Dalmatinische Reise. Bahr Hermann

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Dalmatinische Reise - Bahr Hermann


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abzuwarten, was dann von einem noch übrig sein wird. Was dann in einem übrig bliebe, das wäre fester Grund. Darauf könnte man bauen. Doch solcher Mut setzt sich einem nur zwitschernd auf die Schulter, gleich aber ist er wieder fortgeflogen. Man ist mehr Bürger als Mensch.

       Jetzt sind wir im argen Quarnero. Vor uns ist Cherso, kahl, steinig, grau. Dahinter läßt sich der Velebit ahnen. Die Sonne schlägt sich mit dem Regen. Jeden Augenblick verändert sich der Tag. Bald scheint's in den Bergen zu wettern, da wird es hell, aber schon schwärzt sich der Himmel wieder. Indem wir nun zwischen den Inseln passieren, zwischen Unie und Canidole mit dem sandigen Sansego durch, bricht sich vor uns das Licht am Horizont so, daß dort unten der Scoglio Asinello und die kleinen Riffe neben ihm über dem Wasser in der Luft zu schweben scheinen, wie von einer unsichtbaren Hand aus dem Wasser gehoben und in der Luft gehalten. Das Wasser ist von einem Grau, das in der Ferne fast lila wird; darauf liegt ein glitzerndes silbernes Band, darauf die Luft und darauf erst, über dem grauen Grund und über dem weißen Band, hängen in der aschigen Luft die kleinen Inseln, schwarzblaue Risse, ungeheuren, plötzlich im Fliegen erstarrten, aufgespießten Fischen gleich.

      In Lussin regnet's. Und auf der Riva der schauerliche Lärm! Lärm ist in jedem Hafen; in Patras und im Piräus schreit man noch mehr. Es gibt aber einen kaiserlich-königlich österreichischen Lärm, einen unnützen Lärm, einen verdrossenen, faulen, mechanischen Lärm, der so zuwider ist, weil er nur das Maul aufmacht und kein Temperament hat. Es ist derselbe Lärm wie in Ischl im Hotel Kreuz, wenn zu Mittag hundert hungrige Wiener ächzende Kellner an den Frackschösseln packen. Wie mir Lussin überhaupt immer den Eindruck macht: Ischl oder Aussee, plötzlich an das Meer versetzt; und das stimmt nicht. Aber man braucht dann freilich nur ein paar Schritte weg ins Land zu gehen, auf windstillem Weg unter leuchtenden Zitronen gegen Lussingrande hin, oder nach Cigale, und die lächerliche Vision von Wiener Café zerstiebt. Pinien, Opuncien, Agaven, blauer Rosmarin, der dunkle Lorbeer, die roten Eriken, Palmen, Orangen, Oleander, Ceratonien mit den rostigen Trauben und die weidengrauen Ölbäume. Und überall das ewige Meer, mit den scheckigen Segeln auf den blauen Wellen in der weißen Sonne.

      Jetzt wird's lustig. Ein paar junge Herren von der Kriegsmarine sind eingestiegen. Sie lachen, necken die Offiziere mit ihrer Angst vor der Seekrankheit und erzählen Abenteuer. Es gibt ein Seelatein, wie's ein Jägerlatein gibt. Diese jungen Burschen sind voll Lust und Kraft; man merkt's ihnen an, daß sie sich gut geführt fühlen. Sie sprechen Italienisch, ein bißchen Kroatisch und jenes Armeedeutsch, das ein sublimiertes Wienerisch ist. Und sie sind immer so vergnügt! Sie spüren, daß in ihren Schiffen Österreich ist. So wirkt ein einziger wirklicher Mensch, wie Tegetthoff war, einer, der den Glauben an sich hat, in seiner Welt noch bis ins zweite und dritte Glied nach.

      Der eine von ihnen ist ein Knirps mit einem sehr großen, breiten, glatt ausrasierten Gesicht, das, mit den heftig fragenden Augen, etwas kindisch Verwundertes hat. Herrisch stapft er knieweit auf dem Schiff herum, die Hände in den Taschen, mit schiefem Maul, und weiß alles. Er kennt jedes Riff beim Namen und hat alle geschichtlichen Daten. Er gehört zu den Menschen mit ausgemachten Wahrheiten. Wie er so vorn am Bug steht, definitiv hingespreizt, und in den Regen schaut, gleichsam abwägend, ob er es denn noch weiter regnen lassen soll, hat er sicher das Gefühl, in eine Schlacht zu fahren. Trotzdem wirkt er nicht komisch, der insolente Zwerg, weil man ihm ansieht, daß er in einer wirklichen Gefahr gewiß ebenso wäre, nur wahrscheinlich ruhiger als jetzt, wo ihn seine Phantasie plagt. Ich kann die kriegerische Brunst solcher Knaben schon verstehen. Sie sind wie junge Mädchen, denen der Mann fehlt. Man müßte nur für sie Gefahren suchen, die der Menschheit nützen. So lange die Demokratie keine Verwendung für den Dampf der bürgerlichen Jugend hat, für ihre Lust an Abenteuern, Drangsalen und Verwegenheiten, für ihre Spannung nach Explosionen, wird sie den jungen Leuten langweilig sein. Daher in Frankreich die Banden der jeunesse royale. Es hilft nichts, zu sagen: Die Menschheit ist heute so weit, daß sie keine Helden mehr braucht! Es gibt aber noch immer Menschen, die das Bedürfnis haben, Helden zu sein. Wie es immer noch Menschen gibt, die das Bedürfnis haben, Schwärmer zu sein. Was sollen sie mit sich anfangen? Ihr habt kein Ventil für sie, so laufen sie euch weg, unter die Soldaten und zu den Pfaffen. Aber die wirkliche Demokratie wird Platz für jede Menschenart haben. Ich kann mir meinen kleinen maritimen Siegfried da, mit den ovalen Beinen, nun einmal im Bureaudienst nicht denken. – Er vergilt mir übrigens meine Sympathie keineswegs. Er ist artig, aber sichtlich auf der Hut mit mir. Lange Haare sind ihm nicht geheuer, und er hat gehört, daß ich nach Montenegro will; dies aber genügt jetzt hier, um ein Spion zu sein.

      Inseln rechts und Inseln links. Hier Selve, Ulbo, Pago, dort Premuda, Skarda, Melada. Jetzt springt das dalmatinische Festland vor, wir sind im Kanal von Zara, den im Westen Sestrunj mit seinen Scoglien und die langgestreckte Insel Ugljan deckt.

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