Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Bub! Des weiß i doch. Des mußt net sagen. Fahr vorsichtig! Weißt, nachts sind oft so viele betrunkene Autofahrer unterwegs, Dominik.«

      »I paß schon auf, Mutter!«

      Titus Maierhofer schaute von seiner Zeitung auf.

      »I wünsch dir auch einen schönen Abend. I hoff, daß du mir meine Fragerei von heut morgen net allzu übel nimmst.«

      »Es is schon gut, Vater. Es war vielleicht auch meine Schuld. I hab’ ja net gesagt, was i mach. Dann guten Abend zusammen.«

      Er schwang sich in seinen Jeep und fuhr vom Hof.

      *

      Frizzi erinnerte sich noch gut daran, wie die große Küche auf dem Natterer Hof ausgesehen hatte, als die Bäuerin noch lebte. Jetzt stand sie mitten drin und schaute sich um. Es waren zwar noch immer die gleichen Möbel, aber alles sah irgendwie traurig aus. Ja, man konnte es deutlich sehen. Es fehlte die Hand einer Hausfrau und Bäuerin. Nicht, daß es schmutzig war. Es war nur irgendwie trostlos.

      Früher lagen die schön bestickten Kissen auf der Eckbank. An Sonntagen und Feiertagen hatte die Natterbäuerin immer eine weiße Tischdecke aufgelegt. Frizzi erinnerte sich, daß die breite geklöppelte Spitze ihr als Kind schon gehörigen Respekt abverlangt hatte. War es doch viel Arbeit, eine solche Spitze anzufertigen.

      An Werktagen war der große Tisch mit einem Tischtuch aus rotweißen oder blauweißen Karos bedeckt. Außerhalb der Mahlzeiten zierten jahreszeitliche Blumensträuße den Tisch. Ein gleicher Blumenstrauß, jedoch kleiner, stand im Herrgottswinkel unter dem Kruzifix.

      Auch die Vorhänge sahen traurig aus. Sie waren nicht schmutzig, der unregelmäßige Faltenwurf zeugte davon, daß sie jemand gedankenlos und ohne Sinn für Schönheit aufgehängt hatte.

      Frizzi bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Aber Otto Natterer hatte ihr Erstaunen bemerkt. Verlegen fuhr er sich über den Kopf.

      »Mußt uns nachsehen, mir und meinem Bub, daß es hier so ausschauen tut. Es is halt eine Männerwirtschaft. Wir können es eben net besser. Die Hilfskraft, die wir haben, die hat keinen Sinn für Häuslichkeit. Des Madl ist gut für grobe Arbeiten, da kann sie richtig zupacken. Der Haushalt interessiert sie net so.«

      »Mei, des versteh i schon. Mußt net verlegen sein, Bauer. Mit einem guten Essen auf dem Tisch wird’s gleich wieder besser sein.«

      »Kannst schalten und walten, wie dir danach is, Frizzi. Des will i dir noch sagen. I muß jetzt wieder hinaus in den Stall. Is Zeit zum Melken.«

      Otto Natterer ging hinaus. Frizzi stellte den Korb mit den Sachen ab, die sie von daheim mitgebracht hatte. Oben drauf lag eine Schürze. Während sich Frizzi die Schürze umband, schaute sie sich weiter um und war voller Mitleid.

      Zwei Stunden später sah es schon besser aus. Frizzi hatte Blumen aus dem Garten geholt. Im Herrgottswinkel brannte ein ewiges Licht. Der Geruch von selbstgebackenem Kuchen und Kochdüften lag in der Luft. In einer Truhe unter dem Fenster hatte

      Frizzi die Kissen gefunden. Schnell waren die Bezüge gebügelt. Auf dem Tisch lag jetzt eine blauweiße Tischdecke. Frizzi hatte auch den Boden geputzt und gewachst. Es glänzte im Abendsonnenlicht, das durch die offenen Fenster fiel.

      »Donnerwetter!« entfuhr es Otto Natterer, als der den Raum betrat, anerkennend. »Du hast ja Wunder vollbracht!«

      Sorgfältig streifte er sich die Schuhe auf dem noch feuchten Scheuertuch ab, welches Frizzi vor die offene Tür zur Küche auf den Boden gelegt hatte.

