Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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erschien aufs neue in dem Zimmer.

      »Ist Mr. Ela in seinem Büro?«

      »Jawohl. Er bearbeitet den Fall im Zollamt.«

      »Ach ja, ich erinnere mich – zwei Männer wurden überrascht, wie sie dort das Gepäck berauben wollten. Sie entflohen, nachdem sie einen Polizisten in dem Gebäude niedergeschossen hatten.«

      »Sie sind zwar beide entkommen, aber der eine ist von einem Beamten durch einen Schuß verwundet worden. Man hat Blutspuren an der Stelle gefunden, wo das Auto wartete.«

      Mr. Smith nickte.

      »Bitten Sie Mr. Ela, zu mir zu kommen, wenn er mit seiner Arbeit fertig ist.«

      Polizeiinspektor Ela hatte seine Nachforschungen anscheinend schon beendet, denn kurz darauf erschien er in dem Büro. Er hatte etwas melancholische Züge.

      »Treten Sie näher«, sagte Mr. Smith lächelnd, »und erzählen Sie mir all Ihre Leiden und Ihren Kummer.«

      Mr. Ela ließ sich in einem rohrgeflochtenen Stuhl nieder.

      »Meine Hauptsorge besteht darin, Augenzeugen zu finden, die nähere Angaben machen können. Bis jetzt fehlt jeder Anhaltspunkt für die Identität der Räuber, die beinahe einen Mord auf dem Gewissen haben. Die Nummer des Wagens war natürlich gefälscht, man hat das Auto nicht über Limehouse hinaus verfolgen können. Ich stehe vor scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten. Ich weiß nur, daß einer der Vagabunden entweder verwundet oder getötet und von seinem Freund in den Wagen getragen wurde. Es ist möglich, daß seine Leiche irgendwo auftauchen wird – dann könnten wir vielleicht weiterkommen.«

      »Wenn das nun zufällig mein Freund Montague Fallock wäre«, meinte Mr. Smith gutgelaunt, »dann könnte ich glücklich sein. Was wollten die beiden denn erbeuten? Suchten sie nach Goldbarren?«

      »Das glaube ich kaum – es schienen ganz einfache Diebsgesellen zu sein. Sie haben ein paar Koffer aufgebrochen, einen Teil des Passagiergepäcks vom Dampfer ›Mandavia‹, der am Tag vorher von der Westküste Afrikas eingetroffen war. Es war Gepäck, wie es Passagiere eben ein oder mehrere Tage in der Zollstation lassen, bis sie weiterreisen. Die aufgebrochenen Koffer gehören dem Sekretär eines Gouverneurs des Kongostaates, der Frau eines höheren Kolonialbeamten, dessen Namen ich vergessen habe – und einem gewissen Dr. Goldworthy, der eben aus dem Kongogebiet zurückgekommen ist, wo er sich der Erforschung der Schlafkrankheit widmete.«

      »Das klingt ja gerade nicht sehr erschütternd«, sagte Mr. Smith nachdenklich. »Ich verstehe nicht, warum so hochmoderne, elegante Verbrecher im Auto angefahren kommen, um sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben; warum sie in Masken und mit Pistolen auftreten – sie waren doch maskiert, wenn ich mich recht entsinne?« Ela nickte. »Warum kommen diese Leute wegen solcher Bagatellen?«

      »Nun erzählen Sie mir aber auch von Ihrem Fall«, bat der Inspektor.

      »Von dem Fall Montague Fallock«, erwiderte Smith mit einem verbissenen Lächeln. »Wieder der edle Montague Fallock! Er war so bescheiden, nur zehntausend Pfund von Lady Constance Dex zu fordern – der Schwester des bekannten und ehrenwerten Pfarrers Jeremiah Bangley in Great Bradley. Wenn sie nicht zahlt, will er sie mit einer alten Liebesaffäre bloßstellen.

      Bangley ist ein großer, freundlicher, vornehmer Herr, der ganz unter dem Einfluß seiner Schwester steht. Sie ist eine stattliche und immer noch schöne Frau. Die Angelegenheit hat ihre Bedeutung eigentlich dadurch schon halb verloren, daß der betreffende Mann vor kurzer Zeit in Afrika starb. Das sind alle wesentlichen Details. Ihr Bruder wußte schon von der ganzen Sache, aber Montague wollte sie eben der ganzen Welt bekanntmachen. Er droht, die Dame umzubringen, wenn sie seine Forderung der Polizei mitteilen sollte. Es ist nicht das erstemal, daß er zu derartigen Drohungen greift. Der letzte, den er zu erpressen suchte, war der Millionär Farrington – merkwürdigerweise ein guter Freund von Lady Dex.«

      »Es ist wie verhext«, meinte Ela. »Konnten Sie denn keine weiteren Anhaltspunkte finden, als Sie die Leichen der beiden Männer durchsuchten, die gestern nacht ermordet wurden?«

      Mr. Smith ging in dem Raum auf und ab, er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und schüttelte nachdenklich den Kopf.

