seelenruhe drehte er sich zu ihr um.

      »Im Gegensatz zu Ihnen halte ich kein Schwätzchen, sondern kümmere mich um unsere Patienten.«

      »Ich hab höchstens zwei Minuten … «, setzte Fee zu einer Rechtfertigung an. Im selben Moment ärgerte sie sich über sich. Warum gelang es ihm immer wieder, sie aus der Reserve zu locken? Sie hielt inne und holte tief Luft. »Gut, dann übernehmen Sie den Fall.«

      »Interessiert es Sie nicht, was ich in der Zwischenzeit herausgefunden hab?«, fragte er irritierend liebenswürdig.

      Fee ballte die Fäuste. Immer wieder gelang es dem ungeliebten Kollegen, sie dumm dastehen zu lassen.

      »Ich werde es nachher in Ihrem Bericht lesen.« Schon wollte sie auf dem Absatz kehrt machen und in ihr Büro zurückkehren, als Lammers sie zurückhielt.

      »Leider kann ich das Gör nicht übernehmen. Ich hab eine Frauenallergie.« Er lächelte wie ein Engel, als er an Fee vorbei in Richtung Tür ging. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um. »Übrigens tippe ich auf Lungenentzündung.« Damit verließ er endgültig den Behandlungsraum.

      »Na warte«, zischte Fee. »Das wirst du noch bereuen.« Sie beugte sich über das Mädchen, das mit geschlossenen Augen auf der Liege lag. Im nächsten Augenblick war Volker Lammers vergessen, und ihre ganze Aufmerksamkeit gehörte ihrer Patientin.

      *

      Auch in der Praxis Dr. Norden war an diesem Vormittag viel los. Erst in der Mittagspause kam Janine dazu, ihre Freundin und Kollegin zur Rede zu stellen.

      »Und? Wie war’s mit Herrn Klotz?« Sie stand in der Küche und schnitt Tomaten in Scheiben. Wie so oft hatten die beiden beschlossen, in der Praxis zu bleiben und dort Mittag zu essen. Bei dem schönen Wetter gab es dafür keinen angenehmeren Platz als die Terrasse des Hauses. »Habt ihr euch gut unterhalten?«

      »Das war echt nicht nett von dir.« Wendy drapierte die Tomatenscheiben auf einem Bett aus Rucola und verteilte kleine Mozzarellakugeln darauf.

      »Na, hör mal! Immerhin hab ich deinen Brief weggebracht«, gab Janine zu bedenken. »Und falls du findest, dass ich gemein bin: Pinguine schubsen ihre Artgenossen ins Wasser, um zu sehen, ob ein Schneeleopard lauert. DAS ist hinterhältig.«

      »Ich finde das durchaus vergleichbar«, erwiderte Wendy trocken. »Nur, dass Herr Klotz nicht halb so edel ist wie ein Schneeleopard.«

      Janine, die Balsamico über den Tomaten verteilt hatte, lachte prustend los.

      »Eins zu null für dich«, antwortete sie endlich und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht. »Hat er dir wenigstens ein paar Komplimente gemacht?« Sie stellte Teller auf den Tisch und legte Besteck dazu.

      Wendy schenkte unterdessen die Gläser voll.

      »Der Kosmos muss etwas Besonderes mit uns vorhaben. Sonst hätten wir uns nicht hier wiedergetroffen«, erwiderte sie mit verstellter Stimme.

      Einen Moment lang starrte Janine ihre Freundin an.

      »DAS hat er gesagt?« Dieser Spruch war so abgedroschen, dass sie noch nicht mal drüber lachen konnte.

      »Willst du noch mehr hören?« Wendy setzte sich und nahm das Besteck zur Hand.

      »Später vielleicht. Sonst vergeht mir womöglich noch der Appetit.« Sie nahm eine Scheibe Brot, brach sie auseinander und tauchte sie in die Marinade aus Balsamico und Öl. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm werden würde. Tut mir echt leid.«

      Nur zu gern hätte Wendy die Entschuldigung angenommen. Doch es gab einen Grund, der dagegen sprach.

