Deine Liebe ist ein Juwel. Barbara Cartland

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Deine Liebe ist ein Juwel - Barbara Cartland


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      Deine Liebe ist ein Juwell

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2018

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      1 ~1802

      Der Marquis von Fane lenkte sein rassiges Gespann die St. James Street hinunter und spürte, wie ihm neidvolle Blicke seiner Gegner, aber auch vieler seiner Freunde folgten.

      Es waren nicht nur die edlen Pferde des Marquis, die bei seinen Mitmenschen Neid, Eifersucht und andere heftige Gefühle der Ablehnung weckten, sondern die Tatsache, daß er auf allen Gebieten ein Sieger war, und das hatte ihn selbst in den Kreisen um den Kronprinzen zu einer umstrittenen Persönlichkeit gemacht und ihm den Ruf eines Lebemannes eingebracht.

      Als Sportsmann genoß der Marquis die Achtung der Sportwelt, doch seine häufigen Siege bei Pferderennen brachten seine Konkurrenten in Rage.

      Auch in der Sportart, die das schöne Geschlecht betraf, gehörte der Marquis zu den Gewinnertypen. Die schönsten und begehrenswertesten Frauen eroberte er gewöhnlich und zuweilen schnappte er sie seinen Freunden vor der Nase weg. Man sagte ihm nach, er habe mehr gebrochene Herzen hinter sich gelassen als irgendein Beau des vergangenen Jahrhunderts. Seine Liebschaften erregten zuweilen sogar den Unwillen des Kronprinzen.

      »Ich kann einfach nicht verstehen, was sie an dir finden, Fane«, hatte dieser noch vor einer Woche mißmutig bemerkt.

      Der Anlaß für seine Unmutsäußerung war eine Tänzerin von Covent Garden, auf die er ein Auge geworfen hatte, ohne allerdings bei ihr landen zu können, weil der Marquis ihm zuvorgekommen war.

      Seine Königliche Hoheit erwartete keine Antwort auf seine Frage, denn er kannte den Grund für die Erfolge des Marquis nur zu gut. Sein Freund sah nicht nur blendend aus, sondern verfügte auch über ein beträchtliches Vermögen und besaß prächtige Herrenhäuser, die seine Familie seit der Regentschaft von Königin Elizabeth I. mit kostbaren Kunstschätzen ausgeschmückt hatte. Daß er dazu noch selbstherrlich, zynisch und überheblich war und freimütig erklärte, noch nie geliebt zu haben, stellte für die Damenwelt eine unwiderstehliche Herausforderung dar.

      »Es gibt kein weibliches Wesen auf dieser Erde, das es nicht reizen würde, einen Weiberhelden zu zähmen«, hatte noch am vergangenen Abend ein älteres Mitglied des White Club gesagt, »aber in Fanes Fall könnten sie genauso gut versuchen, einen Waldbrand mit einem Eimer Wasser zu löschen.«

      Diese Bemerkung war durch die Nachricht ausgelöst worden, daß Lady Isabel Chatley überstürzt aus London abgereist sei, um sich, wie die Zeitungen es ausdrückten, »wegen einer Unpäßlichkeit auf dem Lande zu erholen«.

      Jedermann wußte jedoch, daß weder die frische Landluft noch sonst etwas der Lady Heilung bringen würden, denn sie litt nach der Trennung vom Marquis von Fane an gebrochenem Herzen.

      Er war ihrer überdrüssig geworden, als der Graf Anfang April nach London zurückgekehrt war. Gegen Ende des Monats wußte man allgemein über das Erkalten seiner Gefühle und ihre Verzweiflung Bescheid. Immer wieder hatte sie hysterische Ausbrüche, in denen sie kundtat, sie wünschte tot zu sein. Daß sie schließlich ihre verzweifelten Bemühungen, den Marquis wieder einzufangen, aufgegeben und sich aufs Land zurückgezogen hatte, war von allen, die sich ihr ständiges Gejammer hatten anhören müssen, mit Erleichterung aufgenommen worden.

      Er hätte, bevor er einen Flirt oder was es sonst gewesen war, mit ihr anfing, erkennen müssen, daß Lady Isabel zur »anhänglichen Sorte« gehörte.

      Ein anderes Clubmitglied meinte: »Daß er so skrupellos mit den Gefühlen anderer Menschen umgeht und sich den Teufel darum schert, wie sehr er ihnen weh tut, das kreide ich ihm an.«

      Die jüngeren Clubmitglieder, die der Unterhaltung der beiden alten Gentlemen beiwohnten, wünschten sich insgeheim, beim schönen Geschlecht nur halb so erfolgreich zu sein wie der Marquis.

      Der Marquis lenkte geschickt die Pferde am Ende der St. James Street dem Carlton House zu.

