Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 85: Das Licht von Terrania - Oliver Plaschka


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richteten sie sich auf ihn. Schienen ihn zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. »Sie sind der Fürsorger.«

      »Wenn sich die letzten Wochen kein weiterer Istrahir auf Larsaf III eingefunden hat, bin ich das wohl.« Er hatte es als Scherz gemeint, doch Thora da Zoltral wirkte nicht amüsiert.

      »Die Erde«, korrigierte sie ihn. »Vielleicht sollten Sie lernen, sich an die lokalen Bezeichnungen zu gewöhnen, wenn Sie es mit Ihren Pflichten ernst nehmen.«

      »Ausgerechnet Sie belehren mich über meine Pflichten?«

      »Offensichtlich haben Sie es nötig.« Die Arkonidin legte den Kopf schief. »Oder ist das hier Ihre Vorstellung von einem ordentlichen Verfahren? Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein.«

      Diese Arroganz! »Ich bedaure, wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Situation sind.«

      »Unzufrieden?«, höhnte sie. »Sie haben mich mit Gewalt festgenommen. Also stellen Sie mich auch vor ein ordentliches Gericht, statt mich in ein Loch wie dieses zu sperren!« Sie klopfte auf den Boden und betrachtete angewidert das dunkle Harz, das auf ihre Knöchel abfärbte. »Geht man so auf Istrahir mit Arkoniden um? Das ist ja schlimmer als bei den Naats! Ich bin immer noch eine da Zoltral, vergessen Sie das nicht!«

      Vielleicht, dachte Satrak, hatte er zu lange nicht mehr mit Angehörigen des alten Adels zu tun gehabt. Ihm fiel gerade wieder ein, was sie so anstrengend machte.

      »Alles zu seiner Zeit. Bis dahin sind Sie in guter Behandlung. Wir lassen Sie nicht verhungern, und wir haben Ihnen heute früh sogar den Schlafsaft aus den Haaren gewaschen. Das Innere eines Aranash ist etwas klebrig, wissen Sie.«

      Sie verzog das Gesicht. »Bitte ersparen Sie mir die Details. Was wollen Sie von mir, Fürsorger?«

      »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.«

      Anklagend hob sie die gelähmten Beine mit den Händen an und bettete sie in eine bequemere Position. »Ist das Ihre Art, Ihre persönliche Neugierde zu befriedigen?«

      »Immerhin sind Sie eine ebenso legendäre wie rätselhafte Figur auf Larsaf III.«

      »Jetzt versuchen Sie mir wohl zu schmeicheln.«

      »Keineswegs. Wieso fangen wir nicht von vorne an? Was wollten Sie und Ihr Ziehvater ursprünglich in diesem System?«

      »Mein Ziehvater Crest war ein Derengar der alten Schule. Er hat mich selten in seine Forschung einbezogen, und ehrlich gesagt hat es mich auch nicht sehr interessiert. Soweit ich weiß, wollte er nach den Resten der im Methankrieg vernichteten Larsafkolonie suchen.«

      Das deckte sich halbwegs mit Satraks Vermutungen. Ärgerlicherweise hatte Reekha Chetzkel kurz nach ihrer Ankunft im System jedoch eine der beiden maßgeblichen Hinterlassenschaften jener Kolonie, die Unterwasserkuppel im Atlantik, vernichtet. Die andere hatte ihre neue Bestimmung als Orbitalstation des Weltraumlifts gefunden, enthielt aber kaum noch Aufschlüsse über die Geschehnisse vor zehntausend Jahren. Zumindest keine, die sich den Spezialisten offenbart hätten, die Satrak seit Monaten dort stationiert hatte.

      Er war sich fast sicher, dass Thora da Zoltral ihm nicht die ganze Wahrheit sagte.

      »Ihre Expedition war nicht sehr erfolgreich«, stellte er fest. »Der Forschungskreuzer, den Sie befehligten, wurde zerstört. Die Besatzung ist tot, Ihr Ziehvater verschollen. Eine Weile hielten wir Sie ebenfalls für tot.«

      Sie zuckte nur die Schultern, doch ihre zusammengepressten Lippen verrieten ihre Anspannung.

      »Was ist mit der AETRON geschehen? Haben die Menschen den Kreuzer vernichtet?« Er dachte daran, wie er das Wrack gemeinsam mit Chetzkel in Augenschein genommen hatte. Sie hatten darüber diskutiert, wer die Verantwortung am Tod der arkonidischen Besatzung trug. Chetzkel hätte am liebsten eine öffentliche Massenhinrichtung inszeniert, doch Satrak hatte ihn zurückgehalten.

      »Es gab Differenzen«, sagte Thora.

