Bis dass der Tod uns scheidet. Barbara Cartland

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Bis dass der Tod uns scheidet - Barbara Cartland


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näherten sich der Halle, und einen Augenblick später tauchte ein kleines Mädchen auf, das ebenso hübsch war wie die beiden anderen. Sie sah den Marquis einen Augenblick lang neugierig an, dann lief sie den Gang hinunter.

      »Das war Darice«, erklärte Charis. »Folgen Sie mir bitte ins Eßzimmer. Haben Sie wirklich keinen Hunger?«

      »Wirklich nicht, vielen Dank. Ein Glas Apfelwein genügt mir.«

      Das Eßzimmer war ein viereckiger Raum mit einem großen ovalen Tisch in der Mitte, der mit einem blütenweißen Leinentischtuch bedeckt war.

      Es lagen vier Gedecke auf. Charis holte einen Stuhl und stellte ihn neben den Platz am Kopfende der Tafel.

      »Am besten nehmen Sie neben Papa Platz«, entschied sie, »und ich setze mich neben Sie, weil ich mich mit Ihnen unterhalten möchte. Wenn Papa allerdings auf sein Lieblingsthema zu sprechen kommt, werde ich überhaupt nicht zu Wort kommen.«

      »Kaum zu glauben, daß Sie auch schweigen können«, neckte sie der Marquis.

      Charis lachte so herzlich, daß ihr bis zur Taille reichendes Haar sich zu kleinen goldenen Wellen zu kräuseln schien.

      In diesem Augenblick trat Ajanta ein. Sie trug einen Steinkrug in der einen und eine Schüssel in der anderen Hand. Er nahm ihr den Krug mit dem selbstgekelterten Apfelwein ab und stellte ihn auf die Anrichte.

      Charis brachte ihm einen Becher, und während der Marquis sich einschenkte, tauchte Darice mit einem Mann auf, der genauso aussah, wie der Marquis sich den Vater von drei so zauberhaften Töchtern vorgestellt hatte.

      Als junger Mann mußte der Vikar ein gutaussehender Mann gewesen sein, selbst jetzt, mit seinem weißen Haar und den tiefen Falten im Gesicht, wirkte er noch ungemein attraktiv.

      »Guten Tag, Sir!« begrüßte er den Marquis. »Wie ich hörte, haben Sie Charis aus einer sehr mißlichen Lage befreit.«

      »Die Postkutsche ist verunglückt, Papa«, klärte Charis ihren Vater auf, bevor der Marquis antworten konnte.

      »Gütiger Himmel, nicht schon wieder!« rief der Vikar aus. »Sie fahren auf unseren schmalen Landstraßen einfach zu schnell. Das habe ich ihnen schon ein Dutzendmal gepredigt.«

      »Ich pflichte Ihnen bei«, erwiderte der Marquis. »Zum Glück konnte ich die Sache bereinigen, und Ihre Tochter blieb unverletzt.«

      »Dem Himmel sei Dank dafür! Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?«

      »Stowe«, stellte der Marquis sich vor. Gewöhnlich erntete er einen erstaunten Blick, wenn er seinen Namen nannte, bis dann seinem Gegenüber dämmerte, wen er vor sich hatte, und das Erstaunen in Bewunderung umschlug. Deshalb überraschte ihn jetzt die Reaktion des Vikars.

      »Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Mr. Stowe«, sagte er unbefangen, »und hoffe, Sie nehmen an unserem Mittagsmahl teil. Mein Name ist übrigens Tiverton.«

      »Wir haben Mr. Stowe bereits eingeladen, Papa, aber er möchte nichts essen, sondern nur ein Glas Apfelwein trinken«, sagte Ajanta.

      »Tut mir leid, daß ich Ihnen nichts Besseres bieten kann«, bedauerte der Vikar, »aber ich fürchte, einen guten alten Bordeaux können wir uns nicht leisten, und einen minderwertigen Wein mag ich nicht.«

      »Mir geht es ebenso«, stimmte der Marquis lächelnd zu, »aber ich mag Apfelwein, der vermutlich selbstgekeltert ist.«

      »Aus eigenen Äpfeln. Ich bin der Ansicht. . .«

      »Bitte, nimm Platz, Papa«, unterbrach Ajanta ihren Vater. »Wir sind mit dem Lunch schon spät dran, weil wir auf Charis warten mußten, und du wirst zu spät zur Beerdigung kommen.«

      »Hab ich denn eine Beerdigung heute nachmittag?« fragte ihr Vater zerstreut.

