Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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wohl verstand, ganz deutlich zu erkennen zu geben die Absicht hatte, dass sie ihn als den vorzugsweise geehrten Gast betrachtete. Gewöhnt jedoch an den Eigensinn und die Koketterie der Schönen, erfüllte ihn diese Entdeckung mit keiner sonderlichen Unruhe, und er aß mit einem Appetit, der sich keineswegs durch gemütliche Rücksichten stören ließ. Da die leichtverdaute Nahrung der Wälder der Befriedigung des großen physischen Genusses gar wenig Hindernisse in den Weg legte, blieb Wildtöter, trotz der herzhaften Mahlzeit, welche beide in den Wäldern gehalten, in keiner Weise hinter seinem Genossen zurück in tätlicher Anerkennung der Güte der Speisen.

      Eine Stunde später war die ganze Szene sehr verändert. Der See war noch friedlich und spiegelklar, aber die Dämmerung des spätern abends war auf das sanfte Zwielicht eines Sommerabends gefolgt, und alles innerhalb der dunkeln Einfassung der Wälder lag in der stillen Ruhe der Nacht. Die Forsten ließen keinen Gesang, keinen Schrei, nicht einmal ein Flüstern hören, sondern schauten von den Bergen auf das schöne Becken, das sie umgaben, in feierlicher Stille herunter; und der einzige Laut, den man hörte, war das regelmäßige Klatschen der Ruder, welche Hurry und Wildtöter bequem handhabten, die Arche nach dem Castell hin lenkend. Hutter hatte sich auf das Hinterteil der Fähre zurückgezogen, um zu steuern, aber da er fand, dass die jungen Männer ganz im Takt ruderten, und durch ihre eigne Geschicklichkeit ganz in der gewünschten Richtung blieben, hatte er das Steuerruder im Wasser nachschleppen lassen, sich einen Sitz am Ende der Fähre genommen, und seine Pfeife angezündet. Er saß so erst wenige Minuten, als Hetty verstohlen aus der Cajüte, oder dem Hause, wie sie gewöhnlich diesen Teil der Arche nannten, heranschlich, und sich auf einer kleinen Bank, die sie mitbrachte, zu seinen Füßen setzte. Da dies Beginnen eben nichts Ungewöhnliches bei dem schwachsinnigen Kind war, beachtete es der Alte nicht weiter; er legte nur seine Hand in liebevoller, beifallgebender Weise auf ihr Haupt; eine Liebkosung, die das Mädchen in stummer Sanftmut hinnahm.

      Nach einer Pause von einigen Minuten fing Hetty an zu singen. Ihre Stimme war schwach und zitternd, aber ernst und feierlich. Die Worte und die Weise waren von der einfachsten Art; es war eine Hymne, die ihre Mutter sie gelehrt hatte, und eine jener natürlichen Melodien, die bei allen Klassen, zu allen Zeiten Beifall und Gunst finden, weil sie vom Herzen kommen und ans Herz sprechen. Hutter horchte nie diesem einfachen Gesang, ohne dass sein Herz und sein Benehmen milder wurde; dies wusste seine Tochter wohl, und sie hatte es sich schon oft zu Nutze gemacht vermöge jenes geheimen, heiligen Instinkts, der oft die Geistesschwachen erleuchtet, zumal bei ihren guten Absichten und Bestrebungen.

      Hetty’s leise, süße Töne drangen nur erst einige Augenblicke durch die Lüfte, als das Klatschen der Ruder aufhörte, und der heilige Gesang allein in der atmenden Stille der Wildnis zum Himmel emporstieg. Wie wenn sie im Verfolg der Hymne Mut gewänne, schien ihre Kraft, wie sie weiter sang, zu wachsen; und obgleich nichts Gemeines oder Schreiendes sich in ihre Melodie mischte, schwoll doch ihre Stärke und schwermütige Zartheit hörbar an, bis die Luft erfüllt war von dieser einfachen Huldigung einer Seele, die beinahe fleckenlos erschien. Dass die Männer vorn nicht gleichgültig blieben gegen diese rührende Unterbrechung, ging aus ihrer Untätigkeit deutlich hervor; auch klatschten nicht eher wieder ihre Ruder, als bis der letzte der süßen Töne wirklich erstorben war an den merkwürdigen Ufern, die in dieser bezaubernden Stunde selbst die leisesten Modulationen der menschlichen Stimme weiter als eine Meile fortpflanzten. Hutter selbst war gerührt; denn so roh er war vermöge seiner früh angenommenen Lebensweise, und so hartherzig sogar er geworden war durch seine lange Bekanntschaft mit den Sitten und Bräuchen der Wildnis, bestand doch seine Natur aus jener furchtbaren Mischung von Gut und Böse, welche man überhaupt bei der moralischen Organisation der Menschen so vielfach findet.

      Du bist heute Nacht traurig, Kind, sagte der Vater, dessen Benehmen und Sprache gewöhnlich Etwas von der Feinheit und Erhebung des zivilisierten Lebens annahm, das er in seiner Jugend geführt hatte, wenn er so mit diesem seltsamen Kind sich unterhielt, wir sind eben erst Feinden glücklich entgangen, und sollten uns vielmehr freuen!

