Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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Literatur und ich weiß nicht, was alles. Und wozu? Herr und Besitzer eines Robbenschoners auf der Höhe meines Lebens, wo, wie Sie sagen, der Abstieg beginnt. Jammervoll, nicht wahr? Als die Sonne kam, war ich verdorrt, und weil ich keine Wurzeln geschlagen hatte, welkte ich hin."

      „Aber die Geschichte berichtet von Sklaven, die sich zum Purpur emporschwangen", schaltete ich ein.

      „Und die Geschichte berichtet von günstigen Gelegenheiten, durch welche diese Sklaven sich emporschwangen", entgegnete er bitter. „Kein Mensch kann eine günstige Gelegenheit schaffen. Alles, was die großen Männer taten, war, daß sie die Gelegenheit erkannten, wenn sie kam. Der Korse erkannte sie. Ich habe ebenso große Träume geträumt wie der Korse. Ich würde die Gelegenheit erkannt haben, aber sie kam nie. Die Dornen schossen hoch und erstickten mich. Und ich kann Ihnen sagen, Hump, daß Sie mehr von mir wissen als sonst irgendein Lebender, außer meinem Bruder."

      „Und was ist der? Wo ist er?"

      „Kapitän des Dampfers Macedonia, Robbenfänger", lautete die Antwort. „Wir werden ihn aller Wahrscheinlichkeit nach an der japanischen Küste treffen. Die Leute nennen ihn Tod Larsen."

      „Tod Larsen!" rief ich unwillkürlich. „Gleicht er Ihnen?"

      „Kaum. Er ist ein Stück Vieh ohne Kopf. Er hat all meine -meine..."

      „Tierheit!" schob ich ein.

      „Ja - Dank für das Wort -, all meine Tierheit, aber er kann weder lesen noch schreiben."

      „Und hat nie über das Leben philosophiert", fügte ich hinzu.

      „Nein", antwortete Wolf Larsen mit einem Ausdruck unbeschreiblicher Traurigkeit. „Und er ist glücklich, da er sich nicht um das Leben kümmert. Er hat zuviel damit zu tun, es zu leben, als daß er darüber grübeln könnte. Mein Fehler war, daß ich je ein Buch aufgeschlagen habe."

      Fünftes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die Ghost hat den südlichsten Punkt des Bogens erreicht, den sie durch den Stillen Ozean beschreibt, und beginnt jetzt, den Kurs nach Norden, dem Gerücht nach auf eine einsame Insel zu setzen, um die Wasserfässer zu füllen. Dann geht es die japanische Küste entlang, und die Jagd beginnt. Die Jäger haben ihre Büchsen und Schrotflinten nachgesehen und schießen sich jetzt ein, bis sie mit ihren Leistungen zufrieden sind; Puller und Bootssteurer haben Sprietsegel verfertigt, Riemen und Dollen mit Leder und Strohgeflecht umwunden, damit sie geräuschlos an die Robben herankommen können,- die Boote sind gebrauchsfertig.

      Nebenbei: Leachs Arm ist gut verheilt, wenn er auch die Narbe sein ganzes Leben behalten wird. Thomas Mugridge lebt in Todesangst vor ihm und wagt kaum, nach Eintritt der Dunkelheit das Deck zu betreten.

      Louis hat mir mehr von Tod Larsen berichtet, und was er erzählt, stimmt mit der kurzen Beschreibung des Kapitäns überein. Wir werden Tod Larsen vermutlich an der japanischen Küste treffen. „Und da kannst du dich auf ein Unwetter gefaßt machen", prophezeite Louis, „denn sie hassen sich wie die Wolfsbrut, die sie ja auch sind." Tod Larsen befehligt den einzigen Robbendampfer der ganzen Flotte, die Macedonia, die vierzehn Boote trägt, während die übrigen Fahrzeuge nur je sechs haben. Es heißt, sie habe Kanonen an Bord, und es laufen wilde Gerüchte um über seltsame Beutezüge und Expeditionen des Schiffes, von Opiumschmuggel nach den Staaten und Waffenschmuggel nach China bis zu Sklavenhandel und offener Seeräuberei. Und ich muß Louis glauben, denn ich habe ihn noch nie bei einer Lüge ertappt, und er ist ein lebendiges Lexikon in bezug auf alles, was mit Robbenjagd und Robbenjägern zusammenhängt.

      Wie auf dem Vorschiff und in der Kombüse, so geht es auch im Zwischendeck und auf dem Achterdeck dieses wahren Höllenschiffes zu. Die Leute kämpfen wie wilde Tiere. Die Jäger erwarten jeden Augenblick eine Schießerei zwischen Smoke und Henderson, deren alter Streit noch nicht beigelegt ist, während Wolf Larsen sagt, daß er, wenn es dazu käme, den Überlebenden töten würde. Er sagte ohne Umschweife, daß seine Stellungnahme in dieser Sache nichts mit Moral zu tun habe und daß die Jäger sich seinetwegen gern alle gegenseitig totschlagen und auffressen könnten, wenn er sie nicht so nötig zur Jagd brauchte. So gefährliche Burschen sie auch sind: ihn fürchten sie.

