Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und diese Kopien werden Sie uns ausliefern. Ihre Zeit ist verstrichen, Parker. Also, wo stecken die Kopien?«

      »Sagen Sie Mr. Gatewell, daß ich nur mit ihm allein verhandeln werde«, erwiderte Parker, seinen nächsten Bluff ausspielend.

      Diesmal gab es einen Volltreffer.

      Mikes Augen weiteten sich vor Überraschung. Er schluckte. Und heiser war seine Stimme, als er mit einem an sich recht unschönen Fluch antwortete.

      *

      Mike verließ überraschend schnell den Kellerraum. Er hatte plötzlich keine Zeit mehr, sich an sein Ultimatum zu halten. Er interessierte sich im Moment auch nicht mehr für die Unterlagen. Die Nennung des Namens Gatewell hatte ihm den Atem völlig verschlagen.

      Parker zog daraus selbstverständlich seine Schlüsse.

      Der Patentanwalt also mußte jener Mr. X sein, der den ganzen mörderischen Wirbel ausgelöst hatte. Das paßte auch in das Bild, das Parker sich gemacht hatte. Der Butler fragte sich in diesem Zusammenhang noch einmal, wieso der Patentanwalt so schnell gewußt hatte, welchen Wert die Fotokopien darstellten.

      Doch gab es in diesem Zusammenhang eine wichtige Feststellung, an der Parker nicht mit geschlossenen Augen und absichtlich Vorbeigehen wollte. Er erinnerte sich schließlich noch sehr genau der Tatsache, daß Patentanwalt Gatewell nach dem Anschauen der Kopien sofort Leutnant Canters angerufen hatte.

      Welchen Zusammenhang gab es zwischen Gatewell und Canters? Steckten sie unter einer Decke? Oder hatte Gatewell sich durch den Telefonanruf nur ein Alibi verschaffen wollen?

      Parker sah ein, daß es für ihn höchste Zeit wurde, sich wieder aktiv in das Geschehen einzuschalten. Dazu gehörte, daß er wieder Herr seiner Entschlüsse wurde, kurz und mit anderen Worten, Parker wollte und mußte die hinderlichen Stricke loswerden.

      Noch war Zeit dazu.

      Als Mann der Tat machte er sich sofort an die Arbeit. Und es war sein Glück, daß man ihm seinen Universal-Regenschirm im Keller belassen hatte.

      Hingegen war es sein Pech, daß man ihn auf der Pritsche festgebunden hatte. Es war ihm vorerst noch unmöglich, an seinen Regenschirm heranzukommen.

      Der Butler mühte sich gerade ab, wenigstens einen Finger freizubekommen, als sich die mit Blech beschlagene Tür erneut öffnete. Mike kam zurück. Er sah eifrig und in gewissem Sinne auch gefährlich aus.

      »Fast bin ich froh, Sie wieder hier bei mir zu sehen«, erklärte der Butler. »Demnach können wir also unsere Unterhaltung fortsetzen, nicht wahr?«

      »Wo sind die Unterlagen?« fragte Mike. »Hören Sie, Parker, antworten Sie schnell, bevor Mr. X hier erscheint. Der fragt nicht lange, der handelt. Und zwar so, wie es Ihnen bestimmt nicht gefallen wird …!«

      »Wieviel Zeit haben wir noch?«

      »Mr. X ist in ein paar Minuten hier! Mann, warum wollen Sie sich unnötig quälen lassen? Reden Sie doch!«

      »Es ist äußerst peinlich, sehen zu müssen, wie ein Mensch offen in sein Unglück rennt.«

      »Sie sagen es, Parker!«

      »Ich dachte jetzt mehr an Sie! Fühlen Sie denn nicht, daß Sie nach dem Aushändigen der Kopien sterben müssen? Wie ich …!?«

      »Unsinn … ich weiß, wie ich mich schützen kann.«

      »Jetzt begehen Sie den zusätzlichen Fehler, Mr. X zu unterschätzen, Mike. So darf ich Sie ja wohl nennen, nicht wahr? Mr. X wartet doch nur darauf, Sie ins Jenseits zu befördern.«

      »Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein, Parker!« Mike war trotz seiner Worte etwas nachdenklich geworden. Die Worte des Butlers mußten ihn beeindruckt haben.

