Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen. Sophus Ruge

Читать онлайн книгу.

Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen - Sophus Ruge


Скачать книгу

      So konnte das Jahr 1471 einen bedeutenden Fortschritt verzeichnen, indem João de Santarem und Pedro de Escovar unter Beihilfe des damals ausgezeichnetsten aller portugiesischen Piloten Alvaro Esteves nicht nur die Goldküste entdeckten, an welcher später zur Ausbeutung des Edelmetalls König Johann im Jahre 1482 bei dem Dorfe Aldea das duas Partes eine Festung unter dem Namen S. Jorge da Mina anlegen ließ, sondern sie drangen über die Nigermündungen und den Aequator hinaus nach Süden bis zum Cap Sa. Catarina (1° 51′ s. Br.) vor.

      In dem nämlichen oder dem folgenden Jahre entdeckt Fernão do Po die Insel, welche jetzt seinen Namen trägt, von ihm aber Formosa getauft war. Auch die südlichen Guinea-Inseln wurden bald darauf gefunden. Martin Behaim verlegt dies Ereigniß ins Jahr 1484 und bemerkt auf seinem Globus, daß „eitel wildnus und keine Menschen“ dort gefunden seien und daß der König von Portugal jährlich Volk dahin sende, das sonst den Tod verschuldet habe, Männer und Frauen, und daß er ihnen gebe, damit sie das Feld bauen und sich nähren und damit dies Land von den Portugalesern bewohnt werde.

      Auf Alfons V. folgte 1481 sein Sohn Johann II. Auf ihn schien der Geist des Prinzen Heinrich übergegangen zu sein, er nahm regern Antheil an der weiteren Ausdehnung der afrikanischen Fahrten; aber er hatte auch ein unmittelbares Interesse daran. Denn seit 1473 war ihm bereits als Einkommen ein Theil der Erträgnisse des Guineahandels zugewiesen. Er wußte, welche Reichthümer Fernão Gomez sich durch das fünfjährige Monopol erworben hatte. Dazu kam noch ein neuer Impuls, als Pabst Sixtus IV. durch die Bulle vom 21. Juli 1481 Portugal den Besitz aller afrikanischen Entdeckungen bestätigte. Nachdem er im Mittelpunkte der Goldwäschereien von Mina seine Macht befestigt hatte, nahm er den Titel Herr von Guinea an und führte auch die Sitte ein, statt der bis dahin üblichen vergänglichen Holzkreuze, welche die Entdecker an den hervorragendsten Küstenpunkten errichteten, um ihr Vorrecht zu dokumentiren, steinerne Wappenpfeiler, s. g. padrãos, mit lateinischer und portugiesischer Inschrift zu setzen. Der erste, welcher solche Steinpfeiler mit an Bord nahm, war Diogo Cão oder Cam, welcher 1484 mit seinen zwei Schiffen auslief. An Bord befand sich in der Function eines Kosmographen Martin Behaim, welcher um 1459 geboren war und sich rühmen durfte, in der Zeit zwischen 1471 und 1475, in welchen Jahren Regiomontan in Nürnberg weilte, dessen Schüler gewesen zu sein. Bald darauf hatte er sich als Kaufmann zuerst nach den Niederlanden und von da nach Portugal gewendet. Zwischen beiden Ländern bestand ein lebhafter Verkehr. Flandrische Colonisten gingen nach den Açoren. Unter ihnen hatte sich auch ein Edelmann aus Brügge, Jobst von Hurter befunden, welcher durch seine Verbindung mit einer vornehmen Portugiesin, einer Palastdame der Königin, als Statthalter in den erblichen Besitz der Inseln Fayal und Pico gelangte, von denen die erste vlaamische, die andere portugiesische Ansiedler erhalten hatte. Mit der Tochter dieses Hurter verheiratete sich Behaim nach seiner Heimkehr im Jahre 1486.

      Martin Behaim.

