Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley


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abtraten. An dem festen Punkt, wo der Fluss dicht unter den Mauern hinfließt, baute er seine Hauptstadt und nannte sie Simbamwenni, was »der Löwe« oder die stärkste Stadt bedeutet. Im Greisenalter gab der glückliche Räuber und Sklavenfänger seinen Namen Kisabengo auf, durch den er so berüchtigt geworden war, und nannte sich Simbamwenni, nach seiner Stadt. Auf seinem Totenbett befahl er, dass seine älteste Tochter ihm folgen solle, und gab ihr auch den Namen der Stadt, welchen die Sultanin noch heute führt.

      Als wir über den reißenden Fluss setzten, welcher, wie ich schon vorher sagte, dicht unter den Mauern dahinfließt, hatten die Bewohner von Simbamwenni eine gute Gelegenheit, ihre Neugier an dem »großen Musungu« zu befriedigen, dessen verschiedene Karawanen ihm vorangezogen waren und unverzeihlicher-, weil ungerechtfertigterweise ihm einen Ruf großen Reichtums und bedeutender Macht verschafft hatten. So wurde ich von allen Seiten angegafft. Es befanden sich plötzlich weit über tausend Eingeborene am Ufer, welche das Verbum »anstarren« in seinen verschiedenen Zeiten und Formen durchkonjugierten, das heißt also, mich hartnäckig, unverschämt, schlau, verschmitzt, bescheiden oder verstohlen ansahen. Die Krieger der Sultanin, welche in der einen Hand Speer, Bogen und Pfeilbündel oder Muskete hielten, umfassten mit der anderen je einen Freund, dem sie vertraulich ihre verschiedenen Ansichten über meine Kleidung und Farbe mitteilten. Die Worte »Musungu Kuba« hatten für diese Leute ebenso viel Reiz wie die Musik des bunt befiederten Pfeifers für die Ratten von Hameln, da sie einen so großen Teil der Bevölkerung aus ihren Mauern über den Strom lockten, und als ich meine Reise bis an den vier Meilen entfernten Ungerengeri fortsetzte, befürchtete ich, dass die Katastrophe von Hameln sich wiederholen müsse, ehe ich die Leute loswerden könne. Aber zum Glück für meine Gemütsruhe unterlagen sie schließlich der heißen Sonne und der bedeutenden Entfernung, die wir bis an unser Lager zurückzulegen hatten.

      Da wir genötigt waren, das Gepäck genau zu untersuchen, die Sättel auszubessern sowie einige der Tiere, deren Rücken sehr wund geworden waren, zu kurieren, so beschloss ich, hier zwei Tage haltzumachen. In Simbamwenni gab es hinreichende, obwohl verhältnismäßig teure Lebensmittel,

      Als wir das nach Makanda bestimmte Gepäck öffneten, fanden wir dasselbe in einem weit besseren Zustand, als wir gefürchtet hatten, in Anbetracht der vielen Male, wo es gründlich durchnässt worden war, denn wir befanden uns auf der Höhe der Masikazeit. Freilich hatten einige wertvolle Dinge, zum Beispiel Munitions-, Gewehr- und Teekisten gelitten, was ich der Gedankenlosigkeit Shaws zuschrieb, der die Esel durch brusthoch mit Wasser gefüllte Gräben getrieben hatte, wo er aus Gründen der gemeinen Klugheit sie hätte abladen müssen. Als ich Shaw in mein Zelt rief, um ihm meine Verluste zu zeigen, wurde der Gute außerordentlich heftig und warf mir vor, ich verlange von ihm zu viel Arbeit, sei zu eigen, man könne mir nichts recht machen und noch manches Derartige. Seine stürmische Erwiderung schloss er damit, dass er seine Absicht kundgab, meinen Dienst zu verlassen und mit der ersten uns entgegenkommenden Karawane zurückzukehren. Hierauf erwiderte ich ihm, ich würde seiner Abreise kein Hindernis entgegensetzen, da er sich als untüchtig und nachlässig erwiesen habe und seine Muße mehr als seine Arbeit liebe. Er könne sich also, wenn er wolle, augenblicklich entfernen, müsse aber sein persönliches Gepäck zurücklassen, welches ich statt des ihm in Sansibar vorgeschossenen Geldes zurückbehalten wolle. Diese angemessene Ankündigung meiner Absicht brachte Shaw in das gehörige Gleichgewicht, das er in seinem Zorn einigermaßen verloren hatte. Nach einigen Stunden war er mit großem Eifer in meinen Angelegenheiten beschäftigt und der Friede wiederhergestellt.

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       Simbamwenni, die »Löwenstadt«

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