Casamento em família. Joan Hohl

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Casamento em família - Joan  Hohl


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fragte sie, sie schien vergessen zu haben, dass wir uns mit dem Bilderkatalog beschäftigt hatten.

      „Wir haben unsere Bildersuche abgeschlossen“, sagte Seldit und wir gingen wieder zu Marietta hinüber, um ihr unsere Auswahl zu zeigen. Ich brachte Marietta ein Glas Saft und legte weitere Holzscheite auf das Kaminfeuer. Seldit und ich tranken noch eine Tasse Kaffee und alle aßen wir süßes „Kum“. Wir sprachen noch eine Zeit lang über die Impressionisten und Marietta und ich erzählten Seldit von einer Südfrankreichfahrt, die wir vor Jahrzehnten einmal unternommen hatten.

      Ab einem bestimmten Punkt nach Süden war man in Frankreich im Midi, man tauchte ein in ein Meer aus Licht, Farben, Gerüchen und Stille, dazu das ständige Zirpen der Zikaden, man war wie berauscht von den Eindrücken, mit denen man konfrontiert wurde. Das war die Mischung von Eindrücken, denen sich auch die Impressionisten, zumindest die im Süden Frankreichs, ausgesetzt sahen, man müsste fast sagen, dass es diese äußerlichen Bestimmungsfaktoren waren, die den Malern den Pinsel führten.

      Die besondere Farbigkeit stand für Glück und genau das empfand man auch, wenn man im Midi war und die Stimmungen auf sich einwirken ließ. Seldit hörte uns zu und schien nur schwer zu verstehen, wovon wir sprachen, es war aber auch schwer, das nur mit Worten zu beschreiben, was letztlich die Leichtigkeit im Midi ausmachte. Marietta war wieder hellwach und trank mit uns, es ging ihr gut, wir rechneten dann damit, dass die Geburt jeden Tag stattfinden könnte.

      Ich ging in die Dunkelheit hinaus zu den Tieren, wieder fiel mir auf, dass es ganz allmählich heller wurde, Armi und Ilpo waren auch lebhafter geworden, sie kamen mir wieder entgegengelaufen und sprangen an den Keulenhälften hoch, die ich für sie in Händen hielt, ich füllte auch ihr Wasser nach. Sie fraßen zwar immer noch den Schnee vor ihrem Verschlag, tranken offensichtlich aber auch wieder aus ihrer Schale. Ich ging wieder zum Haus zurück und aß mit den beiden Frauen „Kum“ und Obst, ich trank mit Seldit Wein und schüttete Marietta einen Saft ein.

      So saßen wir vor dem Kamin und ich erzählte noch einmal von meinem schönen Uni-Büro und den Bildern, die ich dort aufhängen wollte. Wir hatten lange Zeit damit verbracht, die Bilder aus dem Katalog auszusuchen, das hatte Spaß gemacht und ich hatte mich an meine alte Schulzeit zurückerinnert gefühlt. Seldit und ich tranken ordentlich Wein und ich öffnete auch noch eine zweite Flasche, Marietta machte es nichts aus, uns Wein trinken zu sehen, ich fragte sie, ob sie sich erinnerte, wie wir in Südfrankreich Rotwein getrunken hätten, aus der Flasche! Klar erinnerte sich Marietta daran und auch daran, dass wir wegen Geldmangels Baguette, Käse und Tomaten aßen, was es zu erschwinglichen Preisen beim Bäcker und an Marktständen zu kaufen gab.

      Am nächsten Morgen saßen wir alle beim Kaffee zusammen, bei Marietta tat sich noch nichts, sie war einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin, spätestens ab dem nächsten Tag wäre alles anders.

      Ich fütterte die Tiere und sagte Marietta und Seldit dann, dass ich mich noch einmal für ein paar Stunden loseisen müsste, um zu Meeri und Jarmo aufs Schloss zu fahren und sie nach einem Bild zu fragen. Wenn irgendetwas Wichtiges passierte, sollten sie mich auf dem Schloss anrufen, ich käme dann sofort nach Hause. Ich parkte auf dem Schlossparkplatz, auf dem die Reste unseres Schneemannes zu sehen waren, es lag längst nicht mehr so viel Schnee dort wie noch vor einigen Tagen, es hatte zu tauen begonnen! Ich ging ins Haus und klopfte bei Meeri und Jarmo an die Ateliertür, sie riefen „Herein!“ und ich trat ins Atelier, wo ich sie malend vorfand. Was denn gerade entstünde fragte ich, nachdem ich sie beide begrüßt hatte. Ich sah, wie Meeri mit etwas Abstraktem beschäftigt war, während Jarmo immer noch an seiner Ansicht von Ta`amervan saß, die aber sehr gelungen war, Jarmo verstand es, seinem Bild etwas Künstlerisches zu geben, das hieß, dass er den Farbauftrag frei gestaltete und ein Hausdach auch einmal gelb malte, wenn das besser zur farblichen Gesamtkomposition passte.

      Meeris Bild war eine Zusammenstellung farbiger Flächen, die sich schnitten und von Linien gekreuzt wurden, sehr schön anzusehen und überaus bunt. Ich sagte beiden, dass ich auf der Suche nach einem Bild für mein neues Büro wäre und sie mir doch eines ihrer Werke zur Verfügung stellen sollten. Meeri sagte mir dann, dass ich ihre abstrakte Komposition haben könnte, sie brauchte ungefähr noch zwei Tage, bis sie damit fertig wäre, dann könnte ich das Bild mitnehmen. Ich freute mich über ihr Angebot und vermaß das Bild, damit ich mir einen Rahmen für das Bild holen könnte. Meeri meinte, dass ich Pekko danach fragen sollte, er hätte irgendwo noch ganz viele Rahmen von Bildern gesammelt, die irgendwann einmal ausgesondert worden waren und dann nicht mehr gebraucht würden.

