Ein Stück Lebensgeschichte, und andere Erzählungen. Selma Lagerlof

Читать онлайн книгу.

Ein Stück Lebensgeschichte, und andere Erzählungen - Selma  Lagerlof


Скачать книгу
könnte, wenn er es nur wollte, davon war die Mutter fest überzeugt.

      Dies war das erste Mal, daß Gudmund die Mutter merken ließ, wie der Gedanke bei ihm Wurzel geschlagen hatte, und sie sprachen nun ein langes und breites von Hildur und von allen den Reichtümern und Vorteilen, die dem zufallen würden, der sie einmal bekäme. Aber bald stockte das Gespräch wieder, weil die Mutter von neuem in ihre Grübeleien versunken war. »Könntest du diese Helga nicht holen lassen? Ich möchte sie doch sehen, bevor ich sie in meine Dienste nehme,« sagte sie schließlich. — »Das ist schön, daß du dich ihrer annehmen willst, Mutter,« entgegnete Gudmund und dachte bei sich: wenn die Mutter eine Pflegerin bekäme, mit der sie zufrieden wäre, würde seine Gattin hier daheim ein behaglicheres Leben führen. »Du wirst sehen, daß du mit dem Mädchen zufrieden sein wirst,« fuhr er fort. — »Es ist ja auch ein gutes Werk, sich ihrer anzunehmen,« sagte die Mutter.

      Als es zu dämmern begann, begab sich die Kranke zu Bett, und Gudmund ging in den Stall, um die Pferde zu striegeln. Es war schönes Wetter, die Luft war klar, und der ganze Hof lag vom Mondschein übergossen da. Da fiel es ihm ein, daß er schon heute in den Moorhof gehen und die Botschaft der Mutter bestellen könne. Wäre morgen schönes Wetter, dann würde man es so eilig haben, den Hafer einzubringen, daß weder er noch irgend ein andrer Zeit hätte, hinzugehen.

      Als jetzt Gudmund vor dem Moorhof stand und horchte, hörte er zwar keine Schritte; doch andre Laute durchschnitten in kurzen Abständen die Stille. Es war ein stilles Klagen, ein sehr leises und ersticktes Jammern und dann hie und da ein Aufschluchzen. Gudmund glaubte zu merken, daß die Laute von dem Schuppen herkämen, und ging auf diesen zu. Als er sich näherte, hörte das Schluchzen auf; aber es war offenbar, daß sich drinnen jemand in der Holzkammer regte. Mit einem Male begriff Gudmund, wer dort drinnen war. »Bist du es, Helga, die da drinnen sitzt und weint?« rief er und stellte sich in die Türöffnung, damit das Mädchen nicht entwischen könnte, ehe er mit ihm gesprochen hätte.

      Wieder wurde es ganz still. Gudmund hatte wohl recht geraten: es war Helga, die da saß und weinte; aber sie versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, damit Gudmund glaubte, er habe sich verhört, und seiner Wege ginge. Es war stockfinster in dem Schuppen, und sie wußte, daß er sie nicht sehen konnte.