      »Ferreira de Coasta war der eine, und Henri Sans der andere. Zweifellos standen die beiden im Sold Montagues. Coasta war ein gebildeter Mann, der ihm wahrscheinlich als Vermittler gedient hat. Von Haus aus Architekt, war er wegen dunkler Geldangelegenheiten in Paris in Schwierigkeiten gekommen. Sans war ein untergeordneter Agent, dem man mehr oder weniger Vertrauen entgegenbrachte. Ich habe weder bei dem einen noch bei dem anderen etwas Besonderes gefunden, das mich auf die Spur Montague Fallocks hätte bringen können. Sehen Sie, nur dieses Ding habe ich entdeckt.«

      Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und nahm ein kleines, silbernes Medaillon heraus, das eingravierte Ornamente und ein schon halb verwischtes Monogramm trug.

      Mr. Smith drückte auf eine Feder, und das Medaillon sprang auf. Es enthielt nur ein kleines, weißes, kreisrundes Papier.

      »Ein gummiertes Etikett«, erklärte Mr. Smith. »Aber die Inschrift ist interessant.«

      Ela nahm den kleinen Gegenstand in die Hand, hielt ihn ans Licht und las.

      Mor: Cot.

       Gott schütz dem Kenig

      »Ungeheuer patriotisch, aber eine unglaubliche Orthographie, ich kann nichts damit anfangen.«

      Smith steckte das Medaillon wieder in seine Tasche und verschloß dann das Aktenstück in einer Schreibtischschublade.

      Ela gähnte.

      »Entschuldigen Sie, aber ich bin sehr müde. Übrigens – liegt in diesem Great Bradley, das Sie vorhin erwähnten, nicht irgend so ein romantisches Haus?«

      Mr. Smith nickte und zwinkerte mit den Augen.

      »Es ist die Stadt, in der das ›geheimnisvolle Haus‹ liegt«, sagte er und erhob sich. »Aber die Extravaganzen eines liebeskranken Amerikaners, der verrückte Häuser baut, gehen schließlich die Polizei nichts an. Sie können bis Chelsea in meinem Wagen mitfahren.« Bei diesen Worten zog er seinen Mantel an und nahm seine Handschuhe. »Möglicherweise haben wir Glück und überfahren Montague im Nebel.«

      »Sie scheinen ja heute abend in einer Stimmung zu sein, in der Sie an Wunder glauben«, meinte Ela, als sie zusammen die Treppe hinuntergingen.

      »Ich bin in der Stimmung, zu Bett zu gehen«, erwiderte Mr. Smith ehrlich.

      Als sie draußen angelangt waren, war der Nebel so dicht, daß sie zögernd stehenblieben. Der Chauffeur, der Mr. Smiths Wagen lenkte, war ein kluger und zäher Polizeibeamter, aber seine lange Erfahrung sagte ihm, daß es ein nutzloses Beginnen war, an diesem Abend nach Chelsea zu fahren.

      »Die ganze Straße ist nebelig und unsichtig«, sagte er. »Ich habe eben mit der Westminster-Wache telefoniert und dort die Auskunft bekommen, daß es unmöglich sei, durch den Nebel zu fahren.«

      Mr. Smith nickte.

      »Dann werde ich hier in der Polizeidirektion schlafen. Sie suchen sich besser hier auch ein Quartier in einer der Wachstuben«, wandte er sich an seinen Chauffeur. »Was wollen Sie tun, Ela?«

      »Ich werde ein wenig im Park spazierengehen«, entgegnete Ela ironisch.

      Mr. Smith ging zu seinem Büro zurück, und Ela folgte ihm.

      Oben drehte er das elektrische Licht an, aber er blieb in der Tür stehen. Während ihrer Abwesenheit von höchstens zehn Minuten mußte jemand hiergewesen sein. Zwei Schubladen des Schreibtisches waren gewaltsam geöffnet worden, und der Fußboden war mit Schriftstücken bedeckt, die bei einer hastigen Durchsuchung hinuntergeworfen worden waren.

      Mr. Smith war mit einigen großen Schritten am Schreibtisch das Aktenstück war fort.

      Ein Fenster stand offen, und dichte Nebelschwaden drangen in das Zimmer.

      »Sehen


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