      »Das weißt du doch, Papa. Es ist Mrs. Jarvis. Das kannst du doch nicht vergessen haben.«

      »Nein, nein, gewiß nicht«, murmelte der Vikar und nahm am Kopfende des Tisches Platz.

      »Wie ich hörte, Sir«, sagte der Marquis höflich, nachdem er sich ebenfalls gesetzt hatte, »schreiben Sie Bücher.«

      Die Miene des Vikars hellte sich auf.

      »Im Augenblick bin ich bei einem besonders interessanten Kapitel angelangt«, erklärte er. »Deshalb ist es für mich recht ärgerlich, wenn ich meine Arbeit unterbrechen muß. Ich schreibe Abhandlungen über sämtliche Weltreligionen, müssen Sie wissen. Ein wirklich hochinteressantes Thema. Dies ist mein sechster - nein, mein siebenter Band.«

      »Als Papa sich mit der griechischen Religion befaßte, wurde ich auf den Namen Charis getauft«, ließ sich die Tischnachbarin des Marquis vernehmen.

      »Und der Name Ihrer Schwester?«

      Der Marquis betrachtete Ajanta, die mit dem Rücken zum Fenster saß, so daß ihr Haar in der Sonne wie eine Gloriole strahlte und sie einer griechischen Göttin glich.

      »Ajanta wurde geboren, als Papa sich mit der Religion der Inder befaßte«, belehrte ihn Charis. »Darice stammt aus dem Persischen und Lyle aus dem katholischen Frankreich.«

      »Sie haben sich fürwahr eine schwierige Aufgabe gestellt, Sir«, wandte sich der Marquis an den Vikar.

      »Sie ist sehr interessant, Mr. Stowe, das können Sie mir glauben.«

      »Und wird Ihr Sohn eines Tages in Ihre Fußstapfen treten?«

      »Ganz sicher nicht«, erwiderte der Vikar. »Lyle studiert in Oxford, und seine Interessen liegen auf einem völlig anderen, weniger wissenschaftlichen Gebiet.«

      »Lyle wird ganz bestimmt gute Fortschritte machen, wenn er sich erst einmal dort eingelebt hat«, sagte Ajanta, als müsse sie ihren Bruder verteidigen.

      Er bedeutete ihr offenbar sehr viel.

      Sie teilte das Essen aus, das sie zubereitet hatte. Es war Kaninchenragout, das köstlich nach Kräutern und frischen Pilzen roch.

      Obwohl der Marquis reichlich zu Mittag gegessen hatte, bereute er beinahe, die Speise nicht kosten zu können. Er nippte an seinem Apfelwein und genoß die gemütliche häusliche Atmosphäre, in die er wie selbstverständlich einbezogen wurde.

      Im entging nicht, daß Darice ihn ebenso bewundernd anblickte wie vor ihr Charis, und er verglich sie mit einem kleinen, rosigen Boucher-Engel.

      Er lächelte ihr über den Tisch hinweg zu, und sie fragte ihn in ehrfürchtigem Ton:»Sind sie sehr reich?«

      »Solche Fragen stellt man einem Fremden nicht«, wurde sie scharf von Ajanta gerügt.

      »Warum denn nicht?« fragte der Marquis, nur um sie zum Widerspruch zu reizen, und zu Darice gewandt, fuhr er fort: »Wie kommst du darauf, daß ich reich sein könnte?«

      »Weil Sie vier Pferde besitzen, wo Pferde doch so schrecklich teuer sind, auch im Unterhalt und so.«

      »Wie recht du hast«, pflichtete ihr der Marquis bei. »Davon kann ich ein Lied singen.«

      »Meine ganze Familie würde sehr gerne reiten«,bemerkte der Vikar, »aber wir können uns nur ein Reitpferd leisten und ein Kutschpferd für mein Gig, das ich für meine Besuche in der Pfarrgemeinde brauche. Meine Töchter müssen sich daher im Reiten abwechseln.«

      »Und Darice mogelt immer!« klärte Charis den Marquis auf. »Sie bringt Ajanta dazu, sie an ihrer Stelle reiten zu lassen.«

      Darice sah ihre Schwester vorwurfsvoll an und sagte dann mit ihrer süßen kindlichen Stimme: »So etwas zu behaupten ist richtig gemein.«

      »Darice hat recht«, sagte Ajanta, »außerdem sollten wir Mr. Stowe nicht mit unseren Familienproblemen langweilen.«

      »Aber das interessiert mich«, erklärte der Marquis lebhaft.

      Wieder schien er Ajanta mit seiner Bemerkung herausfordern zu wollen, und die Art, wie sie ihn über den Tisch hinweg ansah, verriet ihm, daß sie die Herausforderung spürte, denn sie


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