Jagd nach dem Glück. Barbara Cartland

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Jagd nach dem Glück - Barbara Cartland


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      Wenig später entdeckte er nichts Geringeres als einen Parcours. Dieser war vom verstorbenen Herzog angelegt worden, und Alita hatte sich viel Zeit genommen, um die Hindernisse mit der Hilfe einiger Dorfburschen zu renovieren. Es handelte sich um eine ziemlich lange Rennstrecke, denn der alte Herzog hatte nichts von Halbheiten gehalten und nicht nur für seine Pferde gewaltige Summen ausgegeben, sondern auch für diesen Parcours, der von Experten entworfen und errichtet worden war.

      Clint Wilbur zügelte sein Pferd, musterte die Strecke anerkennend und überlegte, ob er schon jetzt die Gastfreundschaft seines Nachbarn beanspruchen und einige Hindernisse ausprobieren sollte.

      Und während er noch darüber nachdachte, sah er, daß jemand genau das tat, was er selbst anstrebte. Roß und Reiter befanden sich am anderen Ende des Parcours, und so merkte Clint erst, als die beiden näherkamen, daß eine Frau im Sattel saß. Sie bewältigte die hohen Sprünge geradezu meisterhaft. Er beobachtete, wie sie den Hengst ermutigte, mit bemerkenswertem Geschick über die Hindernisse lenkte und dabei auf ihn einsprach.

      Das Hindernis rechts von Clint ragte besonders hoch empor, und auf der anderen Seite erstreckte sich ein Graben. Dicht davor verweigerte das Pferd, ein noch junges Tier, wie er jetzt feststellte. Daraufhin wurde es keinesfalls grob behandelt. Die Reiterin beugte sich vor, klopfte ihm auf den Hals und redete ihm gut zu. Dann wendete sie es, und es nahm einen neuen Anlauf. Diesmal schien es sich mittels reiner Willenskraft hochzuheben, und nachdem es die Hecke übersprungen hatte, ohne einen Zweig zu streifen, hörte Clint, wie sie rief: »Das war großartig! Braver Junge! Wollen wir’s noch mal versuchen?«

      Bevor sie das Pferd herumschwingen konnte, ritt er auf sie zu. Er sah die Verwirrung in ihrer Miene, als sie ihn bemerkte. Sie trug eine verbeulte alte Jockeykappe, tief in die Stirn gezogen, und das weiße Hemd unter dem Reitkostüm stand am Hals offen.

      »Guten Morgen«, grüßte er. »Darf ich Ihnen sagen, wie sehr ich Ihre Reitkünste bewundere?«

      »Danke«, antwortete Alita.

      Bei seinem Anblick hatte sie sofort erraten, daß dies der neue Nachbar sein mußte - nicht zuletzt, weil sie ihn nie zuvor gesehen hatte und weil er mit leichtem Akzent sprach. Diesen Mann hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie immer gedacht, die Amerikaner wären von kleinem Wuchs. Aber Clint Wilbur schien über einen Meter fünfundachtzig zu messen, sah gut aus, wirkte wohlproportioniert und war vermutlich auch sehr sportlich. Das bronzefarbene, sonnengebräunte Gesicht verlieh den blauen Augen ein besonderes Strahlen. Was sie aber viel mehr faszinierte, war die Tatsache, daß er in der Haltung eines ausgezeichneten Reiters im Sattel saß, wo er offenkundig einen Großteil seines Lebens verbrachte.

      »Ich nehme an, Sie wissen, wer ich bin?« fragte er nach einem längeren Schweigen.

      »Vermutlich sind Sie der neue Besitzer von Marshfield House.«

      »Clint Wilbur - zu Ihren Diensten. Und Sie?«

      »Mein Name ist Alita . . . Blair.«

      »Arbeiten Sie für den Herzog?«

      »Ja, ich trainiere seine Pferde.«

      »Er hat mir erzählt, daß er einige verkaufen will.«

      »Sicher werden Sie feststellen, was für hervorragende Tiere wir haben.«

      »Und alle stehen zum Verkauf.«

      Sie mußte über seinen trockenen Tonfall lachen.

      »Wurden Ihnen schon viele angeboten?«

      »Genug, daß ich damit die Mayflower tausendmal füllen könnte.«

      Wieder brach Alita in Gelächter aus.

