Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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Stäubchen entdecken? Ein merkwürdiges Augenübel! Aber er dachte nicht weiter darüber nach.

      Scottie zeigte sich als ein so angenehmer Gesellschafter, daß sie ihn zum Abendessen einlud.

      »Ich speise gewöhnlich auf meinem Zimmer. Was in den Hotels gekocht wird, ist gerade gut genug für meine Katze.«

      Als er, äußerst zufrieden mit dem Resultat seines ersten Besuches, das Hotel wieder verlassen wollte, klopfte ihm jemand auf den Arm, und er schaute in ein ihm bekanntes Gesicht.

      »Andy würde Sie gern einmal sprechen«, sagte der Detektiv. »Ich soll Ihnen bestellen, daß Sie ihn im Büro aufsuchen möchten.«

      Scottie war unangenehm berührt, nickte aber nur.

      *

      »Hallo, Scottie! Geht es Ihnen besser? Nehmen Sie Platz. Einer meiner Leute sagte, daß Sie Mrs. Crafton-Bonsor besuchten, die reiche Amerikanerin im ›Great Metropolitan Hotel‹. Was haben Sie denn da wieder vor?«

      »Darf man sich denn nicht auch einmal ein wenig zerstreuen?« fragte Scottie gekränkt.

      »Soviel Sie wollen«, erwiderte Andy vergnügt, »aber ich handle in Ihrem eigensten Interesse, wenn ich Sie ein wenig im Zaum halte. Diese Frau ist eine wandelnde Kimberley-Diamantmine. Und ich sehe es nicht gerne, daß Sie wieder in Versuchung geraten. Ich bin eben aus Beverley Green zurückgekommen«, fügte er scheinbar gleichgültig hinzu. »Miss Nelson hat sich sehr nach Ihnen erkundigt.«

      Scottie schluckte.

      »Das ist sehr liebenswürdig von Miss Nelson«, entgegnete er langsam. »Ich habe wirklich keine bösen Absichten mit den Brillanten dieser Frau, Macleod. Wenn Sie wüßten, was es für mich bedeutet, auch einmal mit so reichen Leuten zu verkehren, würden Sie mir diese kleine Abwechslung gönnen.«

      »Ich gönne sie Ihnen ja. Wir haben diese Dame beobachtet, seit sie in London ist, und wir haben auch schon zwei Ihrer ehemaligen Freunde gewarnt, Harry Murton und John Dutch. Und es wäre nicht fair, wenn ich Ihnen nicht mitteilte, daß Ihre Schritte sozusagen von Schutzengeln überwacht werden.«

      »Soll das heißen, daß ich sie nicht wieder besuchen darf?«

      »Sie können die Dame besuchen, sooft Sie wollen. Aber wenn sie hierherkommt und sich darüber beklagt, daß ihr Brillantdiadem auf geheimnisvolle Weise verschwunden ist, das Sie einige Minuten vorher so sehr bewundert hatten, dann geht es Ihnen schlecht, Scottie!«

      Scottie lächelte.

      »Hat Ihnen denn nicht jemand gesagt, daß ich mit meinem früheren Leben gebrochen habe?« fragte er mit einem unschuldigen Grinsen.

      »Ich habe davon gehört«, antwortete Andy lachend. »Aber, Scottie, ich meine es ernst. Ich möchte nicht, daß Sie wieder in Unannehmlichkeiten geraten, und ich glaube, daß diese Mrs. Bonsor eine gefährliche Bekanntschaft für Sie ist. Ich tue es doch nur Ihretwegen. Sicher, Sie können sie sehen, aber es ist doch etwas riskant, nicht wahr? Nehmen wir einmal an, ein anderer macht sich auch an sie heran, und plötzlich vermißt sie etwas von ihrem Schmuck …«

      »Ich danke Ihnen, Macleod.« Scottie nahm seinen Hut und erhob sich. »Ich glaube, daß ich trotzdem wieder hingehen werde. Sie interessiert mich wirklich sehr, ganz abgesehen von ihren Brillanten. Kennen Sie sie schon?«

      »Nein, ich habe nichts damit zu tun. Ich vertrete Steel nur, weil er augenblicklich auf Urlaub ist. Das ist ein Glück für Sie, denn Steel wäre Ihnen gegenüber nicht so rücksichtsvoll gewesen.«

      »Also besten Dank. Wissen Sie übrigens, Macleod, daß dieser Downer wieder an der Arbeit ist?«

      Das war keine Neuigkeit für Andy.

      »Ja, er ist wieder in Beverley oder vielmehr in einem Dorf, das ein oder zwei Meilen davon entfernt liegt. Ist er hinter Ihnen hergewesen?«

      Scottie nickte.

