Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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entgangen war.

      Er beugte sich zu Fee, um sie innig zu küssen, und Danny beneidete seine Eltern um die Sicherheit, die sie im Laufe der Jahre beieinander gefunden hatten.

      »Ich glaube, Tatjana ist auch froh, dass Wendy ein wachsames Auge auf mich hat«, erklärte er und leerte seine kleine Tasse in einem tiefen Zug. Dann nahm er die Serviette vom Schoß und rüstete sich zum Aufbruch. »Bist du bereit, Senior?«, fragte er grinsend.

      »Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst? Da fühle ich mich so alt.«

      »Im Gegensatz zu mir bist du das ja auch.« Danny versetzte seinem alten Herrn einen gutmütigen Knuff in die Seite. »Aber du hast wirklich Glück, dass ich jetzt mit in der Praxis bin. Da kommst du gar nicht erst auf die Idee, dich gehen zu lassen. Ich bin sozusagen dein Jungbrunnen.«

      Mit gespielt hilfloser Geste drehte sich Daniel zu seiner Frau um.

      »Das hat man nun davon, dass man sich jahrelang aufopfernd um seine Brut kümmert, sie verhätschelt und vertätschelt und zu Selbstvertrauen und Eigenständigkeit erzieht. Nur um sich dann solche Überheblichkeiten anhören zu müssen.«

      Auch Fee war aufgestanden, um ihre beiden Männer zur Tür zu begleiten. Lachend schloss sie Daniel in die Arme.

      »Unsere lieben Kleinen werden schon sehen, was sie davon haben. Irgendwann packen wir klammheimlich unsere Koffer, machen eine schöne Weltreise und genießen unser Leben, während sie unsere Rente verdienen dürfen.«

      Unwillkürlich brach Danny in lautes Gelächter aus.

      »Das schafft ihr doch sowieso nicht. Da sind wir doch alle gleich. Ohne unsere Familie und unsere Arbeit sind wir Nordens nur halb so viel wert. Das hat uns die Zeit im Orient doch zu Genüge bewiesen.« Er trat auf seine Eltern zu.

      Ein gutes Stück größer als seine Mutter und auch ein paar Zentimeter größer als sein Vater, legte er einen Arm um Fees und einen um Daniels Schulter und drückte beide an sich. Einen Moment lang standen sie eng umschlungen und genossen das einmalige Gefühl der Zusammengehörigkeit.

      Dann wurde es Zeit, in die wirkliche Welt zurückzukehren und gestärkt durch diesen familiären Rückhalt, der seinesgleichen suchte, machten sich Daniel und Danny Norden auf den Weg.

      *

      Als die beiden Ärzte in die Praxis zurückkehrten, wurden sie sogleich von der harten Realität mit Beschlag belegt. Bei dem Versuch, einen Topf heiße Milch vom Ofen zu ziehen, hatte sich ein Kleinkind Verbrennungen zugezogen. Fürsorglich nahm sich Danny der Kleinen und ihrer Mutter an, die mindestens genauso litt wie ihr Kind.

      »Ich mache mir solche Vorwürfe. Wenn ich nicht kurz aus der Küche gegangen wäre, um den Anruf anzunehmen, wäre das alles nicht passiert«, jammerte sie und tat ihrer Tochter damit keinen Gefallen. Die Kleine spürte die Unsicherheit ihrer Mutter und weinte nur noch mehr. »Ich bin an allem schuld«, bezichtige sich Kerstin Schober.

      »Schuldig macht man sich nur, wenn man etwas mit Absicht tut«, gelang es Danny mit den richtigen Worten, die Frau zu beruhigen.

      Ehe sie im Behandlungszimmer verschwanden, sah Wendy, wie Kerstin dem jungen Arzt einen dankbaren Blick schickte.

      »Finden Sie wirklich?«

      Mehr hörte Wendy nicht, denn die Tür fiel hinter den dreien ins Schloss.

      Auch Daniel Norden war im Begriff, sich auf den Weg in sein Behandlungszimmer zu machen. Da die Sprechstunden aber offiziell noch nicht begonnen hatte, nahm er sich Zeit für einen kurzen Austausch mit Wendy.

      »Irgendwas Neues?«, erkundigte er sich, während er die nächste Patientenkarte an sich nahm.

      Sein fragender Blick ruhte auf der Post, die seine Assistentin inzwischen bearbeitet und wie jeden Tag auf saubere Stapel sortiert hatte. Das Logo der Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin thronte unübersehbar auf einem der oberen Blätter.

