Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman - Karin Bucha


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solche Gefühle keinen Platz mehr in seinem Herzen haben. Ingeborgs Tod liegt wie ein Alp auf ihm.

      »Natürlich komme ich mit, Ferdi-nand. In zehn Minuten bin ich bereit. Bitte, nimm indessen Platz.« Sie schiebt ihm die Hausbar zu. »Trink etwas, Ferdinand, du siehst ganz elend aus.«

      »Danke«, sagt er knapp und denkt: das alles kann mir nicht helfen. Nur die Wahrheit über Ingeborgs Tod kann mir die Ruhe zurückgeben. Vielleicht finde ich das Leben dann noch einmal lebenswert. Jetzt sieht alles grau und trostlos für mich aus. Meine ganze mühsam aufgebaute Arbeit ist in Gefahr.

      Daß sie für ihn auch zu einer guten Reklame werden könne, daran denkt er überhaupt nicht.

      »Fertig?« Chris sah wunderbar aus in ihrem leichten Pelzmantel. Ihre Augen leuchten von innerer Erregung.

      Wortlos fahren sie in die Kanzlei Doktor Brenners und werden von dessen Sekretärin sofort vorgelassen.

      Die Begrüßung ist herzlich.

      An dem Rundtisch in der Fensternische sitzen sie sich gegenüber. Draußen rollt unentwegt der Verkehr vorbei.

      Chris hat sich weit in ihrem Sessel zurückgelehnt und harrt der Dinge, die Doktor Brenner ihnen vortragen will.

      Zunächst ist sie entsetzt, doch dann ist sie begeistert. Eifrig stimmt sie zu. Es wird eine kurze, aber aufschlußreiche Unterhaltung, und Chris ist wie benommen, als sie neben Ronald wieder zurück in ihr Haus fährt.

      Sie zittert innerlich, aber sie ist bereit, alles zu tun, was man von ihr verlangt, wenn sich dadurch nur endlich das Rätsel um Ingeborgs Tod auflklärt.

      Dann eilen ihre Gedanken weiter, zu Georg Hagen. Wie kann man sein Herz nur so ausschließlich an einen einzigen Menschen verlieren?

      *

      An einem der nächsten Tage geht Schwester Maria zum Telefon. Sie vernimmt die Stimme des Hausherrn.

      »Schwester Maria«, beginnt er wie in großer Erregung, »sorgen Sie für ein gutes, auserlesenes Abendessen, und stellen Sie Sekt kalt. Ich erwarte heute abend Damenbesuch.«

      »Ja – ja, natürlich«, stammelt die Schwester und hängt ein. Sie setzt sich, wie aller Kraft beraubt, neben das Telefon und starrt zu Boden.

      Ronald kommt mit Damenbesuch, wo Ingeborg kaum unter der Erde ist? So schnell hat er die Frau, die ihn maßlos geliebt hat, vergessen.

      Sie sieht grau und verfallen aus, als sie die Küche betritt und mit der Köchin die Vorbereitungen bespricht.

      Er hat zwar nicht gesagt, daß sie die Bedienung bei Tisch übernehmen soll. Aber das läßt sie sich einfach nicht nehmen. In ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer, das dicht neben dem verschlossenen der verstorbenen Hausfrau liegt, kleidet sie sich um. Bedächtig legt sie die Schwesterntracht ab. Es ist wie ein Ritus, und sie überkommt dabei ein ungutes Gefühl, etwa so, als würde sie diese Kleidung niemals mehr benötigen.

      »Unsinn!« murmelt sie verstört und verläßt den Raum. In ihrem dunklen, geschmackvollen Kleid, hektische rote Flecken auf den weißen Wangen, empfängt sie Ferdinand Ronald, und sie zuckt zusammen, als sie an seiner Seite Chris Velden erblickt.

      Mit Überwindung hilft sie der schönen jungen Frau aus dem Pelzmantel und geleitet dann das Paar in die Bibliothek, wo ein festlich gedeckter Tisch wartet.

      Ronalds Augen blitzen auf, als er Schwester Maria in ihrer schwarzen Kleidung erblickt.

      Chris Velden nimmt Platz. Sie ist scheinbar fröhlich und unbekümmert und scheint ihre Freundin Ingeborg ganz und gar vergessen zu haben.

      Ronald mixt einen Cocktail, den er Chris reicht. Sie prosten sich zu, und Maria muß sich abwenden, um nicht die Blicke zu bemerken, die sich die beiden zuwerfen.

