Ausgewählte Werke von Arthur Schnitzler (76 Titel in einem Band). Артур Шницлер

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Ausgewählte Werke von Arthur Schnitzler (76 Titel in einem Band) - Артур Шницлер


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in der Tür stehen bleibend, er ist schwarz gekleidet.

      Christine Was... was ist denn... Sie erhält keine Antwort; sie sieht Theodor ins Gesicht, der ihren Blick vermeiden will Wo ist er, wo ist er?... In höchster Angst – sie erhält keine Antwort, sieht die verlegenen und traurigen Gesichter Wo ist er? Zu Theodor So sprechen Sie doch!

      Theodor versucht zu reden.

      Christine sieht ihn groß an, sieht um sich, begreift den Ausdruck der Mienen und stößt, nachdem in ihrem Gesicht sich das allmähliche Verstehen der Wahrheit kundgegeben, einen furchtbaren Schrei aus ... Theodor!... Er ist...

      Theodor nickt.

      Christine sie greift sich an die Stirn, sie begreift es nicht, sie geht auf Theodor zu, nimmt ihn beim Arm – wie wahnsinnig ... Er ist... tot...? Als frage sie sich selbst.

      Weiring Mein Kind –

      Christine wehrt ihn ab So sprechen Sie doch, Theodor!

      Theodor Sie wissen alles.

      Christine Ich weiß nichts... Ich weiß nicht, was geschehen ist... glauben Sie... ich kann jetzt nicht alles hören... wie ist das gekommen... Vater... Theodor... Zu Mizi Du weißt's auch...

      Theodor Ein unglücklicher Zufall –

      Christine Was, was?

      Theodor Er ist gefallen.

      Christine Was heißt das: Er ist...

      Theodor Er ist im Duell gefallen.

      Christine Aufschrei Ah!... Sie droht umzusinken, Weiring hält sie auf, gibt dem Theodor ein Zeichen, er möge jetzt gehen.

      Christine merkt es, faßt Theodor Bleiben Sie... Alles muß ich wissen. Meinen Sie, Sie dürfen mir jetzt noch etwas verschweigen...

      Theodor Was wollen Sie weiter wissen?...

      Christine Warum – warum hat er sich duelliert?

      Theodor Ich kenne den Grund nicht.

      Christine Mit wem, mit wem –? Wer ihn umgebracht hat, das werden Sie ja doch wohl wissen... Nun, nun –

      Theodor Niemand, den Sie kennen

      Christine Wer, wer?

      Mizi Christin'!

      Christine Wer? Sag du mir's Zu Mizi ... Du, Vater, Keine Antwort. Sie will fort. Weiring hält sie zurück. Ich werde doch erfahren dürfen, wer ihn umgebracht hat, und wofür –!

      Theodor Es war... ein nichtiger Grund...

      Christine Sie sagen nicht die Wahrheit... Warum, warum...

      Theodor Liebe Christine...

      Christine als wollte sie unterbrechen, geht sie auf ihn zu – spricht anfangs nicht, sieht ihn an und schreit dann plötzlich Wegen einer Frau?

      Theodor Nein –

      Christine Ja – für eine Frau... Zu Mizi gewendet für diese Frau, für diese Frau, die er geliebt hat – Und ihr Mann – ja, ja, ihr Mann hat ihn umgebracht... Und ich... was bin denn ich? Was bin denn ich ihm gewesen...? Theodor... haben Sie denn gar nichts für mich... hat er nichts niedergeschrieben...? Hat er Ihnen kein Wort für mich gesagt... haben Sie nichts gefunden... einen Brief... einen Zettel –

      Theodor schüttelt den Kopf.

      Christine Und an dem Abend wo er da war, wo Sie ihn da abgeholt haben... da hat er's schon gewußt, da hat er gewußt, daß er mich vielleicht nie mehr... Und er ist von da weggegangen, um sich für eine andere umbringen zu lassen – Nein, nein – es ist ja nicht möglich... hat er denn nicht gewußt, was er für mich ist... hat er...

      Theodor Er hat es gewußt. – Am letzten Morgen, wie wir hinausgefahren sind... hat er auch von Ihnen gesprochen.