      »Ein Prüfer hat sich bei uns angekündigt«, wusste sie sofort, welche Auskunft ihr Chef von ihr erwartete. »Ärztinnen und Ärzte, die die Kriterien der Normen erfüllen, erhalten ein zeitlich begrenztes Zertifikat, mit dem die Praxis auch werben darf.«

      Daniel hatte aufmerksam zugehört.

      »Das halte ich mal für eine ausgesprochen gute Idee. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Mal abgesehen davon, dass jedes Geschäft entweder vom Gesundheitsamt oder irgendwelchen anderen Ordnungsdiensten kontrolliert wird. Warum sollte das in einer Arztpraxis, wo es ja um die Gesundheit der Menschen geht, anders sein?«

      »Dieses Zertifikat ist ja auch ein Gütesiegel. Eine Empfehlung an unsere Patienten.«

      »Sie sagen es«, lächelte Dr. Norden.

      »Obwohl dieser Alexander Gutbrodt ein ziemlich scharfer Hund sein muss.«

      »Sie kennen ihn?«, hakte Daniel verwundert nach.

      »Nur vom Hörensagen. Die Assistentin von Frau Dr. Behnisch hat es mir verraten. Dr. Gutbrodt kontrolliert auch Kliniken und kommt auf die unmöglichsten Ideen, was er alles überprüfen könnte.«

      »Sein Arbeitgeber wird froh sein um diesen pflichtbewussten Mitarbeiter.«

      »Mit Sicherheit. Schließlich hat er schon einige schwarze Schafe aus dem Verkehr gezogen.«

      »Dann kann er uns eigentlich nur leidtun«, fuhr Daniel gut gelaunt fort.

      Wendy verstand nicht.

      »Warum?«

      »Weil er leider weder bei Jenny noch hier bei uns fündig werden wird. Die ganze schöne Arbeit und Zeit umsonst.«

      Die Praxistür ging auf und Herr Holler, Daniels erster Patient des Nachmittags, kam herein. Vor einigen Tagen war er überraschend gestürzt. Dr. Norden hatte die Kopfwunde fachgerecht versorgt. Sie heilte glücklicherweise gut. Um so einen Unfall aber in Zukunft zu vermeiden, wollte der Arzt unbedingt die Ursache für den Sturz herausfinden. Er nickte seiner Assistentin zu und bat seinen Patienten direkt ins Behandlungszimmer.

      Gleichzeitig klingelte das Telefon und Wendy hob ab.

      »Praxis Dr. Norden, Sie sprechen mit Wendy, was kann ich für Sie tun?«

      »Anna-Maria, mein Engel!«, hörte sie eine ihr wohlbekannte Stimme, die ihr durch und durch ging.

      Aber nicht gerade deshalb, weil sie sich so unglaublich freute.

      »Ich bin nicht Ihr Engel!«, wies sie den Anrufer brüsk zurecht.

      »Nicht mehr, was ich sehr bedauere.«

      »Was wollen Sie von mir, Herr von Platen?«

      »Ich bin wieder mal in München und dachte, es wäre nett, Sie zu sehen. Mit Ihnen essen zu gehen. Oder in die Oper. Zur Feier des Tages! Einer meiner zahlreichen Freunde hat mir ein tolles Geschäft vorgeschlagen.«

      »Das wieder mal scheitert?«, konnte sich Wendy eine sarkastische Frage nicht verkneifen.

      Edgar von Platen lachte so herzlich, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Es war nicht leicht, ihn in Verlegenheit zu bringen, war er doch das, was man allgemeinhin unsensibel und grobschlächtig nannte.

      »So kenne und liebe ich meine Anna-Maria!«

      »Ich bin nicht Ihre Anna-Maria! Und ich war es nie«, gab Wendy eisig zurück. »Mal abgesehen davon, dass ich Annemarie heiße.«

      Endlich blieb dem Geschäftsmann, der vor einigen Wochen in der Praxis Dr. Norden aufgetaucht war, nichts anderes übrig, als ihre Zurückhaltung zur Kenntnis zu nehmen.

      »Warum so unfreundlich?«, fragte er und klang tatsächlich verwundert. »Was habe ich Ihnen denn getan? Waren wir nicht gemeinsam in Ihrer Lieblingsoper? Habe ich Sie nicht zum Essen ausgeführt und mit Ihnen Ausflüge gemacht?«

      »Das fragen Sie nicht im Ernst!« Völlig perplex schnappte Wendy nach Luft. »Darf ich Sie daran


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