Der goldene Esel. Lucius Apuleius
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Über den Autor
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Lucius Apuleius (124 – 180 n. Chr.) entstammte einer wohlhabenden Familie aus Madaura (Ostalgerien). Er studierte Grammatik und Rhetorik in Karthago und Athen, ehe er nach einem längeren Aufenthalt in Rom 155 nach Madaura zurückkehrte. Jene Zeit war geprägt von der Weltherrschaft Roms, einem Reich, dessen zahllose Völkerschaften lebhaften kulturellen Austausch pflegten. So befasste sich Apuleius nicht allein mit der damaligen höheren Bildung, von der Geometrie über die Dichtung bis hin zur Redekunst, sondern hatte auch lebhaftes Interesse an den orientalischen Kulten, besonders dem ägyptischen Isiskult. Eine konstruierte Mordanklage gegen Apuleius wurde fallen gelassen, aber ein Prozess wegen Zauberei – worauf die Todesstrafe stand – kam zustande. Erhalten ist seine Verteidigungsrede »Apologie«, mit der er dem gegen ihn erhobenen Vorwurf begegnet; er wurde freigesprochen. Daraufhin zog er mit seiner Frau nach Karthago und wirkte weiter als Schriftsteller, Festredner und Sophist. Staatliche Ämter übernahm er keine, wurde aber zum sacerdos provinciae (Priester im Kaiserkult) gewählt.
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Der älteste Schelmenroman der Weltliteratur
Mit dem Goldenen Esel schuf Lucius Apuleius den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur, in dem sich die gesunde Sinnlichkeit und Lebensbejahung der Antike spiegeln: Der Ich-Erzähler Lucius kommt während einer Geschäftsreise ins Hexenland Thessalien und möchte dort mehr über Magie erfahren. Dabei kommt es zu einer Zauberpanne, und er wird in einen Esel verwandelt. Als Esel muss Lucius viele Abenteuer bestehen und auch leidvolle Erfahrungen machen, bis ihm die Flucht gelingt und er aus der Hand eines Isis-Priesters eine Rose frisst und dadurch seine menschliche Gestalt zurückerhält. In diese Rahmenerzählung sind auf literarisch höchst kunstvolle Weise zahlreiche Geschichten eingeflochten: Neben vielen, teilweise recht derben, ja sogar zotigen Schwänken findet sich darunter auch das einzige aus der Antike überlieferte Märchen, Amor und Psyche.
Die »Metamorphosen«, seit Augustinus bekannt als »Der goldene Esel«, sind das einzig vollständig erhaltene Beispiel des komisch-realistischen Romans der Antike. Eingang in das kulturelle Gedächtnis fanden auch die vielen integrierten Erzählungen, die sich im Lauf der Rezeption verselbstständigten: Das Märchen von Amor und Psyche oder die Novelle vom Ehebrecher im Fass, die in Boccaccios Decamerone auftaucht. Apuleius hat den gesamten Roman im »milesischen Stil« – frivole Geschichten mit teilweise derber Erotik –, wie es in der Antike beliebt war, verfasst.
Inhalt
Erstes Buch
Siebtes Buch
Vorwort
Der goldene Esel des Apuleius ist ohne Zweifel ein kleines Juwel der antiken Literatur. Den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur hat man ihn genannt, doch er ist weit mehr als das. Sein Autor, Lucius Apuleius, wurde im Jahr 125 n. Chr. in Madaura (Nordafrika) geboren. Er wuchs in Karthago auf und studierte dort Rhetorik. In Athen widmete er sich dem Studium der Philosophie und lebte danach (wenigstens zeitweise) in Rom, wo er als Anwalt arbeitete. Seine Tätigkeit als Schriftsteller ist mit seiner Biografie eng verflochten. So musste er sich etwa gegen den Vorwurf der Zauberei zur Wehr setzen und tat dies mit der eloquenten Schrift Apologia, die nicht zufällig an Platons Apologie des Sokrates erinnert. Diesem Philosophen, insbesondere seiner Gottesvorstellung, hat er ebenfalls eine Schrift gewidmet. Aber auch seine Anwaltstätigkeit und sein Amt als sacerdos provinciae, also als leitender Priester im Kaiserkult der Provinz, spiegeln sich in seinen Erzählungen. Das vorliegende Buch, das ursprünglich den Titel Metamorphosen trug, ist sein Hauptwerk. Die Bezeichnung Der goldene Esel begegnet übrigens zum ersten Mal bei einem anderen großen Afrikaner der Antike, bei Augustinus von Hippo.
Für den Roman benutzte Apuleius eine griechische Vorlage: Der vornehme Grieche Lucius wird in einen Esel verwandelt, besteht als solcher etliche Abenteuer, bis er schließlich von der Göttin Isis wieder in einen Menschen zurückverwandelt wird. In diese Rahmenerzählung sind auf literarisch höchst kunstvolle Weise zahlreiche Geschichten eingeflochten: Neben vielen, teilweise recht derben, ja sogar zotigen Schwänken findet sich darunter auch das einzige aus der Antike überlieferte Märchen, Amor und Psyche. Wirkungsgeschichtlich ist dieser Teil der Erzählung wohl der bedeutendste. Das Motiv von Amor und Psyche fand – in zahlreichen Variationen – in die abendländische Literaturgeschichte und in die Bildende Kunst Eingang und findet sich bei so prominenten Protagonisten wie Raffael, Boccaccio, La Fontaine, Flaubert und Balzac wieder.
Weit mehr als die bekannte klassische – lateinische oder griechische – Literatur der Antike vermittelt dieser Roman einen höchst lebendigen, farbenprächtigen Eindruck von Alltagsleben, Sitten, Humor und Lebensart aller Gesellschaftsschichten in der Antike. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist nicht zuletzt die detaillierte Schilderung des Isis-Kultes, der um die Zeitenwende, vor der Durchsetzung des Christentums, wohl der populärste Kult im Römischen Reich war und genau diejenigen Bevölkerungsschichten – nicht zuletzt Sklaven und Frauen – anzusprechen vermochte, die später das Christentum so erfolgreich für sich gewann. Die Erzählkunst des Lucius Apuleius kann kaum überschätzt werden. Neben raffinierter literarischer Komposition, überbordender Phantasie und poetischer Ausdruckskraft reicht sein Spektrum von höchst subtilem Witz über satirische Schärfe bis hin zu recht derbem Humor. Als kleine Kostbarkeit enthält der Roman an geeigneter Stelle auch ein scharfzüngiges Plädoyer für ein faires Gerichtsverfahren. Die Intention des Übersetzers August Rode war es, die Originaltreue mit einer Sprache zu verbinden, die dem Tonfall des Autors in all seinen Nuancen gerecht wird. Die behutsame sprachliche Neubearbeitung dieser Übersetzung will genau diese Absicht für die heutigen Leser und Leserinnen einlösen.
Bruno Kern
Prolog
Liebe Leser!
Ich, Lucius Apuleius, grüße euch.
Erstaunt fragt ihr: Warum stiegst du aus dem Schattenreich zu uns auf?
Genau das will ich euch erzählen!
Ihr kennt die Märchen