Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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seine Gegenwart quälend, so daß er seine Besuche aufs äußerste einschränkte.

      Natürlich war ihm ihr Verhalten unverständlich, aber um sie deshalb zur Rede zu stellen, dazu war sie viel zu elend und matt.

      Sölve schloß wie in tödlicher Erschöpfung die Augen, und über ihr elendes Antlitz huschte ein Ausdruck von Qual, der die andern betroffen machte.

      Bekümmert ruhte Frau Fröses Blick auf ihrem Pflegling, und wie schon so oft dachte sie auch jetzt, daß dieses Mädchen wohl nie mehr gesund werden würde.

      Vier Wochen hindurch wurde ihm schon die sorgsamste Pflege zuteil, allein, es schien immer schlechter zu werden statt besser. Wahrscheinlich fraß an dem armen Seelchen ein unstillbares Leid, das es langsam zugrunde richtete.

      Wieder klopfte es, und diesmal schob sich die kleine Elwira von Ragnitz vorsichtig ins Zimmer. An ihre Brust gedrückt hielt sie ein Körbchen von leuchtendbuntem Bast.

      »Nun, Rosenrot, komm nur näher«, ermunterte der Baron das Mädchen, das ängstlich an der Tür stehen blieb. »Was trägst du denn da so zärtlich?«

      »Darf ich näherkommen, schläft Fräulein Sölve nicht?«

      »Nein, ich schlafe nicht«, ermunterte nun auch diese, worauf die Kleine zu ihr trat und behutsam den Deckel des Körbchens lüftete. Darin lag auf einem flauschigen Deckchen ein schneeweißes Angorakätzlein friedlich schlafend. Eine hellblaue Seidenschleife schmückte den Hals des winzigen Tierchens.

      »Nicht wahr, Fräulein Sölve, ich darf es Ihnen doch schenken?« bettelten die wunderschönen Kinderaugen mit dem roten Mündlein um die Wette, und Sölve hätte ein Herz von Stein haben müssen, wenn sie dieses mit so viel Liebe dargebrachte Geschenk zurückweisen wollte.

      »Natürlich, Iralein, wie lieb von dir. Wie heißt es denn?«

      »Schneeweißchen!«

      »Ah, wohl als Gegenstück zu dir, du Schmeichelkätzchen Rosenrot«, lachte Götterun erheitert, worauf ihn die Kleine vorwurfsvoll ansah.

      »Deswegen doch nicht, Onkel Jobst. Doch bloß, weil es so schneeweiß ist. Es ist sogar ein Kater.«

      Über diesen Trumpf mußten alle lachen, was die Kleine außerordentlich entzückte. Nun erst wußte sie, daß ihr Geschenk angebracht war, das Sölve nun aus dem Körbchen nahm und zärtlich liebkoste.

      »Es ist von meiner Muschi«, plauderte sie zutraulich. »Ganz heimlich habe ich es hergebracht.«

      »Da bin ich nur neugierig, wie sich unsere Hunde, hauptsächlich der schwarze Tintenwischer und der freche Dackel Fink, zu diesem Zuwachs stellen werden«, gab der Baron amüsiert zu bedenken. »Sie werden ihn wahrscheinlich als Eindringling betrachten und danach behandeln.«

      »O nein«, widersprach Elwira eifrig. »Unsere Hunde benahmen sich direkt ritterlich zu dem Kätzlein.«

      »Dann bin ich überzeugt, daß sich unsere Hunderitter nicht beschämen lassen werden«, lachte er herzlich mit den andern. »Aber nun eine Gewissensfrage, Klein Rosenrot: Auf welchem Wege bist du hierher gekommen?«

      Nun überzog sich das Gesichtlein mit heißer Glut. Ein Füßchen trat das andere in ratloser Verlegenheit.

      »Zu Fuß, Onkel Jobst!«

      »Heimlich?«

      Ein beschämtes Nicken.

      Entzückt ruhten die Augen aller auf dem reizenden Kinde, auf das jede Mutter stolz sein mußte, wenn sie nicht die Verbohrtheit Frau Fränzes besaß, die gerade ihre beiden schönsten Kinder für entartet hielt, weil sie ihr wesensfremd waren.

      »Nun, da muß der gute Onkel Jobst denn doch wieder einmal helfen, wie?« fragte er lächelnd. »Ich muß sowieso über Kalmucken reiten, da werde ich so ein wenig Prinz spielen und das Prinzeßlein Rosenrot auf mein Roß nehmen.«

      »O du lieber guter Onkel Jobst!«

      Er wurde stürmisch umhalst und geküßt, bis er sie lachend von sich schob.