      »Ich könnte und möchte Ihnen einen fairen Vorschlag unterbreiten«, redete Parker ernst und zielstrebig weiter. »Tun wir uns doch zusammen. Die Fotokopien in unserer Hand, Mike, stellen ein einmaliges Vermögen dar …!«

      »Wollen Sie mich umdrehen? Soll ich gegen meinen Boß anstinken?«

      »Von Stinken konnte keine Rede sein«, korrigierte Parker seinen Gesprächspartner. »Ich rede von Ihrem und meinem Leben. Das gibt es nur einmal …!«

      »Los, wo sind die Unterlagen … Ich weiß, was ich mache …!«

      »Nun denn, so bin ich gezwungen, zu reden …!«

      »Endlich haben Sie begriffen, Parker. Also …?«

      »Ich war so frei, die Fotokopien vor der Stadt in einem ziemlich unzugänglichen Gelände zu verstecken.«

      »Und wo …?«

      »In einem Erdloch! Beschreiben läßt dieses Versteck sich nur schlecht.«

      »An Ihrer Stelle würde ich es aber versuchen.«

      »Bringen Sie mich dorthin, dann grabe ich die Kopien aus. Einen besseren Vorschlag kann ich Ihnen nicht machen, Mike.«

      »Damit wird Mr. X sich aber nicht zufriedengeben.« Mike schüttelte den Kopf.

      »Er ist damit zufrieden«, sagte genau in diesem Augenblick eine dumpfe, undeutliche Stimme, die von der geöffneten Tür herkam. Mike drehte sich blitzschnell um. Auch Parker sah zur Tür hin.

      In der Tür stand ein Mann, der einen weiten weißen Labormantel trug. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Eine Maske aus weißem Mull bedeckte Mund, Nase und Wangen. Nur die Augen waren gerade noch zu erkennen. Stirn und Haar wurden von einer weißen, rand- und schirmlosen Kappe bedeckt. So sah ein Operateur aus, der sich anschickt, in den Operationssaal zu gehen.

      »Mr. X …!« Mike sagte es fast andächtig.

      »Professor Manfield!« sagte Parker weniger andächtig.

      Die maskierte Gestalt nickte langsam. Sie hielt Arme und Hände unter dem weiten Mantel verborgen.

      »Schnallen Sie Parker los!« kommandierte Mr. X und wies auf den Butler.

      Mike beeilte sich, dem Wunsch seines Chefs nachzukommen. Er beugte sich über den Butler und zerschnitt die Stricke, die ihn auf der Pritsche festhielten.

      »Er wird Sie umbringen«, flüsterte Parker dem Agenten zu, »Passen Sie auf, er wird Sie mit einiger Sicherheit umbringen!«

      »Fertig, Chef!« Mike richtete sich auf und wies auf Parker, der zwar noch an Händen und Füßen gebunden war, sich aber wenigstens aufzurichten vermochte.

      »Fertig!« sagte Mr. X. Dann schoß er.

      Mike stöhnte auf. Er faßte sich an die Brust und sackte dann langsam in sich zusammen. Er rollte auf den Leib und blieb regungslos liegen. Parkers Warnung hatte nichts gefruchtet. Mike hatte sich fast freiwillig niederschießen lassen.

      »Ich muß gestehen, daß ich nicht sonderlich erstaunt bin«, sagte Parker zu Mr. X.

      »Ich weiß, Sie sind klug«, erwiderte die undeutliche und verzerrte Stimme des Maskierten. »Und weil Sie klug sind, werden Sie mir die Fotokopien ausliefern.«

      »Wer sind Sie nun wirklich? Professor Manfield, Patentanwalt Gatewell oder Leutnant Canters von der Kriminalpolizei …?«

      »Sie rechnen mit vielen Möglichkeiten, nicht wahr?«

      »Ich liebe das Spiel mit den Gedanken.«

      »Schade, Sie wären der richtige Mann für mich, leider stehen Sie aber auf der anderen Seite.«

      »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Wer sind Sie wirklich, wenn ich noch einmal in aller Höflichkeit fragen darf.«

      »Kommen Sie von allein drauf, Parker … Sie wissen, was ich von Ihnen will!?«

      »Die Unterlagen. Ich sagte schon, daß ich die Fotokopien vergraben habe!«

      »Ich werde sie wieder ausgraben!«

      »Um mich dann anschließend ins Jenseits zu befördern.


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