      »Blöderweise ist das erst der Anfang. Der freundliche Empfang hat unserem lieben Herrn Klotz neuen Mut gemacht. Er hat darauf bestanden, mich zum Essen einzuladen.«

      Vor Schreck fiel Janine das Brot aus der Hand. Dunkelbrauen Spritzer verteilten sich auf ihrem rosafarbenen Shirt. Doch sie achtete nicht darauf.

      »Du hast doch hoffentlich nicht zugesagt?«

      »Ich hab mich gewunden wie eine Schlange. Vergeblich.« Deprimiert sah Wendy ihre Freundin und Kollegin an. »Du siehst, du bist doch nicht besser als ein Pinguin!«

      *

      Während Titus die Getränke nach draußen brachte, blieb Josephine in der Backstube. Trotz der guten Vorsätze wurde sie erneut schwach und beobachtete ihren Freund durch’s Fenster. Als er das Glas vor der hübschen Blondine von vorhin abstellte, lächelte die ihn strahlend an. Schon wieder schnürte sich Josys Hals zu.

      »Ich hoffe, du hast keine Schwierigkeiten bekommen«, sagte Anneka. Die Sonne blendete sie, und sie kniff die Augen zusammen. Ihre Nase kräuselte sich, und unwillkürlich schlug Titus‘ Herz schneller.

      »Nein, nein, kein Stress«, versicherte er hastig. Ihr Anblick ließ seinen Atem schneller gehen. »Wir sind noch nicht lange getrennt, und irgendwie kommt Josy nicht drüber weg.« Er wusste selbst nicht so genau, warum er das sagte. Er wusste nur, dass er sich nicht dafür schämte.

      »Oh, das tut mir leid.« Sofort war Annekas Gesicht voller Mitgefühl. »Das Blöde an solchen Trennungen ist ja, dass einer meistens weiter ist als der andere.« Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu ihrem Freund Noah. War es bei ihnen nicht ähnlich? In letzter Zeit fiel ihr immer öfter auf, wie langweilig ihr gemeinsamer Alltag geworden war. Als sie versucht hatte, mit ihm darüber zu reden, hatte er abgeblockt. Noah empfand völlig anders als sie und hatte nicht so recht verstanden, wovon sie überhaupt sprach. Er war zufrieden und glücklich so, wie es war. Aber sie? Was war mit ihr? Hatte sie nicht auch ein Recht auf Glück?

      »Stimmt was nicht?« Titus hatte den Ausdruck in Annekas Augen bemerkt. »Ich wollte dich nicht traurig machen.« Der Hals war ihm eng geworden. Unwillkürlich fasste er sich an die Kehle.

      Das Lachen ihrer Mitschülerinnen riss Anneka aus ihren Gedanken.

      »Nein, nein, schon in Ordnung.« Sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, als sie bemerkte, wie Titus nach Luft schnappte. »Stimmt was nicht?«

      Er konnte nicht antworten, starrte sie nur aus angsterfüllten, großen Augen an. Einen Wimpernschlag später stürzte er zwischen den Tischen zu Boden.

      *

      »Vor allem der linke Lungenflügel hebt sich nicht wie bei Gesunden schwarz vom restlichen Brustkorb ab.«

      Der Radiologe Dr. Reinhard Witt deutete auf den entsprechenden Bereich auf dem Bildschirm.«

      Fee stand davor und betrachtete nachdenklich die Röntgenbilder.

      »Sieht aus wie milchige Wolken.«

      »Ein Hinweis auf eine beginnende Lungenentzündung«, bestätigte Dr. Witt.

      »Dazu passt das Fieber der Patientin.« Sie seufzte. Nach der Einlieferung in die Behnisch-Klinik hatte sich Melanie Platz‘ Zustand verschlechtert. »Dann hat Lammers recht. Was schlagen Sie vor?« Obwohl sie


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