      Im Grunde langweilte es ihn, der Einladung des Prinzen Folge leisten zu müssen, denn er hatte die Absicht gehabt, sich in sein Stadthaus am Berkeley Square zu begeben, um sich für das Dinner mit Lady Abbott umzukleiden. Sie hatte gestern abend in Devonshire House seine Aufmerksamkeit erregt, weil das Gewand, das sie trug, so durchsichtig war, daß er im ersten Augenblick geglaubt hätte, sie sei nackt. Er war Lady Abbott schon zu verschiedenen anderen Anlässen begegnet, aber erst gestern hatte er ihre makellose Figur bemerkt.

      Daraufhin hatte er beschlossen, daß sie mehr als einen flüchtigen Blick wert sei, und er wußte sicher, daß besagte Lady seiner Einladung folgen würde.

      Ihr dunkles Haar und die mandelförmigen Augen erinnerten ihn an einen Panther, und die Unterhaltung, die sie während eines Spaziergangs führten, war die reizvolle Mischung aus Flirt und geistreichen Bemerkungen, die ihn amüsierte.

      Wie der Prinz, so bevorzugte auch der Marquis Frauen, die sich in der Liebeskunst auskannten und weltgewandt waren.

      Besorgte Mütter pflegten daher völlig grundlos ihre Töchter zu verscheuchen, wenn er in ihre Nähe kam.

      Wenn seine Verwandten sich gelegentlich erkühnten, ihn daran zu erinnern, daß es Zeit sei, sich zu vermählen und für einen Stammhalter zu sorgen, ließ er sie jedes Mal abfahren.

      Insgeheim nahm er sich jedoch vor, daß er, falls er sich jemals vermählen sollte, sich für eine Witwe entscheiden würde. Sie müßte sich in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen er sich bewegte, auskennen und seinem Bedürfnis, ständig amüsant unterhalten zu werden und ein abwechslungsreiches Leben zu führen, entgegenkommen. Nichts fürchtete der Marquis mehr als Langeweile.

      Wenn er an Pferderennen oder Boxveranstaltungen teilnahm oder sich auf die Jagd begab, dann empfand er die damit verbundene Aktivität als besonders anregend. Zu seinem Leidwesen ließen sich die Frauen immer viel zu schnell erobern und fielen ihm regelrecht um den Hals. Obwohl er dem Abend in Lady Abbotts Gesellschaft mit freudiger Erwartung entgegensah, hatte er das unbehagliche Gefühl, daß dieser Abend genauso enden würde wie alle anderen zuvor, an denen er eine neue Flamme zu sich eingeladen hatte. Er fuhr vor der korinthischen Säulenhalle vor, die der Künstler Henry Holland für Carlton House entworfen hatte.

      Der Palast war noch weit von seiner Vollendung entfernt, wurde aber bereits von den Anhängern des Prinzen als triumphaler Erfolg gefeiert, während seine Gegner das kostspielige Bauwerk als die größte Fehlinvestition aller Zeiten kritisierten. Die Schulden des Prinzen näherten sich mittlerweile einer halben Million Pfund und waren zum größten Teil dem kostspieligen Ausbau des pompösen Palastes zuzuschreiben. Der Marquis gestand dem Prinzen jedoch einen ausnehmend guten Geschmack zu und war ganz sicher, daß die Nachwelt die Werke, die der Prinz angeschafft hatte, entsprechend würdigen würden.

      Der Marquis betrat die prachtvolle von ionischen Säulen aus braunem Siena-Marmor getragene Halle und begab sich über die geschwungene Doppeltreppe nach oben.

      Der Prinz, von seiner Erziehung und Überzeugung her ein Kosmopolit, hatte Freunde und Kunsthändler nach Frankreich geschickt, sobald die Nachwehen der Revolution verebbt waren, um Stilmöbel und Kunstgegenstände aller Art für ihn zu erwerben. So waren Gemälde, Uhren, Bronzestatuen, Sèvres-Porzellan, Seidentapeten und andere erlesene Stücke in seinen Besitz gelangt und hatten einen würdigen Rahmen gefunden.

      Der Prinz besaß die bedeutendste Kunstsammlung, die ein Engländer jemals zusammengetragen hatte.

      Der Marquis hatte seinerseits die Gemäldesammlung um einen Pater Greuze, einen le Nain und einen Claude bereichert, die der Prinz geschmackvoll und mit Stil in seinen neuen Räumlichkeiten zur Schau stellte.

      Es war auffallend, daß unter den adligen Gentlemen, mit denen der Kronprinz sich umgab, zwar intelligente Leute waren, aber kaum einer über so viel Kunstverstand verfügte wie der Marquis. Das lag wohl


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