Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's Berichte aus den Jahren 1870-1875. Gerhard Rohlfs

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Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's Berichte aus den Jahren 1870-1875 - Gerhard  Rohlfs


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wird; sonst ist binnen Kurzem die Baute dem Ruin ausgesetzt.

      Daher liegen denn auch die Bauten, welche von Yussuf ben Taschfin und Mohammed ben Abd-Allah herrühren, heut in Trümmern, und selbst die, welche vom letzten oder vorletzten Kaiser errichtet sind, von Mulei Abd-er-Rhaman-ben-Hischam und Mulei Sliman sind halbe Ruinen. Und ist es selbst in Aegypten anders, wo doch der europäische Geist heute Alles durchdringen soll? Hörte man nicht oft genug den verstorbenen Diebitsch klagen, daß wenn das letzte Ende an einem Palaste fertig sei, der Anfang desselben zu verfallen beginne?!

      Von den städtischen Bauten bleiben uns nur noch die Befestigungsmauern derselben und die kleinen Dome zu erwähnen. Erstere sind durchweg aus gepreßten Mauern errichtet und hinlänglich stark, um alter Artillerie einige Stunden Widerstand leisten zu können. Auf denselben führt ein Weg herum, der nach Außen durch eine mannshohe krenelirte Mauer aus Backstein geschützt ist. Man bemerkt nirgends irgend einen Plan, nirgends fortifikatorischen Sinn, um die Befestigungen irgendwie dem Terrain anzupassen; nur die Ausdehnung der Stadt selbst giebt das Maß der äußeren Schutzmauer ab. Unterbrochen und flankirt werden diese Umfestigungsmauern durch viereckige oder runde Thürme, deren Hälfte außerhalb der Mauern hervorspringt; sie sind in der Regel halb mal höher und dienen hauptsächlich dazu, die Kanonen aufzunehmen. Oft noch durch Gräben beschützt, bieten auch diese kein ernstliches Hinderniß. Bastionirte Mauern, Außenwerke, mögen es nun Fleschen, Lünetten oder gekrönte Bastionen sein, kennt man in den Berberstaaten nicht, und wenn auch die Hauptstadt Fes zwei bedeutende Außenwerke besitzt, so sind diese nicht von den Arabern errichtet, sondern von Renegaten (Oeludj) unter der Regierung des Sultan Sliman, Großvaters des jetzt regierenden. Was die erwähnten kleinen Dome anbetrifft, so dienen sie, wie schon angeführt, zu Grabstätten und sind die einzigen Gebäude[1], bei denen der Araber sich in Gewölben versucht hat. Meist ist die Grundform viereckig, aber nie rund. Die Kuppel hingegen oder das Dach ist fast immer rund, häufig achteckig. Bei der Ausschmückung der Wände und des Fußbodens wird derselbe Plan innegehalten wie oben bei den übrigen Baulichkeiten auseinandergesetzt wurde. Die Wölbung ist meist durch eingeschobene Holzquerbalken unterstützt. Das Material besteht entweder aus gebrannten Ziegeln oder unbehauenen Feldsteinen. Man findet diese Kubba in den Städten und überall auf dem Lande zerstreut; in den Städten bilden sie häufig gleichsam eine Art von Nebenkapelle, die an eine große Moschee angebaut ist.

      Von den Wohnungen der Landleute nördlich vom Atlas läßt sich nur wenig sagen. Dieselben bestehen, ob sie nun von Berbern oder Arabern (und es giebt in den Berberstaaten mehr seßhafte Araber, als gewöhnlich angenommen wird) herrühren, immer nur aus einem Zimmer, das hausartig gebaut ist; oft sind sie aus gestampften Massen, oft auch aus Feldsteinen aufgebaut. Auf 20 Fuß Länge sind sie circa 8 Fuß breit und 8 Fuß hoch und von einem circa 6 Fuß hohen Strohdache bedeckt. Im Innern ist der Fußboden gestampfter Lehm; der Plafond besteht aus Rohr, welches manchmal auf Aloë-Balken, manchmal auf anderen Holzästen, die einen weniger geraden Wuchs haben, ruht.

      Sehr häufig sind die Wände der Mauern auswendig und inwendig gekalkt, sonst aber ganz ohne Schmuck, mit einer niedrigen, circa 4 Fuß hohen Thür, manchmal mit ogivischem Bogen, manchmal viereckig. Fenster und Rauchfänge sind nicht vorhanden. Eine Familie hat in der Regel zwei oder drei solcher Häuser, die, durch Mauern verbunden, einen viereckigen Hof einschließen, der zugleich Nachts für das Vieh dient.

      Ganz anderer Art sind die Wohnungen der Bewohner südlich vom großen Atlas, der Bewohner des Sus- und Nun-Districts. Der fortwährend unsichere Zustand jener Gegend hat es nothwendig gemacht, daß dort Jedermann darauf bedacht sein mußte, sich Schutz gegen seinen Nachbar zu suchen. So findet man hier denn auch keineswegs kleine oder große Dörfer, sondern Burgen. Ein solches Schloß—man kann sie wegen ihres stattlichen Aussehens in der That so nennen—ist oft so groß, daß es mehrere Familien beherbergt; es giebt feste Burgen, die einen Quadratraum von 500 Fuß einnehmen. Diese Bauten sind circa 50 Fuß hoch, von außen von starken, oft 5 bis 6 Fuß breiten Steinmauern (die Steine sind entweder unregelmäßig gebrochene oder wie man sie gerade gefunden hat) aufgeführt und oben krenelirt. Ein Thor, zuweilen mit einer Fallthür versehen, und immer so eingerichtet, daß aus zwei Seitenzimmern der Eingang durch Scharten beschossen werden kann, führt in einen großen geräumigen Hof. Dieser, sowie die unteren Gemächer, dienen für's Vieh. In den oberen Räumen hält sich die Bewohnerschaft auf. Zu diesem Stockwerk führt eine aufziehbare Leiter, und das flache Dach, mit gestampfter, auf Balken ruhender Erde gedeckt, dient zu gleicher Zeit zur äußeren Verteidigung. Eine Cisterne im Innern vervollständigt das Ganze. Kellerräume sind aber ebensowenig bekannt wie nördlich vom Atlas.

