Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub. Frank Borsch

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Perry Rhodan Neo 1: Sternenstaub - Frank Borsch


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Sie hinaus?«, fragte Pounder. Mercants Worte behagten ihm nicht. Und das umso mehr, da er spürte, dass sie zutrafen: Er und Mercant waren sich ähnlicher, als er es sich eingestehen wollte.

      »Die mit Großrussland assoziierte Volksrepublik Iran steht im Begriff, eine neue Offensive gegen den Irak zu eröffnen.«

      Pounder runzelte die Stirn. »Das ist alles, was Sie mir mitzuteilen haben? Die wievielte ist es? Die fünfzehnte? Die zwanzigste? Wen interessiert das schon?«

      »Die dreiundzwanzigste«, antwortete Mercant. »Aber es wird die letzte sein. Der Iran plant den Einsatz von taktischen Atomwaffen. Zufällig kenne ich die Pläne des irakischen Generalstabs. Sie sehen für diesen Fall einen Gegenschlag vor: die Auslöschung Teherans mit strategischen Atomwaffen.« Als Pounder nichts entgegnete, fuhr Mercant fort: »Wissen Sie, was das bedeutet? Die Überschreitung einer Schwelle, von der es kein Zurück gibt. Aus dem Stellvertreterkrieg wird ein heißer zwischen Großrussland und den USA werden. Beide Seiten verfügen über mehrere zehntausend Atomsprengköpfe.«

      Mercants Stimme besaß einen Tonfall von erzwungener Beiläufigkeit, die Pounder davon überzeugte, dass der Geheimdienstmann die Wahrheit sprach. Aber wieso erzählte er das ihm, dem Zivilisten, dem Träumer von den Sternen? Und wieso ausgerechnet in diesem Augenblick?

      »Das ist noch nicht alles«, sagte Mercant. »Meine Kontakte beim chinesischen Geheimdienst berichten mir, dass die Regierung für den Fall einer atomaren Auseinandersetzung zwischen den USA und Großrussland die Rückholung Taiwans zum chinesischen Mutterland plant. Die USA werden zu beschäftigt sein, um Taiwan zu schützen. Nur: Die Invasion kann nicht gelingen. Taiwan hat im Geheimen eigene nukleare Kapazitäten entwickelt. Greift die Volksrepublik an, kommt es unweigerlich zu einem weiteren atomaren Krieg.«

      »Das sind beunruhigende Informationen ... sollten sie zutreffen«, sagte Pounder vorsichtig. »Aber wieso teilen Sie das ausgerechnet mir mit? Ich bin lediglich Leiter einer heruntergekommenen, von Budgetkürzungen halb erdrosselten zivilen Raumfahrtbehörde, die sich aus irdischen Scherereien heraushält, so gut es geht.«

      »Eben. Und ich bin ein alter, der Führung suspekter Geheimdienstler, den man der Einfachheit halber auf einen Posten abgeschoben hat, der ungefähr die Wichtigkeit des US-Botschafters in San Marino hat. Niemand erwartet von uns beiden weltbewegende Dinge – und genau deshalb können wir beide es schaffen, die Welt zu ändern. Wenn wir zusammenhalten.«

      »Ich verstehe nicht, was Sie mir damit ...«

      »Die STARDUST fliegt zum Mond, um dort Kontakt zu Außerirdischen herzustellen. Haben Sie etwa im Ernst geglaubt, Sie könnten das vor mir verbergen?« Mercant lächelte. »Ich weiß Bescheid. Homeland Security weiß Bescheid. Von mir haben Sie nichts zu befürchten. Aber was das Ministerium angeht, liegen die Dinge anders. Die Männer und Frauen dort, in der Regierung, sind kleinkariert. Ihr Horizont ist eng, auf die Erde und ihre Streitigkeiten fixiert, die sie in ihrer Beschränktheit für einen unabänderlichen Teil der menschlichen Natur halten. Diese Menschen haben Angst vor dem Fremden. Sie können nicht anders, als in Kategorien von Bedrohung und Invasion zu denken, von Auge um Auge, Zahn um Zahn und vom Kampf Volk gegen Volk. Sie sind bereit zu handeln, wie es ihnen ihre Ängste diktieren. Jedes Mittel ist ihnen recht.«

      »Es mag sein, dass es solche Menschen gibt«, gestand Pounder zu. Er hatte in seiner langen Karriere seine Erfahrungen mit Kleinkariertheit gemacht. »Aber Sie lassen sich zu voreiligen Schlüssen hinreißen, Mercant. Wenn zutreffen würde, was Sie behaupten, wieso hätte der Präsident dann den Flug der STARDUST befohlen?«

      »Aus genau diesem Grund. Es geht nicht um eine friedliche Kontaktaufnahme. In der Vorstellung dieser Menschen kann es sie nicht geben. Nein, die STARDUST befördert eine Bombe, um die Fremden auszulöschen.«

      »Das ... das ist ...« Pounder brachte den Satz nicht zu Ende. Er blickte zu Mercant, versuchte verzweifelt in dessen Miene zu lesen. Einen Hinweis darauf zu finden, dass der Geheimdienstmann seine Worte nicht ernst meinte, dass es sich bei dieser Begegnung nur um einen bösen Scherz handelte.

      Er fand den Hinweis nicht.

      »Das Bodenfahrzeug der STARDUST ist präpariert«, sagte Mercant. »Homeland Security hat einen nuklearen Sprengsatz in dem Fahrzeug untergebracht. Er kann durch einen Funkimpuls gezündet werden. Bleibt der Funkimpuls aus, bringt ein Zeitzünder den Sprengsatz zur Explosion.«

      Pounder wollte widersprechen, aber er fand keine Worte. Er dachte an die vergangenen Wochen, die plötzliche Bereitschaft, mit der man ihn in Washington empfangen hatte. Die Regierung hatte ihm beinahe unbegrenzte Mittel zur Verfügung gestellt, um die STARDUST auf den Weg zu bringen. Minister und Beamte, die ihn seit Jahren ignorierten, hatten sich Zeit für ihn genommen, ihn hofiert und ...

      Mercant sagte die Wahrheit. Der Sprengsatz existierte.

      »Was können wir tun?«, fragte Pounder.

      »Sie müssen Ihre Mannschaft warnen, Pounder. Ohne dass ein Außenstehender Verdacht schöpft. Sie sind ein alter Fuchs, Sie können mir nicht erzählen, dass Sie das nicht hinbekämen. Ich wette, Sie haben einen geheimen Kode mit Rhodan vereinbart. Warnen Sie ihn!«

      Pounder sah auf die Uhr. In kurzer Zeit würde die STARDUST in die Umlaufbahn einschwenken, die sie über die erdabgewandte Seite des Mondes führen würde. Im Schatten des Mondes würde keine Kommunikation möglich sein. Er musste sich beeilen.

      Pounder ging zur Tür. Als er den Griff in der Hand hielt, wandte er sich noch einmal an Mercant. »Einverstanden, ich warne Rhodan«, sagte er. »Aber was ist mit Ihnen? Was werden Sie unternehmen?«

      »Ach, nichts weiter.« Mercant lächelte flüchtig, als beendeten sie ein belangloses Gespräch bei einer Grillparty. »Vielleicht führe ich das ein oder andere Gespräch unter alten Freunden ...«

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