Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz


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Du gehst nicht mit mir nach Bogdaniec? Zych ist ja dort.«

      »Nein. Der Vater könnte doch zurückgekehrt sein und mich nötig haben.«

      »Nun, so möge Dir Gott für den Biber lohnen.«

      »Mit Gott …«

      Einen Augenblick darauf befand sich Jagienka allein. Ueber die Heide den Heimweg einschlagend, schaute sie immer wieder so lange nach Zbyszko zurück, bis er hinter den Bäumen verschwunden war, dann aber barg sie plötzlich das Gesicht in den Händen, gerade als ob sie sich vor den Sonnenstrahlen schützen wolle.

      Noch war aber keine Minute verstrichen, da rannen heiße Zähren über ihre Wangen und fielen, eine nach der andern, Perlen gleich, auf den Sattel, auf die Mähne ihres Rosses.

      Neuntes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Nach der Unterredung mit Zbyszko zeigte sich Jagienka drei Tage lang nicht in Bogdaniec, am vierten indessen erschien sie mit der Nachricht, daß der Abt in Zgorzelic angelangt sei. Diese Kunde brachte eine gewisse Erregung in Macko hervor. Zwar besaß er hinreichende Mittel, nun den Pfandschilling zu bezahlen, ja, er hatte ausgerechnet, daß ihm noch genug blieb, um mehr Ansiedler heranzuziehen, um einiges Vieh und manches andere, zur Landwirtschaft Notwendige anzuschaffen, aber zuvörderst hing alles von der Gnade des reichen Verwandten ab. Konnte dieser doch die Bauern, welche er selbst zur Ansiedelung veranlaßt hatte, je nach Bedürfnis mit sich fortführen oder auch zurücklassen, und dadurch den Wert des Gutes entweder erhöhen oder vollständig vernichten.

      Daher forschte Macko das junge Mädchen sehr eingehend nach dem Abte aus, er wollte wissen, wie er angekommen war, ob er heiter oder finster aussehe, auf welche Weise er von ihnen spreche und wann er nach Bogdaniec kommen werde – sie aber beantwortete seine Fragen sehr vorsichtig, indem sie ihn aufzurichten und über alles zu beruhigen suchte.

      Sie berichtete, der Abt sei wohl und vergnügt mit einem ansehnlichen Gefolge eingetroffen, worunter sich außer bewaffneten Knechten auch einige vagierende Kleriker, sowie fahrende Schüler befanden, er singe mit Zych und lausche gern nicht nur geistlichen, sondern auch weltlichen Gesängen. Sie fügte hinzu, er habe mit großer Besorgnis nach Macko gefragt und die Erzählung Zychs von Zbyszkos Erlebnissen in Krakau aufmerksam angehört.

      »Was Ihr zu thun habt, wißt Ihr selbst am besten,« sagte das kluge Mädchen schließlich, »doch glaube ich, es schickt sich, daß Zbyszko sogleich aufbricht, um den älteren Verwandten zu begrüßen, und es nicht abwartet, bis dieser nach Bogdaniec kommt.«

      Dieser Rat gefiel Macko. Er befahl daher, Zbyszko herbeizurufen, und sagte ihm: »Kleide Dich schön und geh’ dann, des Abtes Füße zu umfassen und ihm Deine Verehrung zu bezeigen, damit auch er Dich liebgewinnt.«

      Zu Jagienka gewendet bemerkte er: »Ich würde mich nicht wundern, wenn Du eine Thörin wärst, denn dafür bist Du ein Weib, aber daß Du Verstand hast, dies wundert mich. Sage mir nun, wie ich den Abt am besten bewirten, und womit ich ihn erfreuen kann, wenn er kommt.«

      »Was die Speisen anbelangt, so sagt er selbst, wozu er Lust hat – er ißt gern gut, und viel Safran muß bei allem sein, dann ist er zufrieden.«

      Macko griff sich an den Kopf, als er dies hörte.

      »Woher soll ich Safran für ihn nehmen?«

      »Ich habe mitgebracht,« versetzte Jagienka.

      »O wenn doch solche Mädchen auf freiem Felde wüchsen,« rief Macko erfreut aus. »Den Augen bist Du wohlgefällig, und sparsam bist Du und klug und freundlich gegen jedermann. Ei! Wäre ich noch jung, Dich und keine andere würde ich zum Weibe nehmen.«

      Da blickte Jagienka wie von ungefähr auf Zbyszko und leise seufzend fuhr sie fort: »Auch Würfel und Becher und ein Stück Tuch habe ich mitgebracht, denn nach jedem Mahle ergötzt er sich gerne mit den Würfeln.«

      »Diese Gewohnheit hatte er schon früher, und dabei pflegte er immer furchtbar heftig zu werden.«

