Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Артур Конан Дойл

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Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл


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den Fall, bis er sich spät abends mit einer brennenden Kerze in der Hand in sein Schlafzimmer begab.

      »Watson!« sagte er. »Sollte es dir einmal so vorkommen, als würde ich etwas zu selbstbewußt oder verwendete weniger Mühe auf einen Fall, als er verdient, so flüstere mir, bitte, nur das eine Wort: Norbury ins Ohr, und du wirst mich dir sehr zu Dank verpflichten!«

       Englisch

      Eine sonderbare Anstellung

       Inhaltsverzeichnis

      Es war kurz nach unserer Verheiratung. Ich hatte eben die Praxis des alten Farquhar hier im Stadtteil Paddington übernommen. Farquhar war früher ein sehr gesuchter Arzt gewesen, bis sein hohes Alter und das Nervenübel, an dem er litt – eine Art Veitstanz – ihm viele Patienten abwendig machten. Das Publikum urteilt begreiflicherweise nach dem Grundsatz, daß, wer andere kurieren will, selbst gesund sein sollte; es setzt wenig Vertrauen in die Kenntnisse eines Doktors, der für sein eigenes Leiden kein Heilmittel weiß.

      So schwanden die Einnahmen meines Vorgängers mit seinen Kräften, und als ich die Praxis übernahm, war deren früherer Ertrag von 1200 Pfund auf etwa 300 jährlich herabgesunken. Im Vertrauen auf meine Jugend und Tatkraft zweifelte ich jedoch nicht, daß das Geschäft in wenig Jahren wieder so blühend sein würde, als es je gewesen.

      Während der ersten drei Monate nach Übernahme der Praxis war ich tüchtig in Anspruch genommen und sah daher wenig von meinem Freunde Holmes; ich hatte zu viel zu tun, um ihn in der Bakerstraße aufzusuchen, und er ging überhaupt selten irgendwohin, außer in Berufsgeschäften.

      An einem Julimorgen saß ich noch beim Frühstück, in eine medizinische Zeitung vertieft, behaglich im Studierzimmer, als es klingelte und ich zu meiner Überraschung gleich darauf die etwas scharfe Stimme meines ehemaligen Gefährten hörte.

      »Mein lieber Watson«, sagte er eintretend, »wie freue ich mich, dich wiederzusehen! Ich hoffe, deine Frau hat sich von allen Aufregungen bei unserem Abenteuer mit dem ›Zeichen der Vier‹ vollkommen erholt.«

      »Danke – wir sind beide wohlauf!« sagte ich, ihm herzlich die Hand schüttelnd.

      »Ich hoffe aber auch ferner«, fuhr er fort und setzte sich in den Schaukelstuhl, »daß du über die Sorgen des ärztlichen Berufes nicht alles Interesse an unseren kleinen Problemen und Schlußfolgerungen verloren hast.«

      »Ganz im Gegenteil. Erst gestern abend habe ich meine alten Notizen durchblättert und einige unserer früheren Erlebnisse hinzugefügt.«

      »Du hältst aber deine Sammlung doch nicht für abgeschlossen?«

      »Durchaus nicht – ich wünsche mir recht bald noch mehr derartige Abenteuer.«

      »Vielleicht heute?«

      »Jawohl heute, wenn du willst.«

      »Auch wenn die Reise bis nach Birmingham geht?«

      »Gewiß, wohin es dir beliebt.«

      »Und die Praxis?«

      »Ich übernehme die Kranken eines Kollegen, so oft er verreist, und er ist immer bereit, mir Gegendienste zu leisten.«

      »Das trifft sich ja vortrefflich«, rief Holmes. Dann lehnte er sich in den Stuhl zurück und sah mich unter seinen halbgeschlossenen Augenlidern scharf an. »Mir scheint, du bist kürzlich unpäßlich gewesen? Eine Erkältung im Sommer ist immer etwas angreifend.«

      »Ich habe letzte Woche wegen eines riesigen Schnupfens drei Tage das Haus hüten müssen; aber ich meinte doch, jede Spur davon abgeschüttelt zu haben.«

      »Jawohl! – Du siehst vortrefflich aus.«

      »Nun woher weißt du es denn?«

      »Mein lieber Freund, du kennst doch meine Methoden.«

      »Also, mittels einer Schlußfolgerung?«

      »Gewiß.«

      »Und was brachte dich darauf?«

      »Deine Pantoffeln.«

      Ich blickte auf meine Glanzlederschuhe. »Wie in aller Welt –?« begann ich; aber Holmes beantwortete meine Frage, ehe sie ausgesprochen war.

