Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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gesagt?« fragte er unsicher.

      »Nein, nein«, beruhigte sie ihn. »Es ist nur… ich war noch nie so glücklich.«

      »Ich werde alles tun, damit das so bleibt«, flüsterte er zärtlich.

      Ohne ein Wort zu sagen, schmiegte sie sich eng an ihn und ließ den Tränen freien Lauf. Als sie sich beruhigt hatte, trocknete er ihr behutsam das Gesicht. Sie hob den Kopf und sah ihn voller Liebe an. Da beugte er sich über sie und küßte ganz zart ihre Lippen. Christina erbebte und erwiderte seine Küsse. Ihre Unsicherheit schmolz dahin, bis nichts als eine tiefe Vertrautheit übrig war. Endlich lösten sie sich voneinander.

      »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!« gestand sie ihm zögernd.

      »Mir ging es genauso. Hundertmal habe ich überlegt, was ich dir zuerst sagen soll.«

      »Manchmal bedarf es nicht vieler Worte.«

      Zärtlich streichelte sie sein Gesicht, um sich jede Linie genau einzuprägen.

      Wieder beugte sich Anian über sie, um sie leidenschaftlich zu küssen.

      *

      Fee Norden stand in Jans Zimmer und blickte hinunter in den Garten. Es war frühlingshaft warm, und sie hatte ihrem jüngsten Sohn erlaubt, ein wenig draußen zu spielen.

      Maulend hatte er ihr versprochen, nicht herumzutoben, da er seine Krankheit immer noch nicht ganz überstanden hatte.

      Glücklich lächelnd wandte sie sich schließlich ab.

      »Ist es nicht herrlich, Lenni?« Bei Sonnenschein ist man gleich ein anderer Mensch.«

      »Da geb’ ich Ihnen recht. Sogar die Arbeit geht einem leichter von der Hand.«

      »Ist heute schon Post gekommen?«

      »Sie liegt drüben auf der Anrichte.«

      »Danke, Lenni.«

      Fee nahm den Stapel Briefe an sich und ging hinüber ins Eßzimmer. Sie genoß es, einen freien Vormittag zu haben und schenkte sich eine Tasse Tee ein, um dann in Ruhe die Post durchzusehen.

      Ein Kuvert erregte sofort ihre Aufmerksamkeit. Es war aus schönem, marmoriertem Papier, geziert mit einer schwungvollen Handschrift. Da der Brief an Familie Dr. Norden adressiert war, holte Fee den silbernen Brieföffner und schlitzte es vorsichtig auf. Zwei Eintrittskarten fielen heraus und ein Schreiben lag bei.

      Lieber Dr. Norden, auf diese Weise möchte ich mich herzlich bei Ihnen für Ihre Fürsorge und Mühe bedanken. Da Ihre Frau sicherlich oft auf Sie verzichten muß, dachte ich, ein gemeinsamer Konzertbesuch wäre eine gute Idee. Ich hoffe, Sie können meiner Einladung folgen. Mit besten Grüßen Christina von Berg

      Fee legte den Brief beiseite und betrachtete die Eintrittskarten.

      Es handelte sich um ein klassisches Konzert, in dem die Sopranistin Christina von Berg Werke von Mozart vortragen würde. Fee freute sich sehr. Sie liebte Mozart und bedauerte es sehr, daß sie nicht öfter Gelegenheit zu einem Konzertbesuch hatte.

      Als Daniel am Mittag nach Hause kam, zeigte sie ihm gleich den Brief.

      »Sieh mal, Daniel, was heute gekommen ist. Es war an Familie Norden adressiert, deswegen habe ich ihn geöffnet«, entschuldigte sich Fee.

      »Ich habe keine Geheimnisse vor dir, das solltest du inzwischen wissen.«

      »Darum geht es gar nicht. Ich finde immer noch, daß Post eine Privatangelegenheit ist.«

      »Nicht so streng, Frau Doktor«, lächelte Daniel und nahm das Kuvert, das ihm Fee hinhielt.

      Auch er freute sich sehr über die willkommene Abwechslung. Der Termin wurde im Kalender festgehalten und beide hofften, daß nichts dazwischenkommen würde.

      Sie hatten Glück, was keine Selbstverständlichkeit war.

      Endlich kam der große Tag des Konzertes. Es war Christinas erster öffentlicher Auftritt nach ihrer Operation, und sie war schöner als je zuvor. Nervös hatte sie auf den Termin hingefiebert und sich perfekt vorbereitet, wie es ihre Art war. Alle Menschen, die ihr wichtig waren, hatte sie zu dem Ereignis eingeladen. Lisa und ihr Freund Markus kamen, ebenso wie Helene Wolrab und die Familie Norden.