      »Danke für die Anerkennung! Doch des is doch net viel. Des hätte deine Hilfskraft auch machen können. I werde mal mit meiner Mutter sprechen, wenn’s dir recht is. Dann kommen wir mal zwei Tage her und machen so einen richtigen Großputz. Wirst sehen, dann fühlst dich auch wieder wohler.«

      »Des kann i ja gar net annehmen, Frizzi! Hast bestimmt was Besseres zu tun, als dich um uns zu kümmern.«

      »Sei still, Bauer. Des is Nachbarschaftshilfe. Wir tun des gern. Wenn es umgekehrt wäre, dann würdest da drüben auf dem Hof auch helfen.«

      »Des wird net nötig sein, weil du da bist, Frizzi. I hab’ eben nur den Buben, den Ansgar. Des is eben hier eine Männerwirtschaft.«

      Ansgar kam herein. Auch er erstaunte und sprach Frizzi seine Anerkennung aus. Die beiden Männer setzten sich an den Tisch. Frizzi trug auf. Es gab eine große Pfanne mit Bratkartoffeln, dazu hatte Frizzi zwei große Schweinekotelett gebraten. Vorher hatte sie das Fleisch schön, wie es sich gehörte, in Ei getunkt und dann in geriebenem Semmelbrösel gewendet. Eine große Schüssel mit Salat aus geraspelten weißen Rüben rundete die Hauptmahlzeit ab. Auf einer abgedeckten Platte am Herd wartete eine süße Nachspeise, Kaiserschmarren mit viel Staubzucker.

      »Dann wünsch i euch gesegnete Mahlzeit. Da drüben steht der Schmarren.«

      »Willst net mitessen, Frizzi?« fragte Ansgar.

      »Nein, danke! I geh jetzt. Mutter wartet schon. I helf euch gern. Aber essen tue i daheim.«

      Frizzi band die Küchenschürze ab und hing sie an die Wand auf einen Haken hinter der Tür.

      »Die laß ich hier! Wäre Unsinn, sie mitzunehmen«, erklärte sie und griff nach ihrem Korb.

      »Also, i hab’ euch ein bisserl vorgekocht. Die Sachen hab’ i schon daheim gemacht. Die sind jetzt in eurer Tiefkühltruhe. Auf dem Küchenschrank dort habe i euch einen Zettel hingelegt. Da steht drauf, wie ihr euch die Sachen am besten aufwärmt. Dann schmeckt’s auch fast wie frisch gekocht. So, das wär es dann, bis die nächste Woche!«

      »Wirst vorher net mehr kommen, Frizzi?« fragte der Bauer.

      Des kann i net sagen. Vielleicht komm i mit meiner Mutter vorbei zum Großputz. Aber da muß i erst mit ihr sprechen. I sag euch Bescheid. Nun greif zu, sonst wird es kalt. Dafür hab’ i net gekocht.«

      Frizzi ging hinaus, stieg in ihr Auto und fuhr heim.

      Zuerst aßen Otto Natterer und sein Sohn Ansgar wortlos. Es schmeckte wunderbar. Dann prosteten sie sich mit den Bierseideln zu.

      »Die Frizzi ist ein tüchtiges Madl. Zupacken kann die, des hätt’ i net gedacht. I wußt ja, daß sie tüchtig is, aber so was hab’ i net zu hoffen gewagt«, bemerkte Otto Natterer zwischen zwei Bissen. »Sie scheint mir nur ein bisserl scheu zu sein. Sie hätt’ doch mit uns essen können. Da wäre doch nix dabei gewesen.«

      »Vater, du weißt, wie des ist. Sie hilft uns, aber sie gehört net zum Hof. Auch wenn wir mit den Villingers befreundet sind, so weiß die Frizzi doch, was sich gehört. An den Tisch setzt man sich nur, wenn man zur Familie gehört.«

      »I hab’ net gedacht, daß die Frizzi des so ernst nimmt mit der Tradition. Wir leben doch in modernen Zeiten, da wird des net mehr so eng gesehen. Vielleicht kannst du mal mit der Frizzi reden, Bub. Wenn sie hier kochen tut, dann kann sie ruhig mitessen. Meinst net auch, daß des schön wär?«

      »Doch des wär’s. I hätte nix dagegen. Doch des müssen wir der Frizzi überlassen. Es wär net gut, wenn wir sie verärgern, denk i.«

      »Des klingt so, als könntest du die Frizzi gut leiden. Is ein fesches Madl, gib es zu!«

      »Ja, an der Frizzi is nix zu beanstanden. I hab’ sie mir mal so betrachtet, vorhin. Sie is wirklich ein fesches Madl. Als Kinder haben wir uns ja andauernd gesehen. Weißt ja, wie unzertrennlich wir waren. Doch in den letzten zehn Jahren is eben jeder seinen eigenen Weg gegangen. Wir sind

      doch keine Kinder mehr. I hab’ die

      Frizzi wirklich schon lang nimmer gesehen.«

      Ansgar Natterer dachte nach.

      »Es war auf der Beerdigung von der Mutter, da hab’ i das letzte Mal ausführlich mit ihr gesprochen. I weiß gar net so recht, was sie jetzt machen tut.«

      »Die Frizzi arbeitet nimmer. Sie is jetzt ganz auf dem Hof, seit ein paar Monaten. Gelegentlich hilft sie


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