Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Platz. Darf ich Ihnen eine Erfrischung kommen lassen? Es weht ein warmes Lüftchen, und der weite Weg wird sie ermüdet haben.«

      »Danke, Tante Anne. Mir war der Weg gewiß dem herrlichen Wetter direkt ein Labsal. Ist Holger denn nicht hier?«

      »Nein, er ist auf einer kleinen Geschäftsreise, die ihn einige Tage von zu Hause fernhalten wird. Haben Sie ein Anliegen an ihn?«

      »Das gerade nicht«, kam die Antwort verlogen. »Ich wollte mich nur bei ihm bedanken, daß er Ebba trotz aller Bedenken als Lehrling angenommen hat.«

      »Dafür begehrt er gewiß keinen Dank«, wehrte Frau Hadebrandt kühl ab. »Wenn er Ebba in seine Dienste genommen hat, wird es nach reiflicher Überlegung geschehen sein. Schließlich handelt es sich ja nur um eine vierteljährliche Probezeit. Da gehen beide Teile kein Risiko ein.«

      Sie wußte wohl, daß sie Mechthild mit dieser sachlichen Feststellung weh tat, aber diese verblendete Mutter hatte es ja nicht besser verdient.

      Mechthild grübelte. War Tante Anne ihr etwa gram, daß sie vor zwei Tagen Ebba in Schutz genommen hatte? Das mußte sie als Mutter doch verstehen können. Wenn man die Fehler seines Kindes auch gut kannte, so tat es doch weh, wenn andere diese kritisierten.

      So weit war Mechthild in ihren Betrachtungen gekommen, als Frau Wentruck nebst Tochter erschien. Erstere war eine Base Frau Hadebrandts, und die Familien verkehrten miteinander in herzlicher Verbundenheit.

      »Guten Tag, Anne«, grüßte die stattliche, imponierende Dame herzlich. »Wir wollten mal nachschauen, was du treibst, da du dich bei uns schon lange nicht mehr hast blicken lassen. Aber wie ich zu meiner Freude sehe, bist du gesund und befindest dich außerdem noch in angenehmer Gesellschaft. – Guten Tag, meine liebe Frau Runard.« Sie streckte dieser liebenswürdig die Rechte hin. »Nett, daß wir uns wieder einmal treffen. Wie geht es Ihnen denn?«

      »Danke«, antwortete Mechthild reserviert. »Ich kann nicht klagen.«

      »Das hört man gern. Wie Doritt mir erzählte, hat Ihre Tochter die Schule verlassen?«

      »Ja – und ich finde das sehr vernünftig«, sprach sie gegen ihre Überzeugung, um die vom Glück begüngstigte Dame nur nicht merken zu lassen, wie schmerzlich ihr der Entschluß der Tochter war. »Weil sie nicht studieren will, genügt diese Schulsausbildung ja vollkommen.«

      »Ganz recht«, gab Frau Wentruck freundlich zu. »Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Doritt die Schule verlassen würde. Aber da sie durchaus ihr Abitur machen will, soll sie ihren Willen haben.«

      Doritt begrüßte nun auch zuerst Mechthild und dann ihre liebe Tante Anne, die sie in die Arme schloß und zärtlich in das reizende Mädchengesicht sah.

      »Doritt, du wirst ja immer hübscher«, begann sie, doch die Base fiel ihr ins Wort.

      »Kann ich nicht finden«, meinte sie trocken. »Mir ist sie zu spillerig. Aber die jungen Dinger sporteln sich ja jedes bißchen Fett ab.«

      »Eine eitle Mutter bist du gerade nicht, Herma«, stellte Frau Anne lachend fest.

      »Da sei Gott vor! Die Töchter sind schon eitel für uns Mütter mit. Das genügt vollkommen. Stimmt’s, mein Kind?«

      »Wenn du es sagst, Mutti«, lachte das Mädchen mit Augen und Lippen, indem es ihr einen bequemen Sessel zurechtrückte, in den die ermüdete Dame sich sofort mit Behagen sinken ließ. Dann erst nahm Doritt selbst Platz.

      Obgleich sie sich unbekümmert bewegte, wirkte alles an ihr bescheiden, ungekünstelt und frisch.

      »Will doch mal sehen, ob ich nicht etwas für Leckermäulchen habe«, lächelte die Hausfrau, während sie auf den Klingelknopf drückte, worauf sofort das Hausmädchen erschien. Einige leise gesprochene Worte, und nicht lange danach standen vier wohlgefüllte Eisbecher da.

