Butler Parker 142 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 142 – Kriminalroman - Günter Dönges


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auch mein bescheidenes Unterbewußtsein nicht ausnehmen!«

      *

      »Ein verdammt massiver Gegenschlag, Parker«, stellte Anwalt Mike Rander eine Stunde später fest. Er war zusammen mit Myladys Sekretärin Kathy Porter in das altehrwürdige Haus gekommen und gerade informiert worden.

      »Mr. Parker hätte die beiden Mörderinnen nicht entwischen lassen dürfen«, warf die Detektivin verärgert ein.

      »Darf man darauf verweisen, Mylady, daß sie erneut versuchen werden, meine bescheidene Person unter Feuer zu nehmen?« erinnerte der Butler.

      »Aber warum, Parker?« fragte Mike Rander, der ein wenig an den Darsteller des James Bond erinnerte. Er bewegte sich mit einer Lässigkeit, die fast schon an Phlegma grenzte und war dennoch ein sehr wacher Mensch.

      »Haben Sie vielleicht eine wichtige Entdeckung gemacht, Mr. Parker?« fragte Kathy Porter. Sie war in fast allen Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung erfahren und konnte es ohne weiteres mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnehmen.

      »Sie erzählten, daß eine der beiden Damen strauchelte«, tippte Mike Rander an.

      »Und ausgerechnet Sie helfen dieser Gaunerin auch noch«, fuhr die ältere Dame ironisch dazwischen, »das sieht Ihnen wieder mal ähnlich.«

      »Wieso können Sie diesen beiden leichten Damen gefährlich werden, Parker? Denken Sie nach!« Mike Rander lehnte sich zurück, sah den Butler jedoch eindringlich an.

      »Meine bescheidene Wenigkeit wurde in einer recht rüden Form abgewiesen«, erinnerte der Butler, »es fiel ein Hinweis in der Art wie abhauen oder ähnlich ...«

      »Kann es das gewesen sein, Mr. Parker?« fragte Kathy Porter.

      »Diese Aufforderung, Miß Porter, klang in meinen Ohren recht ordinär, wie ich bekennen möchte.«

      »Ist das alles?« grollte Lady Simpson. »Würden Sie diese beiden Frauen wiedererkennen?«

      »Wohl kaum, Mylady«, sagte Parker, »es handelte sich um, wenn ich so sagen darf, genormte Gesichter.«

      »Sie meinen das Make-up, Mr. Parker?« fragte Kathy Porter.

      »In der Tat, Miß Porter«, bestätigte der Butler, »zudem spielten die Dinge sich in schnellem Zeitmaß ab.«

      »Zwei Damen, die aus einem Hotel rennen«, stichelte die Detektivin genußvoll, »jeder wäre mißtrauisch und wachsam geworden, Sie aber nicht, Mr. Parker!«

      »Hat die Frau vielleicht etwas verloren, das Sie jetzt bei Ihnen vermutet, Mr. Parker?« forschte Myladys Sekretärin und Gesellschafterin weiter.

      »Ich muß bedauern, Miß Porter. Die Dame knickte ein, wäre vollends zu Boden gestürzt, wenn ich meine hilfreiche Hand nicht geliehen hätte, kniete halb nieder, raffte sich wieder auf und verschwand dann im Rolls-Royce.«

      »Der von einem Mann gefahren wurde?« warf der Anwalt ein.

      »Dessen bin ich fast sicher, Sir.«

      »Sie wollten noch etwas hinzufügen, Mr. Parker?« fragte Mike Rander.

      »Einen gewissen Verdacht, Sir.«

      »Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Mr. Parker«, ließ die ältere Dame sich verärgert hören, »welchen Verdacht haben Sie .. ?«

      »Bei den Damen könnte es sich durchaus auch um Männer gehandelt haben, wenn ich so sagen darf.«

      »Frauen, die Männer sind?« Lady Agathas Gesicht nahm einen völlig verdutzten Ausdruck an.

      »Transvestiten«, erklärte Mike Rander, »Männer, die aufgrund gewisser Veranlagung mit Vorliebe Frauenkleider tragen.«

      »Es war dieses bereits erwähnte ›Hau ab‹, Mylady, das einen ersten Verdacht weckte.«

      »War es eine Männerstimme, Mr. Parker?« wollte die Hausherrin wissen.