      »Heftig ist er gar oft. Zuweilen wirft er den Becher ärgerlich auf den Boden und eilt zur Thüre hinaus. Aber dann kehrt er lachend zurück und wundert sich selbst am meisten über seinen Zorn. Nun, Ihr kennt ihn ja! Fügen muß man sich ihm, doch giebt es keinen bessern Menschen auf der Welt!«

      »Und wer sollte sich ihm nicht fügen, da er auch vermöge seines Verstandes alle andern überragt!«

      So plauderten sie miteinander, während Zbyszko sich im Nebenzimmer ankleidete und schmückte. Als er dann hereintrat, sah er so schön aus, daß Jagienka vollständig geblendet war, gerade wie damals, als er zum erstenmal in seiner weißen »Jacke« nach Zgorzelic gekommen war. Aber diesmal empfand sie tiefes Leid bei dem Gedanken, daß das Herz dieses Jünglings nicht ihr gehörte, und daß er eine andere liebte.

      Macko indessen betrachtete ihn voll Vergnügen, denn er sagte sich, der Abt werde sicherlich Wohlgefallen an Zbyszko finden und bei den Unterhandlungen dann keine Schwierigkeiten machen. Dieser Gedanke bereitete ihm so große Freude, daß er beschloß, seinen Bruderssohn zu begleiten.

      »Laß einen Wagen für mich rüsten – laß Heu darin aufschütten,« sagte er zu Zbyszko, »wenn ich mit einer Pfeilspitze zwischen den Rippen von Krakau bis nach Bogdaniec fahren konnte, kann ich jetzt gewiß ohne Pfeilspitze bis nach Zgorzelic fahren.«

      »Wenn Ihr nur nicht allzusehr dabei leidet,« sagte Jagienka.

      »Ei, es schadet mir nichts, denn ich fühle mich kräftig genug. Und wenn ich auch ein wenig leide, wird doch der Abt sehen, wie gern ich ihn begrüße, und dann wird er sich um so freigebiger zeigen.«

      »Eure Gesundheit ist mir aber lieber als seine Freigebigkeit,« rief Zbyszko aus.

      Doch Macko blieb hartnäckig und ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Unterwegs stöhnte er zwar ein wenig, doch gab er dabei seinem Bruderssohn fortwährend gute Lehren, wie er sich in Zgorzelic betragen sollte, besonders empfahl er ihm, sich dem mächtigen Blutsverwandten gegenüber demütig und gehorsam zu zeigen, weil dieser nicht den geringsten Widerstand ertragen könne.

      In Zgorzelic angelangt, trafen sie Zych und den Abt in der Vorhalle. Die beiden schauten in die schöne Landschaft hinaus und thaten sich mit Wein gütlich. Hinter ihnen, auf einer Bank an der Wand, saßen sechs Leute aus dem Gefolge in einer Reihe, darunter zwei fahrende Schüler und ein Pilger, der sich durch seinen gekrümmten Stab, den ausgehöhlten Kürbis am Gürtel und durch die auf den Mantel genähten Muscheln besonders auszeichnete. Daß die andern Kleriker waren, sah man an der Tonsur, doch trugen sie weltliche Kleidung, einen Gürtel aus Ochsenhaut und ein Schwert an der Seite.

      Beim Anblick Mackos, der zu Wagen gekommen war, eilte Zych lebhaft auf ihn zu, der Abt hingegen, offenbar seiner geistlichen Würde eingedenk, blieb ruhig an Ort und Stelle und begann mit den Klerikern zu sprechen, zu denen sich noch andere gesellten, welche durch die offene Thüre der Stube heraustraten. Zbyszko und Zych faßten den Kranken unter den Arm und geleiteten ihn in die Vorhalle.

      »Meine Gesundheit kann ich noch nicht loben,« sagte Macko, dem Abt die Hand küssend, »aber ich bin gekommen, um Euch, meinem Wohlthäter, meine Verehrung zu bezeigen, für die Bewirtschaftung von Bogdaniec zu danken und um Euern priesterlichen Segen zu bitten, denn einem sündigen Menschen ist er vonnöten.«

      »Ich hörte, Ihr hättet Eure Gesundheit wiedererlangt und der hochseligen Königin ein Gelöbnis gethan?«

      »Ich wußte nicht, an welchen Heiligen ich mich wenden sollte, deshalb wendete ich mich zu ihr.«

      »Daran thatet Ihr wohl!« rief der Abt eifrig, »sie ist weit besser als andere Heilige, mag dies bestreiten, wer es wagt.«

      Zorn und Aerger malten sich auf seinem Antlitz, seine Wangen färbten sich dunkelrot, seine Augen funkelten.

      Zych, der wie die andern Anwesenden seine Heftigkeit kannte, lachte laut auf


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