Deine Liebe ist ein Juwel. Barbara Cartland

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Deine Liebe ist ein Juwel - Barbara Cartland


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      »Was meinst du damit, Papa?«

      »Du willst Geld von mir haben, also mußt du es dir verdienen«, sagte er beinahe schroff. »Hülle dich in das Seidentuch da und setz dich auf den Thron da drüben.«

      »Du willst mich zu deinem - Modell machen?« fragte Cyrilla.

      Schweigend stellte Frans Wyntack die Staffelei auf. Nach einigem Suchen fand er das unvollendete Bild, dann rückte er Cyrilla so zurecht, daß sich das durch das Fenster einfallende Licht in ihrem Haar verfing, und begann zu malen.

      Die Madonnen mit dem vergeistigten Antlitz, für die Stefan Lochner berühmt war, hatten ihn an seine Frau erinnert, und er hatte den Wunsch verspürt, das Bild wie ein Porträt von ihr zu malen, nicht nur deshalb, weil es sich dann besser verkaufen würde, sondern weil ihn nur Vollkommenheit befriedigte.

      Er schuf drei andere Gemälde, während er noch mit dem beschäftigt war, für das Cyrilla ihm nun Modell saß.

      Die drei, die er als reine »Brotarbeit« bezeichnete, hatte er von Gemälden aus Sir George Beaumonts Sammlung abgemalt und demselben Mann verkauft, der annahm, er habe sie gestohlen. Sie brachten ihm genügend Geld ein, um Hannah zu besänftigen.

      Er arbeitete monatelang an dem Lochner-Gemälde. Als es schließlich fertig war, forderte er Cyrilla auf, sich daneben zu stellen.

      »Schau es dir an!« sagte er. »Gib dein Urteil ab. Verlaß dich auf deinen Instinkt. Mißfällt dir etwas daran?«

      »Es ist wunderschön, Papa. Ich wünschte, ich würde wirklich so aussehen wie auf deinem Bild!«

      »Es wird deinem Aussehen gerecht«, erwiderte er sachlich. »Doch darum geht es mir nicht, sondern um meine Malkunst.«

      »Sie ist grandios! Warum kannst du nicht solche Bilder malen, statt andere zu kopieren, sie mit deinem Namen signieren und berühmt werden?«

      Einen Augenblick war es still in dem kleinen Atelier, dann ließ Frans Wyntack sich wieder vernehmen: »Willst du wissen, warum? Ich kenne die Antwort.«

      »Sag es mir.«

      »Künstler wie Lochner und all die anderen, die du und ich bewundern, haben etwas Geniales an sich, etwas, das sie befähigt, Werke zu schaffen, zu denen andere Maler nicht fähig sind.«

      »Du willst damit sagen, Papa, daß sie wie Musiker sind, die zwar sehr musikalisch sein mögen, aber nicht das Zeug zum Komponisten haben?«

      »Das trifft es genau! Ein Komponist ist ein Genie, und ein Maler muß eine ähnliche geniale Ader haben. Wenn er die nicht besitzt, vermag er seinen Gemälden kein Leben einzuhauchen, und so ergeht es mir mit meinen Bildern.«

      »Aber du bist talentiert, Papa. Dieses Gemälde ist wunderschön. Am liebsten möchte ich es behalten und jeden Tag anschauen.«

      Frans Wyntack lachte.

      »Du brauchst nur in den Spiegel zu schauen, Kleines. Für das hier werden wir eine Menge Geld bekommen.«

      »Wie willst du das anstellen?« fragte Cyrilla.

      »Ich wende mich an einen anderen Kunsthändler, einen Mann namens Solomon Isaacs, von dem ich gehört habe, daß er verzweifelt nach seltenen Bildern sucht, die er dem Kronprinzen vorstellen möchte.«

      »Du willst ihm nicht sagen, daß es eine Fälschung ist?«

      »Natürlich nicht. Ich werde ihm weismachen, ich hätte das Bild aus einem alten Familienbesitz geerbt und hätte mich bisher nicht davon trennen können.« Er lächelte, als wolle er sich selbst verspotten, dann sagte er zu Cyrilla: »Häng meine besten Sachen heraus, von denen deine Mutter immer sagte, ich sähe in ihnen wie ein Gentleman aus.«

      Frans Wyntack sah aus wie ein etwas altmodisch gekleideter Gentleman, als er mit dem Gemälde das Haus verließ, und Cyrilla betete, daß er Erfolg haben möge.

      Hannah war in letzter Zeit unausstehlich, weil sie kein Geld zur Verfügung hatte, um Lebensmittel einzukaufen. Cyrilla achtete darauf, daß alles, was sie erübrigen konnten, ihrem Vater zukam und nicht ihnen. Sie aß so wenig, daß sie zuweilen in einem Schwächeanfall zur nächsten Sitzgelegenheit wankte.

      Als ihr Vater schließlich an die Tür klopfte, war sie einen Augenblick lang unfähig, sich zu erheben und ihm zu öffnen.

      Sie hatte entsetzliche Angst, er könnte mit dem unverkauften Gemälde unterm Arm vor ihr stehen.

      Stattdessen stürmte er mit einem Freudenschrei ins Haus und wirbelte sie durch die Luft, wie er es getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war.

      »Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen!« schrie er mit sich überschlagender Stimme.

      »Du hast das Bild verkauft?« Cyrilla rang nach Luft, und ihr war ein wenig schwindlig von seiner ungestümen Umarmung.

      »Ich habe es verkauft, vorausgesetzt, der Kronprinz erwirbt es, doch der Händler ist ganz sicher, daß dies geschehen wird. Der Prinz wollte schon immer einen Lochner für seine Sammlung haben.«

      »Ich brauche sofort Geld!« ließ Hannah sich in scharfem Ton von der Küchentür her vernehmen.

      »Nun, darauf mußt du noch eine Weile warten«, erwiderte Frans Wyntack, »oder auf Pump kaufen.«

      Sie ging in die Küche zurück und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloß. Cyrilla und ihr Vater blickten sich eine Weile verdutzt an, dann lachten sie lautlos wie zwei Verschwörer.

      »Alles in Ordnung«, sagte er. »Isaacs war nämlich so beeindruckt von dem Lochner, daß er mir ein paar Pfund Vorschuß gegeben hat.«

      »Oh Papa! Warum hast du das nicht gleich gesagt?« fragte Cyrilla kopfschüttelnd. »Du hast Hannah unnötig verärgert.«

      »Ich wollte eigentlich einige Lebensmittel einkaufen und euch damit überraschen«, antwortete Frans Wyntack, »aber dann bin ich doch auf schnellstem Wege nach Hause geeilt, um dir alles zu erzählen.«

      Cyrilla lächelte. Es sah ihm ähnlich, daß er sich so unvernünftig benommen hatte, und im Grunde konnte sie das verstehen, denn er lebte in einer Phantasiewelt, und deshalb hatte ihre Mutter ihn auch so sehr geliebt.

      Doch sie wollte jetzt keine trüben Gedanken aufkommen lassen und sagte sachlich: »Gib mir das Geld, Papa. Ich kaufe davon ein. Ich weiß genau, was Hannah braucht.«

      Frans Wyntack kam ihrer Aufforderung nur zu gern nach, denn er befaßte sich möglichst selten mit leidigen Geldangelegenheiten.

      Während Cyrilla sich auf den Weg machte, um die Läden aufzusuchen, ging er in sein Atelier zurück, um eine Arbeit zu beginnen, die sein Meisterwerk werden sollte.

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