      Als eigenthümlich der Gebirgslandschaft nördlich vom Sus erwähne ich noch die vielen öffentlichen Cisternen modernen Ursprungs. Man findet sie überall und namentlich längs der Wege. Sie sind ähnlicher Art wie die römischen, was die Form anbetrifft, aber weniger solid und weniger großartig gebaut. In der Regel 20 bis 25 Fuß lang auf 8 bis 10 Fuß Breite, sind sie 10 bis 12 Fuß tief und erheben sich blos mit dem gewölbten Dache aus dem Erdboden heraus. Aus ungehauenen Steinen errichtet, ist das Innere cementirt, und durch ein Loch des Gewölbes wird das Wasser herausgeschöpft; gespeist werden die Cisternen durch Rinnsale.

      Es ist hier nicht der Ort, die Wohnungen der nomadisirenden Völker Nordafrika's zu beschreiben; aber auch diese haben mannigfache Formen und Verschiedenheiten. Das aristokratische Zelt der Uled Sidi Schich, immer auf der Spitze mit drei Bündeln Straußfedern geschmückt, unterscheidet sich von dem ärmlichen Zelte der meisten östlichen Triben, wie das große Haus mit mehreren Höfen der Hauptstadt sich von der einfachen Wohnung des Djerdjuragebirges unterscheidet. Aber nicht unerwähnt können wir die Höhlenwohnungen der Bewohner des Ghoriangebirges lassen. Meist sind diese Höhlen in Lehmboden hineingearbeitet, und sind einfache Aushöhlungen, in der Regel von kreisrunder Form. Man bemerkt gewöhnlich eine Vorkammer und ein hinteres, größeres Gemach; der Plafond ist wie gewölbt. Oben hinaus befindet sich meist eine Oeffnung zum Abzuge des Rauches. Richardson will im Ghoriangebirge auch Wohnungen in Felshöhlen gesehen haben; es ist übrigens fraglich, ob diese modernen Ursprungs sind. Es ist wahrscheinlich, daß dies antike libysche Höhlen sind, wie man deren namentlich in Cyrenaica noch viele antrifft.

      Betrachten wir nun, nachdem wir einen Ueberblick der Bauten des nördlichen Afrika's gewonnen haben, die Wohnungen der Völkerschaften der Sahara.

      Mit Ausnahme der zum Theil nomadisirenden Tuareg sind alle Bewohner der Sahara seßhaft; denn die Araber, welche in die große Wüste hineingegangen sind, haben alsbald das Zelt gegen das Haus vertauscht.

      Im Grunde kommen bei den Bauten der Oasenbewohner denn auch dieselben Bauregeln und Pläne beim Einrichten ihrer Moscheen und Wohnungen in Anwendung, wie bei ihren nördlichen Brüdern. Bei der wohlhabenden Classe befindet sich in ihrer Wohnung meist ein Aufzimmer, d.h. ein Fremdenzimmer, auf das platte Dach des Hauptgebäudes hin errichtet. Wie immer hat dieses einen Hof, bei den Reichen auch mehrere, und auf den Hof öffnen sich die langen und schmalen Zimmer. In manchen Oasen sind die Gebäude krenelirt, aber mehr zum Schmucke als zur Vertheidigung.

      Wenn aber schon bei den Arabern im Norden auf dem Tel wenig behauene Steine in Anwendung kommen, so finden wir in der Wüste als Material nur gestampfte Erdmasse oder an der Sonne getrocknete Thonziegel. Alles Gebälk und Holzwerk besteht aus dem Holze der Dattelpalme. Man wird leicht einsehen, daß mit so geringem Material nichts Besonderes in der Architektur geleistet werden kann.

      Dennoch finden wir in den westlichen Oasen der Sahara Manches, was auf innigen Contact mit Marokko hinweist. Es sind die Grabdenkmale von Sidi-Hammed-ben Nasser in Tamagrut, Hauptstadt der Oase Draa, dann das prächtige Grabmal Mulei-Ali-Scherif's bei Abuam, Hauptstadt von Tafilet, inwendig auf's Reichste mit "Slädj" ausgeschmückt. Ja, man hat sich sogar nicht gescheut, für das Dachwerk (die Grabmäler sind nicht gewölbt) Holz vom Atlas kommen zu lassen, und die das spitze Dach bildenden Balken und Bretter sind hübsch mit arabeskenartigem Schnitzwerk und Malerei versehen.

      Im Uebrigen sind die Moscheen oder Djemmen in den Oasen nach denselben Grundsätzen gebaut; bei den meisten fehlt jedoch ein eigentlicher Thurm oder Minaret. Ersetzt werden die Minarets durch thurmähnliche, zwei Stockwerke hohe Anbauten, welche


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