Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Gesicht, in den Augen ein aufsässiges Funkeln.

      »Geh doch – geh nur zu deinem Holger!« schrie sie der Mutter entgegen. »Was gehe ich dich noch an? Du hast ja ihn! Ach, wenn mein geliebter Papa wüßte, wie man sein Goldkind zurückstößt.«

      Die Mutter kniete bei ihrem Kind. Versprach ihm in ihrer Herzensnot alles, worauf dieses egoistische Geschöpf lauerte. Und erst als die Mutter ihm hoch und heilig versprach, Holger Hadebrandt nicht zu heiraten, ließ es sich gnädig dazu herab, mit nach Hause zu gehen. War froh über Schnupfen und Halsschmerzen, die der Regen gebracht, und sah mit Genugtuung, wie dieses Unwohlsein die Sorge der Mutter noch vermehrte.

      Die Nacht verbrachte Mechthild fast schlaflos. Sie schlich immer wieder an das Bett der Tochter, die wohl leicht fieberte, dabei jedoch friedlich schlief.

      Am nächsten Morgen erklärte sie Holger Hadebrandt in einem langen Brief, warum sie seine Werbung nicht annehmen konnte. Sie hoffte dabei auf sein volles Verständnis – das jedoch ausblieb. Tagelang wartete sie auf sein Kommen oder doch wenigstens auf einen Brief doch nichts, alles blieb stumm. Später erfuhr sie dann duch Zufall, daß er ins Ausland gereist wäre, wo er geschäftliche Beziehungen hatte.

      Und so endete ihr Traum vom Glück, der ja auch viel zu köstlich gewesen war, um Wahrheit werden zu können. Nach wie vor lebte sie nur für ihr Kind, sich immer wieder einredend, daß dieses nur allein das wahre Glück einer Mutter ausmachte.

      Länger als ein Jahr hörte sie nichts mehr von Holger Hadebrandt. Und gerade als sie mit einer Grippe zu Bett lag, wollte er sie besuchen. Ebba, die ihm die Tür öffnete, erklärte kurz, daß die Mutter hohes Fieber hätte – und so ging er denn wieder. Schickte der Kranken einen Strauß rosa Nelken und wünschte auf einem beiliegenden Kärtchen gute Besserung. Und als Mechthild dann wieder aufstehen konnte, hatte er bereits wieder eine Geschäftsreise angetreten.

      Auch über seinem zweiten Kommen, das nach geraumer Zeit erfolgte, schwebte ein Unglücksstern. Da war Mechthild mit Ebba während der Schulferien verreist. Als sie nach Hause zurückkehrte, fand sie im Briefkasten seine Visitenkarte mit einem Gruß.

      Drei Jahre waren nun vergangen, seitdem sie ihn das letzte Mal gesehen. Zum dritten Male war er gekommen.

      Und nun?

      Nun hatte die eigene Tochter ihr den noch immer geliebten Mann entführt. Warum auch nicht? Ebba war ein lachendes, lebenssprühendes Geschöpf und sie eine alte, müde Frau, trotz ihrer sechsunddreißig Jahre.

      *

      Mechthild schrak zusammen, als die Flurglocke anschlug. Als sie die Tür öffnete, stand der Ersehnte vor ihr. Und bei seinem Anblick fühlte die eben noch so müde Frau, wie jung ihr Herz doch war – jung und heiß.

      »Sind Sie nicht auf dem Fest geblieben?« fragte sie, ängstlich bemüht, die jubelnde Freude in der Stimme nicht hören zu lassen. Beglückt horchte sie dann auf sein warmes, frohes Lachen.

      »Bei dem Grünzeug? Ich bitte Sie, Mechthild, das ist doch nichts für einen Mann von achtunddreißig Jahren! Wohl habe ich der darauf erpichten Ebba den Gefallen getan, mich ihren Freundinnen zu zeigen, aber bei der ersten besten Gelegenheit bin ich auf und davon. Darf ich noch ein Stündchen bei Ihnen bleiben?«

      »Wenn meine Gesellschaft Ihnen nicht zu trist ist, von Herzen gern.«

      »Welch sonderbare Annahme! Sie ist direkt eine Beleidigung für Sie und auch für mich. Darf ich mir erlauben?«

      Er überreichte ihr einige auserlesene schöne Frühlingsblüten und eine papierumhüllte Schachtel, welche die Bonbonniere ahnen ließ. Verlegen nahm sie beides in Empfang und bat ihn ins Wohnzimmer, wo er in der gemütlichen Sesselecke Platz nahm. Während sie die Blumen in eine Vase tat und sie mit Wasser versorgte, sah er sich mit frohen Augen in dem traulichen Gemach um.