      »Höre einmal, du kleiner Unband, an deiner Stelle würde ich die heimlichen Streifzüge doch lieber unterlassen. Wenn die Mama nun dahinterkommt, dann möchte ich nicht in deinem rosigen Fellchen stecken.«

      »Ach, Onkel Jobst, artig bin ich ja sowieso nicht –«

      »Schöne Selbsterkenntnis. Aber nun komm, damit der Schleichpfad nicht doch noch entdeckt wird.«

      »Einen Augenblick noch, Herr Baron«, meldete sich nun Minchen, die über die Brille hinweg die kleine Elwira kritisch musterte. Die wußte genau, was das zu bedeuten hatte und schlich beschämt zu ihr hin, die ihren Strumpf weglegte, wortlos dem Kinde das rosenrote Röcklein auszog und hurtig die Risse darin zu stopfen begann. Das tat sie nicht zum ersten Male. Kaum einer kannte die Verhältnisse in Kalmucken so gut wie Minchen und wußte daher, daß sie mit diesem Liebesdienst der Kleinen die Prügel von der Mutterhand ersparte.

      Ira kauerte sich nun vor den Diwan und sah mit ihren strahlenden Augen unentwegt zu Sölve hin. Alle aus Kalmucken waren schon gekommen, um sich den Zuwachs in Uhlen anzuschauen. Herr Julius hatte nur wenige Minuten bei Sölve verbracht und draußen, bekümmert über so viel Erbarmungswürdigkeit, den Kopf geschüttelt.

      Walburga brachte eingekochte Früchte mit, fest davon überzeugt, daß nur die von ihr behandelten essenswert wären. Sie hatte mit Sölve wie mit einer Todkranken gegprochen, der man noch am selben Tage die Augen zudrücken würde.

      »So, komm her, nun ist das Röcklein wieder ganz«, meinte Minchen befriedigt, in dem sie dem Kinde das Kleid überzog. »Nun werde ich dich noch kämmen.«

      Tiefste Besorgnis in den Augen, verließen Frau Fröse und Götterun, der das Kind an der Hand führte, leise das Zimmer.

      *

      Du willst von hinnen ziehen

      und läßt mich hier allein?

      Dann geh ich auch – denn ohne

      dich mag ich hier nimmer sein.

      An einem regennassen Oktobertag saß Sölve in Frau Fröses Gesellschaft in dem Teezimmerchen im Schaukelstuhl. Dem brennenden Kamin entströmte mollige Wärme. Es war so recht behaglich.

      Frau Fröse, die lesend am Kamin saß, sah immer wieder verstohlen zu Sölve hin, die, wortkarg wie gewöhnlich, hin und herschaukelte. Den Kopf hatte sie zurückgelegt, die Augen geschlossen. Die Hände, die die Seitenlehnen des Stuhles umklammert hielten, zuckten nervös.

      Die Dame konnte nur schwer einen Seufzer unterdrücken. Was gab sie sich mit diesem Mädchen für Mühe – aber alles war umsonst. Da mußte man mutlos werden.

      Ihre unerquicklichen Gedanken wurden durch den Eintritt des Schloßhern unterbrochen. Forschend ging sein Blick zu Sölve hin, die wohl die Augen öffnete, in ihrer Stellung jedoch verharrte. Er sprach sie nicht an, sondern ließ sich Frau Fröse gegenüber in einen Sessel sinken und zündete eine Zigarette an.

      Er war gelassen wie immer. Doch die Hausdame, die diesen Mann ja so genau kannte, merkte, daß ihn etwas stark bewegte.

      Dann drückte er den Rest seiner Zigarette in die Aschenschale, strich sich einige Male ruckartig über Augen und Stirn und lächelte.

      »Ja, Frau Fröse, Sie haben recht, wenn Sie annehmen, daß ich etwas auf dem Herzen habe. Aber Sie brauchen deshalb nicht so angstvolle Augen zu machen, der Grund ist erfreulicher Art. Ich habe nämlich geerbt.«

      »Aber das ist ja wunderbar!« rief sie erfreut. »Ist es viel?«

      »Ich glaube doch. Die Farm mit allem Drum und Dran meines Onkels in Afrika, der vor einigen Wochen gestorben ist, und der mich zum Universalerben eingesetzt hat.«

      »Dann werden Sie am Ende auswandern, Herr Baron?«

      »Kein Gedanke, meine Getreue. Ich habe ja Uhlen, an dem ich mit ganzem Herzen hänge. Aber das Geld, das diese Erbschaft einbringen wird, kann ich gut gebrauchen. Ich


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