Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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gewisser Weise, ja«, entgegnete Milton ernst. »Ich gehörte einige Jahre der berittenen Polizeitruppe in Australien an. Es war zwar nicht viel Detektivarbeit damit verbunden, besonders nicht im modernen Sinne, aber man hat doch allerhand kennengelernt, und man mußte seinen Verstand anstrengen, um etwas zu leisten.«

      Es trat eine Pause in der Unterhaltung ein, bis der Zug durch die Außenbezirke Londons fuhr.

      »Wollen Sie tatsächlich im Ernst ein Privatdetektiv werden?« fragte Eric dann.

      Sands sah ihn ein wenig erstaunt an.

      »Ja, gewiß. Haben Sie etwas dagegen?«

      »Nein. Es ist mir nur etwas eingefallen. Wenn Sie wirklich diesen Beruf ergreifen, könnte ich Ihnen vielleicht in verschiedener Weise helfen. Ich habe Sie gern, Sands, und ich bewundere Ihren persönlichen Mut, Ihre Umsichtigkeit, Ihre Stärke und Ihre Entschlußkraft.«

      »Das lasse ich mir gefallen. Sie scheinen mich ja genau geprüft zu haben, da Sie mich so gut kennen.«

      »Ich erkenne Ihre Vorzüge gern an, und ich habe gefunden, daß Sie trotz all Ihrer Redensarten im Grunde sehr ehrlich sind und daß man sich auf Sie verlassen kann. Das sind Eigenschaften, die in unserer Zeit selten geworden sind.«

      Milton Sands errötete ein wenig.

      »Ich weiß Ihre Worte wohl zu würdigen, ja, Sie können sich darauf verlassen, daß ich meinen Freunden gegenüber zuverlässig bin.«

      Eric Stanton nickte.

      »Das weiß ich, und ich möchte Ihnen deshalb Ihren ersten Auftrag geben. Ich habe keine Ahnung, was Sie dazu gebracht hat, den Beruf eines Detektivs zu ergreifen, aber ich bin fest davon überzeugt, daß Sie sich dazu eignen und daß Sie Erfolg haben werden.«

      »Einen Augenblick. Hören Sie bitte, erst, was ich Ihnen noch zu sagen habe. Ich möchte nicht ein Detektiv im gewöhnlichen Sinne des Wortes werden, sondern mich auf die Rennen spezialisieren. Der Rennsport ist bisher in England über jeden Zweifel erhaben gewesen, aber in der jetzigen Zeit drängen sich unsaubere Elemente ein. Es würde also ein Mann Beschäftigung finden, der seine Tätigkeit besonders dieser Sache widmet. Ich bin natürlich auch bereit, andere Aufträge anzunehmen, aber ich wollte Ihnen von vornherein sagen, daß ich mich möglichst auf Rennen beschränken will.«

      »Der Auftrag, den ich Ihnen erteilen will, hat allerdings nichts mit Pferderennen zu tun«, meinte Eric lächelnd. »Ich hätte Sie gern gebeten, mich morgen in meiner Wohnung aufzusuchen, aber es kann sein, daß ich nicht in der Stadt bin. Vielleicht haben wir jetzt noch Zeit genug, die Sache zu besprechen. Ich will Sie ausreichend für Ihre Bemühungen bezahlen und Ihnen alle Auslagen und Reisespesen ersetzen.«

      »Ich bin bereit, den Auftrag anzunehmen«, erwiderte Milton. »Bitte, erklären Sie mir das Nähere.«

      Er nahm die Zigarre, die Eric ihm anbot, und steckte sie an.

      »Sie wissen wahrscheinlich nicht, daß meine Eltern einen schweren Konflikt miteinander hatten, als ich noch klein war. Mein Vater war sehr jähzornig und erhob eine falsche Beschuldigung gegen meine Mutter. Das hat ihm später sehr leid getan.« Stanton zögerte einen Augenblick. »Ich glaube, wir können nicht nur als Leute von Welt, sondern auch als Freunde über die Angelegenheit sprechen.«

      Sands nickte.

      »Sie dürfen mir ruhig vertrauen. Was auch immer der Inhalt dieser Unterredung sein wird, ich werde niemals Dritten mitteilen, was ich gehört habe.«

      Stanton lächelte resigniert.