      Keiner ahnt, wieviel Überwindung es die unscheinbare Frau kostet, das immer mehr in lustige Stimmung gera-

      tene Paar zu bedienen. Sie wirkt wie

      eine Puppe. Ihre Handreichungen sind mechanisch. Sie wechselt wortlos

      die Teller, sie serviert den Mokka, schiebt die Hausbar heran, und sie fährt abermals zusammen, als Ronald bit-

      tet:

      »Schwester Maria, legen Sie doch ein paar Schallplatten auf. Sie wissen ja, welche meine Frau und ich gern hörten.«

      Es sieht aus, als wolle sie das Tablett aus den Händen fallen lassen. In ihrem weißen Gesicht glühen die grauen Augen wie im Fieber.

      »Sehr gern«, sagt sie tonlos.

      Weder Ronald noch Chris Velden kümmern sich um das seltsame Benehmen der Schwester.

      Draußen lehnt Maria sich gegen die Wand. Sie atmet heftig, sie bekommt fast keine Luft mehr. Am liebsten würde sie alles hinwerfen und davonlaufen. Sie sehnt sich nach der Abgeschlossenheit ihres Zimmers. Aber sie muß die beiden weiterhin beobachten.

      Arme Ingeborg, denkt sie. Nun kannst du das Letzte nicht mehr verhindern.

      Sie hetzt in die Küche und wieder zurück. Im Musiksalon bringt sie die Musiktruhe in Gang.

      Lachend und scherzend unterhalten Chris und Ronald sich. Sie nehmen Marias Gegenwart überhaupt nicht wahr. Sie scheinen ganz allein auf der Welt zu sein.

      Maria geht nicht aus dem Zimmer. Immer macht sie sich zu schaffen. Sie läßt die beiden Menschen nicht aus den Augen. Aber diese bemerken es nicht.

      »Komm, Chris, tanzen wir«, fordert Ronald seine Partnerin auf, und sofort erhebt sich diese, schmiegt sich in Ronalds Arme und blickt hingebungsvoll zu ihm auf.

      »Schamlos«, flüstert Schwester Maria. Sie hätte die größte Lust, den Tisch umzustürzen. Jetzt tanzen sie auch noch! Lieber Gott, fleht sie, das ist schlimmer als eine Folter! Warum beherrschen sich die beiden so wenig?

      Jetzt sieht sie auch noch, von der Seite her, wie Ronald Chris auf die Wange küßt.

      Maria steht wie erstarrt und sieht die beiden fassungslos an. Die Platte ist abgelaufen, endlich schnappt der Tonarm ein.

      Eine verhängnisvolle Stille herrscht.

      »Was ist mit Ihnen denn, Schwester Maria?« fragt Ronald nachsichtig.

      Glühende Röte jagt über das eingefallene Gesicht der Schwester. Verächtlich und wortlos blickt sie von einem zum anderen, dann macht sie auf dem Absatz kehrt und hetzt aus dem Zimmer.

      Es bleibt weiterhin totenstill hinter ihr. Die beiden sehen sich erwartungsvoll an. Blitzartig haben sie sich verändert. Nichts von einer glückseligen Stimmung liegt mehr auf ihren Gesichtern. Erwartungsvoll, wie gelähmt, blicken sie auf die Tür.

      Und dann spielt sich alles blitzschnell ab. Kommissar Möller und sein Assistent erscheinen, zwischen ihnen Schwester Maria. Sie zeigt eine unbewegliche starre Miene, wie eine Maske, die sie übergezogen hat, wirkt ihr Gesicht.

      »Es hat alles großartig geklappt«, sagt Möller und wendet sich zu dem ihm folgenden Doktor Brenner. »Ihre Idee war großartig.«

      Möller trägt in seiner Hand die langvermißte Bibel. »Ich kam gerade zur rechten Zeit. Schwester Maria wollte sie zerreißen und dem Feuer in dem Kamin in ihrem Zimmer übergeben. Hier –«, er schlägt ein paar Seiten auf, »das Geständnis der Toten.«

      Schwester Maria stürzt vorwärts und will dem Kommissar die Bibel entreißen. Feste Hände halten sie zurück. Sie ist wie eine Furie. Sie spuckt Ronald ins Gesicht, und ihre Worte überstürzen sich fast.

      »Sie sind an allem schuld. Sie allein haben die Kranke in den Tod gehetzt durch Ihre Liebeleien. Ich habe ihr am Tage ihres Todes die Augen über Sie geöffnet. Sie wollte es nicht glauben. Sie hat Sie selbst gefragt, und Sie haben es ihr schonungslos gestanden, daß Sie diese – diese Person lieben.« Dabei weist sie auf Chris Velden. »Sie haben das alles fein eingefädelt. Aber –«, ein teuflisches Lächeln umspielt ihren Mund, »ich war klüger. Ich habe die Bibel verborgen gehalten, den einzigen Beweis Ihrer Unschuld


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