      Die Expedition des Diogo Cão war für 3 Jahre verproviantirt, hatte allerlei Handelswaaren mitgenommen und außerdem als Geschenke an die Mohrenkönige 18 köstlich aufgezäumte Rosse an Bord. Südlich vom Cap der heiligen Catharina begannen die neuen Entdeckungen. Zuerst wurde der gewaltigste aller afrikanischen Ströme, der Congo, erreicht, an dessen Mündung der erste Wappenpfeiler,[79] und zwar auf der Südküste errichtet wurde. Danach hieß man anfänglich den Fluß Rio de padrão (bei Behaim Rio de patron). Die Pfeilerspitze liegt unter 6° 8′ s. Br., auf dem Globus Behaims ward aber die Mündung des Flusses bereits vom südlichen Wendekreise durchschnitten. Später nannte man den Strom nach dem gleichnamigen Königreiche Congo, obwohl man von den Eingebornen den Namen Zaire gehört hatte. Den Entdeckern fiel bereits die Mächtigkeit des Stromes auf, der vor seiner Mündung meilenweit das Meer mit süßem Wasser bedeckte. Diogo Cão fuhr eine Strecke in den Unterlauf hinein und fand allenthalben viel schwarzes Volk. Von der ganzen Küste wurde im Namen des Königs von Portugal Besitz ergriffen. Hie und da wurden auch Eingeborene mitgenommen, um, nachdem sie etwas Portugiesisch gelernt hätten, als Dolmetscher zu dienen. Der König von Congo, mit dem Cão Verkehr anknüpfte, bat sogar um christliche Lehren, und sein Abgesandter, Kassuta, ließ sich in Portugal taufen. Man war erfreut über die Menge neuer Gewürze. Behaim wähnte sogar die echte Zimmtrinde gefunden zu haben. Vom Congo drang Cão noch über 200 Leguas nach Süden, errichtete den zweiten Wappenstein am Cap Agostinho nördlich von Cap Negro unter 13° 27′ s. Br. und den dritten am Cap Negro selbst unter 15° 40′ s. Br.[80] Dieser Berg ist auf Behaims Globus besonders ausgezeichnet als ein eigenthümlich schroffer Fels, der in seiner Form von der conventionellen Bergzeichnung abweicht und in rother Schrift den Namen Monte nigro trägt. Daneben lesen wir die Inschrift: „Hie wurden gesetzt die säulen des konigs von portugal anno domini 1485 d. 18. jan.“ Irrthümlich hielt Behaim diese Spitze aber später für das Cap der guten Hoffnung, welches Dias im nächstfolgenden Jahre entdeckte. Das Datum des 18. Januar scheint zu gleicher Zeit den Zeitpunkt anzugeben, wo man auf dieser Reise den südlichsten Punkt erreichte. Die Dauer der ganzen Fahrt betrug 19 Monate.

      Astrolabium des Joh. Regiomontanus vom Jahre 1468.[81]

      Man muß die Verdienste Behaims bei dieser Entdeckungsfahrt sehr hoch angerechnet haben, da er nach seiner Rückkehr vom Könige selbst zum Ritter des Christusordens, welcher aus dem Tempelherrnorden hervorgegangen war, geschlagen wurde, und zwar in Gegenwart des ganzen Hofes.

      Schon im nächsten Jahre ging ein neues Geschwader aus, aber nach den Maximen der Regierung unter einem andern Commando: man wollte nicht einem Manne zu sehr verpflichtet sein. Es war ein staatskluger Grundsatz, dessen Vortheile erst recht ins Licht traten, als die spanische Regierung in Folge zu weitgehender Zugeständnisse gegen Columbus in mancherlei Verlegenheiten gerieth.

      2. Bartolomeu Dias.

      Im August 1486 segelte Bartolomeu Dias mit zwei kleinen Fahrzeugen von 50 Tons Gehalt, von denen das eine unter dem Befehl des João Infante stand, und einem Proviantschiff unter dem Befehl seines Bruders Pero Dias aus, um die Küstenforschung Diogo Cão’s fortzusetzen. Die Familie der Dias hatte sich seit dem Anfange der Unternehmungen des Infanten Don Enrique im Seedienst ausgezeichnet. João Dias, der Ahne des Geschlechts, war zuerst mit ums gefürchtete Cap Bojador gesegelt; Diniz Dias erreichte zuerst das grüne Vorgebirge.

      Bartolomeu sollte die rühmlichen Thaten der Vorfahren noch verdunkeln; und seinen Namen volksthümlich machen.

      An der Congoküste und bis über das südliche Cap der guten Hoffnung hinaus wurden während der Fahrt Negerinnen mit Geschenken ans Land gesetzt, um dasselbe zu erkunden und den Eingeborenen von der Macht und Pracht der Portugiesen zu erzählen, welche gekommen seien, das Land des Priesters Johannes aufzusuchen. Durch das sich weiter verbreitende Gerücht sollte der Priesterkönig veranlaßt werden, seinerseits Boten auszusenden, welche mit den Portugiesen eine Annäherung suchten. Den ersten Wappenstein setzte Dias bei der Serra parda nördlich von der Walfischbucht. Dann wurde er durch widrige Winde mehrere Tage aufgehalten und mußte mühsam laviren. Er nannte diese Bucht Angra das voltas. Der Name eines Cap Voltas haftet noch an der Küste, nahe der Mündung des Oranjestroms. Vom St. Helenagolf mußte er 13 Tage lang mit eingerafften Segeln sich von dem Sturm nach Südost treiben lassen. Dabei gerieth er in kältere Meeresströmungen und war von der schnellen Abnahme der Temperatur überrascht. Als der Sturm nachließ, steuerte er wieder gegen Osten, um die Küste zu gewinnen, welche nach seiner Vorstellung von Norden nach Süden vorlaufen mußte wie bisher. Als er aber nach mehreren Tagen noch kein Land in Sicht bekam, richtete er den Lauf der Schiffe nach Norden und erreichte so das Südende des Continents an einer Bucht, wo Hottentotten mit ihren Herden weideten und über den Anblick den Schiffe erschreckt ins Binnenland flohen. Die Bai erhielt den Namen der Kuhhirtenbai (Angra dos Vaqueiros); jetzt heißt sie Flesh-Bai.

      Weiter gegen Osten in der San Bras-Bai (Mosselbai) nahm er Wasser ein, wobei es zum Conflict mit den Eingeborenen kam; auf einer kleinen Insel Santa Cruz in der Algoabucht wurde der äußerste Wappenpfeiler


Скачать книгу