Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman. Karin Bucha
Читать онлайн книгу.ums Herz. Er hat auch sehr glücklich mit Ingeborg gelebt. Es war Liebe auf den ersten Blick, und wenn er ehrlich sein will, dann hat ihr ein Teil seines Herzens bis zu ihrem rätselhaften Tod gehört.
»Ganz gewiß«, sagt er leise, schmerzlich bewegt, und Malton bricht sofort das Thema ab.
Er hat es eilig. Es drängt ihn dazu, Ina wiederzusehen.
*
Eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit hält Maltons riesiger, auffallender Wagen vor dem Mietshaus, in dem Ina Binding mit ihrer Mutter wohnt.
Er geht vor seinem Wagen auf dem Bürgersteig hin und her. Endlich fliegt die Haustür auf, und Ina kommt, wie immer, hinausgestürmt und fällt Malton direkt in die Arme.
Er umfängt sie.
»Fallen Sie allen Menschen gleich um den Hals?« fragt er belustigt.
Sie strebt von ihm fort. »Sie sind es? Wie haben Sie denn meine Adresse herausgefunden?«
Er macht eine geheimnisvolle Miene. »Verrate ich nicht, meine Teuerste. Ich weiß sie jedenfalls, und das muß Ihnen genügen. Wollen Sie nicht einsteigen?«
Er hält ihr die Tür offen.
»Herrgott, so ein Wagen! Das ganze Viertel wird kopfstehen und mir einen reichen Liebhaber andichten.«
Er schwingt sich hinter das Lenkrad.
»Lassen Sie doch die Leute reden. Reklame ist nie verkehrt.«
»Aber nicht solche Reklame«, widerspricht sie heftig. »Ich lebe mit meiner Mutter völlig zurückgezogen. Mein Vater ist im letzten Jahr an einer Lungenentzündung gestorben. Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr die Leute gerade auf alleinstehende Frauen aufpassen.«
»Da gibt es ein prächtiges Mittel.«
Sie rückt vertrauensvoll auf dem breiten Vordersitz zu ihm heran. »Wirklich? Was denn für eins?«
»Sie müssen heiraten«, sagt er trocken. »Ein Mann wird Sie jederzeit beschützen.«
»Danke«, stößt sie ärgerlich hervor und rückt schnell von ihm ab.
»Soll ich mich von einem Mann gängeln lassen? Ich denke nicht daran. Erst will ich im Leben etwas erreichen –«
»Gestern zum Beispiel haben Sie doch schon allerhand erreicht«, erinnert er sie.
»Das ist doch erst der Anfang«, meint sie mit großartiger Geste. »Sie glauben nicht, was ich für einen Willen besitze. Männer spielen dabei überhaupt keine Rolle.«
»Aber nein«, lacht er. »Bin ich in Ihren Augen etwa kein Mann?«
»Sie?« Sie dreht ihm das Gesicht zu. Aber er fährt gelassen weiter. »Was soll denn das nun wieder heißen?«
»Daß Sie ohne männliche Hilfe, wie beispielsweise die meinige, gestern weniger erreicht hätten. Sie sehen«, – jetzt lacht er wieder sein jungenhaftes Lachen, das ihn so sympathisch macht –, »ganz ohne Männer geht es doch nicht.«
Schmollend zieht sie sich ganz in ihre Ecke zurück.
»Wenn Sie das so meinen, lasse ich es gelten. Ich habe die beste Absicht, mit meinen Berufskollegen in einem guten, kameradschaftlichen Verhältnis zu leben. Genügt Ihnen das?«
»Danke schön. Dazu gehöre ich doch auch«, sagt er gelassen.
Sie seufzt, und nach einer Weile beginnt sie erneut:
»Ist es wahr, daß Ferdinand Ronald ein sehr harter Regisseur sein soll?«
»Er ist der wunderbarste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe«, erklärt Malton ihr begeistert. »Er ist von seiner Arbeit besessen. Sie werden jedenfalls von ihm begeistert sein, aber er faßt Sie auch hart an.«
»Glauben Sie denn wirklich, daß ich die Rolle bekomme?« Angst schwingt in ihrer Stimme.