      Meeris Bild hatte die Maße 60x80 cm und war damit in etwa so groß wie meine Klassiker, ich sagte dann, dass ich Pekko aufsuchen wollte und verabschiedete mich von den beiden. Ich fand Pekko und Kaija bei sich zu Hause und lud sie zu uns zum Kaffee ein, gleichzeitig fragte ich Pekko nach einem passenden Bilderrahmen und er sagte, dass er sicher so einen Rahmen hätte, er wollte ihn am Nachmittag mitbringen und sie brächten Pflaumenkompott zu uns mit. Ich fuhr wieder nach Hause und fand Seldit und Marietta im Wohnzimmer sitzen, sie unterhielten sich über die Geburt, Seldit zeigte Marietta wie sie sich verhalten sollte, dass sie pressen müsste, wenn Seldit das sagte. Marietta müsste dann sehr stark pressen, so als säße sie auf der Toilette, sie sollte sich nicht darum scheren, ob vielleicht etwas Stuhl abginge, das wäre völlig normal und darum kümmerte Seldit sich. Marietta sollte vor dem eigentlichen Gebären in die Badewanne gehen, damit sie sich wüsche und ihre Muskulatur gelockert würde. Mehr müsste vorher gar nicht gesagt werden, alles Weitere ergäbe sich schon von selbst, wenn die ersten Wehen eingesetzt hätten. Ich sagte, dass ich Kaija und Pekko eingeladen hätte, sie kämen am Nachmittag vorbei und brächten Pflaumenkompott mit. Darauf hätte sie richtig Hunger, sagte Marietta, sie freute sich über den Besuch, wenn er auch sehr kurz vor der Geburt stattfände. Ich fragte Seldit, ob ich zur Geburtsvorbereitung noch irgendwelche Dinge besorgen sollte, Seldit verneinte, das wäre nicht nötig, ich sollte nur selbst da und vor allem fit sein, die Geburt könnte leicht zwölf Stunden dauern, ich sollte ausreichend „Kum“, Obst und Getränke bereitstellen.

      Ich hatte die Bilder bestellt und auch einige Grünpflanzen für mein Büro geordert, ich würde Pekko nach Pflanzenlicht fragen, da wüsste er wohl am besten Bescheid. Um 15.00 h schellte es und Kaija und Pekko standen vor der Tür, Kaija trug eine kleine Schüssel bei sich, in der sie den Pflaumenkompott hatte, Pekko hatte einen Bilderrahmen in 60x80 cm mitgebracht. Ich bat sie beide herein und Marietta und Seldit begrüßten beide sehr herzlich, wo denn Bortan wäre, fragte Pekko, und Seldit erzählte von ihrer kaputten Heizung und der Reparatur, bei der Bortan anwesend sein müsste. Marietta lag auf dem Sofa am Kamin und wir setzten uns zu ihr, sie lag ganz still, als wartete sie auf die ersten Wehen, dann wäre unser gemütliches Kaffeetrinken aber zu Ende gewesen und Seldit träte in Aktion. Kaija und Pekko blieben auch nur zwei Stunden weil sie merkten, dass ein längerer Aufenthalt bei uns angesichts der unmittelbar bevorstehenden Geburt nicht angebracht wäre. Am Abend, wir hatten Kaija und Pekko verabschiedet, ging Marietta in die Badewanne, sie stütze sich beim Gehen und beim In-die-Wanne-Klettern bei mir ab, das waren für sie natürlich große Anstrengungen. Seldit und ich setzten uns zu Marietta und wir unterhielten uns über Kindererziehung, die bei den Goor eine nicht allzu große Rolle spielte, bei uns Menschen aber schon, jedenfalls normalerweise, aber Klaus-Jarmo durchlief ja auch nur die kurze Kindheitsphase, man müsste sehen, welchen erzieherischen Einfluss man auf ihn ausüben könnte. Wir halfen nach einiger Zeit Marietta wieder aus der Wanne und trockneten sie ab, Marietta zog nur einen Bademantel über, Kleidung würde bei der Geburt nur stören.

      Klaus-Jarmos Geburt

      Wir hatten das Sofa im Wohnzimmer ausgeklappt und mit Laken belegt, die man nach der Geburt entweder wegwerfen oder waschen könnte, darauf legte sich Marietta und bekam - wie bestellt - nach kurzer Zeit ihre ersten Wehen. Die waren schon am Anfang so schmerzhaft, dass Marietta leise schrie, sie kamen unregelmäßig und waren Kontraktionen der Gebärmutter, sie leiteten die Eröffnungsphase ein und dauerten ungefähr sechzig Sekunden. Von dem Zeitpunkt an würde der gesamte Geburtsvorgang ungefähr zwölf Stunden dauern, Marietta war ja eine Erstgebärende, die Zeit verkürzte sich bei Zweitgebärenden um vier Stunden und dauerte damit immer noch lange genug. Klaus-Jarmo hatte sich also die Nacht ausgesucht, um die Welt zu betreten, viel


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