Sagenbuch des Erzgebirges. Johann August Ernst Köhler

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Sagenbuch des Erzgebirges - Johann August Ernst Köhler


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verlangte, es solle mit ihr gehen. Sie führte dasselbe hierauf zwischen das zerfallene Gemäuer der Burg und hier in ein bis dahin verborgen gewesenes Zimmer, dessen Thür sie wieder zuschloß. Dann verlangte sie, das Mädchen solle ihr das Zimmer kehren. Als solches geschehen war, gab sie ihm zum Lohne 2 Groschen. Dies wiederholte sich vielmals; jedesmal, wenn das Mädchen das Wohnzimmer der Frau ausgekehrt hatte, erhielt es 2 Groschen. Da geschah es, daß das Mädchen einmal zum Jahrmarkte nach Schneeberg ging. In der Abwesenheit öffnete die Bäuerin, welche bereits längst gemerkt hatte, wie ihre Dienstmagd mehr Geld besaß, als sie zum Lohne erhielt, deren Lade und fand darin eine große Menge Zweigroschenstücke. Als nun das Mädchen am Abend wieder heim kam, erzählte es auf dringendes Befragen die Geschichte, wie es zu dem vielen Gelde gekommen war. Von dieser Zeit an ist ihm jedoch die alte Frau von der Isenburg nie wieder erschienen.

       Inhaltsverzeichnis

      (Poetisch von Freih. v. Biedermann. Eine Sängerjugend. 1847, S. 27. Darnach Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, No. 452.)

      In der letzten Zeit des Mittelalters lebte ein wilder Raubritter auf einer Burg, die auf dem Katzensteine an der schwarzen Pockau bei Pobershau gelegen war, und machte die ganze Umgegend durch seine Unthaten unsicher. Da beschlossen denn die in der nächsten Umgebung ansässigen Ritter diesem Treiben ein Ende zu machen, sie rückten also vor die Burg, umschlossen sie aufs Engste und fingen an, sie aus Kartaunen und Feldschlangen zu beschießen. Allein alle Kugeln fielen, sowie sie die Mauern trafen, kraftlos und unschädlich nieder, denn auf der Mauer stand die alte Amme des Ritters, welche mit dem Teufel im Bunde war, hatte einen Besen in der Hand und fegte mit demselben die fliegenden Kugeln aus der Luft weg; sie selbst natürlich traf keine derselben, ebenso wenig wie irgend jemanden im Schlosse. Schon wollten die Belagerer schier verzweifeln, da trat der Burgkaplan eines der Ritter auf und sprach, er wolle die Kugeln segnen, denn er wisse einen Spruch, dem nichts widerstehen könne. Wie gedacht, so geschehen, er that es; die erste Kugel, die man abschoß, schmetterte die Hexe zu Boden, die zweite riß ein großes Loch in die Mauer und nicht lange dauerte es, so war die feste Burg so zerschossen, daß die Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben mußte. Der böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleich gemacht; noch heute aber soll man um Mitternacht bei Mondschein die gespenstige Amme die Trümmerhaufen fegen sehen.

       Inhaltsverzeichnis

      (A. Flader, Wiesenthälisches Ehrengedächtnis, 1719. S. 110. Darnach bei Gräße, Sagenschatz d. K. S., No. 463.)

      Im Jahre 1675 im Monat Oktober hat sich auf der Superintendentur zu Glauchau ein Gespenst sehen lassen, welches einen weißen Trauerhabit anhatte und sich für eine von Adel ausgab, so bei dem zu Glauchau früher befindlichen Nonnenkloster die Stelle einer Äbtissin vertreten habe. Das erste Mal ist dieses Gespenst, welches man später nur die weiße Frau genannt hat, einer hier dienenden Nähterin aus Leipzig, namens Marie Sabine Demantin erschienen, ist vor das Bett, in welchem sie mit der Kindermagd lag, getreten, hat geächzt und geseufzt, dann hat es die silbernen Eßlöffel, welche in einem Körbchen gelegen, gezählt und, da ihrer nur elf gewesen, gesagt: »Ei, des Herrn Löffel fehlt!« was auch der Fall gewesen. Hierauf hat es des Superintendenten langen Mantel und die mit Pelz gefütterte Schaube seiner Frau, welche an der Wand gehangen, heruntergenommen, den Mantel und die Schaube oben darauf umgenommen und ist so in der Stube herumspaziert, als aber das Kindermädchen darüber gelacht und gesagt: »Was macht denn der Narr!« ist es ihr schlecht bekommen, denn sie hat augenblicklich im Munde und Gesicht heiße Blasen bekommen und deshalb 14 Tage das Bett hüten müssen. So oft aber, als das Gespenst erschienen, hat es einen hellen Glanz und Schimmer um sich verbreitet, daß man einen Pfennig auf der Erde erkennen konnte. So haben denn zwei Männer, G. C. Müller und A. Flader, sich, nachdem die beiden Mädchen aus der Kammer weggebettet worden waren, in dieselbe niedergelegt, um das Gespenst abzulauern, es ist aber nicht von ihnen wahrgenommen worden, sondern hat sich nur durch Geräusch kundgegeben, hat auch mit einem schweren Steine in die Kammer geworfen, daß darüber alles erschüttert worden ist; darauf ist es in den Stall gegangen, und hat daselbst einer alten Ziege den Hals umgedreht, auch in dem Hühnerhause gegenüber eine Henne erdrückt. Seit dieser Zeit ist das Gespenst fast alle Nächte zu der Nähterin gekommen und hat sich mit traurigen Geberden vor ihr Bett gestellt, auch öfters bitterlich geweint, da denn die herabfallenden Thränen wie weiße Milch ausgesehen, welche das Gespenst mit einem schönen weißen Schnupftuch abgewischt hat. Ob nun gleich der Superintendent dem Mädchen verboten, sich mit dem Gespenste in ein Gespräch einzulassen, hat sie es doch nicht lassen können, sondern gefragt, was es denn wolle, worauf es mit einer ganz ungewöhnlichen Stimme geantwortet, sie solle mit ihm gehen und einen Schatz heben, der gehöre zwar dem Superintendenten, allein sie solle davon allen im Hause soviel bringen, daß sie alle genug hätten.