      Aber Helga war an diesem Abend in solcher Verzweiflung, daß es ihr nicht leicht fiel, die Tränen zurückzudrängen. Sie war noch nicht in der Hütte gewesen und hatte die Eltern noch nicht begrüßt. Sie hatte nicht den Mut dazu gehabt. Als sie in der Dämmerung den steilen Hügel hinaufstieg und daran dachte, daß sie den Eltern jetzt sagen müßte, sie habe keinen Erziehungsbeitrag von Per Martensson zu erwarten, da hatte sie solche Angst vor den harten und grausamen Worten bekommen, die sie ihr sagen würden, daß sie es nicht wagte, hineinzugehen. Sie gedachte draußen zu bleiben, bis sie sich zu Bett gelegt hätten; dann brauchte sie vielleicht nicht vor dem nächsten Tage von der unglückseligen Sache zu sprechen. Und so hatte sie sich in dem Holzschuppen versteckt. Aber während sie so dasaß und fror und hungerte, kam es ihr erst recht zu Bewußtsein, wie unglücklich und ausgestoßen sie war. Alle Schmach und Angst, die sie hatte erleiden müssen, und alle Schmach und Angst, die ihrer noch harrten, stand vor ihr und drückte sie mit Bleischwere zu Boden. Sie weinte über sich selbst, darüber, daß sie so elend war, und daß niemand etwas von ihr wissen wollte. Sie erinnerte sich, wie sie einmal als Kind in einen Morast gefallen und gleich untergesunken war. Je mehr sie sich gemüht hatte, in die Höhe zu kommen, desto tiefer war sie gesunken. Alle Büsche und Sträucher, nach denen sie gegriffen, hatten nachgegeben. So war es auch jetzt. Alles, wonach sie zu greifen versuchte, um sich aufrechtzuhalten, ließ sie im Stich. Niemand wollte ihr helfen. Damals, als sie ins Moor versinken wollte, war schließlich ein Hirtenbub gekommen und hatte sie herausgezogen; jetzt aber kam niemand, sie zu retten. Jetzt war es gewiß ihre Bestimmung, zugrunde zu gehen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAWgA4QDASIA AhEBAxEB/8QAHgAAAAYDAQEAAAAAAAAAAAAABQYEAwcCAQAICQr/xABiEAABAwMDAwIDBQUEBQcF BRkBAgMEEQUABiESMQcTQVEiFGEIcTIVgSORoRZCUrEJwdEX8DMk0uGUYnJW8aI0gpOzU7I2dZIl N3RDRnMYVTUmJ0WElWPCRKODhcPT4lRk/8QAGwEAAwEBAQEBAAAAAAAAAAAAAAECAwQFBgf/xAA5 EQEBAAEDAgUCBAQEBgMBAQAAARECMSFBA2ESUQRxIjITgaGxQvAFkXJiFCPBM1Lx0eEkQ4IGkv/a AAwDAQACEQMRAD8Apm5ubgG5ubm4BuYV1zObgSublj0yuBNzc3MHqMDwzmM31zB64sjC2YJ2yubh kYbm5ubkm3Nzc3ANzc3NwDc3NzcA3Nzc3ANzc3NwDc3NzcA3Nzc3ANzc3LDpjCubllZUbHAMg0zS a5gnMA1wDHrlsplk9McDCuuYzKuuYPTGFD0yiscxtXTEDK8TLG+KXMTL3xxNNq6424dscV0xtQyo imVLqKYytNEk48pOMO9DgeCNfWmMoFF4ocA65Snxk++MMEbHH2R0xkJokj64qjp40wI8E/AMoRjn KpzBTiVgnWMYcGKl4wsY0kjuI3gaGgqfQYueGJFp3xETgVAJFFU3AzVVFOKQdwDU0oPfHCDvTr9c 05LRRQxPV75op8afl+FfJy+LlXpSnSnrilQVUUpx9a5UjfJUaUMDba/OkfNfOxURuDpSzwXy5o9F H2xelEj5l4uKbLB4+JKUkKG3xcj679Mw+lRQrhQK4niT0r6ZNBDeHZUe2yXYLAkS0oq20o0CjjNu elSLbHcmspjy1IBcaSahJxyyt3Fu2tpujjT0wE8lMCiaV2/hiDVrN2etfGzOpalcxUqoCU+tCdh6 ZnusB62uV5tyogtMYvJWT5FBvnv6D6A774MjkpCSscVEDkB6H1xSyl5MRkSCFSAgBwp6FVN6frhJ 1HE1C7qeO5AWsQhxpxWAgf2uQ9cnfg4TC8Xz+dDFDKjB8nHiW6J8f9rl7+vX6YdiVJbUUDkoAkD3 ONkjnxr+mFbTMTULWo5K561mEeVeawUq3+HgPTFuoJaKud6uC5gusYsoQR41Kb4b71SPcfXDTMdk sW99cNkPykoJbbUaBSvbE8lL6oT4jKSmSWyG1K6BVNq/rjGi2buxaym8uByT5CUmoJCfqR9a4eJB q2OyX7fHcmMi

Скачать книгу