Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt
Читать онлайн книгу.ja nach bleichsüchtigen Mägdlein oder verdrehten alten Schrauben, und das bist du doch beides nicht.«
»Sagen Sie, Herr Doktor, lieben Sie mich denn eigentlich?«
Zuerst sah er sie verdutzt an, dann lachte er verlegen.
»Natürlich, Marlenchen, sonst würde ich dich doch nicht zur Frau haben wollen. Gib mir einen Kuß, dann wirst du schon merken, daß ich dich liebhabe.«
»Noch nicht!« Sie sprang hastig auf. »Die Bedenkzeit gilt.«
»Ich bin traurig, Marlenchen.«
»Es tut mir leid, aber ich kann nichts daran ändern.«
»Marlenchen, hast du vielleicht Launen?« fragte er so kläglich, daß sie zum drittenmal lachen mußte.
»Gott sei Dank nicht.«
»Da bin ich aber froh. Denn vor launenhaften Frauen hab’ ich Angst. Wollen wir jetzt ein Glas Sekt trinken?«
»Bitte.«
»Dann komm, mein Liebes, es wird uns beiden guttun.«
Damit gingen sie, und kaum, daß sie außer Hörweite waren, lachte Rosita hellauf.
»Was ist dieser Doktor Preil doch für ein prächtiger Mensch. Den könnte ich direkt liebhaben. Fräulein Grandt wäre ja töricht, wenn sie diesen Mann nicht nehmen würde.«
»Finde ich auch«, schmunzelte Detlef. »Jedenfalls werde ich unsere erkrankten Tiere fortan nur noch von dem Arzt behandeln lassen, da sind sie bestimmt in den besten Händen. Ebenso wie Fräulein Grandt es sein wird, die eine gute Ehekameradin abgeben dürfte. Denn etwas Besseres kann es für einen Mann gar nicht…
Aber was hast du denn, Rosita, du bist ja plötzlich erschreckend blaß.«
»Müde bin ich«, zwang sie sich zu einem gleichmütigen Ton. »Ich möchte gern nach Hause.«
»Dann warte hier, ich sage nur dem Vater schnell Bescheid.«
Er ging, und als er wiederkam, berichtete er, daß der Vater sich mit Herrn von Kyrt förmlich in eine Schachpartie verbissen hätte.
»O weh, dann kommen wir sobald nicht nach Hause.«
»Doch, Rosita. Vater bat mich, mit dir zu fahren und den Wagen nach Einseln zurückzuschicken.«
Wenig später saßen sie dann im Auto. Rosita schmiegte sich ins Polster, schloß müde die Augen und war dem Gatten dankbar, daß er sich ganz still verhielt. Denn ein Gespräch, womöglich noch ein persönliches, wäre ihr zur Qual geworden.
*
Kaum, daß Rosita im Bett lag, schlief sie auch schon ein. Doch dieser Schlaf war nicht süß, sondern von wirren Träumen durchgaukelt. Sie fühlte sich verfolgt, wollte laufen und kam nicht vorwärts. Dann stand Doktor Preil vor ihr, hob strafend die Hand und sagte:
»Die Liebe findet sich in der Ehe, Rositachen. Du mußt deinen Detlef lieben, denn so eine arme Kreatur ist ja vollkommen in deine Hand gegeben. Komm, ich bin ein guter Viehdoktor, ich werde dir das Herzchen aus der Brust schneiden und es deinem Mann geben, damit er sieht, daß du eine gute Kameradin sein kannst. Was Besseres gibt’s für einen Mann ja nicht.«
Aber da stand schon Detlef und hielt ihr sein Herz entgegen, das wie ein Stern aussah. Der sonst so harte Mund sprach zärtlich:
»Nimm nur den Stern, ich brauche ihn nicht. Mein Stern bist du, du liebste aller Frauen.«
Da lachte Rosita glücklich im Traum. Ihr Schlummer wurde süß und fest.
Es war später als sonst, als man sich am Frühstückstisch zusammenfand. Wohlweislich hatten die Kyrts die Hochzeit auf den Sonnabend gelegt, damit den Landwirten der Sonntag zum Ausschlafen blieb.
»Na, Röslein, einen kleinen Kater?« fragte der Vater schmunzelnd, und sie lachte.
