Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz


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      »Der bin ich,« entgegnete Macko, »wie kommt’s, daß Ihr von mir wißt?«

      »Unser junger Herr Zbyszko erwartete Euch hier und fragte nach Euch.«

      Als er dies hörte, sprang Macko mit beiden Füßen empor und seiner Würde ganz vergessend schrie er auf: »Zbyszko in Spychow?«

      »Er ist hier gewesen, Herr, vor zwei Tagen entfernte er sich aber wieder.«

      »Guter Gott! Woher kam er und wohin ging er?«

      »Er kam von Marienburg und hielt sich unterwegs in Szczytno auf, wohin er ging, sagte er uns jedoch nicht.«

      »Er sagte es Euch nicht?«

      »Vielleicht sagte er es dem Pater Kaleb.«

      »Allmächtiger Gott! Dann sind wir an einander vorübergekommen,« rief Macko, sich mit den Händen an die Schenkel schlagend.

      Tolima hielt die Hand an das andere Ohr.

      »Was sagt Ihr, Herr?«

      »Wo ist Pater Kaleb?«

      »Bei dem alten Herrn, an dessen Lager.«

      »Ruft ihn her! – Doch nein! – Ich gehe selbst zu ihm!«

      »Ich rufe ihn!« sagte der Alte.

      Und er entfernte sich; doch ehe er den Priester hereinführte, trat Jagienka in die Stube.

      »Komm her! Weißt Du schon? Vor zwei Tagen ist Zbyszko hier gewesen.«

      Jagienkas Antlitz veränderte sich sofort, und es war deutlich zu sehen, wie ihre Glieder bebten.

      »Er ist hier gewesen und wieder weggegangen?« fragte sie mit klopfendem Herzen – »wohin denn?«

      »Ja vor zwei Tagen ist er weggegangen, der Pater weiß vielleicht, wohin.«

      »Wir müssen sogleich mit dem Pater sprechen!« sagte sie in entschiedenem Tone.

      Nach einer Weile trat Pater Kaleb in das Zimmer, und in der Meinung, Macko habe zu ihm geschickt, um etwas von Jurand zu hören, sagte er, der Frage zuvorkommend: »Er schläft noch.«

      »Ich habe gehört, daß Zbyszko hier gewesen ist!« rief Macko aus.

      »Ja, er ist hier gewesen, aber vor zwei Tagen verließ er die Burg wieder.«

      »Wohin hat er sich begeben?«

      »Wohin er sich begeben solle, wußte er selbst nicht. Er ging, um Nachforschungen anzustellen. Gegen die samogitische Grenze ist er gezogen, wo jetzt Krieg geführt wird.«

      »Beim allmächtigen Gott, sagt, Pater, was Ihr von ihm wißt.«

      »Ich weiß nur das, was er mir mitteilte. Er war in Marienburg und fand dort einen mächtigen Beschützer, des Großmeisters Bruder, welcher der angesehenste unter den Kreuzrittern ist. Auf dessen Befehl hin erhielt Zbyszko die Erlaubnis, in allen Schlössern Nachforschungen anzustellen.«

      »Nach Jurand und Danusia?«

      »Nach Jurand forschte er nicht, da ihm gesagt ward, er sei nicht mehr am Leben.«

      »Erzählt von Anfang an.«

      »Sofort, laßt mich nur erst Atem schöpfen und zu mir selbst kommen, denn aus einer anderen Welt kehre ich gerade zurück.«

      »Aus einer andern Welt? Wie meint Ihr das?«

      »Aus jener Welt, in die man nicht hoch zu Roß, wohl aber durch Gebet gelangen kann … wo ich zu den Füßen unseres Herrn Jesus saß, den ich um Erbarmen für Jurand anflehte.«

      »Habt Ihr um ein Wunder gefleht? Glaubt Ihr, daß Euch eine solche Macht zusteht?« fragte Macko mit großer Neugierde.

      »Mir steht keine solche Macht zu, aber dem Erlöser. Wenn er will, kann er Jurand die Augen, die Zunge und die Hand zurückgeben.«

      »Wenn er will, kann er es freilich thun,« entgegnete Macko. »Indessen ist es nichts Geringes, um das Ihr batet.«

      Pater Kaleb gab keine Antwort, vielleicht hatte er auch nicht gehört, was Macko sagte, denn er blickte noch wie geistesabwesend vor sich hin, und es war unverkennbar, daß er sich zuvor vollständig in sein Gebet versenkt hatte. Er verbarg jetzt das Gesicht in den Händen und saß einige Zeit schweigend da. Schließlich fuhr er empor, rieb sich mit der Hand die Augen und sagte: »Nun mögt Ihr fragen!«

