Südwärts. Ernest Henry Shackleton

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Südwärts - Ernest Henry Shackleton


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kehrte er nicht mehr zurück. Dennoch wurde Shackleton Ende des 20. Jahrhunderts zum Helden. Seine Fähigkeit zu führen, die insbesondere nach dem Untergang der »Endurance« zum Tragen kam, ist heutzutage bei Managern und Extremsportlern ein großes Vorbild. Dank seiner natürlichen Autorität brauchte er sich nicht an die übliche Befehlsstruktur an Bord eines Schiffes zu halten, sondern kommunizierte mit Expeditionskameraden und Schiffsmannschaften auf gleicher Ebene. Für ihn gab es keinen Standesunterschied, denn jede einzelne Person war für ihn ein gleich wichtiger Mosaikstein für den Erfolg seiner Expedition. Weil er sich um das Wohlbefinden eines jeden kümmerte, konnte er starke Bindungen aufbauen, sodass jeder sein Bestes zum Wohl der gesamten Gruppe gab. Als die »Endurance« unterging, hieß das Ziel nicht mehr Durchquerung, sondern Rettung. Shackleton gelang es erfolgreich, die Motivation seiner Begleiter völlig neu auszurichten und auf Durchhalten einzustellen, indem er versprach, ganz sicher Hilfe zu holen. Alle glaubten daran und wurden auch nicht enttäuscht.

      Obwohl seine Expeditionen als Fehlschläge gezählt werden, bereitete Shackleton durch sie für andere den Weg zum Erfolg. Scott nutzte den von ihm entdeckten Aufstieg über den Beardmore-Gletscher, um über das Plateau des Inlandeises zum Südpol zu gelangen. Die erste Durchquerung der Antarktis fand während des Internationalen Geophysikalischen Jahres (1957–1958) statt. Die Commonwealth Trans-Antarctic Expedition unter der Leitung von Vivian Fuchs errichtete zunächst in Filchners Vahselbucht eine Basisstation mit dem Namen »Shackleton«, auf der acht Männer überwinterten, um wissenschaftliche Messungen durchzuführen. Im zweiten Jahr folgten zwei weitere Gruppen, von der die erste rund 500 km landeinwärts die vorgeschobene Station »South Ice« mit drei Männern besetzte, während die zweite Gruppe unter der Leitung des Mt. Everest Erstbesteigers Edmund Hillary die Aufgabe hatte, von Neuseeland aus am McMurdo-Sund im Rossmeer einen zweiten Stützpunkt einzurichten und im folgenden Jahr für die Raupenschlepper eine fahrbare Trasse auf das Plateau im Innern der Antarktis zu suchen. Unterwegs sollte sie für die Durchquerungsgruppe Depots anlegen. Gleichzeitig begann Fuchs seine Traverse und querte innerhalb von 99 Tagen den antarktischen Kontinent vom Weddellmeer über den Südpol bis zum Rossmeer und führte auf der rund 3300 km langen Strecke regelmäßig seismische Eisdickenmessungen und andere wissenschaftliche Untersuchungen durch.

      Als die erste und bis 2013 einzige reine Frauenmannschaft die Saison 1989–1990 in der deutschen »Georg-von-Neumayer-Station« auf dem Ekströmschelfeis nordöstlich des Weddellmeers verbrachte, durchquerte der Bergsteiger Reinhold Messner zusammen mit Arved Fuchs, dem Leiter vieler Schiffsexpeditionen in die Polargebiete, erstmals den eisigen Kontinent mit selbst gezogenen Schlitten vom Filchner Eisschelf über 2800 km bis nach Ross Island. Sie brauchten dafür 92 Tage. Gleichzeitig benötigte die International Transantarctica Expedition unter der Leitung von William Steger und Jean-Louis Étienne für die längste Erstreckung des Kontinents von den Seal Nunataks im Norden der Antarktischen Halbinsel bis zur russischen Station Mirny an der Küste des Pazifischen Ozeans auf Hundeschlitten für etwa 6400 km insgesamt 220 Tage. Beide Expeditionen wurden von der Luft aus mit Nachschub versorgt.

      Die »James Caird« wurde nach Rückkehr der Expedition dem Dulwich College in London übergeben, wo Shackleton zur Schule gegangen war. Von dort aus ist sie später mehrfach für Ausstellungen auf Reisen gegangen, unter anderem auch nach Bonn, wo sie im Rahmen der Ausstellung »Arktis Antarktis« in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland vom 19. Dezember 1997 – 19. April 1998 zu sehen war.