      »Oh, wie schön!« freute Doritt sich. »Ich habe zwar schon am Vormittag in der Konditorei Eis gegessen, aber davon kann ich nicht genug kriegen.«

      »Sieht dir ähnlich«, lachte die Mutter. »Nachdem, was du täglich so an Süßigkeiten verdrückst, müßtest du noch einmal so dick sein.«

      »Da bist du wohl neidisch, weil du von wegen der schlanken Linie nicht mithalten kannst?« neckte Frau Anne.

      »Kein Gedanke. Ich esse, was mir schmeckt. Auf einige Pfunde mehr kommt es in meinem Alter bestimmt nicht mehr an. Außerdem sind mir rundliche Menschen sympathischer als spillerige. Doch nun erzähle, du Böse, warum du dich so lange bei uns nicht blicken ließest.«

      »Das geschah nicht aus böser Absicht, Herma. Ich habe mich in der vergangenen Woche kaum herausgerührt, weil ich die Kinder beschäftigen mußte, die zuerst sehr scheu waren und von Meta, die sie betreut, nichts wissen wollten. Doch nun beginnen sie sich an das Mädchen langsam zu gewöhnen.«

      »Arme Dingerchen«, sagte Frau Wentruck mitleidig. »Ist ja, wenn sie in eine fremde Umgebung kommen. Ein wahrer Jammer, daß ihnen die Mutter auch noch wegsterben mußte. Wie sind sie eigentlich, die Kleinen? Hast du sehr viel Mühe mit Ihnen?«

      »Keineswegs! Magret hat sie so gut erzogen, daß sie stets folgsam sind. Kleine Ungezogenheiten haben ja alle Kinder. Aber die von unsern sind so traut, daß es Holger und mir schwerfällt, sie zu rügen. Da kommen sie übrigens. Kannst dir selber ein Urteil bilden.«

      Vier eilige Füßchen trippelten eilig die Stufen der Terrasse hinauf. Dann standen die kleinen Mädchen Hand in Hand vor den Besuchern.

      »Komm ßnell, Bigit – nu müssen wir weg, weil Omi nis allein is«, wollte Ann-Magret die Schwester mit sich ziehen, was so drollig wirkte, daß die Erwachsenen herzlich lachten.

      »Richtig, mein Herzchen«, bestätigte die Großmutter. »Aber da ihr nun mal hier seid, könnt ihr auch ein Weilchen bleiben. Sagt den Tanten guten Tag. Vorausgesetzt, daß eure Patschen sauber sind.«

      »Meine nis«, bekannte die Kleinste treuherzig. »Aber wenn ich bleiben darfte, geh ich sie mir ßnell waßen.«

      »Bleib schon«, griff Frau Wentruck sich das herzige Persönchen und hob es auf den Schoß. »Zeig mal die Händchen her. Sind sie so schwarz wie bei einem Schornsteinfeger?«

      »So doll nis«, drehte sie die molligen Patschen nach allen Seiten. »Hab nis Angst, is mach dis nis ßmutzig.«

      »Äußerst beruhigend für mich«, amüsierte sich die Tante köstlich. »Wie wäre es, wenn ich dich mal ein wenig aus dem Becher kosten ließe?«

      »Wenn is darfte«, schielte sie zur Großmutter hin, die lächelnd nickte. Also wanderte ein Löffel voll Fruchteis in das aufgesperrte Mäulchen, worauf die Kleine sich auf das runde Bäuchlein klopfte.

      »Sßmeckt gut. Wenn is noch mehr haben darfte, Omilein?«

      »Weil du so schön bitten kannst, noch zwei Löffel. Dann ist aber Schluß.«

      »Sßa«, zeigte sie sich einverstanden und war dann auch friedlich, nachdem sie die bewilligte Portion verzehrt hatte.

      Inzwischen hatte Brigit artig neben dem Stuhl der Großmutter gestanden. Man sah ihren verlangenden Augen an, wie gern auch sie von dem Eis genascht hätte, doch darum zu bitten, wagte sie nicht. Doritt lockte sie zu sich.

      »Komm, Brigit, du sollst auch dein Teil haben. Nicht wahr, Tante Anne?«

      »Ich habe nichts dagegen.«

      Doritt hob sie auf den Schoß und verabfolgte ihr die gleiche Portion Eis, die das Schwesterlein bereits intus hatte. Der hell- und dunkellockige Kopf waren im Eifer aneinandergeschmiegt.

      Mechthild konnte den Blick nicht wenden von dem reizenden Bild. Unwillkürlich verglich sie das Mädchen mit der eigenen Tochter – und da wurde ihr Herz schwer. Ebba mit einem Kind auf dem Schoß, es liebevoll betreuend – das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Lag es daran, daß sie ohne Geschwister aufgewachsen war?

      *

      Mechthild schrak zusammen, als die Tochter, an die sie so


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