Californische Skizzen. Gerstäcker Friedrich

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Californische Skizzen - Gerstäcker Friedrich


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weiß der Henker man kriegts zuletzt ordentlich satt, immer ein Loch nach dem andern umsonst zu graben. — Wir sind aber noch nicht ganz hinunter und in der einen Ecke haben wir Felsen und auch etwas Gold gefunden.“

      „Was für Felsen hat Ihr?“ frug Meier.

      „Wunderliches Zeug — es sieht so natürlich wie grobes Salz aus, daß ich zuerst wahrhaftig d’ran leckte, um zu sehen ob es nicht wirklich Salz wäre.“

      „Das sind gute Felsen,“ rief Hammerschmidt, „dabei haben wir das schönste Gold gefunden; Ihr müßt nur ein Bischen tief hineingehen, und nicht blos an der Oberfläche kratzen.“

      „Ja aus den „Rocks“ hier am Mosquitogulch soll der Teufel klug werden,“ brummte der Pole — „einmal liegt das Gold oben drauf, und wenn’s tief hinunter geht ist gar nichts — und ein ander Mal muß man die Felsen auseinander brechen wenn man dazu kommen will.“

      „Merkwürdig ist es jedenfalls wie das Gold hierhergekommen sein kann,“ sagte Klaußen, „hier bei diesem Gulch wird man besonders ganz irre und es ist beinah gar nicht anders möglich, als daß ein vulkanischer Ausbruch das geschmolzene Metall so wild umher gestreut hat.“

      „Sonderbar ist dabei,“ sagte Meier, „wie man einer solchen Eruption sogar zu folgen vermag, und gerade die Stellen wo in den tiefen Löchern und Felsspalten kein Gold liegt, sind ein Beweis dafür, denn diese Stellen findet man jedesmal mit einer grauen festen vulkanischen Asche ausgefüllt, so daß es ordentlich scheint, als ob zuerst diese Asche ausgeworfen und durch den Bergstrom hier heruntergeschwemmt, durch die Gewalt und Schwere des Wassers festgedrückt, und dann später das Gold nachgefolgt wäre. Wo es aber hergekommen möcht ich wissen, denn bald glaubt man die Ader sei von rechts, bald von links herunter gekommen und nirgends liegen doch hier hohe vulkanische Berge.“

      „Ja, das möcht’ ich auch wissen,“ brummte der Pole, „nachher brauchte man nicht mehr so viele Löcher umsonst zu graben. Aber das ist eben das Elend!“ —

      „Wie nennen Sie denn diamond auf deutsch?“ frug der Amerikaner, der noch mit Haye im eifrigen sechs und sechzig Spiel begriffen war, diesen.

      „Caro,“ lautete die Antwort.

      „Ahem, und spade?“ —

      „Pique!“

      „Hm!“ murmelte der Amerikaner, dem das nicht so recht einleuchten wollte, „die Deutschen sind doch curioses Volk — einen Spaten nennen sie nun gar eine Picke[1].“

      „O laßt Euer langweiliges Spiel da und kommt mit her in den Kreis!“ rief jetzt Meier — „Du Klaußen, sing uns einmal ein Lied — nachher kommt anderes Leben in die Sache.“

      „Ja, mir wär’- gerade wie singen,“ brummte Klaußen — „mir ist den ganzen Abend schon schlecht zu Muthe gewesen — wenn mir’s morgen nicht besser ist, nehme ich was ein.“

      „Du wirst wohl den Katzenjammer haben,“ sagte der Landrath.

      „Schade daß unser alter Doctor von zu Haus nicht hier ist,“ rief Meier — „der würde Dir das Einnehmen ersparen — der hatte ein famoses Mittel.“

      „Nun er kanns Einem doch nicht aus dem Magen heraus magnetisiren,“ brummte Klaußen.

      „Und doch so was,“ lachte Meier — „es war auch ein Doctor aus der guten alten Zeit, der weder seinen alten breit abgestutzten Frack noch seinen Zopf ablegen wollte, und in der That war ihm der Zopf so nöthig wie seine rechte Hand, denn darin bestand gerade sein Universalmittel.“

      „Na nu komm nicht wieder mit Deinen Flunkereien,“ rief Hammerschmidt — „als ob er den Kranken den Zopf eingegeben hätte.“

      „Ruhig Hammerstrick,“ sagte Meier — „knurre nicht Pudel. Er gab ihnen allerdings den Zopf ein, denn wenn sich Jemand nicht wohl befand, anstatt wie unsere, jetzt in der Cultur wieder zurückgegangenen Aerzte, diesem ein Brechmittel einzugeben, steckte er ihnen nur den Zopf in den Hals. — Ja ihr braucht gar nicht darüber zu lachen, das hatte er nicht einmal bei allen nöthig, denn seine Methode war so bekannt geworden, und er konnte ja natürlich nur immer den einen Zopf verwenden, daß er vielen Patienten in vorkommenden Fällen nur bloß den Zopf zu zeigen brauchte, um ganz genau dieselbe Wirkung wie bei der strengsten Anwendung zu erzwecken.“

      „War das der Doktor mit der platten Nase?“ frug Klaußen während die Andern lachten.