      Um Shackletons epische Reise von Elephant Island nach Südgeorgien nachzuvollziehen, ließ Arved Fuchs für seine Expedition »Shackleton 2000« die »James Caird« originalgetreu als »James Caird II« nachbauen. Allerdings wurden gemäß den behördlichen Auflagen zusätzlich moderne Navigations- und Kommunikationsmittel eingebaut. Nachdem Südgeorgien glücklich erreicht wurde, überquerte die Gruppe – wie zuvor auch Shackleton – mit zwei Begleitern die Gletscher und das Eisplateau im Inland Südgeorgiens, um die schon lange aufgelassene ehemalige Walfangstation Stromness zu erreichen. Die »James Caird II« kehrte nach Deutschland zurück und wurde im Rahmen der Langen Nacht der Museen am 5. Mai 2007 dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg am Kaispeicher B (Koreastraße 1) übergeben, wo sie in die Ausstellung aufgenommen wurde.

      Heute erinnern sieben Ortsnamen in der Antarktis (Shackleton Coast, Shackleton Glacier, Shackleton Icefalls, Shackleton Ice Shelf, Shackleton Inlet, Shackleton Mount und Shackleton Range) und zwei auf Südgeorgien (Shackleton Gap, Shackleton Valley) an den letzten Helden der heroischen Ära der Südpolarforschung. Schließlich wurde 1932 Shackletons Statue an der Fassade des Gebäudes der Royal Geographical Society in London enthüllt.

       Cornelia Lüdecke

      VORWORT

      Nach der Eroberung des Südpols durch Amundsen, der nur ein paar Tage Vorsprung vor der britischen Expedition unter Scott hatte, blieb den Polarforschern nur noch eine große Herausforderung übrig: die Durchquerung des antarktischen Kontinents von Küste zu Küste.

      Wir haben dieses Ziel nicht erreicht, aber die folgenden Seiten erzählen die Geschichte unseres Versuchs. Auch wenn das eigentliche Vorhaben gescheitert ist, berichtet dieses Buch von Abenteuern, anstrengenden Tagen, einsamen Nächten, ungewöhnlichen Erfahrungen und vor allem von unbeirrbarer Entschlossenheit, unverbrüchlicher Treue und selbstloser Opferbereitschaft vonseiten meiner Männer – Berichte, die, so meine ich, sogar in diesen Zeiten, die große Opfer ganzer Völker und selbstloses Handeln Einzelner gesehen hat, von Interesse sein werden für den Leser, der sich jetzt bereitwillig vom roten Schrecken des Kriegs und den Belastungen der letzten fünf Jahre abwendet, um vielleicht mit besserem Verständnis vom »Weißen Krieg« im Süden zu lesen. Die Kämpfe, die Enttäuschungen und das Durchhaltevermögen dieser kleinen Gruppe von Briten, die beinahe zwei Jahre in den Einöden des Polareises verschollen waren und sich bemühten, die gestellte Aufgabe zu erfüllen und die Krise, die die Welt durchlebte, nicht mitbekamen, künden von einer Leistung, die in der Geschichte der Erforschung der Antarktis einzigartig dasteht.

      Durch den Verlust der Endurance und die Katastrophe mit der Aurora sind bestimmte Dokumente, die hauptsächlich die Organisation und Vorbereitung der Expedition betreffen, verloren gegangen. Ich hatte jedoch ohnehin nicht die Absicht, einen detaillierten Bericht über Vorbereitungen, Proviant und andere notwendige, für den Leser aber belanglose Angelegenheiten zu geben, da alle Bücher über die Antarktisexpeditionen seit Beginn des Jahrhunderts diese Dinge ausführlich behandelt haben. Daher werde ich nur kurz die Anfänge und die Organisation schildern und hier eine Abschrift des Programms einfügen, das ich angefertigt habe, um die öffentliche Aufmerksamkeit für die Expedition zu wecken:

      »DIE TRANSKONTINENTALGRUPPE«

      Die erste Durchquerung des antarktischen Kontinents von Küste zu Küste über den Südpol wird, abgesehen von ihrer historischen Bedeutung, auch eine Expedition von großem wissenschaftlichem Wert sein.


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