      Thomas Mugridge bezeigt mir eine hündische Unterwürfigkeit, aber meine geheime Furcht vor ihm schläft nie. Mit meinem Knie geht es viel besser, wenn es auch zuweilen noch längere Zeit schmerzt, und mein Arm, den Wolf Larsen gepackt hatte, wird nach und nach wieder gebrauchsfähig. Im übrigen befinde ich mich in glänzender körperlicher Verfassung und fühle das. Meine Muskeln werden fester und nehmen an Umfang zu. Meine Hände jedoch bieten einen jämmerlichen Anblick. Sie sind mit Brandblasen übersät, und die Nägel sind abgebrochen, schmutzig und von wildem Fleisch überwuchert. Dazu leide ich an Furunkeln, wohl eine Folge der Kost, denn ich habe noch nie etwas mit dieser Plage zu tun gehabt.

      Die letzten vierundzwanzig Stunden sind Zeugen eines reinen Karnevals von Roheit gewesen. Von der Kajüte bis zur Back verbreitete es sich wie eine ansteckende Krankheit. Ich weiß kaum, wo beginnen. Wolf Larsen war der eigentliche Urheber. Das Verhältnis unter der Besatzung war gespannt und feindselig infolge von Groll und Streitigkeiten. Bis jetzt war das Gleichgewicht gewahrt worden, aber nun flammten die bösen Leidenschaften auf und loderten wie ein Präriebrand.

      Thomas Mugridge ist ein Duckmäuser, ein Spion und Denunziant. Er hat versucht, sich beim Kapitän wieder lieb Kind zu machen, indem er die Mannschaft anschwärzte. Ich weiß, daß er Wolf Larsen einige voreilige Worte Johnsons hinterbrachte. Johnson soll sich Ölzeug aus der Schiff skleiderkiste gekauft haben, das von sehr zweifelhafter Güte war. Er hielt mit dieser Tatsache nicht hinter dem Berge. Die Schiffskleiderkiste ist eine Art Miniaturwarenlager, das ein Robbenschoner an Bord hat und das den Ansprüchen der Matrosen gemäß zusammengestellt ist.

      Was ein Matrose kauft, wird später von seinem Verdienst am Robbenfang abgezogen, denn Puller und Bootssteurer erhalten, ebenso wie die Jäger, statt der Heuer einen Anteil am Gewinn, nämlich einen gewissen Betrag für jedes von ihrem Boot erbeutete Fell.

      Von Johnsons Unzufriedenheit mit dem Ölzeug wußte ich jedoch nichts, und was ich erlebte, kam daher wie ein Blitz aus heiterem Himmel für mich. Ich war gerade mit dem Aufräumen der Kajüte fertig, als Johansen, von Johnson gefolgt, die Kajütstreppe herunterkam. Johnson nahm nach Seemannsart die Mütze ab, stand ehrerbietig, schwer im Rollen des Schoners schwankend, mitten in der Kajüte und blickte dem Kapitän offen in die Augen.

      „Schließen Sie die Tür, und riegeln Sie ab", sagte Wolf Larsen zu mir.

      Als ich gehorchte, bemerkte ich einen ängstlichen Ausdruck in Johnsons Augen, aber die Ursache ließ ich mir nicht träumen. Ich ahnte nicht, was kommen sollte, bis es geschah, er aber wußte vom ersten Augenblick an, was seiner wartete, und sah seinem Schicksal tapfer in die Augen. Und seine Handlungsweise war für mich die völlige Widerlegung von Wolf Larsens ganzem Materialismus. Der Matrose Johnson war im Recht, und er wußte das und war furchtlos. Er würde im Notfall für dieses Recht gestorben sein. Er blieb sich und seiner Seele treu. Und das kennzeichnete den Sieg des Geistes über das Fleisch, die Unbestechlichkeit und Größe seiner Seele, die sich nicht unterjochen ließ, sondern sich über Zeit, Raum und Stoff erhob mit einer Sicherheit und Unüberwindlichkeit, die nichts anderm entspringt als Ewigkeit und Unsterblichkeit.

      Ich bemerkte zwar den ängstlichen Ausdruck in seinen Augen, hielt ihn jedoch irrtümlich für die angeborene Schüchternheit und Verlegenheit des Mannes. Johansen, der Steuermann, stand etwa einen Meter entfernt neben ihm, und gut drei Meter ihm gegenüber saß Wolf Larsen auf einem Kajütendrehstuhl.

      Als ich die Tür geschlossen und abgeriegelt hatte, trat eine merkbare Pause ein, eine Pause, die eine ganze Minute dauern mochte. Sie wurde von Wolf Larsen beendet. „Yonson", begann er.

      „Ich heiße Johnson, Herr", verbesserte ihn der Matrose kühn.

      „Schön, also Johnson, in Teufels Namen! Kannst du erraten, warum ich dich rufen ließ?"

      „Ja


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