Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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Diener war offenbar ein oberflächlicher Mensch, der es mit dem Abstauben der Zimmer nicht sehr genau nahm. Sie nahm den Wedel und das Staubtuch fort, die noch auf dem Klavier lagen.

      In diesem Augenblick kam Kenneth Nelson nach Hause. Er sprudelte vor Neuigkeiten über, denn er hatte im Klub gegessen, wo er viele Bekannte getroffen hatte.

      »Weißt du vielleicht, wo Andrew Macleods Diener ist? Ich möchte mich bei ihm bedanken. Hat er dir das Frühstück gebracht? Du mußt heute morgen sehr überrascht gewesen sein.«

      »Allerdings. Doktor Macleod hat mir das Frühstück selbst gebracht. Von seinem Diener habe ich nichts gesehen, es ist mir auch ganz neu, daß er hier einen Diener hat. Stella, ich sage dir, es ist schrecklich mit Merrivan und dem anderen.«

      »Welchem anderen?«

      Sie fragte beinahe mechanisch, denn sie dachte an etwas anderes. Andrew also hatte so nachlässig abgestaubt. Sie fühlte sich fast versucht, den Wedel und das Staubtuch wieder aufs Klavier zu legen.

      »Wie hieß er doch gleich – Sweeny –«

      »Sweeny?« fragte sie schnell.

      Er erzählte ihr die Geschichte und war glücklich, jemand gefunden zu haben, der noch nichts davon wußte und mit dem er darüber sprechen konnte.

      »Hat Macleod dir denn nichts darüber mitgeteilt? Er sagte, daß du den Schuß gehört hättest und die ganze Nacht wach gewesen wärst. Merrivan und der andere müssen so eine Art Duell ausgefochten haben.«

      Sie wunderte sich, daß Andrew die Eier gefunden hatte. Sie hätte ihm doch auch wenigstens sagen müssen, wo sie das Brot aufbewahrte und daß die Butter im Kühlschrank lag. Sie nahm sich vor, nicht weiter abzustauben. Das wäre wie eine Entweihung gewesen. Und dann die Teelöffel – wie hatte er nur die Teelöffel gefunden? Aber dann fiel ihr ein, daß er ja Detektiv war.

      »Warum in aller Welt lachst du denn?« fragte Mr. Nelson aufgebracht. »Ich glaube nicht, daß das zum Lachen ist.«

      »Entschuldige bitte, meine Nerven sind sicher überreizt. Was hast du denn da?«

      Sie nahm einen Brief aus seiner Hand.

      »Der Kunsthändler hat mir einen Scheck geschickt. Der Betrag ist viel größer, als ich erwartet habe. Ich hätte es beinahe vergessen, Liebling. Aber als ich dich lachen sah, mußte ich wieder daran denken.«

      Früher hatte er ihr nie einen Scheck gegeben, den er durch die Post erhielt. Er brachte ihn immer selbst zur Bank, und am nächsten Morgen mußte sie sich dann gewöhnlich nach neuen Dienstboten umsehen.

      »Das ist lieb von dir, Vater.« Sie umarmte ihn.

      Mr. Nelson war zum erstenmal seit langer Zeit wieder zufrieden.

      »Macleod wurde mit der Aufklärung des Falles betraut. Ich sah ihn eben, er sieht überarbeitet aus. Es ist ja auch selbst für einen solchen Mann keine Kleinigkeit, das hat er mir selbst gesagt. Er erzählte, daß er heute morgen beinahe zusammengebrochen wäre – der arme Mensch! Aber eben war er vergnügt und munter, fast so vergnügt wie … du. Ich nehme an, daß sich diese Polizeibeamten allmählich an alles gewöhnen. Aber er ist wirklich ein fähiger Kopf, das muß ich sagen. Ich bin froh, daß er hier ist.«

      »Ich auch«, sagte sie und schaute gerührt auf die Staubstreifen, die auf einem Tisch zu sehen waren.

      Mr. Nelson hatte noch eine gute Nachricht für Stella. Er hatte die frühere Köchin getroffen. Zum größten Erstaunen der Frau war er stehengeblieben und hatte sich mit ihr unterhalten.

      »Ich sagte ihr, daß ich jetzt nicht mehr trinke. Das war nicht leicht für mich. Ihre Schwester erwartet ihr viertes Kind«, fügte er unvermittelt hinzu. »Sie kommt heute nachmittag und bringt ihre Schwester mit – nein, nicht die, sondern eine andere, ein gutes Dienstmädchen, die mit einem Soldaten in Indien verlobt ist. Wir werden sie wahrscheinlich sehr lange behalten können.«

      Stella war Andrew schon wieder dankbar.