      Also doch. »Laut Medienberichten haben Sie in der Zeit darauf verschiedene Kulturgüter der Menschheit in Mitleidenschaft gezogen. War das Ihre Rache?«

      Thora massierte verärgert die tauben Füße. »Dieser alte Eisenturm in Paris und die anderen Ziele dienten keinem ersichtlichen Zweck. Ich hätte auch ganz anders durchgreifen können.«

      »Und dennoch haben Sie sich heute den Menschen angeschlossen.«

      »Wir Arkoniden lernen langsam, aber wir lernen dazu.«

      »Was soll das nun wieder heißen?«

      Thora holte tief Luft. »Wie wir den Menschen gegenüber auftraten – damals wie heute – ist nicht sehr klug. Ich hielt die Menschen für Wilde, und manche von ihnen ...« Sie schüttelte den Kopf.

      »Ja?«

      »Fragen Sie doch Reginald Bull, wenn er an die Reihe kommt. Grüßen Sie ihn schön von mir.«

      Satrak ließ sich nicht beirren. »Sie stellen die Rechtmäßigkeit des Protektorats infrage?«

      »Die Menschen brauchen keinen Schutz, Fürsorger! Und ganz besonders brauchen sie uns nicht. Sie sind vollauf in der Lage, sich ihre eigenen Probleme einzubrocken, und gelegentlich schaffen sie es sogar, sie zu lösen. Wir haben kein Recht, uns hier einzumischen, und was noch viel schlimmer ist, es gibt wirklich wichtigere Dinge als das hier.«

      Was war mit dieser Frau nur geschehen? Satrak verstand die Welt nicht mehr. Er verachtete die Menschen keineswegs und honorierte ihre bescheidenen Fortschritte, aber gerade für eine Adlige musste es doch offensichtlich sein, dass die Arkoniden den Menschen technologisch wie kulturell weit voraus waren. Und damit war die Rangordnung im galaktischen Gefüge vorgegeben: Die Arkoniden führten, die Menschen folgten.

      »Was gibt es denn Wichtigeres?« Wenn er sie schon nicht verstand, so wollte er wenigstens über ihre Ziele Aufschluss. »Hatte Ihre jüngste Expedition damit zu tun? Was wollten Sie in Sibirien?«

      »Eine Abkühlung«, sagte Thora.

      Er überging die Bemerkung. »Da war dieser Roboter, der Sie begleitet hat. Woher hatten Sie ihn? Wir haben die Trümmer analysiert – sie konnten keiner dem Imperium bekannten Kultur zugeordnet werden.«

      »Dann sollten Sie vielleicht genauer hinsehen.«

      »Und was ist mit dieser Kinderleiche, die wir in Ihrem Versteck fanden? Dem Kind wurde die Kehle durchgeschnitten. Von wem und weshalb?«

      Thora sah aus, als würde sie ihm gleich ins Gesicht spucken. »Halten Sie mich jetzt etwa für eine Kindsmörderin, Istrahir?«

      »Ich halte Sie für eine Verräterin, Thora da Zoltral! Und für eine Lügnerin obendrein. Was meint Rhodan, wenn er sagt, das Imperium sei nur eine vorübergehende Erscheinung?«

      »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen.«

      Satrak wollte gerade zu einer gepfefferten Bemerkung ansetzen, als sich Aito bei ihm meldete. Diesmal erschien sie ihm nicht wie ein Geist, was im beengten Raum des Markud auch schwierig gewesen wäre, sondern begnügte sich mit einem kleinen Fenster im oberen Viertel seines Gesichtsfelds, in dem sich ihr Kopf und Oberkörper wie in einer Videokonferenz abzeichneten.

      »Ich bedaure, Sie bei Ihrer Arbeit zu stören, doch Koordinator Jemmico ist hier und wünscht Sie zu sprechen. Er sagt, es sei dringend.«

      Satrak erstarrte. Ausgerechnet Jemmico! Er dachte an seine letzte Unterredung mit Aito, in der sie ihn von der Kontaktaufnahme Chetzkels mit dem Celista unterrichtet hatte. Würde er jetzt erfahren, worum es dabei gegangen war? Oder bereiteten seine beiden Rivalen nur ihren nächsten Zug gegen ihn vor?

      »Es tut mir leid«, sagte er zu seiner Gefangenen. »Aber wir müssen unsere Unterhaltung wohl abermals vertagen. Wie lange das noch dauert, liegt ganz bei Ihnen. Nutzen Sie die Gelegenheit, mehr über die einheimischen Spezies von Istrahir zu erfahren. Und träumen Sie süß.«

      Mit einer Fernsteuerung aktivierte er die transdermalen Kontakte ihres Overalls, die daraufhin das Schlafmittel in Thoras Kreislauf entließen. Ihre Augen weiteten


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