»Zunächst werden Probeaufnahmen von Ihnen gemacht«, klärt er sie auf. »Sie müssen sich allerhand gefallen lassen. Der Maskenbildner wird sich um Sie bemühen. Sicherlich wird man Sie auch in Kostüme stecken. Nun, Sie werden ja sehen.«
Ihre Wangen glühen vor Erregung.
»Das alles nehme ich gern in Kauf, wenn ich nur gefalle. Oder meinen Sie, ich sei nicht fotogen?«
Gelassen blickt er auf die Uhr.
»Was haben Sie denn? Sind wir zu spät dran?« erkundigt sie sich.
»Ich wollte nur feststellen, wieviel Zeit mir noch bleibt, Ihre Fragen zu beantworten.«
Verletzt schiebt sie sich wieder in ihre Ecke und preßt die Lippen zusammen. Ein unausstehlicher Mensch, urteilt sie wütend. Sie wird es ihm einmal heimzahlen, sie mit solcher Ironie behandelt zu haben.
»Jetzt sind Sie verstimmt«, hört sie ihn nach einer Weile sagen, »habe ich etwas verbrochen?«
»Verbrochen?« macht sie gedehnt. »Ich will Ihnen nur nicht auf den Wecker fallen.«
Er lacht amüsiert auf, und schweigend legen sie den Rest der Fahrt zurück. Vor dem Eingang zu den Ateliers hilft er ihr höflich aus dem Wagen. »Lampenfieber?« fragt er und sucht den Blick ihrer funkelnden Augen.
»Wie war es Ihnen denn zumute, als Sie zum ersten Mal vor der Kamera standen?«
Er macht eine beschwichtigende Handbewegung. »Du lieber Himmel, das ist schon so lange her, daß ich das wirklich nicht mehr weiß.«
Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Sie stellen sich hin, als seien Sie ein Mummelgreis.«
»Bin ich auch, Ihnen gegenüber«, erwidert er gutmütig.
Enno Held ist eine schlanke Erscheinung. Im Gegenteil zu Ronald ist er nervös und fährt sich oft durch das ohnehin schon wirre blonde Haar. Ina Binding betrachtet er eingehend von Kopf bis zum Fuß. Das Äußere scheint ihm zu behagen. Er ist dennoch ärgerlich, daß er seinen Film, den er ohne Ronald drehen wird, ausgerechnet mit einer Anfängerin drehen soll. Nun, er wird sehen, ob sie wirklich etwas kann. Er ist fest entschlossen, sie nicht zu schonen.
»Fällt Ihnen nichts auf?« fragt Malton den Regisseur. Dieser blickt verständnislos drein.
»In welcher Beziehung?« Sein Blick wandert von Malton zurück zu Ina. Wie wunderbar wäre es gewesen, diesen Film mit Chris Velden neben Malton zu drehen.
Malton schiebt Ina mehr in den Vordergrund. »Haben Sie keine Augen im Kopf, Held?«
»Reichlich jung«, sagt Held verdrossen.
»Unsinn, ich meine die Ähnlichkeit mit Chris Velden.« Malton wird allmählich böse. Ihm gefällt die Art, wie Held Ina behandelt, ganz und gar nicht.
Abermals betrachtet der Regisseur Ina kritisch. »Wir wollen sehen, wie die Probeaufnahmen ausfallen. Eine Chris Velden ist wohl kaum zu ersetzen.«
»Zugegeben, Chris ist eine wirklich große Künstlerin und bedeutet einen Verlust für die Awa, man soll aber dem Nachwuchs auch eine Chance geben. Das hat Ferdinand Ronald bestimmt.«
»Wollen Sie es wagen, neben einer Anfängerin zu spielen?«
Malton schöpft tief Atem.
»Held, Sie beginnen mich zu langweilen mit Ihrem Für und Wider. Hätte ich mich sonst für Fräulein Binding eingesetzt, wenn sie eine Nichtkönnerin wäre?«
Endlich merkt Held, daß er zu weit gegangen ist, und um den Schauspieler zu versöhnen, sagt er bedeutend freundlicher:
»Dann ist alles in bester Ordnung, und wir übergeben Fräulein Binding dem Maskenbildner.«
Er will schon zur Klingel greifen, doch Malton kommt ihm zuvor.
»Ich selbst bringe Fräulein Binding ins Atelier.« Über die Schulter hinweg erkundigt er sich: »In welche Garderobe?«
»Ich komme mit. Wir nehmen die Garderobe,