      Ihr könnt es nimmermehr tun, Vater! sagte Hetty im leisen Ton flehentlicher, abmahnender Bitte, indem sie, mit ihren beiden Händen seine harte, raue Hand ergriff, Ihr habt lang mit Harry March gesprochen; aber keiner von Euch wird das Herz haben, es zu tun.

      Das geht über Deinen Kreis, närrisches Kind; Du bist wohl so garstig gewesen und hast gehorcht, sonst könntest Du Nichts wissen von unserm Gespräche.

      Warum wolltet denn Ihr und Hurry Leute töten – und gar Weiber und Kinder?

      Still, Mädchen, still; wir leben im Krieg, und müssen unsern Feinden tun, was sie uns tun möchten.

      Das ist nicht so, Vater! Ich habe Wildtöter sagen hören, wie es ist. Ihr sollt Euren Feinden tun, was Ihr wünscht, dass Eure Feinde Euch tun! Niemand wünscht, dass seine Feinde ihn töten!

      Wir töten unsre Feinde im Krieg, Mädchen, damit sie nicht uns töten. Eine Seite oder die andre muss anfangen; und die zuerst anfangen, tragen am ehesten den Sieg davon. Du verstehst Nichts von diesen Dingen, arme Hetty, und solltest am liebsten davon schweigen.

      Judith sagt, es sei Unrecht, Vater; und Judith hat Verstand, wenn auch ich keinen habe.

      Judith versteht es besser, als dass sie mir von diesen Dingen spräche; denn sie hat Verstand, wie Du sagst, und weiß, dass ich es nicht dulden würde. Was würdest Du vorziehen, Hetty: dass man Dir Deinen Skalp nähme, und an die Franzosen verkaufte, oder dass wir unsre Feinde töteten, und sie hinderten, uns ein Leid zu tun?

      Das ist es nicht, Vater! Tötet sie nicht, und lasst auch uns nicht von ihnen töten. Verkauft Eure Häute, und schafft neue herbei, wenn Ihr könnt; aber verkauft nicht Blut!

      Komm, komm, Kind; reden wir von Dingen, die Du verstehst. Freut es Dich, unsern alten Freund March wieder zurückgekommen zu sehen? Du magst Hurry wohl leiden, und musst wissen, dass er wohl eines Tages Dein Bruder werden kann – wo nicht noch etwas Näheres.

      Das kann nicht sein, Vater, erwiderte das Mädchen nach einer langen Pause, Hurry hat einen Vater und eine Mutter gehabt; und die Leute haben nie zwei.

      Da sieht man Deinen schwachen Geist, Hetty. Wenn Jude heiratet, so wird ihres Mannes Vater ihr Vater, und ihres Mannes Schwester ihre Schwester. Wenn sie Hurry heiraten sollte, wird er Dein Bruder.

      Judith wird nie den Hurry nehmen, versetzte das Mädchen mild aber bestimmt. Judith mag den Hurry nicht.

      Das ist Mehr als Du wissen kannst, Hetty. Harry March ist der schönste und der stärkste und der kühnste junge Mann, der je den See besucht; und da Jude die größte Schönheit ist, sehe ich nicht ein, warum sie nicht zusammenkommen sollten. Er hat so gut als versprochen, dass er mit mir diesen Handel eingehen will, wenn ich meine Zustimmung gebe.

      Hetty fing an, sich unruhig hin und her zu bewegen, und sonst auch ihre geistige Unruhe und Aufregung auszudrücken; aber länger als eine Minute antwortete sie nicht. Ihr Vater, an ihr Wesen gewöhnt, und keine besondere Ursache ihrer Aufregung ahnend, fuhr fort zu rauchen mit jenem in die Augen fallenden Phlegma, welches gerade dieser Art von Genuss eigen zu sein scheint.

      Hurry ist schön, Vater, sagte Hetty mit einfacher Emphase, welche in ihren Ton zu legen sie sich wohl würde bedacht haben, wäre ihr Geist aufmerksamer gewesen auf die Gedanken und Beweggründe anderer.

      Das habe ich dir gesagt, Kind, brummte der alte Hutter, ohne die Pfeife aus den Zähnen zu nehmen, er ist der hübscheste Junge in dieser Gegend; und Jude ist das hübscheste junge Weibsbild, das mir vorgekommen, seit den besten Zeiten ihrer armen Mutter.

      Ist es schlimm, hässlich zu sein, Vater?

      Man kann sich Schlimmeres vorzuwerfen haben – aber du bist keineswegs hässlich; obwohl nicht so hübsch wie Jude.

      Ist Judith deßwegen glücklicher, weil sie so schön ist?

      Das kann sein, Kind, aber vielleicht auch nicht. Reden wir aber jetzt von anderen Dingen; denn das verstehst du schwerlich recht, arme Hetty. Wie gefällt dir unser neuer Bekannter, Wildtöter?

      Er ist nicht schön, Vater. Hurry ist viel schöner als Wildtöter.

      Das ist wahr, aber es heißt, er sei ein ausgezeichneter Jäger. Sein Ruf drang zu meinem Ohre, noch eh’ ich ihn sah; und ich hoffte,


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