      „Ja wohl,“ sagte Meier — „das will nun Klaußen auch wieder nicht glauben — der kleine Kerl hatte eine so platte Nase, daß mich mein Onkel oft versichert, er hätte sich nie anders als mit einer Kneipzange schneuzen können.“

      „Ist der Esel da?“ fragte in diesem Augenblick eine laute Stimme mitten in das Gelächter hinein — im Nu war Todtenstille, Alles schaute auf, aber im nächsten Augenblick brach es desto toller los, denn hinter dem Kreis, und ganz unbemerkt herangekommen, stand, etwas verstört aussehend und nun durch das furchtbare Hurrah ganz außer Fassung gebracht, Panning, und sah Einen nach dem Andern verwundert an.

      Es dauerte wohl eine Viertelstunde ehe irgend Jemand zu Worte kommen konnte, ihn des Maulthiers wegen zu beruhigen.

      „Aber Donnerwetter, Ihr sitzt hier so trocken!“ rief Panning, als sich der Lärm nur erst einmal ein klein wenig gelegt hatte, und Albert aufgestanden war dem Neugekommnen noch etwas Abendbrod zusammen zu suchen und Thee warm zu stellen — „kein Brandy mehr? — kein Grog?“

      „Ich glaube daß ist der erste gescheute Gedanke, den Panning heute gehabt hat,“ sagte Meier.

      „Und wo kommst Du denn noch heute Abend her?“ sagte Albert — „wer von Euch Beiden ist denn nun wieder einmal am gescheutesten gewesen?“

      „Jedenfalls der Esel, Albertchen,“ lachte Panning, heute Abend viel zu guter Laune um irgend eines Wortes wegen zu streiten — „jedenfalls der Esel; da der immer zuerst kommt.“

      „Und wie siehts unten bei Charles aus?“ frug Meier — „Alle noch fidel? wir sind eigentlich heute zwei Stunden zu früh fortgegangen.“

      „Ja, ich wäre auch schon lange da,“ sagte Panning, „aber ich mußte auf das Fleisch warten; sie schlachteten erst noch einen Ochsen.“

      „Aber unser Fleisch lag ja schon auf dem Esel?“ — rief Albert dagegen.

      „So?“ lachte Panning mit einem verschmitzten Ausdruck, „siehst Du Albertchen, da hat der Esel dann wieder recht — aber auf das Schlachten hab ich doch gewartet.“

      „Ja, Panning ist ein tüchtiger Kerl,“ sagte Hammerschmidt — „der ist von klein auf in der Welt gewesen.“

      „Bist Du nur ruhig, Du liederlicher Hammerstrick Du,“ sagte Panning, — „wenn ich was erzählen wollte —“

      „Hallo, was giebts da zu erzählen? heraus damit — heraus damit,“ schrieen fast Alle.

      „Wenn Du das erzählst, komme ich auch mit dem heraus,“ sagte Hammerschmidt trotzig.

      „Hurrah, da sind zwei Geschichten!“ rief der Landrath — „heraus Panning, herunter vom Herzen!“ Die beiden mußten jedoch einen zu festen Halt aneinander haben und es wollte keiner mit der Sprache heraus. Meier hatte aber indessen Wasser zum Feuer gesetzt, von verschiedenen Seiten wurden Brandyflaschen herbeigeschafft, und ein tüchtiger Grog gebraut. Das Erzählen, Lachen und Jubeln ging nun lauter und immer lauter durcheinander; Försterling war mit seinem Brodbacken ebenfalls fertig und „der Pabst lebt herrlich in der Welt,“ — „Rinaldini stolzer Räuber,“ und der „Prinz Eugen“ waren schon in den stillen Californischen Wald hineingeschrieen worden, als Meier zuletzt dazwischen rief:

      „Halt — nun erst noch einmal trinken — Hammerschmidt Donnerwetter, das ist mein Becher — und dann das Goldwäscher-Lied — aber singt auch den Rundreim kräftig mit!“ und mit lauter kecker Stimme setzte


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