Liebe im Wüstensand. Barbara Cartland

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Liebe im Wüstensand - Barbara Cartland


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      »Ich bin gern mit dir zusammen und kann mich mit dir über alles unterhalten«, sagte Vita, »aber das ist nicht genug, nicht wahr?«

      »Nein«, erwiderte er. »Für dich ist es nicht genug und für mich wohl auch nicht.«

      »Wie empfindet man, wenn man liebt, Charles?«

      »Soll ich dir diese Frage wirklich beantworten?« fragte er.

      »Ich frage dich als Freund.«

      »Als Freund kann ich dir darauf keine Antwort geben«, erwiderte er. »Als Mann, der dich liebt, ist es Qual und höchste Wonne zugleich. Es ist ein Schmerz, der Körper und Seele durchdringt, bis man es nicht mehr zu ertragen glaubt, dann wieder erfüllt es einen mit Entzücken und trägt einen himmelwärts, so daß alles in diesem einen beseligenden Augenblick vergessen ist.«

      Seine Stimme klang bewegt, und Vita entgegnete nach einem Augenblick leise: »Danke, Charles! Eines Tages möchte ich das auch erfahren.«

      »Ich mag nicht daran denken, daß du so für einen anderen Mann empfinden könntest«, sagte Charles. »Doch der Gedanke, daß du gezwungen werden könntest, einen Mann zu heiraten, der deiner nicht würdig ist, ist unerträglich. Du bist dazu ausersehen; das höchste Glück auf Erden zu erfahren, Vita!«

      »So empfinde ich es auch«, sagte Vita. »Das Leben sollte ein Abenteuer sein, Charles, ein aufregendes Abenteuer, das sich nicht darin erschöpft, in einen goldenen Käfig eingesperrt und mit Diamanten überschüttet zu werden, um den Freiheitsdrang zu ersticken.«

      »Du mußt von jetzt an sehr vorsichtig sein bei allem, was du sagst und tust«, warnte Charles. »Das wichtigste ist, Zeit zu gewinnen.«

      »Warum?« fragte Vita.

      »Weil es zu spät ist, wenn du erst einmal verheiratet bist«, erwiderte Charles.. »Dir mag ja eine lange Verlobungszeit recht sein, aber ich fürchte, Lord Bantham wird weniger geduldig sein.«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Weil jeder Mann, der dich besitzen möchte, ständig in Furcht leben würde, dich zu verlieren«, sagte Charles weise. »Er wäre blind oder taub, würde er nicht erkennen, daß jeder Mann, der dir begegnet, sich in dich verlieben muß und du dich jederzeit für einen anderen entscheiden, ihm den Vorzug geben könntest.«

      »Mir wäre jeder andere lieber als er!« erklärte Vita.

      »Vermutlich ist er viel zu sehr von sich selbst überzeugt, um eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen«, überlegte Charles. »Andererseits könnte er aber auch keinen Aufschub dulden und sich die Zustimmung deines Vaters sichern.«

      »Du meinst, Papa könnte Verdacht schöpfen, daß ich weglaufen will, wenn er erfahren würde, wie groß mein Widerwille gegen eine Ehe mit Lord Bantham ist?«

      »Gib dir keine Blöße, Vita«, warnte Charles sie eindringlich. »Der General ist ein scharfsinniger, verdammt kluger Mann. Mein Vater hat immer großen Respekt vor ihm gehabt und mir erzählt, was für ein überragender Befehlshaber er war. Seine Leute wären ihm überallhin gefolgt.«

      »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Vita.

      »Gleichzeitig«, fuhr Charles fort, »war er aber auch als autoritär verschrien. Er bestand darauf, daß seine Befehle bedingungslos ausgeführt wurden. Ich fürchte, er hat sich in dieser Beziehung nicht geändert.«

      »Du hast recht, Charles«, pflichtete Vita ihm bei, »und das nur, weil er glaubt, es wäre zu meinem Besten. Mein Gott, wie ich diese Redensart hasse!« »Vielleicht stimmt das wirklich, und ich habe unrecht«, murmelte Charles.

      »Das sagst du - nach allem, was du mir über die Liebe erzählt hast?« rief Vita empört. »Du kannst jetzt keinen Rückzieher mehr machen, nachdem du mich zum Widerstand angestachelt hast. Du mußt jetzt auch für die Folgen einstehen.«

      »Tu nichts Unüberlegtes, Vita!« warnte Charles sie besorgt. Er wußte, wie impulsiv sie war und daß sie ebenso starrköpfig sein konnte wie ihr Vater.