      Nun hat das Gespenst sein Begehren alle Nächte wiederholt, endlich ist die Nähterin mitgegangen, und wie sie durch des Superintendenten Studierstube gehen und zwei angezündete Unschlittlichter in den Händen haben, thut sich auf einmal die Thüre auf den Saal hinaus von selbst auf, worauf ihr ein ziemlicher Haufe von schwarzgekleideten Mönchen entgegenkommt, unter welchen ein sehr langer war, der sich nach ihr hinneigte und beide Lichter ausblies, daher sie seufzte: Ach Jesus! Aber diese Worte zogen einen solchen Tumult nach sich, daß es schien, es wolle alles zu Grund und Boden gehen. Hierauf ist sie vor Schreck davon gelaufen, hat sich aber verirrt und ist in das Schlafgemach des Superintendenten gekommen, der von dem Lärm aufgewacht war und gemeint hatte, es sei ein großer Stein in seine Studierstube geworfen worden. Als er aber die Nähterin erblickt, hat er ihr zugerufen zu beten, und selbst angefangen zu singen; das Mädchen aber hat gesehen, wie die ganze Kammer nach und nach durch das Absingen der geistlichen Lieder von den schwarzen Mönchen, mit denen sie angefüllt war, leer ward. In der nächsten Nacht ist das Gespenst zu der Nähterin, die mittlerweile krank geworden war, wiedergekommen und hat gesagt, sie hätte sich nicht fürchten sollen, denn die schwarzen Männer würden ihr nichts gethan haben, der Schatz stehe schon außen und bestehe aus Kirchenkleinodien, welche vor etlichen 100 Jahren dorthin gebracht worden seien, sie möge nur nachsuchen lassen, so würden sich gewiß Vorzeichen finden. Als man nun nachgesucht, haben sich verschiedene Gefäße von Zinn und etliche Lampen von Thon gefunden, welche noch so neu und weiß waren, als wenn sie erst gestern hineingelegt worden wären. Unter der Grundmauer hat man auch ein mit Ziegelsteinen ausgemauertes Behältnis und am Ende desselben starke Pfosten von Eichenholz und nach denselben schöne Schiefertafeln gefunden, mit welchen das Behältnis oder die Kästen zu den Kleinodien bedeckt gewesen waren, die letzteren sind aber nicht mehr zu sehen gewesen, sondern waren, wie man meinte, verrückt worden. Aber über den Ziegeln hat ein großer Ziegelstein, ein Quadrat, gelegen, auf welchem ein Crucifix ganz kenntlich geprägt gewesen ist. Während dem hat sich auch das Gespenst sehen lassen und außen an der Mauer über der Erde ist ein ziemliches Getöse bemerkt worden, wie wenn Bergleute da arbeiten und etwas bewältigen wollten, allein als man zum Fenster hinabgesehen, hat man nicht das Geringste wahrgenommen. Während des Grabens hat man auch etliche Totenknochen gefunden, welche vermutlich Reliquien von diesem und jenem Heiligen gewesen, so zu diesem Schatz gelegt worden, daß er sich nicht verrücken möchte. Es hat auch das Gespenst bei dem Ausfüllen des gemachten Loches nicht wenig Widerwillen, zum Teil auch Spötterei sehen lassen, denn nachdem man lange Bratspieße genommen und an dem Orte, wo die Ziegelsteine herausgegangen waren, herabwärts in den Erdboden gefühlt, ob sich etwa die Kästen gesenkt, hat es bei der Nacht auch einen Bratspieß mitgebracht und hin und wieder in der Kammer mit solchem gegen den Boden gefühlt. Da man nun wirklich anfing, den Berg wieder einzufüllen, hat es nicht allein mit Ziegeln und Steinen um sich geworfen, daß die Arbeitenden davon liefen, sondern es hat auch in der folgenden Nacht die Betten des Frauenvolks mit Schutt und Erde bestreut, daß darüber etlichen, zumal den Mägden, der Mund mit Erde angefüllt ward, den sie im Schlafen offen gehalten.

      Als nun die Nähterin nicht wieder mit dem Gespenst allein gehen


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