      »Auf welche Weise gelang es Zbyszko, den Vogt von Sambia für sich zu gewinnen?«

      »Ulryk ist jetzt nicht mehr Vogt von Sambia.«

      »Dies kommt nicht in Betracht. Haltet Euch an das, was ich frage, und sagt, was Ihr wißt.«

      »Bei dem Turnier wußte er ihn sich zu gewinnen. Ulryk von Jungingen kämpft gern innerhalb der Schranken, daher kämpfte er auch mit Zbyszko, denn es waren gar viele ritterliche Gäste in Marienburg und der Großmeister hatte Kampfspiele veranstaltet. Die Sattelgurt Ulryks ging entzwei, und Zbyszko hätte ihn leicht vom Pferde werfen können, doch als er dies wahrnahm, stieß er seinen Speer in den Boden und stützte sogar den Schwankenden.«

      »Hei! Siehst Du nun?« rief Macko sich an Jagienka wendend. – »Und hat Ulryk ihn deshalb lieb gewonnen?«

      »Ja, deshalb hat er ihn lieb gewonnen. Weder mit scharfer noch mit stumpfer Lanze wollte er mehr mit ihm kämpfen, weil er ihn lieb hatte. Zbyszko erzählte ihm seine Kümmernisse und jener, der auf ritterliche Ehre hält, entbrannte in Zorn und führte Zbyszko zu seinem Bruder, dem Meister, auf daß der Jüngling Klage erhebe. Gott verleihe ihm dafür die ewige Seligkeit, denn unter den Kreuzrittern giebt es nicht viele Gerechte. Zbyszko sagte mir auch, Herr de Lorche habe ihm beistehen können, weil er seiner angesehenen Familie und seines Reichtums wegen dort ungemein verehrt werde, und er hat tatsächlich in allem Zeugnis für Zbyszko abgelegt.«

      »Und was erfolgte nach dieser Klage und durch dieses Zeugnis?«

      »Es erfolgte, daß der Großmeister dem Komtur von Szczytno strengen Befehl gab, alle Gefangenen, die sich in Szczytno befanden, Jurand nicht ausgenommen, unverzüglich nach Marienburg zu schicken. Was diesen anbelangt, so schrieb der Komtur zurück, daß er an seinen Wunde» gestorben und bei der Kirche begraben worden sei. Die andern Gefangenen schickte er nach Marienburg, und darunter befand sich auch ein blödsinniges Mädchen, nicht aber unsere Danusia.«

      »Ich weiß durch den Knappen Hlawa,« bemerkte Macko, »daß Rotgier, jener Ritter, welcher von Zbyszko erschlagen ward, am Hofe des Fürsten Janusz erzählte, ein schwachsinniges Mägdlein erwähnte. Er sagte, dies Mägdlein sei von den Kreuzrittern für Jurands Tochter gehalten worden, und als die Fürstin ihm erwiderte, sie hätten ja die rechte Tochter Jurands gekannt und gewußt, daß sie keine Schwachsinnige sei, erklärte er: ›Wohl, das ist die Wahrheit, aber wir dachten, der Böse habe sie verwandelt‹.«

      »Das Gleiche schrieb der Komtur an den Großmeister – er schrieb, daß jenes Mägdlein sich nicht im Gefängnisse, sondern in ihrem Schutze befunden habe, daß sie es den Händen von Räubern entrissen hätten, welche schwuren, es sei Jurands Tochter in verwandelter Gestalt.«

      »Und schenkte der Großmeister dieser Aussage Glauben?«

      »Er wußte selbst nicht, ob er ihr Glauben schenken solle oder nicht, doch Ulryk entbrannte nur noch mehr in Zorn, er verlangte von seinem Bruder, daß dieser einen Offizial des Ordens mit Zbyszko nach Szczytno sende, und so geschah es auch. Als sie nach Szczytno kamen, trafen sie den alten Komtur Zygfryd nicht mehr an, denn er hatte sich wegen des Krieges mit Witold in eine der östlichen Burgen begeben, nur ein Untervogt war zur Stelle, dem der Offizial befahl, alle unterirdischen Gewölbe und Kerker zu öffnen. Sie suchten und suchten, fanden jedoch nichts. Auch forderten sie gar viele Leute auf, Zeugnis abzulegen. Und da sagte man Zbyszko, von dem Kaplan könne man viel erfahren, weil er den stummen Henker verstehe. Aber der alte Komtur hatte den Henker mit sich genommen und der Kaplan hatte sich nach Krolewiec, zu einem Kirchenkongreß begeben. Sie treffen häufig dort zusammen und senden Klagen gegen die Kreuzritter an den Papst,


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