      »Er hat einen meiner Freunde ausgeholt. Er wußte übrigens, daß Miss Nelson mich in der Castle Street besucht hatte. Auf Wiedersehen!«

      Am Abend ging er wieder ins ›Great Metropolitan Hotel‹, obwohl er wußte, daß er beobachtet wurde. Es wurde ein vergnügter Abend, denn Mrs. Bonsor hatte sich vorgenommen, ihren Professor gut zu bewirten. Nebenbei erfuhr er, daß ihr verstorbener Mann, der ›Senator‹, überhaupt kein Senator gewesen war. Wahrscheinlich hatten ihm Mitbürger diesen Spitznamen gegeben. Nach diesem Geständnis verstanden sich die beiden noch viel besser. Scottie hatte sich auch schon gewundert, daß ein gebildeter Mann in so hoher Stellung eine solche Frau geheiratet haben sollte. Sie sprach von ihrem palastartigen Heim in Santa Barbara, von ihren Autos, ihren Dienstboten, ihren Gesellschaften. Und bei jeder Bewegung funkelte sie in allen Regenbogenfarben.

      *

      »Scottie hat diese Mrs. Bonsor nun schon zum drittenmal besucht«, berichtete ein Detektiv. »Er speist jeden Abend mit ihr, und heute nachmittag hat er sie auf einem Ausflug begleitet.«

      »Lassen Sie auch Big Martin beobachten, damit wir herausbringen, ob die beiden tatsächlich etwas planen.«

      Er hatte Scottie persönlich gern, aber als Beamter durfte er ihm nicht trauen. Eines Nachmittags erhielt Mrs. Bonsor Besuch von einem Polizeibeamten, und als Scottie im Glanz eines neuen Fracks zum Abendessen erschien, war sie sehr kühl und ablehnend gegen ihn.

      »Ich hätte Sie beinahe überhaupt nicht heraufkommen lassen, mein Herr«, sagte sie. Diese Anrede war schon von böser Vorbedeutung. »Aber ich dachte, ich müßte Ihnen doch eine Erklärung geben. Die Polizei ist hinter Ihnen her.«

      »Hinter mir?«

      Er war verstimmt, aber nicht gekränkt. Es war ja die Pflicht dieser Leute, Mrs. Bonsor vor ihm zu warnen. Und er hatte sich schon gewundert, daß Andy ihn so lange frei gewähren ließ, ohne einzugreifen.

      »Man hat mir mitgeteilt, daß Sie ein Verbrecher, ein gewisser Scottie sind.« Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß mich das sehr getroffen hat.«

      »Warum?« fragte Scottie ruhig. »Ich habe Ihnen doch nichts gestohlen, und ich würde nicht einmal eine Haarnadel von Ihrem schönen Kopf nehmen.« Scottie meinte es ehrlich. »Ich gebe zu, daß ich Scottie genannt werde. Ich heiße eigentlich nicht so, aber unter diesem Namen kennt man mich in zwei oder drei verschiedenen Ländern. Ich gebe auch zu, daß meine Vergangenheit nicht ganz einwandfrei ist, aber wissen Sie, Mrs. Crafton-Bonsor« – seine Stimme zitterte ein wenig – »was es für einen Mann wie mich bedeutet, eine Frau wie Sie zu treffen, eine Dame von Welt, gleichsam in der Blüte ihrer Jahre, die Interesse an einem Abenteurer nimmt? Nicht Ihr Geld und Ihre Juwelen haben mich fasziniert. Ich hätte sie schon bei meinem ersten Besuch stehlen können«, fuhr er rücksichtslos fort. »Ich kam damals, um mir Ihre Steine genauer anzusehen, von denen alle Welt sprach. Und ich bin tatsächlich ein Spezialist in Juwelen. Aber als ich Sie gesehen und mit Ihnen gesprochen hatte – erschien mir alles wie ein Traum. Ein Mann in meiner Stellung trifft nicht oft eine Dame wie Sie.«

      »Sie übertreiben«, warf Mrs. Crafton-Bonsor ein. Sie unterbrach nicht gern Scotties Redestrom, der so viele Liebenswürdigkeiten und Schmeicheleien enthielt, aber sie hatte doch das Gefühl, daß sie aus Bescheidenheit jetzt in irgendeiner Form etwas dagegen einwenden mußte.

      »Ich hatte nicht vermutet, daß Sie Amerikanerin sind, als ich das erstemal mit Ihnen sprach. Leute mit einem gütigen Charakter wie Sie sind drüben sehr selten. Und als ich Sie erst einmal besucht hatte, wußte ich, daß ich Sie wiedersehen müßte. Ich machte mir wegen meiner Torheit Vorwürfe, aber jeden Tag bezauberten Sie mich aufs neue.«

      »Das war nicht meine Absicht«, murmelte sie.

      »Es wird mir sehr schwer werden, die Besuche bei Ihnen aufzugeben«, sagte Scottie traurig, als er sich erhob und ihr die Hand reichte. »Leben Sie wohl, Mrs. Bonsor – es war für mich wie ein Leben in einer anderen Welt.«

      Sie nahm seine Hand, und es tat ihr eigentlich leid, daß diese Bekanntschaft, die ihr


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