      »Wie schön es hier ist. So traute Behaglichkeit versteht nur ein Mensch wie Sie zu schaffen, Mechthild.«

      »Das sagt der Mann einer so feudalen Behausung«, lachte sie herzlich. »Aber so trocken können wir unmöglich sitzen. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«

      »Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, dann gern.«

      »So müssen Sie mich ein Weilchen entschuldigen.«

      Damit verließ sie das Zimmer und kam nach erstaunlich kurzer Zeit mit der Teekanne und einem Teller voll belegter Brotschnitten wieder. Rasch breitete sie eine gestickte Decke über den niederen Tisch, stellte ihr bestes Porzellan darauf und goß den duftenden Trank in die hauchfeinen Schalen. Schweigend schaute er dabei auf ihre geschickt hantierenden Hände, die trotz aller Hausfrauenarbeit so peinlich gepflegt waren.

      »Ich bitte, tüchtig zuzulangen«, forderte sie ihn auf, indem sie ihm gegenüber Platz nahm. »Wenn ich gewußt hätte, daß Sie zurückkommen würden, hätte ich für einen festlicheren Imbiß gesorgt.«

      »So haben Sie tatsächlich angenommen, daß ich auf dem Fest bleiben würde?«

      »Warum nicht. Das ist ganz bestimmt viel amüsanter, als hier bei einer alten Frau zu sitzen.«

      »Geschmacksache«, entgegnete er trocken. »Übrigens – alte Frau. Wollen Sie mich mit dieser unerhörten Bezeichnung herausfordern, das Gegenteil zu versichern?«

      »Bewahre!« Sie hob abwehrend die Hände. »Sehen Sie mich genau an – dann werden Sie mir recht geben.«

      »Habe ich bereits getan und wollte Sie schon fragen, wie Sie es eigentlich anfangen, so fabelhaft jung auszusehen. Es will mir sogar scheinen, als wären Sie in den drei Jahren, da wir uns nicht sahen, jünger statt älter geworden.«

      »Ist das ein galanter Mann!« lachte sie hellauf. »Doch lassen wir das! Erzählen Sie lieber, wo überall Sie sich in den verflossenen drei Jahren herumgetrieben haben. «

      »Herumgetrieben ist gut: Mit kurzen Unterbrechungen war ich im Ausland, wo es für mich viel zu tun gab. Aber es hat sich glänzend gelohnt. Auf der letzten Reise begleitete mich sogar mein Mutterchen, und wir wären noch nicht nach Hause zurückgekehrt, wenn ein trauriger Anlaß uns nicht dazu gezwungen hätte. Mein Bruder, der vor zwei Jahren starb, hinterließ eine Witwe mit zwei kleinen Kindern. Nun ist auch die Frau ihrem Herzleiden erlegen, so daß die Kleinen jetzt völlig verwaist sind. Als die erschütternde Todesnachricht meine Mutter und mich erreichte, traten wir sofort die Heimreise an, kamen jedoch zur Beisetzung zu spät. Eine Schwester der Verstorbenen hatte sich indes der verlassenen Kinder angenommen, wo sie unter deren eigenen Kindern das sozusagen fünfte Rad am Wagen waren. Meine Mutter nahm Ihre Enkelchen sofort zu sich. Sie betreut sie in rührender Weise. Sie kann ihnen trotz aller Liebe jedoch nicht die Mutter ersetzen, nach der sie noch immer jammern. Ist das nicht traurig, Mechthild?«

      »Ja«, entgegnete sie leise. »Es ist immer traurig, wenn Kinder die Mutter verlieren. Ich wüßte nicht, was Ebba ohne mich anfangen sollte. Darum fürchte ich mich vor dem Sterben.«

      »Nun, das dürfte doch wohl noch eine Weile Zeit haben. Oder sind Sie krank, daß Sie solche Gedanken hegen müssen?«

      »Gottlob nicht. Aber wenn man in ständiger Sorge lebt wie ich, dann zählen die Jahre doppelt.

      Nein. Ich komme mit dem, was mir zur Verfügung steht, ganz gut aus. Nur um Ebba sorge ich mich, daß sie so ganz anders ist, als ich mir meine Tochter immer gewünscht habe, damit habe ich mich längst abgefunden wie der Herrgott sie mir gab, damit muß ich zufrieden sein. Ich liebe mein Kind so, wie es ist; denn ich bin ja auch nicht ohne Fehler. Auch daß man junge Menschenkinder nicht immer nur bevormunden, sondern ihnen eine Freiheit lassen muß, damit sie sich individuell entwickeln können, habe ich mir zur Richtschnur gemacht.

      Sehen Sie, Holger, es war immer mein Wunsch, daß Ebba ihr Abitur machen sollte, damit sie jeden Beruf ergreifen kann. Sie war auch damit einverstanden. Wenn sie in der Schule nicht ganz mitkam, nahm sie Nachhilfestunden. – Und heute kam sie nun ganz unerwartet mit dem Abgangszeugnis von Untersekunda nach Hause. Damit hat sie meine ganzen Hoffnungen zunichte gemacht. Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.«

      Nachdenklich war


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