      »Mir muß etwas einfallen, wie ich dem Ganzen entgehen kann«, sagte Vita verzweifelt. »Hilf mir, Charles! Was soll ich tun? Wie soll ich es anstellen? Wie kann ich Zeit gewinnen?«

      Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, dann fragte Charles: »Hast du keine Verwandten, die du einweihen könntest? Ich meine nicht solche, die in der Nähe wohnen, sondern jemanden, der in Schottland oder Frankreich lebt. Was ist mit deinem Vetter Bevil?»

      »Er ist auf dem Weg nach Mexiko«, erwiderte Vita, »und hat England nur einen kurzen Besuch abgestattet. Das wäre also hoffnungslos!«

      Sie stieß plötzlich einen freudigen Schrei aus.

      »Was hast du?« fragte Charles.

      »Du hast mich auf die Lösung gebracht, Charles. Du hast mein Problem gelöst!«

      »Ich?« fragte Charles verwirrt. »Aber sagtest du nicht, du könntest deinen Vetter Bevil auf keinen Fall erreichen?«

      »Wer redet denn von Bevil?« entgegnete Vita. »Nein, meine Cousine Jane. Zu ihr werde ich fliehen! Ich sagte dir bereits, daß ich sie gern um ihren Rat bitten würde. Sie ist die einzige, die mich verstehen wird.«

      »Sie lebt in Syrien«, sagte Charles fassungslos. »Du kannst doch nicht nach Syrien reisen, einmal abgesehen davon, daß dein Vater dir nie erlauben würde, mit jemandem in Verbindung zu treten, der ein solches Leben geführt hat wie Lady Ellenborough!« »'

      Vita lachte belustigt.

      »Liebster Charles, so dumm bin ich doch nicht. Natürlich werde ich Papa nicht auf die Nase binden, daß ich Cousine Jane besuchen will. Du wirst der einzige Mensch sein, der von meinem Vorhaben weiß.«

      Zwei Stunden später betrat Vita das Herrenzimmer, in dem ihr Vater vor dem Kamin saß und Zeitung las.

      Er blickte von seiner Lektüre auf, als sie eintrat, und erfreute sich an dem bezaubernden Anblick seiner Tochter. Vita trug ein schlichtes weißes Kleid, das die sanfte Rundung ihres Busens und ihrer schmalen Taille betonte und sie wie eine Gestalt von Gainsborough erscheinen ließ, die einem seiner Gemälde entstiegen war und - als wolle sie diese Vorstellung unterstreichen - eine rosa Nelke in der Hand trug.

      Ihr Teint war sehr hell, doch die zart geröteten Wangen verrieten, daß sie bei bester Gesundheit war.

      Dennoch haftete ihr etwas Zerbrechliches und Ätherisches an, das in jedem Mann, dem sie begegnete, den Beschützerinstinkt weckte, bis er das lebhafte Funkeln in ihren blauen Augen gewahrte, das ein wenig herausfordernd wirkte.

      Vita trat zum Sessel ihres Vaters, beugte sich vor und küßte liebevoll seine Wange.

      »Ich bringe dir eine Nelke für dein Knopfloch, Papa. Damit wirst du noch hinreißender aussehen als ohnehin schon!«

      Sie steckte ihm die Nelke ins Knopfloch, küßte ihn wieder und ließ sich dann neben seinem Sessel auf den Boden sinken.

      »Ich fühle mich schon besser, Papa«, sagte sie. »Ich bin ausgeritten und habe gründlich über alles nachgedacht. Lord Banthams Antrag kam nur so überraschend für mich, daß ich nicht vernünftig darauf reagieren konnte.«

      »Ich bin froh, daß du zur Vernunft gekommen bist, mein Liebes«, sagte der General, »aber ich wünschte, du hättest mich gebeten, dich zu begleiten. Du weißt, wie ungern ich es sehe, wenn du allein ausreitest.«

      »Ich bin doch im Park geblieben, Papa, und wollte nur ungestört nachdenken.«

      »Und zu welchem Entschluß bist du gekommen?«

      »Daß ich den wunderbarsten, liebsten und anbetungswürdigsten Vater der Welt habe«, sagte sie langsam.

      Der General lächelte erfreut, doch seine Miene verriet leises Mißtrauen.

      »Ich habe das Gefühl, Vita«, sagte er, »daß du etwas bei mir erreichen willst. Falls du versuchen willst, mir die Zusage zu entlocken,


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