      Anian durfte natürlich auch nicht fehlen und dieser Umstand machte Christina besonders nervös.

      Das Konzert war restlos ausverkauft, was nicht nur an Christinas klangvoll schöner Stimme, sondern auch an dem renommierten Orchester lag, das sie begleitete.

      Langsam füllte sich der Saal. Wie immer fieberte Christina auf den Moment hin, daß sie endlich auf die Bühne treten konnte. Sie wußte aus Erfahrung, daß alle Nervosität von ihr abfallen würde, wenn dieser Moment gekommen war.

      Auch die Familie Norden war schon anwesend und wartete gespannt auf das Konzert.

      Fee sah bezaubernd aus in ihrem schwarzen Kostüm, das ihre schlanke Figur noch betonte.

      Daniel betrachtete sie liebevoll.

      »Man sollte nicht meinen, daß du fünf Kinder geboren hast«, raunte er ihr stolz zu.

      »Alles eine Frage der Disziplin«, antwortete sie lächelnd. »Der Smoking steht dir aber auch nicht gerade schlecht.« Da ertönte schon der Gong, der sie auf ihre Plätze rief.

      Schließlich hatten alle Gäste Platz genommen.

      Anian und alle anderen Freunde saßen in der vordersten Reihe und waren genauso aufgeregt wie Christina.

      Der Dirigent hob den Taktstock und klopfte gegen das Pult. Schlagartig verstummte das Raunen im Saal. Leise erhob sich die Musik im Raum, schwoll an und wurde wieder leiser, als Christinas glockenreine Stimme einsetzte. Das Publikum war verzaubert. Die Sopranistin war noch nicht auf der Bühne zu sehen, nur ihre Stimme schallte durch den Saal.

      Anian lief es eiskalt den Rücken hinunter. Erst einmal hatte er Christina singen hören, und sie hatte die Liebe zur klassischen Musik in ihm erweckt. Aber jetzt war es noch mehr. Nie hatte er dabei sein dürfen, wenn sie geprobt hatte. Jetzt verstand er den Grund. Sie wollte perfekt sein für ihn.

      Die Tränen stiegen ihm in die Augen, so sehr spürte er die Liebe in ihrer Stimme.

      Auch alle anderen waren ergriffen. Nachdem Christina geendet hatte, herrschte tiefe Stille im Saal. Erst nach und nach erhob sich der Applaus. Doch dann waren die Zuhörer wie entfesselt. Sie erhoben sich von ihren Sitzen und klatschten frenetisch Beifall.

      Christina verbeugte sich immer wieder. Der Stolz und die Freude über ihren Erfolg waren in ihrem Gesicht zu lesen. Plötzlich hob sie die Hände und bat um Ruhe.

      Anian ließ sich erstaunt auf seinen Platz sinken.

      »Verehrtes Publikum, liebe Freunde. Ich weiß, daß es ungewöhnlich ist, hier vor Ihnen zu sprechen, aber dies ist auch ein ungewöhnliches Ereignis, das ohne die Mithilfe vieler Freunde nie stattgefunden hätte. Ich war schwer krank und hätte um ein Haar das Liebste in meinem Leben verloren. An dieser Stelle möchte ich diesen Freunden meinen Dank aussprechen, ohne sie namentlich zu nennen. Sie wissen, daß sie gemeint sind.«

      An dieser Stelle hielt Christina inne und ließ ihre Blicke suchend über die erste Reihe schweifen.

      Endlich traf ihr Blick Daniel und Fee Norden. Sie lächelte und Daniel machte ihr ein Zeichen, daß er verstanden hatte. Dann fuhr sie fort.

      »In dieser schweren Zeit ist mir ein Mensch an die Seite gestellt worden, der mir gezeigt hat, was wahre Liebe bedeutet. Ich meine nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern die Liebe zu den Menschen. Dafür danke ich ihm und widme ihm folgendes Lied. Vielen Dank.«

      Anian hatte den Kopf in die Hände gestützt und versuchte, seine Rührung zu verbergen. Doch als Christina sein Lieblingslied anstimmte, ein modernes Liebeslied, konnte er die Tränen nicht länger zurückhalten.

      Lisa, die neben ihm saß, bemerkte es und legte ihm den Arm um die Schulter. Auch ihre Augen glitzerten verdächtig.


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