      Christine Auch von mir hat er gesprochen! Auch von mir! Und von was denn noch? Von wie viel andern Leuten, von wie viel anderen Sachen, die ihm grad so viel gewesen sind wie ich? – Von mir auch! Oh Gott!... Und von seinem Vater und von seiner Mutter und von seinen Freunden und von seinem Zimmer und vom Frühling und von der Stadt und von allem, von allem, was so mit dazu gehört hat zu seinem Leben und was er grad so hat verlassen müssen wie mich... von allem hat er mit Ihnen gesprochen... und auch von mir...

      Theodor bewegt Er hat Sie gewiß lieb gehabt.

      Christine Lieb! – Er? – Ich bin ihm nichts gewesen als ein Zeitvertreib – und für eine andere ist er gestorben –! Und ich hab' ihn angebetet! – Hat er denn das nicht gewußt?... Daß ich ihm alles gegeben hab', was ich ihm hab' geben können, daß ich für ihn gestorben wär' – daß er mein Herrgott gewesen ist und meine Seligkeit – hat er das gar nicht bemerkt? Er hat von mir fortgehn können, mit einem Lächeln, fortgehn aus dem Zimmer und sich für eine andere niederschießen lassen... Vater, Vater – verstehst du das?

      Weiring Christin'! Bei ihr.

      Theodor zu Mizi Schau, Kind, das hättest du mir ersparen können...

      Mizi sieht ihn bös an.

      Theodor Ich hab' genug Aufregung gehabt... diese letzten Tage...

      Christine mit plötzlichem Entschluß Theodor, führen Sie mich hin – ich will ihn sehn – noch einmal will ich ihn sehn – das Gesicht – Theodor, führen Sie mich hin.

      Theodor wehrt ab, zögernd Nein...

      Christine Warum denn nein? – Das können Sie mir doch nicht verweigern? – Sehn werd' ich ihn doch noch einmal dürfen –?

      Theodor Es ist zu spät.

      Christine Zu spät? – Seine Leiche zu sehn... ist es zu spät? Ja... ja – Sie begreift nicht.

      Theodor Heut früh hat man ihn begraben.

      Christine mit dem höchsten Ausdrucke des Entsetzens Begraben... Und ich hab's nicht gewußt? Erschossen haben sie ihn... und in den Sarg haben sie ihn gelegt und hinausgetragen haben sie ihn und in die Erde haben sie ihn eingegraben – und ich hab' ihn nicht noch einmal sehen dürfen? – Zwei Tage lang ist er tot – und Sie sind nicht gekommen und haben's mir gesagt –?

      Theodor sehr bewegt Ich hab' in diesen zwei Tagen... Sie können nicht ahnen, was alles in diesen zwei Tagen... Bedenken Sie, daß ich auch die Verpflichtung hatte, seine Eltern zu benachrichtigen – ich mußte an sehr viel denken – und dazu noch meine Gemütsstimmung...

      Christine Ihre...

      Theodor Auch hat das... es hat in aller Stille stattgefunden... Nur die allernächsten Verwandten und Freunde...

      Christine Nur die nächsten –! Und ich –?... Was bin denn ich?...

      Mizi Das hätten die dort auch gefragt.

      Christine Was bin denn ich –? Weniger als alle andern –? Weniger als seine Verwandten, weniger als... Sie?

      Weiring Mein Kind, mein Kind. Zu mir komm, zu mir... Er umfängt sie. Zu Theodor Gehen Sie... lassen Sie mich mit ihr allein!

      Theodor Ich bin sehr... Mit Tränen in der Stimme Ich hab' das nicht geahnt...

      Christine Was nicht geahnt? – Daß ich ihn geliebt habe? – Weiring zieht sie an sich; Theodor sieht vor sich hin. Mizi steht bei Christine.

      Christine sich von Weiring losmachend Führen Sie mich zu seinem Grab!

      Weiring Nein, nein –

      Mizi Geh nicht hin, Christin' –

      Theodor Christine... später... morgen... bis Sie ruhiger geworden sind –

      Christine Morgen? – Wenn ich ruhiger sein werde?! – Und in einem Monat ganz getröstet, wie? – Und in einem halben Jahr kann ich wieder lachen, was –? Auflachend Und wann kommt denn der nächste Liebhaber?...

      Weiring Christin'...

      Christine Bleiben Sie nur... ich find'


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