Liebestrommeln auf Haiti. Barbara Cartland

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Liebestrommeln auf Haiti - Barbara Cartland


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      „Hat Dessalines sie dort einquartiert?” fragte Kirk.

      „Das wird sie selbst besorgt haben”, vermutete Jacques. „Sie ist fest entschlossen, die große Dame zu spielen. Wenn ihr Voodoo seine Wirkung tut, wird Madame Dessalines eines plötzlichen Todes sterben und Orchis den Thron besteigen. Das glaubt sie wenigstens.”

      „Ist Dessalines derart hingerissen von ihr?” wollte Kirk wissen.

      „Er liebt kluge Frauen, die Stil haben und sich benehmen können. Auf Orchis trifft das alles zu. Außerdem sind die Götter auf ihrer Seite, und deren Macht ist nicht zu unterschätzen.”

      „Sprechen Sie von Voodoo?” fragte André.

      „Wovon sonst?”

      „Ich dachte, Voodoo sei verboten.”

      „Ist es auch. Sowohl Dessalines als Christophe haben sich dagegen ausgesprochen. Sie sagen, es schmecke nach Unterwerfung und sei eine Religion für Sklaven.”

      „Und trotzdem besteht der Kult weiter?”

      „Natürlich besteht er weiter”, antwortete Jacques.

      „Voodoo gehört nun einmal zum schwarzen Mann und zu jedem anderen Haitianer. Keiner kann hier mehr ohne Voodoo sein. Selbst den Katholiken ist dieser Zauber so in Fleisch und Blut übergegangen, daß niemand weiß, wo Voodoo aufhört und der Katholizismus anfängt.”

      „Das kann ich nicht glauben!” rief André aus.

      „Sie werden es erfahren”, antwortete Jacques gelassen. „Und jetzt auf zu Madame Orchis, der hübschesten Schlange seit Adam und Eva.”

      André verabschiedete sich von Kirk. Er hatte Mühe, seine Aufregung zu verbergen. Jetzt begann das große Abenteuer. Er würde seine Kräfte mit Dessalines messen und, wenn es sein mußte, mit allen Tyrannen der Welt.

      Wie er von Jacques gehört hatte, war Dessalines nicht in der Stadt. Er leitete eine militärische Aktion im spanisch besetzten Teil der Insel.

      „Wird er siegen?” hatte Kirk gefragt.

      „Ich bezweifle es”, war Jacques Antwort gewesen. „Die Spanier sind gute Soldaten und verstehen sich zu verteidigen.”

      Solange sie auf dem Schiff gewesen waren, hatte Jacques aus seiner Abneigung für den Diktator keinen Hehl gemacht. Aber sobald sie den Boden der Insel betreten hatten, spürte André, daß sein Begleiter auf der Hut war. An der Uferpromenade bestiegen sie eine Kutsche. Obwohl es zweifelhaft war, daß der Kutscher ihrer Unterhaltung folgen konnte, sprach Jacques auf der Fahrt durch die engen Gassen mit den Holzhäusern zu beiden Seiten nur über belanglose Dinge.

      Sie hielten vor Jacques Haus, einem grün gestrichenen mächtigen Bau aus Holz, um Andrés Gepäck abzuladen.

      „Port-au-Prince macht sich”, meinte Jacques, „aber jeder fürchtet einen neuen Überfall der Franzosen und scheut sich, sein Geld für Dinge auszugeben, die ein Raub der Flammen oder ein lohnendes Ziel für Kanonen sein könnten.”

      André ahnte, daß sich diese Bemerkung darauf bezog, daß Christophe den Hafen Le Cap auf der anderen Seite der Insel in Brand gesteckt hatte, als die französische Flotte in Sicht gekommen war.

      General Ledere hatte bei seiner Landung alles in Schutt und Asche gefunden, ein Anblick, der seine Frau Pauline in Tränen ausbrechen ließ. Die Villa in Port-au-Prince, die nun von Orchis bewohnt wurde, war nur ein kümmerlicher Ersatz gewesen.

      Als sie das reich verzierte, eiserne Tor der Villa passiert hatten, näherten sie sich auf einem von üppiger tropischer Vegetation gesäumten Weg einem grauen Gebäude aus Stein mit säulengeschmücktem Eingang. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, daß noch vor kurzer Zeit französische Wachposten in ihren rotweißen Uniformen hier strammgestanden hatten.

      Jetzt gab es nur einige Mulatten in scharlachroter Livree, die sie höflich begrüßten und über mehrere Flure und Galerien zu den Räumlichkeiten von Madame geleiteten.