»Nein, so arg war es nicht. Aber einen netten Schwips hatte ich schon, sonst hätte ich nicht solchen Unsinn zusammenträumen können.«
Sie gab den Traum wieder, wobei sie natürlich vermied, Detlef zu erwähnen. Es kam alles auf die Kappe des famosen »Viehdoktors«. Jetzt erfuhr auch der Vater, was man im Wintergarten alles erlauschte.
»Daher auch der Traum«, lachte er amüsiert. »Ja, der Doktor Preil ist wirklich ein prächtiger Mensch, das hört man allgemein. Wenn Fräulein Grandt ihn nimmt, hat sie volle Garantie für eine gute Ehe. Und die verdient das sympathische Mädchen auch. Es ist ja nicht gerade hübsch, hat aber einen guten Charakter. Und der wiegt mehr als Schönheit.«
Detlef warf Rosita nur einen kurzen Blick zu, aber der genügte, um ihr das Herz aufzuwühlen. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen, hätte ihren Kopf an seine Brust gelegt und ihn um Verzeihung gebeten.
Aber noch konnte sie sich dazu nicht überwinden. Da mußte erst etwas kommen, was sie Angst um den Mann ausstehen ließ. Und dabei war es eigentlich eine Lappalie, die Rosita ganz klein und demütig werden ließ.
Es geschah am Abend gleich nach dem Essen, als der Vater sich zurückgezogen hatte, weil er redlich müde war. Rosita gedachte es ihm gleichzutun, da sie ein Alleinsein mit dem Gatten scheute. Als sie sich gerade erhob, fiel ihr Blick auf Detlefs Hand, über die Blut rann.
»Detlef, was hast du denn?« schrie sie angstgepeinigt auf. »Hast du dir etwa die Hand abgeschnitten?«
»Na, das wäre«, lachte er. »Das Taschenmesser rutschte ab, als ich eine Nuß damit öffnen wollte.«
Da lief sie auch schon davon. Als sie wieder kam, hielt sie ein Fläschchen und eine Binde in der zitternden Hand.
»Nun gib schon her«, meinte er gutmütig. »Sonst kippst du sensibles Persönchen, das ja kein Blut sehen kann, gar noch um.«
Da biß sie die Zähne zusammen, trat auf ihn zu und sah scheu auf die Wunde, die allerdings tief war. Doch tapfer überwand sie sich, desinfizierte den Riß und verband ihn. Die Finger wollten ihr kaum gehorchen, so sehr bebten sie, das Gesichtchen war noch immer blaß vor Schreck. Sogar Tränen purzelten über die Wangen.
»Aber Rosita, was bist du doch für ein Dummchen«, sagte er so zärtlich, wie er noch nie zu ihr gesprochen hatte, nachdem er nach Brandungen zurückgekehrt war. »Hast du dich noch nie geschnitten?«
»Doch.«
»Na also! Recht geschickt hast du den Verband angelegt, ich danke dir sehr. Nun gib mir einen Kognak auf den Schreck. Dir selbst wird einer auch nicht schaden.«
Sie hielt jedoch nicht mit, als er trank, stand vor ihm und schien mit einem Entschluß zu kämpfen. Sie hielt den Kopf gesenkt, die Farbe auf dem zarten Antlitz ging und kam in jähem Wechsel, die Zähne gruben sich in die Lippe.
»Nun, bist du immer noch nicht soweit, du kleiner Trotzteufel?« sprach eine sonore Stimme mahnend. »Wie lange soll ich eigentlich noch warten?«
Da schnellte der Kopf hoch.
»Worauf wartest du denn, Detlef?«
»Das weißt du ganz genau, Rosita.«
»Ach, Detlef...«
»Ach, Rosita. Willst du mir nicht sagen, wie du dir unsere Ehe weiter denkst? Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, daß Brandungen Majorat ist und das alte Geschlecht der Trutzger nur auf vier Augen steht.«
»Detlef, bitte«, warf sie heiß errötend ein, da schwieg er. Etwas wie heißer Groll lag in seinen Augen, mit denen er das tief geneigte gleißende Köpfchen musterte.
»Aber du magst mich doch gar nicht«, kam es jetzt kläglich von den zuckenden Lippen.
»Da hast du recht, Rosita. Denn wie du warst, als ich
dich heiratete, mochte ich dich wirklich nicht, wenigstens nicht als Frau. Unberechenbar, kindisch, eigenwillig und vertrotzt.«
»Detlef!«
»Siehst du, jetzt streckst