Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman - Karin Bucha


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mit Aline aus dem Tor gefahren ist – und hat fleißig weitergeschafft. Das Herz ist ihr aber schwer. Wohin soll das noch führen?

      »Hier sind schon wieder einige schadhafte Stellen.« Kläre weist auf die Mitte eines großen Tischtuches. Magda reißt sich los von ihren trüben Gedanken und betrachtet aufmerksam den Schaden.

      Sie findet noch mehrere Wäschestücke, die dringend der Ausbesserung bedürfen, und als gerade Frau Christine dazukommt, sagt sie zu ihr:

      »Wir müssen wieder etwas neue Wäsche anschaffen, Tante. Am besten ist es wohl, wir kaufen Leinen im Stück, und ich nähe es selber. Das ist billiger und macht mir außerdem Spaß.«

      Frau Christine schüttelt den Kopf.

      »Du hast wohl noch nicht genug zu tun?«

      »Das ist das wenigste, Tante. DieHauptsache ist, wir kommen recht billig dazu.«

      Frau Christine blickt aus umflorten Augen auf die Wäscheberge, die Magda und Kläre schon gelegt haben. Magda denkt an alles, während Aline das Geld zum Fenster hinauswirft.

      Was hat dagegen das junge Mädel von seinem Leben?

      Da kommt ihr plötzlich der Gedanke.

      »Ich werde mit Hanno sprechen. Er soll mir etwas Geld geben, und dann fahren wir selbst in die Stadt. Es kann uns beiden nichts schaden, wenn wir auch einmal hier herauskommen, etwas anderes sehen und hören.«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, geht sie hinaus. Sie weiß Hanno in seinem Zimmer, in das sie, ohne anzuklopfen, eintritt.

      Hanno sitzt, den Kopf in die Hand gestützt, an seinem Schreibtisch. Das Eintreten der Mutter hat er überhört.

      Lautlos tritt sie näher, legt ihm die Hand auf das dunkelblonde Haar.

      »Na, mein Junge, so in Gedanken versunken?«

      Er fährt herum und freut sich, als er seine Mutter erblickt. »Setz dich, Mutter!« Er zieht ihr einen Stuhl neben den seinen und fährt fort: »Schön von dir, daß du zu mir kommst. Wir haben lange nicht zusammen geplaudert.«

      Er lehnt sich bequem zurück und sieht der Mutter lächelnd ins Gesicht.

      »Führt dich etwas Besonderes zu mir, Mutter?« Er tätschelt ihre Hand, die sich rauh anfühlt.

      »Ja, Hanno – ich wollte dich bitten, mir etwas Geld zum Einkaufen zu geben.«

      Belustigt lacht er auf. »Merkwürdig, was für eine Kauflust ihr alle auf einmal entwickelt! Aline trat vor einer knappen Stunde mit derselben Bitte an mich heran.«

      Die Linien um Frau Christines Mund werden auf einmal schärfer, als sie sonst sind.

      Es fällt Hanno auf. Was hat das zu bedeuten?

      Jetzt beginnt sie zu sprechen, und er meint, etwas Abfälliges, beinahe Wegwerfendes schwinge in ihrer Stimme.

      »Aline denkt nur an sich. Sie liebt niemand außer sich selber.«

      Wieder beschleicht Hanno ein eigentümliches Gefühl, aber er unterdrückt es und fragt scherzend:

      »Darf man wissen, was du einkaufen willst?«

      »Freilich sollst du es wissen, mein Junge. Wir brauchen Leinen. Du weißt ja, daß wir immer im Ganzen einkaufen.«

      »Bringt Aline das denn nicht mit?« forscht er weiter.

      »Nein!« Dieses Wort klingt hart.

      »Was hast du gegen Aline, Mutter? Du kommst mir beinahe verbittert vor. Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?«

      »Ach – nichts ist, Hanno«, versucht sie abzuschwächen und steht, als habe sie es plötzlich eilig, auf. »Also, wir können dann wohl morgen fahren? Ich nehme Magda mit. Das arme Mädel kommt nicht ein einziges Mal hier heraus, und sie arbeitet für zwei.«

      »Willst du schon gehen, Mutter?« Bittend hält er sie zurück.

      »Ich will Magda noch bei der Wäsche helfen«, erwidert sie.