      Einer halblaut geäußerten Vermutung Jacques zufolge hatte die neue Hausherrin nur deshalb Mulatten als Bedienstete, weil auch ihre Vorgängerin Mulatten hübscher und interessanter gefunden hatte als die schneidigsten französischen Offiziere.

      Pauline hatte ihre Lakaien in gut sitzende Uniformen gesteckt, deren Schnitt ihre Vorliebe für männlichen Charme nicht verleugnen konnte. Wie leicht festzustellen war, hatte Orchis auch hier ihrem Idol ungeniert nachgeeifert. Durch einen von strengen ionischen Säulen flankierten griechischen Portikus betraten sie den Garten an der Rückseite des Hauses. Sie standen vor dem achteckigen Becken eines Springbrunnens, in dem kristallklares Wasser sprudelte. Hinter exotischen Sträuchern und hohen Bäumen öffnete sich ein zweiflügeliges Tor mit reicher Holzschnitzerei. Hier hielt Orchis Hof.

      Sie wurden in aller Form angemeldet und fanden sich in einem Raum, dessen ganze rückwärtige Wand von einem riesigen Bett eingenommen wurde.

      Auf diesem Bett, inmitten zahlloser spitzenbesetzter Seidenkissen, thronte Orchis in einem Negligé aus zartgelbem Chiffon, das ihren schlanken Körper verhüllte und doch nicht verbarg.

      Die Einrichtung bestand aus schweren, goldverzierten Empiremöbeln, zwischen denen sich ein rundes Dutzend Männer unterschiedlichster Art aufhielt. Die meisten waren schwarz, nur wenige Mulatten. Fast alle trugen die reich bestickte Uniform der neuen Armee.

      Jeder von ihnen war offensichtlich bemüht, sich ohne Rücksicht auf die anderen einen Platz in der Nähe ihrer gemeinsamen Angebeteten zu sichern und ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Alle verschlangen sie mit Blicken und zeigten offen ihre Bewunderung.

      Trotzdem schien Orchis hocherfreut über die beiden Neuankömmlinge und gab ihnen ein Zeichen näherzutreten.

      Sie war in der Tat ungewöhnlich schön und so aufregend wie ihr Name. Ihre bloßen Arme schimmerten golden, und die wohlgeformten, herausfordernd geschwungenen Lippen zeugten von unverhohlener Begierde und wohlerprobter Verschwiegenheit.

      Ihren grünen wissenden Augen schien nichts verborgen zu bleiben. Der Mann, der diesen Blicken sein Herz öffnete, war verloren.

      Alles an ihr war reizvoll und verführerisch. Ein wildes, ungezähmtes Geschöpf aus dem Dschungel, katzenhaft und unberechenbar.

      Ihr freudig ausgerufenes: „Jacques!” war wie die zärtliche Liebkosung einer schönen Frau, dazu angetan, jeden Nerv im Körper eines Mannes vibrieren zu lassen.

      „Wo hast du so lange gesteckt, Jacques?”

      „Ich war drüben in Le Cap”, beeilte sich der Angesprochene zu erklären. „Aber seit heute bin ich zurück und bringe dir jemanden, den du noch nicht kennst. Er wird dir das Neueste aus Amerika berichten.”

      „Aus Amerika?” Ihre Blicke richteten sich auf André, erfaßten jeden Zentimeter seiner Gestalt und gaben ihm das lähmende Gefühl, nackt vor ihr zu stehen.

      Ohne Zweifel fand sie Gefallen an dem, was sie sah. Sie reichte ihm die Hand und sagte lächelnd: „Sie müssen mir verraten, was man in Amerika trägt und wie viele Millionäre dieses Land pro Sekunde hervorbringt.”

      „Ich könnte Ihnen viel über dieses Land erzählen”, war Andrés Antwort.

      Sie sah ihn aus halbgeschlossenen Lidern an, als müsse sie ihn und seinen Vorschlag abschätzen. Dann klatschte sie in die Hände und rief: „Geht jetzt! – Alle! Meine Freunde und ich haben wichtige Dinge zu besprechen. Ihr stört uns mit eurem Geschrei. Verschwindet!”

      Als wüßte jeder, daß Ungehorsam zwecklos war, entfernten sie sich wortlos einer nach dem andern. Schließlich war Orchis mit den beiden Männern allein.

      „Setzt euch, meine Hübschen”, eröffnete sie die Unterhaltung. „Hier ist Wein; bedient euch, wenn ihr Lust habt.”

      „Deine Gegenwart berauscht uns mehr als jeder Wein”, dankte Jacques galant.

      „Schmeichler”, wies Orchis ihn zurecht. „Sag mir


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