Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury. Else Ury

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Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury - Else  Ury


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in dem Zimmer des gefährlichen Klaus. Trotzdem der jetzt in der Schule war.

      Aber Annemie sah ihre Kinder nicht an, die rief jammernd: »Hanne wird überhaupt gar nicht fertig ohne mich, sie hat es selbst gesagt, und Fridachen möchte mich doch auch so schrecklich gern drin behalten.«

      Aber da Mutti das Zimmer bereits wieder verlassen hatte, schlich sich die kleine Ausgewiesene schließlich doch zu ihren Puppenkindern und ließ sich von ihnen in ihrem Schmerz trösten.

      Nicht lange dauerte es, da öffnete sich behutsam wieder die Tür, die von dem Jungenzimmer in die Kinderstube führte. Durch die Spalte schob sich ein winziges Stubsnäschen, zwei blonde Rattenschwänzchen folgten, und gleich darauf stand Nesthäkchen wieder dreist und gottesfürchtig auf der Schwelle.

      Da drin war es jetzt über alle Begriffe schön. Hanne watete auf Holzpantinen in einem See von Seifenwasser und scheuerte den Fußboden, wie Annemie vorher ihre Puppenküche. Nur daß die Farbe nicht gleich mit dem Schmutz abging.

      Vorsichtig setzte Klein-Annemarie die äußerste Spitze ihres Füßchens in die Nässe. Ach, wer doch auch da so herumpatschen dürfte und noch dazu auf Holzpantinen!

      »Du bekommst nasse Füße, und dann wirst du krank, geh’ zurück, Annemiechen«, rief Frida.

      Die gute Hanne aber, welche die sehnsüchtigen Blicke der Kleinen sah, trocknete sich die Seifenhände an der Schürze ab und – schwupp – da saß Nesthäkchen auf dem großen, weißen Kinderstubentisch, mitten in dem See wie auf einer Insel.

      Sie klatschte in die Hände und rutschte vor Freude hin und her, daß Hanne Angst hatte, sie könnte jeden Augenblick in den Scheuereimer fliegen.

      Mutti aber, die gerade vorbeiging, drohte dem kleinen Eindringling: »Na warte, wenn du nicht ganz brav bist, wirst du wieder an die Luft gesetzt, Lotte!«

      Nebenan in der Jungenstube herrschte weniger Freude. Vergeblich hatte Puppe Gerda die Arme hinter ihrem Mütterchen hergestreckt, denn ihr ahnte nichts Gutes.

      Und richtig, da kam auch schon polternd und pfeifend der Klaus aus der Schule. Er schleuderte seine Schulmappe auf das Arbeitspult und stellte sorglich eine Zigarrenkiste auf den Tisch. Darin kribbelte und krabbelte es von gefangenen Maikäfern, denn sein Schulweg führte durch den Tiergarten.

      Jetzt hatte er die Puppeneinquartierung erblickt, und zugleich durchzuckte den Schlingel ein Gedanke. Er nahm behutsam eines der kribbelnden Wesen aus der Schachtel, holte sich einen langen Faden und band denselben dem Maikäfer an das Bein. Das Ende des Fadens aber behielt er in der Hand.

      Der Maikäfer spazierte erst ganz gemächlich über die Wachstuchdecke des Tisches. Mit ängstlichen Augen sahen sämtliche Puppen seinem Spaziergange zu. Besonders Gerda klopfte das Herz, denn sie war ja noch nicht ein Jahr alt und hatte daher noch nie einen Maikäfer zu sehen bekommen.

      Plötzlich schien sich der braune Spaziergänger seiner Freiheit bewußt zu werden. Er breitete prüfend seine Flügel aus, zählte bis hundert und – burr – da brummte er durch das Zimmer gegen das Fenster.

      Die Puppen fielen vor Schreck beinahe auf den Rücken. Gerda zitterte wie Espenlaub, solche Angst hatte sie vor dem großen, braunen Käfer. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

      Klaus zog den gegen die Fensterscheiben surrenden Maikäfer an seiner Leine zurück. Dann ließ er ihn wieder fliegen.

      Burr – diesmal burrte der schlanke Maikäferjüngling geradeswegs auf die sich ängstlich zusammenscharenden Puppen los, denn er mochte junge Damen gern. Die kreischten vor Entsetzen, aber nur der Maikäfer vernahm es. Der dumme Klaus verstand die Puppensprache nicht. Doch der unternehmungslustige Maikäfer ließ sich durch die abwehrend erhobenen Hände der jungen Damen nicht stören. Erst flog er zu dem blassen Irenchen, die vor Schreck blutrot wurde, und kitzelte sie an der Nase. Dann burrte er vor Mariannchens noch immer verklebten Augen, und schließlich setzte er sich auf Gerdas blonden Lockenkopf und begann ihr zärtlich das Gesicht zu krabbeln. Denn sie war die Allerschönste.