      »Nun, ehe Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie sich den Langstone-Reitstall ansehen. Es wird sich lohnen, das verspreche ich Ihnen.«

      »Das glaube ich Ihnen gern, Miss Blair. Sie sind eine außergewöhnliche Reiterin.«

      »Vielen Dank. Und wenn es auch dreist klingen mag - dieses Kompliment gebe ich Ihnen zurück.«

      Zweifellos fügte sie in Gedanken hinzu, wäre es ein Privileg, einen solchen Reiter mit einem geeigneten Tier zu versorgen. Lässig saß er im Sattel, als wäre er dort geboren. Und sie mutmaßte, daß er sich - ebenso wie sie selbst - nirgendwo glücklicher fühlte als auf einem Pferderücken.

      »Nun - warum stellen Sie die Frage nicht, die Ihnen auf der Zunge brennt?« erkundigte er sich nach einer kleinen Weile.

      Überrascht starrte sie ihn an.

      »Und die wäre?«

      »Sie wollen herausfinden, aus welchem Teil Amerikas ich stamme, also möchte ich Sie nicht länger auf die Folter spannen - aus Texas.«

      »Natürlich!« rief sie. »Das hätte ich mir denken können. Ich habe schon oft gehört, daß es in Texas bessere Reiter und Pferde gibt als anderswo.«

      Inzwischen hatten sie die Pferde erreicht, und der Stallbursche, der die Zügel festhielt, starrte Clint mit unverhohlener Neugier an.

      »Das ist Double Star.«

      Anmutig stieg Alita ab und streichelte den Hals ihres Hengstes.

      »Aber Sie sollten es erst einmal mit King Hal versuchen, Mr. Wilbur. Er kann am besten springen.«

      Clint wechselte die Pferde und trabte davon. Sie schaute ihm nach, und als sie sah, wie er mit dem Pferd umging, wußte sie, daß es sich von seiner besten Seite zeigen würde. Fehlerlos meisterte er jedes Hindernis, und als er zurückkam, lächelte er. Das Blau seiner Augen erschien ihr intensiver denn je.

      . »Was halten Sie von ihm?« fragte sie.

      »Bevor ich mein ganzes Lob an diesen Hengst verschwende, möchte ich die anderen ausprobieren.«

      Lachend beobachtete sie, wie er sich in Red Trumps Sattel schwang und davonritt.

      Während Clint Wilbur in seiner Kutsche zum Schloß fuhr, sagte er sich, daß dieser Abend bestimmt nicht so förmlich und langweilig verlaufen würde wie die meisten Dinnerpartys, die er bisher in England miterlebt hatte. Immerhin gab es ein erfreuliches Gesprächsthema, das den Herzog ebenso interessierte wie ihn selbst - Pferde.

      Die Tiere, die Clint an diesem Tag gesehen hatte, waren in der Tat erstklassig, und er beabsichtigte, sie alle zu kaufen, aber nur zu einem vernünftigen Preis.

      Marshfield House hatte er nicht nur gekauft, weil ihm das Anwesen gefiel und weil man in diesem Teil Englands besonders gut jagen konnte, sondern auch, weil es eine günstige Gelegenheit gewesen war. Angesichts anderer Liegenschaften, die ihm angeboten worden waren, fand er, daß er hier den Gegenwert seines Geldes erhielt. In diesem Fall hatte man ihn keineswegs übertölpelt, und das verschaffte ihm eine gewisse Genugtuung.

      Das Geld gehörte zu seinem Leben, seit er alt genug gewesen war, um die Existenz seines Vermögens zur Kenntnis zu nehmen. Deshalb nahm er es wie eine Selbstverständlichkeit hin, aber mit einigem Vorbehalt. Es verhalt ihm zu Macht und Einfluß, doch er wußte auch, daß er die Menschen infolge seines Reichtums manchmal in anderem Licht sah, als es den Tatsachen entsprach.

      Als er am Abend seiner Ankunft im County die überaus freundliche Einladung des Herzogs zum Dinner auf Langstone Castle erhalten hatte, war ihm sofort der Gedanke gekommen, der Mann müßte etwas zu verkaufen oder eine heiratsfähige Tochter haben.

      Er hatte nicht lange gebraucht, um festzustellen, wie reizvoll es wäre, die herzoglichen Pferde zu erwerben. Während er nun in den großen, eindrucksvollen Salon geführt wurde, fragte er sich, ob auch noch eine heiratsfähige Tochter auftauchen würde.

      Hermiones Anblick und der stolze Unterton in der Stimme ihres Vaters, der ihn mit ihr bekannt machte, verrieten sofort, welche Absichten man verfolgte.

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