      »Nicht unbedingt, Mylady. Wie gesagt, eine letzte Sicherheit vermag ich keineswegs zu bieten. Es handelt sich nur um einen vagen Verdacht.«

      »Wir haben es selbstverständlich mit Transvestiten zu tun«, erklärte Agatha Simpson jetzt kategorisch, »ich ahnte es übrigens gleich und wollte nur nicht vorpreschen.«

      »Natürlich nicht«, meinte Mike Rander und tauschte mit Kathy Porter einen schnellen Blick. Als er dann zu Parker hinübersah, zuckte der Butler mit keiner Wimper. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.

      *

      »Ich kann’s einfach nicht glauben, Mike«, sagte Kathy Porter und schüttelte den Kopf, »das sollen Männer sein?«

      »Darauf können Sie sogar Gift nehmen, Kathy«, erwiderte der Anwalt lächelnd. Er war zusammen mit Myladys Sekretärin in der Spätvorstellung einer Bühnenshow, deren Mitglieder aus Paris kamen.

      Auf der Bühne stand die legendäre Marilyn Monroe und erklärte gerade mit erotisch hingehauchter Kinderstimme, Diamanten seien die besten Freunde eines Mädchens. Die Illusion war tatsächlich perfekt. Jede Geste stimmte, vom Aussehen mal ganz zu schweigen. Das Kleid umspannte wie eine zweite Haut eine schlanke Figur, die dennoch all das aufwies, was die amerikanische Schauspielerin einst ausgezeichnet hatte. Im Hintergrund bewegten sich Showgirls, die geradezu aufregende Proportionen zeigten.

      »Ich kann’s einfach nicht glauben«, murmelte Kathy Porter beeindruckt.

      »Ich wette, Kathy, daß Sie das noch häufiger wiederholen werden«, antwortete der Anwalt lächelnd. Dank seiner Verbindungen war es ihm gelungen, noch zwei Karten für diese Vorstellung zu bekommen. Die Show aus Paris war normalerweise Nacht für Nacht total ausverkauft. Man riß sich förmlich um die Eintrittskarten.

      »Jetzt kann ich verstehen, warum Mr. Parker so unsicher ist«, sagte Kathy Porter, »die Illusion ist bestechend.«

      »Und die Aussichten dagegen miserabel«, meinte Rander, »diese Männer werden uns an der Nase herumführen, falls wir’s tatsächlich mit Transvestiten zu tun haben.«

      Kathy Porter und Mike Rander ließen sich vom Geschehen auf der Bühne mitreißen. Die Damen, die Männer waren, parodierten internationale Busenstars, boten eigene Nummern, zogen alle Register ihres Könnens und ernteten Beifallsstürme. Die Zuschauer waren begeistert und vergaßen die sprichwörtliche britische Gelassenheit.

      »Als wirkliche Frau kommt man sich dagegen direkt ungelenk vor«, stellte Kathy Porter fest.

      »Einspruch«, meinte Rander lächelnd. Zwischen ihm und Kathy herrschte ein sehr enges Verhältnis, was Lady Simpson übrigens mehr als wohlwollend registrierte und noch zusätzlich förderte. Sie hoffte, daß die ›Kinder‹, wie sie sie nannte, eines Tages heirateten.

      »Sie rutschen dort oben auch nicht mal ins Geschmacklose ab«, staunte Kathy Porter, »wir werden es tatsächlich sehr schwer haben ... Ist die Truppe bekannt, Mike?«

      »Sie ist absolute Spitze, Kathy«, antwortete Mike Rander, »meiner Ansicht nach haben die Künstler mit den beiden Raubzügen nicht die Spur zu tun.«

      »Gibt es viele solcher Trupps?«

      »Erstaunlich viele«, wußte der Anwalt zu sagen, »es gibt daher natürlich auch Klassenunterschiede.«

      »Aber der Kreis der Transvestiten ist doch überschaubar, oder?«

      »Erfreulicherweise, Kathy. Ich bin sicher, daß Parker bereits seine Verbindungen spielen läßt. Nach dem Mordversuch weiß er, daß Eile geboten ist.«

      »Glauben Sie, daß auch wir in Gefahr schweben, Mike?«

      »Und ob, Kathy! Die Juwelenräuber glauben, daß Parker irgendeine Entdeckung gemacht hat. Sie müssen natürlich annehmen, daß er uns bereits informiert hat.«

      »Jede Frau hier könnte eine der Täterinnen sein, Mike.« Kathy Porter sah sich im Zuschauerraum um.

      »Scheußliche Vorstellung.« Rander lächelte knapp. »Daran werde


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