      Aber Gerda wußte die Liebkosungen nicht zu schätzen.

      »Hilfe« – rief sie – »Hilfe« – und dann fiel sie in tiefe Ohnmacht.

      Ihren braunen Kavalier aber zog Klaus an dem um sein Bein geschlungenen Faden wieder in den Kerker zurück.

      Auch Puck machte heute einen großen Bogen um den gefährlichen Klaus. Denn sobald er die Zigarrenkiste sah, wußte er, was die Glocke geschlagen hatte.

      Es war Puck unerklärlich, daß die Menschen, die sonst doch so klug sein wollten, den Mai den Wonnemonat nannten und ihn so gern hatten. Er selbst verabscheute ihn geradezu. Kein anderer Monat scheuchte ihn so aus seiner Ruhe auf wie der Monat der Maikäfer. Bald hatte ihm Klaus solch kribbelndes Ding aus die kalte, schwarze Hundeschnauze gesetzt, bald in das lange, weiße Seidenfell. Und so viel das Zwerghündchen auch schnappte und kläffte, die frechen Maikäfer und der noch frechere Klaus ließen sich nicht stören, ihn zu peinigen. Selbst Hans, der sonst harmlos seiner Wege ging, bekam jetzt manchmal den Maikäferkoller und foppte ihn. Nein, Puck schwärmte ganz und gar nicht für den Wonnemonat!

      Die größte Angst aber vor den braunen Viechern, mehr noch als sämtliche Puppen und Puck, hatte Nesthäkchen. Das schrie, wenn Klaus ihr seine nichts Gutes verheißende Zigarrenkiste nur von weitem zeigte. Dann bestürmte sie Fräulein, ihr lange Strümpfe anzuziehen, denn sie wußte ganz genau, daß Klaus und die Maikäfer es vor allem auf ihre in Wadenstrümpfen steckenden Beinchen abgesehen hatten.

      Annemie wagte sich heute nicht mehr in die Jungenstube hinein, sie blieb den ganzen Tag in Muttis und Fräuleins Schutz. Die arme Gerda mußte sich ganz allein von ihrer Ohnmacht erholen.

      Am Abend, als die Kinderstube fix und fertig war, und es nur so blitzte vor Sauberkeit, als die neuen, weißen Mullgardinen an den Fenstern leuchteten, und alle Betten, sogar die der Puppen, blütenweiß bezogen waren, schlich sich der arge Klaus mit seiner Maikäferschachtel heimlich zur Kinderstube.

      Gerade unter das Bett des Schwesterchens stellte er die Kiste. Vorsorglich aber ließ er den Deckel ein ganz klein wenig offen, damit die Gefangenen nicht erstickten.

      Mitten in der Nacht war’s. Alles schlief im Kinderzimmer, da begann es, sich in der Zigarrenkiste zu regen. Einer nach dem andern der braunen Gesellen marschierte durch die Luftspalte in die Freiheit, und – burr – da burrte der ganze Schwärm gegen die neuen, weißen Mullgardinen.

      Burr – jetzt ging es lustig in der Kinderstube umher. Vier flogen zu Annemies Bettchen, drei zu Fräulein und ein halbes Dutzend burrte um den Puppenwagen. Das kribbelte und krabbelte.

      Annemie juckte sich im Schlaf das Näschen, denn dort hatte gerade ein Maikäfer-Großpapa Platz genommen. Fräulein fuhr mit den Händen in der Luft umher – da hatte sie einen Maikäfer zwischen den Fingern. Puppe Gerda aber riß erschreckt die Augen auf, als sie das fürchterliche Burren und Surren vernahm, und weckte weinend ihre kleine Mama. Die stimmte denn auch sogleich in das Geplärr ihrer Puppe ein.

      »Fräulein – Fräulein – das Luftschiff muß hier im Zimmer sein, hör’ nur, wie es surrt«, so schrie sie.

      Fräulein hatte schon Licht gemacht. Da sah sie entsetzt den gefangenen Maikäfer in ihrer Hand – und Maikäfer, wohin sie auch blickte.

      Im Gitterbettchen aber, umgeben von lustig burrenden Maikäfern, stand Nesthäkchen nebst Gerda und schrie wie am Spieß.

      Fräulein beruhigte erst liebevoll ihre kleine, brüllende Annemie. Dann machte sie beide Fenster auf und – burr – da war die ganze braune Gesellschaft auf und davon – auf Nimmerwiedersehen.

      In der soeben erst reingemachten Kinderstube jedoch sah es am nächsten Morgen lustig aus. Schwarz die schönen weißen Mullgardinen, schwarz getupft die frischbezogenen Betten. Alles hatten die Maikäfer wieder schmutzig gemacht.

      Klaus aber bekam seine wohlverdiente Keile.

      7. Kapitel

       »Herr


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