      Sie versuchte den ganzen Nachmittag, sich alle ihre Begegnungen mit ihm ins Gedächtnis zurückzurufen und sich darüber klarzuwerden, was sie gefühlt hatte, als sie ihn zum erstenmal sah. Es fiel ihr jetzt doch ein wenig schwer, denn man kann sich in den Zustand der Angst nicht mehr ganz zurückversetzen, wenn sie einmal überwunden ist. Sie hatte ihn erst viermal gesehen und wenig mit ihm gesprochen, und er wollte seine ganze Existenz, seine Stellung, seine Ehre für ihre Sicherheit opfern. Und wie heftig er sie gescholten hatte! Ein Kind hatte er sie genannt, ein dummes, törichtes Kind –

       Inhaltsverzeichnis

      ›Wer war die Frau in Mr. Merrivans Arbeitszimmer? Der Hausmeister des Verstorbenen hörte deutlich eine weibliche Stimme. Mr. Merrivan hatte an diesem Abend keinen Besuch. Der Hausmeister gibt an, daß er niemanden hereingelassen habe. Eine halbe Stunde nachdem Mr. Merrivan ihm sagte, er könne zu Bett gehen, kam er die Treppe noch einmal herunter und hörte Stimmen im Arbeitszimmer. Wer war dieser geheimnisvolle Besuch? Aller Wahrscheinlichkeit nach kann diese Frau Aufschluß geben über das doppelte Verbrechen, für das man infolge seiner seltsamen Begleitumstände keine Parallele finden kann.‹

      Andy las den Artikel gelassen durch. Andere Blätter brachten ähnliche Berichte. Die Reporter hatten sich an den Hausmeister gewandt, das war unvermeidlich, da er den Mann schließlich nicht hinter Schloß und Riegel halten konnte. Offensichtlich war seine Warnung erfolglos gewesen.

      Der erste Berichterstatter, den er am nächsten Morgen traf, brachte wieder die Angelegenheit mit der Frau zur Sprache. Er hielt sie für äußerst wichtig.

      »Wahrscheinlich könnte sie uns verschiedenes mitteilen, aber den Mord selbst kann sie sicher nicht aufklären. Man hat gesehen, daß sie um elf Uhr das Haus verließ – der Mord wurde aber erst später begangen.«

      »Wer sah sie denn das Haus verlassen?«

      »Das ist ein kleines Geheimnis«, sagte Andy lächelnd, »das ich im Augenblick noch nicht preisgeben kann. Aber im Ernst, ich würde der Frau nicht zu viel Bedeutung beimessen. Vielleicht war es eine Dame aus der Nachbarschaft, die natürlich vor dem Gedanken, in der Presse erwähnt zu werden, zurückschreckt.«

      Dem zweiten Berichterstatter gegenüber war Andy schon bedeutend ausführlicher.

      »Merkwürdigerweise war ich es selbst, der sie das Haus verlassen sah. Ich saß an meinem offenen Fenster. Es war eine schöne, warme Nacht und beinahe so hell, als ob der Mond schiene. Ich beobachtete, wie sie über den Rasen ging. Sie kam unter meinem Fenster vorbei und ging, soviel ich sehen konnte, die Hauptstraße entlang.«

      Andrew Macleod war sich selbst ein Rätsel. Er verfolgte ein schwieriges Ziel, Er wollte Stella ganz aus diesem Fall heraushalten und den Mörder vor Gericht bringen. Die Leichtigkeit, mit der er log, setzte ihn in Erstaunen, denn er war sonst sehr wahrheitsliebend. Nie hätte er eine Vermutung als Tatsache hingestellt, um die Verurteilung eines Gefangenen zu erzwingen, der seiner Meinung nach schuldig war. Und jetzt log er schamlos.

      Jedesmal, wenn ihm ein neuer Berichterstatter gemeldet wurde, erwartete er einen Mann mit einem hartgeschnittenen Gesicht, der schwieriger zu behandeln sein würde als alle anderen. Glücklicherweise war dieser Mr. Downer noch nicht erschienen.

      »Wäre das nicht ein Fall für Downer?« fragte Andy einen der Journalisten.

      »Er ist gerade in Urlaub. Und ich bin recht froh darüber, denn ich arbeite nicht gern mit ihm zusammen.«

      Andy lächelte. Auch er war erleichtert, daß Downer sich noch nicht eingefunden hatte. Er hatte eben auf das Telegramm von Scotland Yard, ob man ihm Hilfe senden sollte, geantwortet. Sicher war ein großer Teil der Lösung des Mordfalles in London zu: finden. Die Nachforschungen dort überließ er gerne den Beamten von Scotland Yard, und so drahtete er zurück, daß er mit der Hilfe, die er an Ort und Stelle


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