      »Deine Pantoffeln sind neu«, sagte er; »die Sohlen, welche du mir eben so freundlich zur Schau stellst, sind aber leicht angesengt. Zuerst meinte ich, sie seien vielleicht naß geworden und beim Trocknen verbrannt; aber in der Mitte klebt noch eine kleine runde Papiermarke mit der Firma des Fabrikanten. Durch die Feuchtigkeit hätte sie sich natürlich abgelöst – also hast du mit ausgestreckten Füßen am Feuer gesessen, was ein vernünftiger Mensch doch nicht einmal in einem so nassen Sommer wie diesem tun würde, wenn er vollständig gesund ist.«

      Wie bei allen merkwürdigen Schlüssen meines Freundes schien die Sache auch diesmal die Einfachheit selbst, sobald Holmes sie auseinandersetzte. Er las mir diesen Gedanken vom Gesicht ab und lächelte mit einem Anflug von Bitterkeit. »Ja, ja«, sagte er, »ich schade mir immer selbst, wenn ich mich auf Erklärungen einlasse. Eine Wirkung, deren Ursache man nicht kennt, macht viel mehr Eindruck. – Du kommst also mit nach Birmingham?«

      »Gewiß. Was ist’s für ein Fall?«

      »Das sollst du in der Bahn hören. Mein Klient wartet draußen in dem Wagen. Du bist wohl schnell fertig?«

      »Im Augenblick.«

      Ich schrieb einen Zettel an meinen Kollegen, lief die Treppe hinauf, um meiner Frau die Mitteilung zu machen, und traf mit Holmes an der Haustür zusammen.

      »Dein Nachbar ist auch Doktor?« fragte er und deutete nach dem Messingschild hin.

      »Ja, er übernahm seine Praxis zur selben Zeit wie ich.«

      »Eine alte Praxis?«

      »Nicht älter als die meinige; beide bestehen, seitdem die Häuser erbaut sind.«

      »Da ist dir der bessere Teil zugefallen.«

      »Das meine ich auch, aber woher weißt du es?«

      »Ich sehe es an den Türschwellen, alter Junge. Bei dir sind die Stufen erheblich tiefer ausgetreten als bei ihm. – Aber hier, dieser Herr im Wagen ist mein Klient, Herr Hall Pycroft. Erlaube, daß ich dich ihm vorstelle. – Nun vorwärts, Fahrer. Wir haben gerade noch Zeit, den Zug zu erreichen.«

      Der Herr, dem ich im Wagen gegenüber saß, war ein hochgewachsener junger Mann mit offenem, ehrlichem Gesicht, blühenden Farben und einem krausen, blonden Bärtchen. Sein sorgfältig gebürsteter Hut und der saubere schwarze Anzug, den er trug, verrieten den ehrsamen Londoner Bürger aus der Klasse, welche die strammsten Freiwilligen und besten Turner zu liefern pflegt. Von Natur besaß sein rundes, frisches Gesicht den Ausdruck jugendlicher Heiterkeit, doch jetzt ließ er die Mundwinkel vor Verzweiflung herabhängen, und das nahm sich wirklich bei ihm ganz komisch aus. Was ihn in seiner Not zu Sherlock Holmes getrieben hatte, erfuhr ich übrigens nicht eher, als bis wir in unserem Abteil erster Klasse die Fahrt nach Birmingham angetreten hatten.

      »Jetzt bleiben wir siebzig Minuten ganz ungestört«, erklärte Holmes, »und ich bitte Sie, Herr Pycroft, meinem Freunde hier Ihre interessanten Erlebnisse, genau wie Sie sie mir mitgeteilt haben, oder womöglich noch ausführlicher, zu wiederholen. Es wird mir von Nutzen sein, die Ereignisse noch einmal der Reihe nach zu hören. Der Fall mag von Bedeutung sein oder nicht, Watson, jedenfalls hat er etwas Ungewöhnliches, Fremdartiges an sich, was dich vermutlich ebenso reizen wird wie mich. – Nun also, wenn’s beliebt, Herr Pycroft! Ich werde Sie nicht mehr unterbrechen.«

      Unser junger Gefährte streifte mich mit einem etwas befangenen Seitenblick und begann:

      »Das Schlimmste bei der Geschichte


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