Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre - Henryk Sienkiewicz


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voreiligen Freude, und sich zu dem Böhmen wendend bemerkte er: »Es thut mir leid um ihn, dies kann ich laut bezeugen.«

      »Die Leute sagen, daß er von den Deutschen gefürchtet wird wie der Tod,« entgegnete der Knappe.

      Nach einer Weile fügte er hinzu: »Kehren wir jetzt in das Schloß zurück?«

      »Nach Niedzborz!« antwortete Zbyszko.

      In der That wendeten sie ihre Pferde Niedzborz zu und ritten in den Hof ein, wo sie von dem alten Erbherrn Jelech empfangen wurden. Jurand trafen sie nicht mehr an, doch Jelech brachte ihnen gute Kunde.

      »Man rieb ihn dermaßen mit Schnee, daß beinahe die Haut von den Knochen hing,« sagte er, »man goß ihm Wein ein und brachte ihn in ein Dampfbad, wo er auch wieder zu atmen begann.«

      »Er lebt also?« fragte voll Freude Zbyszko, der bei dieser Nachricht sein eigenes Interesse, seine eigenen Angelegenheiten vergaß.

      »Er lebt, aber Gott weiß, ob er es überstehen wird, denn die Seele war schon beinahe entflohen.«

      »Weshalb ist er aber fortgebracht worden?«

      »Weil der Fürst Boten nach ihm ausgesandt hat. Was an Federgebett hier im Hause war, raffte man zusammen, er ward damit zugedeckt und fortgetragen.«

      »Und sagte er nichts von seiner Tochter?«

      »Er hatte kaum zu atmen begonnen, die Sprache aber noch nicht wiedererlangt.«

      »Und die andern?«

      »Die andern sind schon bei unserm lieben Herrgott im Himmelreich. Die Aermsten werden nicht bei der Mitternachtsmesse sein, es sei denn, daß sie der anwohnen dürfen, welche unser Herr Jesu selbst im Himmel abhält.«

      »So ist keiner von ihnen wieder zum Leben erwacht?«

      »Keiner! Doch kommt herein in die Stube, anstatt hier in der Hausflur zu stehen. Und wenn Ihr sie sehen wollt, sie liegen am Feuer in der Gesindestube. Kommt nur herein!«

      Doch sie hatten Eile und wollten nicht eintreten, trotzdem der alte Jelech ihnen sehr zuredete, weil er immer gern Leute bei sich sah, mit denen er plaudern konnte. Von Niedzborz nach Ciechanow hatten sie noch eine beträchtliche Strecke zurückzulegen, und Zbyszko brannte vor Ungeduld, Jurand zu sehen und etwas von ihm über Danusia zu erfahren.

      Daher ritten sie weiter, so schnell es auf der vom Schnee verwehten Landstraße möglich war. Als sie ankamen, war es schon nach Mitternacht, und die Messe in der Schloßkapelle ging gerade zu Ende. Zu Zbyszkos Ohren drang das Gebrüll von Ochsen, das Meckern von Ziegen, denn die Stimmen der Frommen ahmten nach alter Sitte den Tieren nach, zum Andenken daran, daß der Heiland in einem Stalle geboren war. Die Messe war kaum vorüber, als die Fürstin zu Zbyszko kam. Angst und Schrecken malten sich in ihrem Antlitz und voll Besorgnis rief sie: »Und Danuska?«

      »Ist nicht gefunden worden. Hat sich denn Jurand nicht darüber ausgesprochen? Wie ich hörte, ist er ja zum Leben erwacht.«

      »Barmherziger Jesu, das ist eine Strafe Gottes! Wehe uns! Jurand sagt nichts und liegt da wie ein gefällter Baum.«

      »Fürchtet nichts, allergnädigste Herrin! Danuska blieb in Spychow zurück.«

      »Wieso weißt Du dies?«

      »Weil sich nirgends, in keinem der Schlitten eine Spur von Frauenkleidern befand. Und mit einem einzigen Gewande wäre sie doch nicht gereist.«

      »Das ist richtig, so wahr ich Gott liebe.«

      Der Fürstin Augen glänzten sofort wieder vor Freude, und sie rief aus: »Ei, das Jesuskindlein, das heute geboren ward, hätte auch seine Freude an Dir. Sein Segen ist über uns!«

      »Jurands Ankunft ohne seine Tochter gab ihr gleichwohl zu denken, und sie fragte daher weiter: »Weshalb aber hätte er sie zurückgelassen?«

      Zbyszko teilte ihr seine Vermutungen mit. Sie schienen ihr ganz richtig zu sein, beruhigten sie aber doch nicht vollständig.

