Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt
Читать онлайн книгу.Mahlzeit! Denn Ihre Menschenkenntnis ist mir zu gut bekannt, als daß ich sie anzuzweifeln wage. Kommen Sie, sehen wir uns das Unglückswürmchen mal an.«
Als sie das Zimmer der Oberschwester betraten, fanden sie außer der Patientin auch noch den jüngsten der Ärzte vor.
»Nun, mein Lieber, solo?« fragte der Chef. »Ohne Assistenz?«
»Zu gefährlich, Herr Professor«, entgegnete der lange Mensch mit dem sommersprossigen Gesicht und den weißblonden Haaren in aller Trockenheit, die ihm eigen. »Lenorchen schwatzt nämlich, und das ist nicht von Pappe. Wirft kein gutes Licht auf unsern lieben Ralf.«
»Wie steht es mit dem Wehwehchen?«
»Das im Bäuchlein ist futsch.«
»Von wie lange ungefähr?«
»Zwei Monate.«
»Hat sie sehr zu leiden gehabt?«
»Nein, ich gab ihr eine Spritze. Nun duselt sie dahin und redet.«
Prüfend sah der Professor auf die Patientin nieder, die ein fieberheißes Gesicht hatte. Um die Stirn trug sie einen Verband.
»Kleine Frau, wie geht es Ihnen?« sprach Hollgart sie behutsam an, und da huschte ein Ausdruck von Qual über ihr Gesicht.
»Lassen Sie mich, ich bin tot!« kam es dann murmelnd über die zersprungenen Lippen. »Das wird Ralf freuen.«
Betroffen richtete der Arzt sich auf und flüsterte den beiden anderen zu:
»Was mag der Skörsen da bloß angerichtet haben? Hat Ihnen das die kleine Frau vielleicht in ihrem Halbdusel verraten, Wilmar?«
»Bruchstücke«, kam es gleichfalls flüsternd zurück. »Aber wenn man sie zu leimen versteht, formen sie sich
hübsch zu einem Ganzen.«
»Und das wäre?«
»Die Schwiegermutter hat den Skörsen wahrscheinlich zur Hochzeit mit der Tochter bewogen. Geld muß da auch eine Rolle spielen, da das süße Dinglein von Raten spricht, welche zwei Weiblichkeiten erpressen wollen, die wohl überhaupt ihre Peiniger sind. Müssen ja liebe Herzehen sein – Pack möchte ich am liebsten sagen, nach alledem, was das arme Hascherchen da mir über sie verriet. Na ja, und dann der gute Ralf. Muß ganz nett was auf dem Kerbholz haben. Zuerst heißes Flehen, sie nicht zu verlassen, und zuletzt der gequälte Schrei: Rühr mich nicht an, ich verachte dich!«
»Ei, verflixt!« Der Chef kratzte sich den Kopf. »Das scheint ja böse auszusehen. Hört mal zu: nur wir drei allein dürfen die Kranke betreuen, dürfen keinen anderen Arzt, keine andere Schwester zu ihr lassen. Sonst gibt es hier einen Klatsch, der nicht so ohne ist.«
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