      Sie vermag den fragenden Blick des Sohnes nicht zu ertragen. Bliebe sie länger, müßte sie ihm einfach alles ins Gesicht schreien, was ihr beinahe das Herz abdrückt.

      »Ich verstehe Aline nicht. Wie kann sie einfach in die Stadt fahren, wenn es hier Arbeit über Arbeit gibt?«

      Kopfschüttelnd sagt er das vor sich hin.

      Sich zusammenraffend, sagt er freundlich:

      »Also, Mutter, du kannst das Geld sofort haben, aber ebenso gern gebe ich es dir morgen, bevor ihr wegfahrt «

      »Dann gib es mir, bitte, gleich. Es kann sein, daß du morgen unterwegs bist«, entgegnet sie leise und viel milder.

      Er öffnet seinen Schreibtisch und reicht ihr einige Scheine. »Langt das, Mutter?«

      Das alte, liebe Lächeln liegt wieder auf ihrem Gesicht. »Davon werde ich dir ein gut Teil zurückbringen, Hanno.«

      Als sie gehen will, fällt ihm plötzlich etwas ein. Er bittet sie, nochmals Platz zu nehmen, und fragt:

      »Kannst du mir erklären, weshalb wir jetzt viel mehr Geld in der Wirtschaft verbrauchen als früher?«

      Ungläubig starrt sie ihn an. »Das kann ich mir nicht denken, Hanno. Magda wirtschaftet äußerst sparsam.«

      »Magda?« fragt er, sie hastig unterbrechend.

      Sie senkt den Kopf, preßt die Lippen fest zusammen.

      Da ist es wieder, dieses unerklärliche Gefühl, das nach Aufklärung drängt. Urplötzlich überkommt es ihn. »Mutter, jetzt will ich endlich wissen, was das heißen soll!«

      »Dann wird es schon stimmen, Hanno, daß Aline etwas mehr Geld verbraucht«, erwidert sie ausweichend. »Sie bringt mancherlei aus der Stadt mit, was dort erheblich teurer ist als hier.«

      Sie ist froh, auf diese Ausrede verfallen zu sein.

      Hanno glaubt ihr kein Wort. Sie will augenscheinlich etwas vertuschen. Er kennt die Mutter ganz genau. An ihr ist sonst alles klar und wahr.

      »Wir sind früher auch ohne dergleichen Dinge ausgekommen. Muß das sein, Mutter? Ich bin nicht kleinlich. Wir brauchen auch nicht ängstlich mit jedem Groschen zu rechnen. Aber ich wundere mich, weshalb das auf einmal anders sein soll. Unsere Gewohnheiten haben sich doch in keiner Weise geändert.«

      »Laß ihr die kleine Freude, wenn es ihr Spaß macht, Hanno«, sagt sie hastig.

      »Noch eines, Mutter –« Er zögert und fragt dann geradeheraus: »Du sagtest vorhin, Magda wirtschaftet so sparsam. Das war wohl nur eine Verwechslung.«

      »Erlasse mir die Beantwortung dieser Frage, Hanno. Du hast ja selber Augen im Kopfe. Ich muß nun wirklich gehen.«

      Hanno hält sie nicht länger zurück. Wie sonderbar die Mutter ist!

      Lange sinnt er ihren Worten nach: »Du hast ja selber Augen im Kopfe!«

      Gut! Er wird dahinterkommen, er muß wissen, was hier gespielt wird! Jetzt ist es ihm fast schon zur Gewißheit geworden, daß es mit Aline zusammenhängt und mit ihren Ausfahrten.

      Er zermartert sich das Hirn, schlägt sich mit allerlei Erwägungen herum, ohne sich jedoch eine einzige Frage klar beantworten zu können.

      *

      Am nächsten Nachmittag bringt Magda der jungen Frau die Abrechnung und bemerkt dabei:

      »Ich brauche Wirtschaftsgeld, Aline.«

      Aline nimmt die Abrechnung zur Hand. Sie ist zerfahren, und unruhig wandern ihre dunklen Augen hin und her.

      »Wir müssen uns mehr einschränken, Magda.« Ungewöhnlich sanft klingt ihre Stimme. »Hanno gibt mir zu wenig Geld!«

      »Das ist ausgeschlossen, Aline. Mehr kann ich nicht einsparen. Es ist unmöglich«, sagt Magda bestimmt. »Bitte Hanno


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