      »Es ist leider schon so weit gekommen, daß ich diese Forderung nicht an Sie zu stellen brauche. Die Geschichte ist in den Kreisen der Gesellschaft allgemein bekannt, nur habe ich früher nicht mit Ihnen darüber gesprochen. Die Beschuldigung, die mein Vater gegen meine Mutter erhob, richtete sich gegen ihre Ehre. Er behauptete sogar, daß meine kleine Schwester nicht sein Kind sein könnte. Das ist der schwerste Vorwurf, den man einer empfindsamen, hochgebildeten Frau machen kann. Meine Mutter zog die Konsequenzen, verließ das Haus und nahm ihre Tochter mit sich. Von jenem Tag an hat man sie nicht mehr gesehen.« Erics Stimme zitterte leicht. »Wir wissen nur, daß sie vor einigen Jahren starb, lange nach dem Tode meines Vaters. Meine Schwester aber ist noch am Leben, und wahrscheinlich hat sie von ihrer Mutter Instruktionen erhalten, sich nicht um die Aufrufe zu kümmern, die ich von Zeit zu Zeit in die Zeitungen setzen lasse. Ich möchte Ihnen nun den Auftrag geben, den Aufenthaltsort meiner Schwester ausfindig zu machen.«

      »Hat Ihr Vater denn feststellen können, daß seine Anschuldigungen nicht zu Recht bestanden?«

      »Ja«, erwiderte Stanton leise. »Er bekam den Beweis, daß er sich geirrt hatte. Entweder war es eine Verkettung unglücklicher Umstände, oder man hat ihn absichtlich getäuscht. Er hatte den Verdacht, daß Lord Chanderson ein Verhältnis mit meiner Mutter hatte. Sie kennen ihn sicher dem Namen nach, er ist einer der angesehensten Sportsleute, der Vorsitzende des Jockey-Klubs und ein Mann von untadeligem Charakter. Er war mit meiner Mutter allerdings sehr eng befreundet. Die Fremdenliste eines Pariser Hotels, in dem meine Mutter einmal logierte, enthielt auch den Namen Lord Chandersons, der zur gleichen Zeit dort gewohnt haben soll. Auf Grund dieser Tatsache hat mein Vater voreilig die Anklage gegen meine Mutter erhoben und dabei diesen furchtbaren Irrtum begangen. Sie hat tatsächlich dort gewohnt, aber wie sich später herausstellte, war Lord Chanderson zu jener Zeit als Attaché bei der Gesandtschaft in Berlin tätig, und er konnte nachweisen, daß er sich damals auch wirklich in Berlin aufgehalten hatte. Es muß also ein anderer Lord Chandersons Namen fälschlicherweise in die Hotelliste eingetragen haben. Das ist die ganze Geschichte, die natürlich für mich sehr schmerzlich und peinlich ist, wie Sie wohl verstehen werden.«

      »Welche Anhaltspunkte können Sie denn sonst noch geben?«

      »Eigentlich keine. Ich habe schon so viele Leute beauftragt, dieses Rätsel zu lösen und den Aufenthalt meiner Schwester ausfindig zu machen. Auf die vielfachen Aufrufe in den Zeitungen hat sich niemand gemeldet. Von dem Tod meiner Mutter habe ich durch eine Zeitungsannonce erfahren. Als ich die Sache genauer untersuchte, stellte sich heraus, daß die Redaktion einen eingeschriebenen Brief mit dem nötigen Geld erhalten hatte. Er war zwei Jahre vorher datiert, und ich entnehme daraus, daß meine Mutter diese Anordnungen schon lange vor ihrem Tod getroffen hatte. Ich möchte meinen Vater nicht verurteilen. Ich habe ihm auch keine Vorwürfe gemacht, da er selbst schon schwer genug unter seinem Irrtum litt. Es ist eine schreckliche Tragödie, die mein Leben verdüstert.«

      »Das sind allerdings sehr geringe Unterlagen«, entgegnete Sands nachdenklich. »Aber wenn Sie nichts dagegen haben, suche ich Sie sofort auf, wenn Sie nach London zurückkommen. Wir können dann die geschäftliche Seite der Sache arrangieren.«

      Die beiden reichten sich die Hände, als sie sich auf dem Bahnhof trennten. Eric Stantons Wagen wartete, aber Sands lehnte die Einladung mitzufahren ab. Er rief eine Taxe und fuhr zu seiner bescheidenen Wohnung im Westen.

       Inhaltsverzeichnis

      »Dean macht das Rennen!« schrien die Leute wild durcheinander.« Auf den billigeren Plätzen hatte man es zuerst leise geäußert, aber nun ertönte dieser Ruf von allen Seiten.

      Drei Pferde galoppierten dicht nebeneinander, dem Gros weit voraus. Aber ein viertes Pferd machte sich auffallend bemerkbar. Es war stark und kräftig gebaut, und seine wilde, rotbraune Mähne flatterte im Winde. Alle Augen waren auf Dean gerichtet.

      Er lief ganz allein auf der Außenseite und holte gegen die Spitzengruppe immer mehr und mehr auf.

      »Dean macht das Rennen!«

      Näher und näher kam das Feld. Der berühmte Jockey Mahon spornte Battling Jerry an, denn er hatte sich umgesehen und die drohende Gefahr erkannt.

      Einmal, zweimal gebrauchte er die Peitsche, aber er konnte nichts mehr aus dem Pferd herausholen.

      Zwanzig


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