      »Jurand hat uns nun sein Leben zu danken,« sagte sie, »und auch Dir, denn Du bist ja ausgeritten, um ihn ungefährdet hierher zu geleiten. Er müßte einen Stein in der Brust haben, wenn er jetzt noch hartnäckig auf seinem Willen bestände. In all dem sollte er einen Fingerzeig Gottes sehen und sich nicht mehr gegen das heilige Sakrament auflehnen. Sobald ich ihn sehe und er wieder zum Bewußtsein kommt, werde ich ihm dies sagen.«

      »Es ist nötig, daß ich ihn sobald wie möglich spreche, weil ich wissen möchte, weshalb Danusia ihn nicht begleitet hat. Wie, wenn sie nun krank wäre?«

      »Sprich nicht davon! Ich beklage es sehr, daß ich sie nicht bei mir habe, doch wenn sie krank wäre, hätte er sie nicht verlassen!«

      »Ihr habt recht, allergnädigste Herrin!« erwiderte Zbyszko.

      Und sie gingen zu Jurand. Eine feuchte Wärme herrschte in der Stube, die auch hell erleuchtet war, da ungeheure Holzscheite im Krankenzimmer brannten. Der Pater Wyszoniek wachte bei dem Kranken, welcher in Bärenfelle gehüllt, mit bleichem Antlitz und geschlossenen Augen auf dem Bette lag. Seine Haare waren von dem Schweiß dicht zusammengeballt, seine Lippen geöffnet und er atmete so schwer und mühsam, daß sich die Decken über seiner Brust unablässig hoben und senkten.

      »Wie steht es mit ihm?« fragte die Fürstin.

      »Ich goß ihm einen ganzen Krug mit warmem Wein ein, und er geriet dann in Schweiß,« antwortete Pater Wyszoniek.

      »Schläft er oder schläft er nicht?«

      »Ich weiß nicht, ob er schläft. Er ist sehr unruhig.«

      »Und versuchtet Ihr schon mit ihm zu sprechen?«

      »Ja, ich versuchte es allerdings, doch gab er keine Antwort, und daher glaube ich, daß er vor Tagesanbruch schwerlich sprechen wird.«

      »Warten wir also bis Tagesanbruch.«

      Pater Wyszoniek drang nun inständig in sie, sich zur Ruhe zu begeben, doch hörte sie nicht auf ihn. Es war stets ihr Streben, den christlichen Tugenden der verstorbenen Königin Jadwiga nachzuahmen und es ihr auch in der Krankenpflege gleichzuthun, um durch solche Dienste die Seele ihres Vaters zu erlösen. So versäumte sie denn keine Gelegenheit, um in dem Reiche, das schon seit langer Zeit ein christliches war, alle andern durch ihren Glaubenseifer zu übertreffen, weil es in Vergessenheit geraten sollte, daß sie das Kind heidnischer Eltern war.

      Zudem brannte sie vor Ungeduld, aus Jurands Munde etwas von Danusia zu erfahren, da sie sich ihretwegen noch nicht beruhigt fühlte. Nachdem sie am Lager Platz genommen hatte, begann sie den Rosenkranz zu beten und schlummerte dann allgemach ein. Zbyszko, der noch nicht ganz genesen war, sich auch durch den nächtlichen Ritt allzusehr angestrengt hatte, folgte ihrem Beispiel und bald schliefen beide so fest, daß sie vielleicht erst am hellen Tage erwacht wären, wenn nicht um die Morgendämmerung das Glöckchen der Schloßkapelle an ihre Ohren gedrungen wäre. Aber dies erweckte sie und Jurand. Er öffnete die Augen, richtete sich plötzlich im Bett auf und blickte umher.

      »Gelobt sei Jesus Christus! … Wie fühlt Ihr Euch?« fragte die Fürstin.

      Offenbar kehrte aber sein Bewußtsein nur langsam zurück, da er sie zuerst ansah, wie wenn er sie nicht erkenne, und dann ausrief: »Halt! Halt! Grabt hier im Schnee!«

      »Um Gotteswillen! Ihr seid ja schon in Ciechanow!« ließ sich die Fürstin wieder vernehmen.

      Doch Jurand runzelte die Stirne, als ob er nur mit Mühe seine Gedanken zu sammeln vermöge, und erwiderte: »In Ciechanow? Das Kind wartet und … der Fürst und die Fürstin … Danuska! Danuska!«

      Und plötzlich die Augen schließend, sank er wieder in die Kissen zurück. Zbyszko sowie die Fürstin befürchteten, er sei tot, doch in diesem Augenblick begann er tief und gleichmäßig zu atmen wie ein Mensch, den ein gesunder Schlaf umfangen hält.

      Pater Wyszoniek legte den Finger auf den Mund, zum Zeichen, daß man ihn nicht


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